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Mindo lindo
August 11th, 2011Kristallklare gurgelnde Bergflüsschen, mit dichtem Moos bewachsene Bäume, rauschende Wasserfälle, exotische Blumen und das Brummen von Kolibris in der Luft. Mindo ist wahrlich ein unglaublicher und wunderschöner Ort, vielleicht sogar der schönste Ort, den ich je gesehen und betreten habe und glaubt mir, ich bin schon an sehr vielen Orten dieser Welt gewesen. Mindo liegt ziemlich genau unter dem Äquator etwa 2 Stunden von Quito entfernt auf 1500 Metern mitten in den Bergen. Hier gibt es einen der letzten Bergnebelwälder, der eine ganz eigene Biodiversität an den Tag legt. So lebt im so genannten Nambillo-Reservart und den angrenzenden Bergwäldern, die weltweit höchste Population an verschiedenen Vogelarten. Für Ornithologen ein absoluter Traum. Von 400 verschiedenen Kolibriarten, lassen sich hier unglaubliche 300 Arten beobachten und entdecken. Auch leben in den grünen Schluchten und weiten Tälern versteckt die seltenen Felsenhähne (ich hab ihn gesehen), Tukane (auch hier hatte ich Glück und hatte eine wunderschöne Begegnung mit einem der bunten Vögel) und auch für die letzten südamerikanischen Brillenbären und für einige Pumas, ist dieser grüne Flecken Erde, eine letzte Zuflucht geworden.
Mindo, das kleine, verschlafene Dorf direkt am Rande des wunderschönen Nebelwaldes lockt mit Temperaturen um die 25 Grad, Sonnenschein, entspannter Atmosphäre und freundlichen Bewohnern, von denen sich viele dem Umweltschutz verschrieben haben. So hat es mir sofort gefallen und nachdem ich in ein halboffenes Baumhaus in einen üppig, grünen Garten gezogen bin, hätte es nicht schöner sein können.
Besonders reizend sind die überall aufgestellten, Blütenatrapen, gefüllt mit Zuckerwasser und Honig um Kolibris anzulocken. Dort schwirrt und brummt es dann den ganzen Tag und man kommt den kleinen, bunten Feen der Lüfte super nahe und kann sie toll beobachten. Ich hätte stundenlang einfach nur den Kolibris zusehen können, so sehr hab ich diese kleinen Zwerge ins Herz geschlossen, aber es gab noch viel mehr in und um Mindo zu entdecken und zu sehen.
Am ersten Abend hab ich mich dann gleich für eine Frogwatching-Tour angemeldet. Ja richtig gehört, denn hier gibt es doch tatsächlich Froschbeobachtungen. Ich als absoluter Frosch- und Amphibienfan, musste mir das nicht zwei Mal sagen lassen und war sofort begeistert. Die Tour war fantastisch und ich war überwältigt von so viel Artenreichtum, alleine in einem kleinen, privaten Naturreservart um einen angelegten Teich. Der Führer war ein absolutes Beispiel für Eigeninitiative, Liebe zur Natur und zum Detail. Ein älterer Herr der vor Jahren eine ehemalige Bananenplantage gekauft hatte und sich als Ziel den Erhalt und Schutz von Fröschen in den Kopf gesetzt hatte und so ein beispielsloses Projekt und ein optimales Biotop für Amphibien, aber auch Insekten, Vögel und Schlangen ins Leben gerufen hatte. Es hat mir unglaublichen Spaß gemacht, mit Taschenlampe bewaffnet, abends durchs nasse Gras zu streifen und alle möglichen Frösche zu fangen und zu beobachten. Die Worte des Froschliebhabers konnte ich dabei förmlich in mich einsaugen, soviel Hochinteressantes und Spannendes hatte er zu berichten. Absolut fantastisch.
Die folgenden Tage bin ich dann teils in Begleitung, teils alleine immer wieder in den Nebelwald aufgebrochen, habe Vögel beobachtet, mich an Bromelien und Orchideen erfreut oder einfach nur den Geruch von feuchter Erde und Blumen inhaliert. Der normale Sauerstoffanteil in der Atmosphäre beträgt 8%, hier in Mindo steigt der Wert auf sage und schreibe 38%, ein absoluter Luftkurort!
Die Tiere, die Pflanzen, das Grün und die Schönheit der Natur haben mich dabei immer wieder so glücklich werden lassen. Ich habe dabei unheimlich viele und intensive Begegnungen mit der Natur erlebt die ihr wahrscheinlich eh nicht nachvollziehen könnt. Im Wald fühle ich mich frei, der Erde so nahe und verbunden. Die Natur und die Bäume geben mir Kraft und absolute Lebensfreude. Ich könnte schreiben und schreiben und den Versuch starten, Gefühle und Eindrücke in Worte zu fassen, aber das wäre eh nur Zeitverschwendung den Worte können nie die Intensität von Gefühlen ausdrücken die man erlebt wenn man im Moment völlig zufrieden und wahrlich glücklich ist. Darum lass ich es glaube ich auch einfach.
Die Welt und das Leben sind wahrlich einzigartig und kostbar. Es ist wunderschön da draußen, vergammelt euer Leben nicht auf dem Sessel vor der ewig dummen Glotze! Setz euch für das ein was euch wichtig ist und bewahrt das Schöne, das Gute und schützt das Schwache und Zerbrechliche.
So jetzt sind es nur noch 1 Nacht in Quito und eine Nacht im Flugzeug und dann bin ich auch schon wieder DAHEIM!!!!! Ich freu mich sehr, eine unglaubliche und prägende Reise neigt sich einem Ende zu, aber noch ist es nicht geschafft, denn es liegen noch 800 Kilometer Spanien und fast 2 Monate Jakobsweg vor mir, bevor ich dann wirklich und endgültig wieder für euch zu Hause bin.
Ich freu mich auf euch
Liebste Grüße
Jens
p.s. der rote, verschwommene Vogel auf einem der Bilder ist übrigens ein seltener Felsenhahn. Für diesen Vogel, bin ich schon um 5 Uhr morgens in den Wald aufgebrochen und hatte großes Glück ihn zu beobachten. Leider war es früh morgens noch recht dunkel, daher, ist das Bild unglücklicherweise nun recht verwischt. Aber die Begegnung war absolut fantastisch und an den Geräuschen, Gerüchen und Eindrücken des erwachenden Waldes, werde ich noch lange zeren!
Tage im Regenwald
Juli 30th, 2011Hallo ihr Lieben
Ich komme gerade von einer 4 tägigen Regenwaldtour zurück und bin, wie sollte man es auch anders erwarten, mal wieder komplett begeistert! Auch wenn der Regenwald durch viel Regen und Matsch seinem Namen alle Ehre gemacht hat und es nicht immer schön wahr, durchnässt, klebrig und schmutzig durchs Unterholz zu klettern, es war trotzdem eine einmalige Sache und ein absolutes Abenteuer.
Vor weg, am Montag habe ich Elena, eine super nette Spanierin hier im Hostel kennen gelernt. Da diese auch alleine unterwegs ist und wir uns auf Anhieb gut verstanden haben, haben wir beschlossen den Tag gemeinsam zu verbringen. Erst hatte ich etwas Schiss, denn das gesprochene Spanisch aus Spanien unterscheidet sich sehr von der Mundart hier in Lateinamerika aber die Kommunikation lief blendend und mir wurden auch immer wieder meine guten Spanischkentnisse bestätigt! Das spanische Spanisch ist aber trotzdem, eine Nummer flotter, etwas vulgärer und jugendlicher und Erforderte zuerst etwas mehr Konzentration. Aber schon bald konnte ich munter über Politik, Schul- und Gesundheitssystem und ähnliche Dinge diskutieren, ich glaub ich kann mich mittlerweile in dieser Sprache doch wunderbar behaupten.
Nun ja, lange Rede kurzer Sinn, wir haben zusammen beschlossen einen Bus nach Puyo an die Anfänge des Amazonastieflandes zu nehmen. Was in Südamerika immer wieder erstaunlich ist, ist die Vielfalt und der schnelle Wechsel von einer Klimazone zur Nächsten. So ging es wieder wunderbar gefährlich und atemberaubend schön auf einer Passstraße die Anden hinunter in den Regenwald. Super toll und beeindruckend ist das. Vorbei an rauschenden Wasserfällen, immer tiefer hinein in einen Wald der unfassbar grün erscheint. In eineinhalb Stunden ist man dann von einem kühlen andinen Wetter hinunter in den heißen, tropischen Regenwald gebraust. Der absolute Wahnsinn.
In Puyo selbst haben wir uns ein kleines Naturreservard für Orchideen angesehen. Ein beispielloses Projekt von einer engagierten Ecuadorianischen Familie! Auf fast 2 Hektar Regenwaldgrundfläche hat die Familie ein absolut fantastisches Freilandmuseum errichtet. Auf diesem Flecken Tropenwald blüht und sprießt es in allen möglichen Farben und Formen. Die Betreiber stehen dem Rückgang der tropischen Wälder sehr kritisch gegenüber und so fahren sie, wenn immer es ihnen möglich ist, an die Orte an denen Wald zerstört wird. Tragen mit einer unfassbaren Leidenschaft und Liebe für die Natur alle möglichen Arten von Pflanzen zusammen und fotografieren und katalogisieren Tiere und Pflanzen die in den Gipfeln der gefällten Baumriesen wohnen. Durch den Transfer der Orchideen und anderer Pflanzen, in ihren Naturschutzgarten, wollen sie möglichst viel Biodiversität erhalten und den Menschen nahe bringen. Ein ganz tolles und zudem unheimlich interessantes Projekt. Auch die liebevolle Führung und einzigartige Erklärung waren die 4 Dollar mehr als wert!
Nachdem wir dann noch zusammen in einem tollen Lokal Abendessen gemacht haben, haben wir uns auch verabschiedet, denn für mich gings dann am Dienstagmorgen schon bald los mit meiner Regenwaldtour. Zusammen mit zwei älteren Schwestern aus Deutschland, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe und einem netten, französischen Pärchen in meinem Alter, gings dann erst einmal fast 3 Stunden wieder die gleiche Strecke wie den Tag zuvor die Anden hinunter und immer weiter in den Regenwald hinein. Der erste Tag war recht touristisch und fast etwas öde, es wurden einige Indianerdörfer besichtigt und es sollten Schmuck und Keramik gekauft werden was ich immer irgendwie ätzend finde. Auch die „authentische“ Indianerlebensweise hat mich nicht so umgehauen und so war ich fast etwas gelangweilt! Wir kamen aber auch in eine Auffangstation für Affen und das war richtig toll! In einem geschützten Teil des Waldes werden beschlagene Affen aus schlechter Haltung aus ganz Ecuador in einem Auswilderungsprojekt wieder fit für den Urwald gemacht. Die Tiere leben dabei halb frei, das bedeutet, dass sie eigentlich gehen können, wenn ihnen danach ist, auf ausgewiesenen Plattformen jedoch noch Futter und Betreuung erhalten. Da die meisten Tiere durch die oft lange Gefangenschaft zuvor sehr auf Menschen geprägt sind, entscheiden sich nur die wenigsten für ein Leben in vollkommener Freiheit. Um so besser für uns Touristen. Denn diese Affen haben absolut keine Scheu und klettern gerne auf den Mensche herum. Besonders mein Haar war wohl ultra interessant und so hatte ich einen Affen der wohl auf meinem Kopf fündig wurde, bei seiner Suche auf Läuse, den ich fast gar nicht mehr losbekommen konnte. Etwas nervig war das dann nach einiger Zeit schon, aber auch irgendwie ein super tolle Erlebnis, mal so ein Äffchen zu schmsen :-D!
Allerdings gings dann nachmittags doch gleich mit Gummistiefeln in den Dschungel und nachdem dieser ganze touristische Trubel endlich vorbei war, hat mir die Tour richtig gut gefallen. Unser Guide war hervorragend und hat viel erklärt und uns über unmögliche Schlammpisten geführt, aber eigentlich ist das dreckig sein, ja auch mal schön und so habe ich den Wald in vollen Zügen genossen. Es hat nur leider immer wieder geregnet und den Regenponcho den ich am Tag zuvor noch gekauft hatte, habe ich am ersten Tag gleich vergessen ;-)! Schön dumm von mir, denn ziemlich nass sind wir dann nach fast 3 Stunden im Dschungelcamp angekommen. Untergebracht waren wir in Holzhäusern auf Stützpfeiler und ohne Elektrizität und störende Medien konnte ich beim Rauschen eines nahe gelegenen Flüsschens, dem Trommeln des Regens und der wunderbaren Symphonie des Regenwaldes hervorragend schlafen.
Am nächsten Tag ging das Programm gleich weiter und wir sind erneut in den Wald gestartet! Es wurden immer wieder Pflanzen gezeigt und erklärt aber bis auf viele Pflanzen, unendlich viel Matsch und einige Insekten, hatte der Dschungel bis dahin noch nicht viel zu bieten. Am Rande einer Wasserüberfluteten kleinen Schlucht haben wir dann umgeben vom grünen Dickicht Rast gemacht und unser Führer fragte ob wir einen Wasserfall sehen wollten? Klar wollten wir den sehen und so blieb uns nichts anderes übrig als bis zu den Hüften tief durchs Wasser in die Schlucht hinein zu waden! Nach einer Zeit konnte man den Wasserfall schon rauschen hören, aber er blieb den Blicken dennoch hinter einer Kurve und tiefem Wasser verborgen. So blieb uns also nichts anderes übrig als durch das Wasser hindurch zu schwimmen (wenn man nicht grad nackend sein wollte, dann also mit Bekleidung) um an den Wasserfall zu gelangen. Das Wasser war kalt und irgendwie hatte ich keinen Bock, aber der Anblick des in die tiefe stürzenden Wassers, umgeben von vermoosten und mit Farn bewachsenen Steilwänden war dann doch wunderbar und das kalte Bad um jeden Preis wert.
Wieder zurück im Camp kam dann am Abend nach einem Regenreichen Tag sogar ein bisschen die Sonne raus und um Kanu sitzend, paddelten wir dann auf einem tropischen Flüsschen weiter hinein in den Regenwald zu unserem nächsten Camp! Dieses lag direkt am Fluss, umgeben von verschiedensten Gewässern und Tümpelchen in Mitten des Waldes und als die Sonne dann untergegangen war, ging es mit Taschenlampe bewaffnet hinein in die tropische Nacht um Kaimane und Schlangen zu finden. Wir haben sogar einen Kaiman recht nahe am Ufer ausfindig machen können, aber weil ich Dummerle meine Taschenlampe vergessen hatte und mich im Matsch festgefahren hatte und dann nach Hilfe gerufen habe, ist das Tier leider durch diesen Lärm zurück in tieferes Gewässer geflüchtet. Tja, da hätt ich mir in den Arsch beißen können, aber ich hab ihn trotzdem mal kurz gesehen ;-)! Ansonsten war die Nacht leider auch nur wieder unglaublich feucht und nass, aber bis auf einen Frosch blieb auch dieser Tag an Tieren arm.
Am nächsten Tag hat es dann gleich am Morgen zur Begrüßung geregnet und in eher schlechter Laune ging es wieder hinein in den Matschwald! Wir sind dann einen Dreckberg hinaufgeklettert von wo aus man eine fantastische Aussicht auf den Regenwald, den Fluss und die gigantische Bergkette der Anden haben sollte. Wald und Fluss konnte man sehen, aber die Berge versteckten sich unter dicken, schwarzen Regenwolken. Es gab dann die Möglichkeit mit einem Blasrohr zu schießen und sich an Lianen hin und her zu schwingen oder die Aussicht in einer Hängematte zu genießen. Ich entschied mich für Letzteres!
Zurück nach dem Mittagessen ist dann meine Gruppe wieder abgezogen, zurück nach Baños den alle außer mir hatten nur eine 3 Tages Tour gebucht. So blieb ich Mutterseelen allein zurück in einem verregneten Dorf der Shuar-Indianer und hätte irgendwie heulen können. Hab mich nach all den lustigen Tagen mit den beiden Mamas richtig wohl gefühlt und war dann irgendwie etwas alleine!
Unser Guide, mit dem ich super zurecht gekommen bin, blieb aber mit mir zusammen im Regenwald und nachdem ich in ein privates kleines Holzhäuschen gezogen war, gings mir dann eigentlich auch schon wieder gut. Ich bin dann nachmittags noch etwas alleine durch die Gegend gezogen und gegen Abend klarte dann sogar der Himmel auf, so dass ich von meinem Häuschen aus einen spektakulären Blick auf die Berge hatte vor denen sich langsam der Schleier lichtete! Es ging dann schon früh für mich auch schon ins Bett. Naja was soll man anderes auch machen ohne Strom und im Kerzenschein?
Am nächsten Tag wurde ich von schreienden Papageien und Sonne geweckt und das Bergpanorama konnte nun fast komplett bewundert werden. Auf einmal wurde es auch richtig heiß und genau so wie man sich den tropischen Wald eigentlich vorstellt. Plötzlich schwirrten überall bunte Insekten und Schmetterlinge herum und das Vogelleben turnte in den Bäumen! Mein Guide, dem langweilig war, hat dann für mich nochmal eine private Führung gestartet und an diesem Tag konnte ich ALLES sehen was wir so mühevoll die Tage zuvor gesucht haben. Wir wurden mit Affen und roten Aras in den Bäumen belohnt. Konnten Kaimane und Schildkröten beim Sonnenbaden beobachten und in einem kleinem Indianerdorf durfte ich dann noch eine 5 Meter lange Boa bestaunen die ihr Leben leider in einem kleinen Käfig fristen muss!
Mit all den Tieren gefiel mir der Dschungel dann richtig gut und bekleidet von Schmetterlingen, mussten wir dann leider gegen Mittag unsere Heimreise antreten! Nun bin ich wieder zurück in Baños und hier scheint zum Glück die Sonne! Die netten Franzosen sind zufälligerweise im gleichen Hostel wie ich gelandet und zusammen haben wir heute noch gemütlich zu Abend gegessen. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht genau was meine Pläne für die kommenden Tage sind, aber ich halte euch auf dem Laufenden!
Ich hoffe es geht euch gut
Herzliche Grüße
Jens
Es regnet in Baños!
Juli 24th, 2011Nachdem ich eigentlich vor dem Regen an der Küste rund um Puerto Lopez fliehen wollte und mir das Wetterdiagram über Baños 30 Grad Sonnenschein anzeigte, habe ich mich dazu entschlossen von Freitag auf Samstag zuerst den Nachtbus nach Quito zu nehmen um dort dann gleich umzusteigen in einen Bus in das 4 Stunden entfernte Baños am Fuße der ecuadorianischen Anden! Als ich in Baños dann nach einer langen, harten und kalten Reise eintraf, war ich mehr als enttäuscht! Es ist zwar wunderbar grün und idyllisch gelegen, doch es ist kalt, bewölkt und verregnet! Die Wetterdaten die ich zu Rate gezogen hatte, beziehen sich leider auf das spanische Baños in Andalusien. Häm, naja nun bin ich schon einmal hier ;-)! Zu guter Letzt haben sich dann bei mir auch noch Hals- und Gliederschmerzen eingestellt und die Stimmung ist im Moment leider doch eher unten!
Aber nun gut, nachdem mir eine Schweizerin gleich eine Packung „Ricola“ geschenkt und mich für den ersten Tag nett unterhalten hatte, bin ich zwar enttäuscht und genervt erkältet zu sein, aber es könnte schlimmer sein. Immerhin habe ich noch kein Fieber :-D!
Baños (spanisch für Bäder) selbst ist eines der wichtigsten Pilgerorte in Ecuador. Aus dem ganzen Land strömen die Menschen in diese Kleinstadt um in der Kathedrale der „Heiligen Jungfrau des heilenden Wassers“ ihre Ehrerbietung entgegen zu bringen. Baños liegt am Fuße eines sehr aktiven Vulkanes und durch zahlreiche, heiße Quellen, ist es ein beliebter Kurort! Auch soll das gesegnete Wasser der Jungfrau heilende Wirkungen haben und so pilgern ähnlich wie im französischem „Lourdes“ Menschen aus ganz Lateinamerika hier her um den Segen der Jungfrau zu erhalten und im Wasser Heilung zu finden! Ich glaube dadurch ist Baños auch die einzige behindertengerechte Stadt in ganz Ecuador, denn überall gibt es Rollstuhlrampen und ähnliches!
Von der ganzen Pilgerstimmung dann mitgerissen und tiefgläubig, hoffend auf Heilung für meinen schmerzenden Hals, bin ich dann auch in einem Strom aus Menschen heute in die Kathedrale getrieben worden :-D! Die Kathedrale ist groß, aber naja gut, es ist halt ne Kirche. Davon haben wir in Deutschland genügend und in Lateinamerika sowieso. Dennoch, der tiefe Glauben der Menschen ist immer wieder beeindruckend und so befand ich mich bald umringt von weinenden und in tiefem Gebet versunkenen Katholiken vor dem Abbild der heiligen Jungfrau die eher einer etwas zu kitschig geratenen Puppe gleicht! Ich konnte es mir dann auch nicht nehmen in das günstige, skurrile Jungfrauenmuseum zu gehen, in dem man eingelegte Köpfe von Giftschlangen bestaunen kann, die kleine unschuldige Kinder gebissen haben sollen und welche die Jungfrau töten und die Kinder heilen konnte. Man sieht noch weitere Merkwürdigkeiten wie einen Kälberkopf mit 3 Gesichtern. Eine Missgeburt und Laune der Natur, in der aber der Satan innewohnt und der von der Heiligen Porzellanpuppe dann auch erfolgreich ausgetrieben wurde und natürlich immer wieder Bilder von dankbar Geheilten und Krücken die nicht mehr gebraucht werden! Auch wenn ich etwas gemein und spöttisch schreibe, den Menschen hier ist der Glauben an eine bessere Welt und an eine Heilige oft das Einzige was ihnen im Leben bleibt und eine wichtige Stütze in einem oft beschwerlichen und armen Leben. Aber nun gut, ich kann damit einfach nichts anfangen ;-)!
Wäre es dann nicht so wolkenverhangen, windig und immer wieder sehr feucht, wäre Baños für mich ein wunderbarer Ort um längere Ausflüge in die grüne Natur zu unternehmen! Ich habe aber nur einen kleinen Spaziergang an den nahe gelegenen Fluss geschafft und während sich hier im Hostel andere Traveler schon nach einem Tag langweilen und von einer hohen Brücke mit Bungeeseil in den Abgrund stürzen müssen um der Tristes zu entgehen, bin ich glücklich und unschuldig, umringt von vielen Pflanzen und finde Vollkommene Zufriedenheit darin, nicht viel zu tun und Fotos von Blumen zu schießen :-D!
Heute ist Sonntag und eine schier nicht enden wollende Flut an ecuadorianischen Touristen sprengt das kleine Kaff fast auseinander. Deswegen werde ich mich wohl erst morgen, wenn es dann etwas ruhiger ist, in das heiße Wasser der Thermalquellen begeben! Hoffen wir doch, dass ich mir keinen neuen Pilz einfangen werde :-D!
Da Baños ähnlich wie damals Coroico in Bolivien, hier in Ecuador das Tor und idealer Ausgangspunkt in den Amazonasregenwald darstellt, habe ich für Dienstag eine 4 tägige Urwaldtour gebucht. Die Unterkunft ist dabei in einem indianischen Dorf der Shuar (ehemalige Schrumpfkopfhersteller) geregelt und auf den Bildern des Touristenbüros konnte ich schon vielversprechende Baumriesen, Aras und PFEILGIFTFRÖSCHE bewundern! Ich freue mich schon sehr und geh es bis Dienstag noch etwas langsam an um meine Erkältung auszukurieren und dem scheußlichen Wetter zu entgehen!
Ich hoffe es geht euch gut
Allerliebste Grüße
Jens
Isla de la Plata y Observación de las ballenas!!!!
Juli 20th, 2011Es bläst laut als sich der graue Gigant aus dem weiten Ozean erhebt! Gemächlich und ruhig, hebt er den Kopf ein kleines Stück aus dem Wasser um kurze Zeit später wieder ganz darin zu verschwinden. Wie gerne wäre ich ihm in die blaue Weite gefolgt und hätte mich seinem hypnotischem Liebesgesang ergeben. Berauschende Gefühle des Glücks, der Euphorie und der Gewissheit über die grandiose Schöpfung durchfahren meinen Körper. Ich fühl mich wie im Himmel! Nur wenige Meter entfernt von mir schwimmt ein Riese, der geheimnisvoll in einer endlosen Welt lebt, die ich mir niemals zu erschließen vermag!
Jährlich kommen um die 700 Buckelwale in die ruhigen und warmen Gewässer um Puerto Lopez in den Nationalpark Machalilla um ihre Jungen auf die Welt zu bringen und um sich fortzupflanzen. Aus diesem Grund hat Ecuador als erstes Land, einen eigenen Meeresschutzpark für die Giganten der Meere eingerichtet. Es sind aber nicht nur Wale die sich hier beobachten lassen, auch zahlreiche Haie, Seelöwen und Delfine, tummeln sich in den seichten Gewässern rund um die Isla de la Plata
Nachdem wir den kleinen Hafen von Puerto Lopez mit einer wackligen Nussschale verlassen haben, begegneten uns schon bald die ersten Wale. Buckelwale zählen zu den aktivsten Walen und hier in den warmen Gewässern ist es keine Seltenheit die grauen Riesen während der Paarung und zur Umwerbung der Weibchen springen und ausgelassen im Wasser herumtoben zu sehen. Der bis zu 16 Meter lange Körper wird dabei wie ein Torpedo aus dem Wasser katapultiert. Den Aufprall des mächtigen Tieres auf der Wasseroberfläche, kann man schon von weitem hören und sehen. Es war gigantisch. Schon nach den ersten 10 Minuten sahen wir den ersten Wal springen und immer wieder ging ein Aufschrei des Erstaunens und der Bewunderung durch die Reihen der Betrachter. Ich war fassungslos! Ein Lebenstraum wurde mir erfüllt und ich wäre arm gestorben, hätte ich diese wunderbaren Tiere nicht in freier Natur erleben dürfen.
Wir mussten die Wale gar nicht richtig suchen und immer wieder kreuzten Gruppen der Tiere unseren etwa 45 Minütigen Weg von Puerto Lopez zur „Isla de la Plata“. Übersetzt heißt „Isla de la Plata“ soviel wie „Silberinsel“. Den Namen hat sie von britischen Piraten erhalten, die in den Südamerikanischen Gewässern, die mit dem Inkagold beladenen Schiffe der Spanier überfallen haben und einen Teil der dabei erlangten Beute, auf dieser Insel versteckt hatten! Überhaupt hat Ecuador eine recht Piratenreiche Geschichte und immer wieder trifft man hier an der Küste aber beispielsweise auch in Guayaquil auf ihre Spuren.
Die „Isla de la Plata“ zählt heutzutage als ein wichtiges Refugio für Meeresvögel und Meeresschildkröten. Auf ihr gibt es große Kolonien von Fregattvögeln, Masken- Blaufuß- und Rotfußtölpel sowie Tropikvögel (wunderschöne weiße Vögel mit beeindruckend langen Schwanzfedern) und auch einige Albertrosse und weitere Seevögel haben in ihr einen wichtigen Nistplatz gefunden! Die Insel weist zahlreiche, steile Klippen auf und die vorgelagerten Gewässer sind seicht und Fischreich. Ideale Bedingungen für die Vögel und da es auf der Insel keine natürlichen Feinde gibt, zeigen sie ähnlich wie die Tiere auf den Galapagosinseln keinerlei Scheu und können von Nahem betrachtet werden! Als wir den kleinen natürlichen Hafen der Insel ansteuerten, konnten wir auch schon die ersten Meeresschildkröten beobachten die ruhig und gleichmäßig unter dem Boot um herschwammen! Ich war absolut begeistert, solche Szenen kennt man eigentlich nur aus dem Fernsehen. Hier bot sich mir Natur und Tierleben, welche ich schon von klein auf kennen lernen wollte!
Auf der Insel selbst haben wir dann eine etwa drei stündige Wanderung unternommen. Im Moment ist hier zwar alles bewölkt und diesig, aber die Periode zählt trotzdem zur Trockenzeit und deshalb kommen Pflanzenfreunde in dieser Zeit angesichts von vertrockneten, garstigen Gestrüpp nicht auf ihre Kosten. Aber das macht auch nichts, denn so Bald man etwas ins Innere der Insel vorgedrungen ist, wird man schon alsbald von vielen verschiedenen, nistenden Vögeln entschädigt, die sich gerne und nahe anschauen und fotografieren lassen. Dabei lassen sich seltsame, fast komische Balztänze beobachten und auch Schlangen und kleine Leguanen, flitzen des Öfteren durchs Gestrüpp. In der Ferne sieht man es dann immer wieder Blasen und Platschen und so kann man auch die Wale von der Insel aus hervorragend verfolgen. Ich war rundum zufrieden!
Anschließend ging es mit dem Boot dann noch nach dem Mittagessen in eine kleine Bucht mit Korallenriff und die Zeit konnte zum Schnorcheln genutzt werden! Ich war mit einer britischen Schulklasse unterwegs und diesen war es leider aus Sicherheitsgründen verboten, während des Urlaubs zu schwimmen. Mit sehr neidischen Blicken wurde ich dann also begutachtet, als ich dann als Einziger in das ca. 25 Grad warme Wasser in einen Schwarm bunter Fische hinein tauchen konnte! Es war herrlich! Ich hätte nicht gedacht das ich es so genießen würde mich ins Meer zu begeben. Ich war umringt von den farbenfrohsten Fischen die mir ganz nahe kamen und die ich sogar berühren konnte. Es war, als schwebte ich in einer Wolke aus glühenden Edelsteinen. Es war unvergesslich und unvergleichlich mit irgend einem anderen Erlebniss das ich je hatte. Ich bin ernsthaft am Überlegen hier in Ecuador einen Tauchschein zu machen.
Als ich dann fertiggetaucht hatte und mit strahlendem Gesicht zurück in das beleidigte Boot geklettert bin (pfff mir doch egal, für mich wars DER HAMMER :-D!) neigte sich der Trip dann auch langsam dem Ende zu. Nicht aber ohne noch einige Male die wunderbaren Wale zu sehen und ganz nahe zu Beobachten. Da ich als Einziger in der Gruppe Spanisch sprechen konnte, wurde ich auch schon bald zur Crew hinauf aufs Boot gebeten. Von hier aus hatte man einen optimalen Ausblick auf die See und die Wale und das Gefühl auf einem Schiff ganz vorne, umringt von den Giganten des Meeres, kann ich nicht beschreiben und ist einfach unglaublich! Es war ein so toller Tag und eigentlich, hab ich mir jetzt mit 24 Jahren schon fast alle Lebensträume erfüllt!
- Ich war im Himalaya
- Ich hab Indien gesehen
- Ich habe eine Zeit in einem buddhistischen Kloster verbracht
- Ich hab eine zweite Fremdsprache gelernt und kann diese fließend sprechen
- Ich war im Amazonasregenwald
- Und ich habe Wale live sehen und genießen dürfen
Was wünscht man sich mehr? Ich bin rundum zufrieden, überglücklich und immer noch geflashed von einem der schönsten Tage meines Lebens! Vielleicht mach ich die gleiche Tour in den nächsten Tagen einfach noch ein Mal ;-)! Was meint ihr?
Ich wünsch euch was
Liebste Grüße
Jens
Guayaquil!
Juli 17th, 2011Hallöchen
Guayaquil überrascht und zeigt sich durchgehend positiv! Nach anfänglichen Horrormeldungen über die Gefährlichkeit und die Hässlichkeit einer Betonstadt in den Tropen, erfrischt Guayaquil mit bunten Straßen, grünen Parks und freundlichen Menschen!
Nachdem es heute Morgen wirklich stark nach Regen aussah, habe ich mich aber trotzdem dazu entschlossen, mit einer Australierin die ich hier kennen gelernt habe, eine Sightseeing-Tour zu machen. Vor allem das farbenfrohe Viertel "Las Peñas" und die modische Flusspromenade am Ufer des mächtigen Flusses Guayaquil wollten gesehen werden!
Ecuador wirkt vor allem hier, super modern, sauber und gepflegt! "Las Peñas" war vor einigen Jahren noch ein heruntergekommener, gefährlicher Slum der sich nach einem Politikwechsel in Guayaquil nun zum Modeviertel entpuppen konnte! Grelle Farben, verwinkelte Gassen und entspannte Latinomusik, machen Spaß, doch leider hat sich die Sonne nicht so richtig zeigen wollen und auf Grund des fehlenden Lichts, sind meine Fotos doch eher dürftig !
Anschließend haben wir noch einige Parks und einen kleinen Zoo besucht in dem Tiere in extrem kleinen Käfigen ihr Dasein fristen durften. Es war naja, aber sehr schön und grün gelegen!
Vor allem besticht Guayaquil für mich durch viele, tropische Bäume und durch Papageie die mitten in der Stadt leben! Auch sind die Grünflächen bevölkert von riesigen Leguanen die es hier gibt wie anderswo Tauben! Ich war glücklich und es hat mir gut gefallen!
Morgen gehts dann für mich weiter nach Puerto Lopez, ein Küstenort mit dem ersten Naturschutzgebiet für Meeressäuger ! Ich freu mich!
Wünsch euch was
Liebste Grüße
Jens
Bienvenidos en Ecuador! Hola Guayaquil!
Juli 16th, 2011Hallo ihr Lieben
Nach einer anstrengenden und sehr kalten Nacht am Flughafen in Lima bin ich heute in den Tropen angekommen! Guayaquil ist gigantsisch und unter einer dampfenden, schweißtreibenden Haube verborgen! Es hat bestimmt an die 30 Grad mit einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit, ein weiterer Punkt der sofort ins Auge springt, ES IST GRÜN!!! Ich liebe es ! Ecuador zeigt sich sehr modern und freundlich! Hoffentlich bleibt das so! Heute hab ich erst mal nur in einer Hängematte am Pool entspannt und wage mich noch nicht auf Sightseeingtour! Ich glaube Guayaquil hat auch nicht so viel zu bieten! Sie ist mit knapp 4 Millionen Einwohnern die größte Stadt Ecuadors und galt bis vor kurzem noch als sehr gefährlich und wenig sehenswert! Seit einigen JAhren hat sich aber gerade im Bereich der Sicherheit viel getan, aber ein großer Touristenmagnet ist Guayaquil noch lange nicht! Werde mir morgen mal ausgiebig Zeit nehmen und dann gibts auch wieder Fotos!
Gestern wurde ich dann noch herzzerreisend verabschiedet, es war furchtbar! Alle haben geweint, es wurden Reden gehalten und ich wurde gedrückt und geherzt und als Teil einer großen Familie ungern verabschiedet! Vor allem die Kinder haben mir das Herz zerfließen lassen. Ich wurde im großem Kreis verabschiedet und jeder der wollte, durfte ein paar Worte an mich richten. Die meisten Worte sind gar nicht an mich heran gekommen weil die meisten nur geheult haben und ich musste auch sehr mit den Tränen kämpfen!
Besonders rührend war dann, dass ein Junge noch hoch auf mein Zimmer gekommen ist und mit zittrigen Fingern ein eigen komponiertes Lied für mich auf der Panflöte gespielt hat, ICH HÄTTE STERBEN KÖNNEN! Ich wurde unglaublich geehrt und mit vielen persönlichen Dingen beschenkt und war nach der Verabschiederei dann auch ganz fix und fertig und hätte am liebsten gleich geschlafen!
Ein kleines Mädchen hat mich dann noch sehr zum lachen gebracht als sie sich in großer Gruppe bei mir dafür bedankte, dass ich sie immer geschimpft habe, wenn sie bei den Hausaufgaben nicht konzentriert war, weil das ja wichtig ist und mit viel viel Wehmut bin ich dann gegangen!
Rosa und Belen haben mich dann noch zum Flughafen bekleidet, dort hat dann noch eine befreundete Familie von mir als Überraschung auf mich gewartet und nachdem wir uns dann noch mal alle geherzt und angeheult haben, bin ich dann auch zum Boarding verschwunden!
JA eine unvergessliche Zeit ist nun vorbei und ich kanns noch gar nicht so richtig realisieren! Aber im Moment bin ich einfach nur glücklich das es jetzt dann auch weiter geht und ich dem peruanischen Winter hinein in die Ecuadorianischen Tropen entfliehen konnte!
Ich hoffe es geht euch allen gut!
Wir hören voneinander
Liebste Grüße
Jens
Abschied!
Juli 15th, 2011Hallo ihr Lieben
So ein letztes Mal hört ihr nun von mir aus Peru! Die Zeit des Abschieds ist gekommen, morgen (bzw. bei euch heute) flieg ich nach Ecuador und verlasse das Hogar und Arequipa!
Die letzten Tage war ich doch schon etwas traurig gestimmt, denn ich möchte die Zeit und all meine lieben Kinderlein und all die großartigen MEnschen die ich hier kennen lernen durfte nicht missen! Ich hab wahnsinnig viel dazu gelernt und auch wenn es nicht immer einfach hier in Peru war und mich auch VIELES genervt hat, es war doch einfach unvergesslich und letztendlich sind es dann doch die Menschen und Begegnungen die einen berühren und Freundschaft und Herzlichkeit die einem für immer im Leben bleiben!
Auch mein geliebtes Kätzchen das ich auf den Namen "Luigi" getauft habe, möchte ich am liebsten gar nicht verlassen, so sehr hab ich das kleine Knäul lieb gewonnen!
Morgen wird dann noch Eis gegessen und ich hab noch ein bisschen was geplant und Rosa bringt mich dann zum Flughafen, das wird dann bestimmt auch noch einmal sehr traurig, aber es nützt ja alles nichts und neben dem bitteren Geschmacks des Abschieds, drängt sich doch auch immer mehr die Vorfreude auf das was dann kommen mag in den Fordergrund (schreibt man das so?)!
Nachdem ich dann morgen abend am Flughafen in Lima übernachten werde, komme ich dann Samstag Mittag an in Guayaquil! Der größten Stadt Ecuadors und perfekter Ausgangspunkt um an die weiten Sandstrände der Küste zu gelangen. Ich freu mich wahnsinnig, jetzt dauert es nicht mehr lange, dann bin ich wieder frei, setze meinen Rucksack auf und lass mich treiben in einem neuen, mir noch unbekannten Land ;-)!
Eine unvergessliche Zeit neigt sich dem Ende zu, ich schließe das Kapitel und mein Leben in Peru, und bin gespannt was kommen mag!
Ich hab euch alle lieb!
Bald sehen wir uns wieder
un abrazo gigante y un mil besitos
euer Jens
Eine Nacht für die Katz!
Juli 7th, 2011Hallo ihr Lieben
Seit geraumer Zeit ist die Katze des Hogars "Lulú" schon schwanger. Die letzten Tage war sie dann außerordentlich fett und sehr sehr launisch. Die Katze hat mich fast in den Wahnsinn getrieben. Mal hat sie sich liebestoll an mich geworfen, dann hat sie wieder nach mir gebissen und gekratzt! Ständig ist sie mir schreiend hinter mir her gelaufen und hat in allen Ecken herumgewühlt. Hab mir schon gedacht, dass es jetzt nicht mehr lange dauern kann und sie dann ihre Kinderlein bekommen wird!
Vorgestern Nacht, bin ich dann aufgewacht, weil die Fruchtblase in MEINEM Bett geplatzt ist. Die Katze fing wie wild zu lecken an und ich hab das tropfende Tier, schnell ins Nebenzimmer gebracht, denn eine Katzengeburt, wollte ich nun wirklich nicht in meinem Bett haben. Tage zuvor hatte ich ihr schon im freiem Zimmer Wurfmöglichkeiten eingerichtet, in die sie sich dann auch schnell verzogen hat.
Am nächsten Morgen, war die Katze aber wieder ganz die Alte, von den Babys keine Spur. Das launische Spiel, hat sie dann den ganzen Tag mit mir weiter getrieben. Hat sich immer wieder hingeworfen und wie wild angefangen zu putzen, dass ich jeden Moment dachte, jetzt ist es so weit. War dann nervlich schon ganz aufgekratzt und hab dem Ereignis entgegengefiebert!
Heute Nacht war es dann so weit. Ich konnte ja sowieso nicht schlafen und hab alle paar Minuten nach der Katz geschaut die wild putzend im Nebenzimmer auf dem Bett gesessen war. Um 0:00 Uhr ging es dann los, erste Wehen, Katze ganz aufgeregt, Blutspuren. Ich wollte sie eigentlich in Ruhe lassen, aber jedes Mal wenn ich den Raum verlassen habe, hat sie ganz wild geschrien. Wenn ich dann wieder bei ihr gesessen war, hat sie angefangen zu schnurren und war viel ruhiger. Das ganze Ereignis war aber trotzdem etwas chaotisch, weil die Katze immer wieder aufgesprungen ist und im Zimmer herumgelaufen ist. So wurde auch das erste Baby auf dem Fließenboden geboren. Aus Angst, dass sich das arme Würmchen verkühlt, hab ichs dann gleich, schleimig wie es war , aufgehoben und wieder aufs Bett gelegt. Die Katze ist gleich nach und hat das Kätzchen ganz lieb sauber geleckt. Das Kleine hat dann auch gleich angefangen zu schreien und schon 20 Minuten später, sahs es an der Zitze und hat gesaugt. ES WAR SOOOO TOLL!!! Ich hätte schreien können so schön war das!
Dann ging es aber wieder weiter mit Wehen. Mittlerweile schon nach 1:00 Uhr, gegen kurz vor 2:00 wurde dann das nächste Baby geboren. Leider war dies nicht so schön. Denn das Baby war eine Totgeburt und schrecklich deformiert.
Naja aber so spielt das Leben. Jetzt sind wir hier also ein Kätzchen reicher geworden und ich bin soooo glücklich! Der kleine rote Tiger, macht für so einen Wurm, einen recht fiten Eindruck und auch die KAtze kümmert sich ganz toll um ihr Kleines. Meine Aufgabe ist es jetzt nur, die Kinder von den Beiden fern zu halten und für Ruhe zu sorgen! Das ist gar nicht so einfach!
Etwas fuchst es mich ja jetzt schon, dass ich nächste Woche gehen muss. Ich würde zu gerne mit erleben, wie das Kleine aufwächst. Rosa hat gesagt, mir zu ehren dürfte ich mir einen Namen aussuchen und sie hat mir versichert, dass das Kätzchen dann im Hogar bleiben darf! Das freut mich sehr!
Heute hatten wir mit den Kindern dann einen großen Ausflug in ein Schwimmbad unternommen. Es ging schon um 8 Uhr morgens los und der ganze Tag war wirklich sehr anstrengend aber auch ganz wunderbar. Ich bin jetzt aber wirklich super müde und kann heute glaube ich gut und tief schlafen. Wer weiß, vielleicht träume ich ja von kleinen rotgetigerten Kätzchen !
Ich wünsch euch was
Liebste Grüße
Jens
Geld und Curanderos!
Juni 23rd, 2011Hallo ihr Lieben!
Jetzt sind es nur noch wenige Wochen im Hogar und die letzten Tage sind für mich angebrochen. Dank der erfolgreichen Spendenaktion von den beiden ehemaligen Voluntarios Johannes und Teresa und dem kleinerem Spendenaufruf von mir an Familie und Freunde, habe ich jetzt einiges an Geld zur Verfügung, welches ich für die Kinder und deren Familien ausgeben kann.
Dabei ist es gar nicht so einfach, dass Geld gerecht aufzuteilen und vernünftige Investitionsmöglichkeiten zu finden, aber ich hoffe, dass ich das Geld bisher sinnvoll verbraucht habe.
Die erste größere Aktion die ich mit dem Geld bisher finanzieren konnte, sind diverse Zahnbehandlungen bei einigen der Kinder und vor allem die komplette Sanierung der Zähne von Solidad. Solidad ist 24 Jahre alt und eigentlich täglich als freiwillige Helferin im Hogar tätig. Daneben absolviert sie gerade eine Ausbildung als Krankenschwesternhelferin an einer staatlichen Schule. Solidad wurde mit einer Hasenscharte geboren, welche in jungen Jahren erfolgreich operiert wurde. Allerdings hat sie nun eine grauenvolle Zahnfehlstellung und große Probleme und auch Schmerzen beim täglichen Essen. Außerdem kann man glaube ich auch den Ästhetischen Wert für ein junges Mädchen mit 24 Jahren nicht außen vor lassen. Nun habe ich mich dazu entschlossen, Solidad einen Teil dieser Zahnsanierung zu finanzieren. Nachdem wir Röntgenbilder anfertigen lassen haben und bei einer befreundeten Zahnärztin Rat eingeholt haben, sind die ersten Schritte zu einem gesunden Gebiss in die Wege geleitet. Solidad hat nun eine Spange bekommen um das Gebiss grob zu formen, da allerdings viele Zähne fehlen, wird sie nicht um eine Brücke herum kommen. Da Sanierung und Spange jetzt schon ca. 100 Euro gekostet haben, hat sich Lotta (die verrückte Schwedin) dazu bereit erklärt die weiteren Behandlungen zu zahlen, damit mein Geld auch für andere Zwecke verwendet werden kann. Solidad ist jetzt schon überglücklich und meinte, dass dies eines der schönsten Dinge ist, die ihr jemals im Leben passiert sind. Schön das wir helfen konnten.
Eine weitere Angelegenheit die mir am Herzen liegt, bezieht sich auf zwei unserer neuen Kinder Pedro und Evelin. Pedro ist 14 Jahre, Evelin glaube ich 11. Die beiden leben in äußerster Armut (das „Haus“ könnt ihr auf einem der Bilder bestaunen) und haben nicht viel im alltäglichen Leben. Das Haus ist eine Katastrophe (ich habe es heute besucht) das „Dach“ ist an vielen Stellen undicht und mit Plastikplanen provisorisch gestopft, der Boden besteht aus feuchtem Lehm und alle Wände weisen Löcher auf, durch die es nun im Winter, sehr kalt hin durchzieht. Die beiden leben zusammen mit der Mutter, einer Hand voll verkrätzter, schorfiger Meerschweinen und zahlreichen Ratten, die sich durch den Fußboden in das stinkende Zuhause hinein gegraben haben. Besonders erschrecken war für mich, dass diese Familie keinerlei sanitäre Einlagen besitzt. Meist gibt es zumindest ein Plumpsklo oder ähnliches, in diesem Haushalt fehlt das völlig. Die Kinder und die Mutter, müssen für ihr „Geschäft“ ca. 2 Kilometer bis an einen Graben laufen und können nur dort ihre Notdurft verrichten. Vor allem für das 11 Jährige Mädchen, die so auch spät abends und nachts in einer nicht ungefährlichen Gegend alleine aus dem Haus laufen muss, finde ich diese Situation untragbar. Darum habe ich mich dazu entschlossen, der Familie eine sanitäre Anlage zu ermöglichen. Außerdem habe ich für Pedro neues Schuhwerk gekauft, da die alten Schuhe fürchterlich gestunken haben und schon am auseinander fallen waren. Die nächsten Tage werden wir uns Informationen und Angebote über die Installation einer Toilette einholen und damit das Projekt in die Wege leiten.
Andere kleine Dinge die ich bisher mit dem Geld noch gemacht habe, waren das Besorgen einer dringend benötigten Spreizhose für die an Hüftdysplasie leidenden kleinen Schwester eines unserer Kinder (auf einem der Bilder zu sehen). Außerdem habe ich für weitere Kinder neue Schuhe und Bekleidung gekauft und auch ein neues Set an Handtüchern wird die nächste Zeit die überalterten Dreckslappen des Hogars ersetzen.
Ich danke noch einmal besonders Johannes und Teresa ohne die dies nicht möglich gewesen wäre und natürlich auch meiner Familie und Freunden die nicht nur die neuen Schulbücher einiger Kinder bezahlt haben, sondern so großzügig waren und mir weiteres Geld überwiesen haben. Ohne euch alle, wäre das nicht möglich gewesen. Vielen Dank! Muchas gracias! Besitos y abrazo !
Eine andere Sache an der ich euch noch teilhaben lassen möchte kommt aus der Welt der Geister und der Magie ;-)! Die letzten Tage wurde im Hogar festgestellt, das zwei Computer fehlen. In wie weit das stimmt und was da genau abgelaufen ist, dazu kann ich nicht wirklich was sagen, außerdem ist die Geschichte sowieso ziemlich verstrickt und ich müsste lang außen rum reden um euch das alles zu erklären. Fakt ist, dass es durch diese Story zu viel Unmut und bösem Blut im Hogar gekommen ist. Darum haben Rosa und einige der anderen Educadores beschlossen, für diesen Fall ein „Medium“ hinzuzuziehen :-D! JA ihr habt richtig gehört EIN MEDIUM! Wir befinden uns hier nämlich in Peru und der Glaube an Geister, Magie und Übersinnliches ist hier sehr verbreitet und erfreut sich einer allgemeinen Akzeptanz. Darum sind Rosa, Solidad (die Probleme in der Familie hat und darum ein Orakel befragen wollte) und ich heute in einen schäbigen Teil Arequipas gefahren um eine Curandera oder auch Bruja zu befragen. Um diese Hexe zu finden, mussten wir erst einmal eine längere Taxifahrt auf uns nehmen. Ich war etwas nervös, aber natürlich konnte ich mir dieses Spektakel unter keinen Umständen entgehen lassen. Eigentlich glaube ich nicht an Wahrsagerei und solche Sachen, aber ich glaube, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die man sich nicht erklären kann und die vielleicht doch einfach real sind. Deshalb habe ich auch beschlossen einige Fragen an die Hexe zu stellen, ich hatte aber etwas Schiss vor schlechten Informationen ;-)! Nachdem wir die Bruja gefunden hatten, eine alte verwachsene Frau in einer Bretterbude, durften wir auf einem kleinem Schemel vor ihr Platz nehmen und unsere Fragen stellen. Mit Hilfe von Cocablättern, die sie mit magischen Formeln beschwörte und dann immer wieder in die Luft geworfen hatte, wollte diese Dame Wahrheiten ans Licht bringen und in die Zukunft sehen. Rosa und Solidad hatten wegen den Computern schon vorher einen Heiler befragt und erstaunlicherweise gab uns diese Frau die gleichen Antworten auf die Frage wo denn die Computer seien, wie auch das andere Orakel davor. Für Rosa und Solidad steht der Wahrheit dieser Worte deshalb nichts entgegen. Nachdem die beiden ihre Fragen gestellt hatten und mich mit zufriedenen Gesichtern angeblickt hatten, war ich nun an der Reihe. Etwas hat mir das Herz schon geklopft, aber nun gut, diesen authentischen Spaß konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen, man muss eben alles mit machen. Darum habe ich zwei Fragen gestellt. Bei meiner ersten Frage wollte ich wissen, ob meine weitere Reise unter einem guten Stern stehen würde und ob ich gesund wieder nach Hause zurückkehren würde. Nachdem die Blätter gefallen waren, konnte mich die Hexe in dieser Hinsicht beruhigen. Meine Reise würde ganz erfolgreich weiter laufen, ich würde viele neue Erfahrungen sammeln (gut das hätte mir jeder Affe sagen können) und ich würde wieder gesund und glücklich zu Hause bei meiner Familie angelangen. Jedoch würde mir eine Person auf der Reise begegnen die mich betrügen wollte, ich wäre aber klug genug, diesem Menschen aus dem Weg zu gehen. Ah ha!
Bei meiner zweiten Frage wollte ich wissen, ob ich denn auch bald wieder eine gute Arbeitsstelle bekommen würde, wenn ich wieder daheim bin. Auch hier konnte mir die Curandora grünes Licht geben. Ja ich würde schon bald wieder neue Arbeit finden, dir mir auch Spaß machen würde.
Nun gut, mit meinem Lebenslauf, kann da ja auch nichts schief gehen :-D!
Nun schön, jetzt war ich also auch einmal bei einer peruanischen Hexe und „weiß“ dass mir die Zukunft Gutes bringen wird. Glauben tu ich das Ganze natürlich nicht so 100%ig, aber es war mal wieder eine reale Erfahrung, etwas altes authentisches, nach dem ich immer Ausschau halte und welches mich so fasziniert!
Ich hoffe es geht euch gut
Allerliebste Grüße
Jens
Machu Pichu und der Dschungel-Inkatrail
Juni 7th, 2011Hallo ihr Lieben.
Gestern früh um 5:30 Uhr bin ich von einer Woche Abenteuer und Härte zurück nach Arequipa gekommen. Bin mit Tess von Sonntag auf Montag mit dem Nachtbus nach Cusco gefahren weil wir dort zusammen die Tour nach Machu Pichu machen wollten.
In Cusco angekommen, war es erst mal (Entschuldigung für die Wortwahl) ARSCHKALT! Die beschlagenen Innenscheiben des Busses sind über die Nachtfahrt gefroren gewesen und Cusco kam mir vor wie ein peruanischer Kühlschrank. Nachdem wir uns also in alle möglichen Sachen gehüllt hatten ging es dann los zur Stadtbesichtigung. Cusco ist die alte Inkahauptstadt und wurde durch die Eroberung der Spanier fast vollständig zerstört. Die zahlreichen Tempel der verschiedenen Inkagottheiten wurden eingerissen und an ihrer Stelle wurden zwei der größten Südamerikanischen Krichen errichtet! Das gesamte so berühmte Gold der Inka wurde nach Cusco getragen, dort eingeschmolzen und schmückt jetzt die überladenen Kathedralen Cuscos und Lateinamerikas. Cusco ist interessant, vielleicht zu vergleichen wie das Rom Südamerikas, aber auch wahnsinnig touristisch. Würde man nur nach Cusco reisen und den Rest Perus auslassen, hätte man wahrscheinlich die Meinung alle Peruaner wären Geldgeil und überaus Unhöflich! Ja Cusco hat mich wirklich gestresst und obwohl es schön, gepflegt und aufgeräumt wirkt, es ist nicht Peru, es ist nicht echt, es ist das Disneyland der Inka ;-)!
In Cusco hatten wir dann für den nächsten Tag den Dschungel-Inkatrail gebucht. Eine Wandertour durch den angrenzenden Regenwald auf einem alten Inkapfad bis hin in das Dorf Aguas Calientes das wohl durch das bekannteste Wahrzeichen Perus bekannt geworden ist MACHU PICHU!
Tag 1: Alles begann mit einer anstrengenden Busfahrt hoch in die Anden. Auf nahe 5000 Metern sattelten wir dann um auf Mountainbikes und es ging eine halsbrecherische Fahrt 3000 Meter hinab in die grüne Hölle des Dschungels. Zuerst dachte ich, dass mir das vielleicht nicht so gefällt und hatte etwas Schiss, aber die Fahrt und die Ausblicke waren einfach nur herausragend und überwältigend. Ein unglaubliches Gefühl der Freiheit auf einem Rad die Anden hinunter zu sausen, umrahmt von mächtigen, eisbedeckten Bergen und sich ständig ändernden Klimazonen plus entsprechenden Wald. Von der Baumgrenze bis hinein in den Regenwald. Ein unvergleichliches Erlebnis.
Auch war ich froh die ganze Reise mit Tess zu machen, denn die ist mir die letzte Zeit sehr ans Herz gewachsen und wir können über die gleichen Dinge lachen und das oft, lange und laut :-D! Die Tourkollegen waren etwas anstrengend, vor allem zwei Amerikaner, aber wir haben auch eine ganz super liebe und verrückte Mexikanerin dabei gehabt, die mich für nächstes Jahr nach Mexico-City eingeladen hat und die schon wirklich ganz unglaublich viel erlebt und bereist hat. Mexiko, ich komme.
Hab mir eigentlich schon immer einen holländischen und einen mexikanischen Freund gewünscht. Jetzt hab ich beide. Vor allem die Holländer, ach die liebe ich einfach ;-)!
Tag 2: Am nächsten Tag ging es dann 18 Kilometer auf dem Inkatrail durch dichten Dschungel, Kaffee- und Obstplantagen, sowie an steilen Berghängen entlang in Richtung Machu Pichu! Die Eindrücke waren herausragend und vor allem die am Wegesrand üppig gedeihenden Bromelien und Orchideen haben es mir sehr angetan. Als wir dann auch noch Papageien in den Bäumen gesehen haben, war es endgültig um mich geschehen und verzückt wie ein Kind im Süßwarenladen, sind mir die 18 Kilometer eigentlich sehr leicht gefallen. Überall gab es etwas zu bestaunen und entdecken und auch wenn ich unglaublich geschwitzt habe, alles war die Mühe wert und ich möchte nichts missen! Hab dann noch etwas mit einem älteren argentinischen Ehepaar rumgealbert die mir gesagt haben, mein Spanisch wäre ganz super niedlich ;-) (was auch immer das bedeutet) und mit Tess und Guliana (der Mexikanerin) hatte ich eh Bomben Spaß. Wir haben den Dschungel gerockt. Am Ende des Tages hatten wir dann noch die Gelegenheit in heißen Quellen zu baden und nachdem ich mich in einem ekligen, verschissenen Klo umgezogen habe, war das heiße Wasser dann eine wahre Wohltat für meine strapazierten Muskeln!
Tag 3: Heute ging es dann früh bald los zum Zip-Lining! Für alle die das nicht kennen, ES IST DER WAHNSINN! Über eine ca. 300 Meter tiefe Schlucht sind verschiedene Stahlseile gespannt, in die man sich einhängt und dann mit einem Affenzahn über die Abhänge zu rauschen. Es war ein Bombenspaß! Hatte auch Gelegenheit ein kleines Video zu drehen, wie ich mich in den Abgrund stürze :-D! Vor allem die letzten Partien dicht über den Kronen der Bäume haben mir besonders gefallen, man fühlt sich wie ein Vogel der über den Wald fliegt, ein ganz unglaubliches Erlebnis.
Anschließend ging es dann weiter in den Nationalpark Machupichu entlang am Fluss Urubamba. Urubamba ist der Fluss des Heiligen Tales rund um Machu Pichu und einer der wichtigsten Zuflüsse des Amazonas. An seinen Ufern gedeihen über 300 Arten Orchideen und hier leben fast 600 Arten verschiedene Vögel. Ich war in meiner Welt ;-)! Leider hab ich auf der Wanderung einen Schuh und meinen Buddhaanhänger verloren. Naja, ich seh das einfach mal als Geschenk an PachaMama ;-)! Hab mir wieder neue FlipFlops gekauft!
Von weit unten im Tal konnten wir dann sogar schon Teile Machu Pichus erkennen und die Vorfreude auf den nächsten Tag stieg ins Unermessliche! Machu Pichu, die vergessene Stadt der Inka, eines der neuen sieben Weltwunder, täglich mehr als 4000 Touristen, wie würde es wirklich sein?
Machu Pichu besteht aus einer alten Ruinenstadt am Fuße des heiligen Berges Wayna-Pichu. Um von der UNESCO als Kulturerbe nicht aberkannt zu werden, mussten die letzten Jahre einige verschärfte Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Darum dürfen täglich nur die ersten 400 Touristen den Steilen Berg Wayna-Pichu besteigen, darum warten täglich morgens um 4 Uhr schon hunderte von Menschen am Eingang der Parkanlage um den Berg hinauf nach Machu Pichu zu erstürmen. War natürlich klar, dass ich das unbedingt machen wollte. Darum mussten wir uns dann auch schon bald zeitig hinlegen um etwas zu schlafen.
Tag 4: Tag Machu Pichus, bald am Morgen haben wir uns dann um halb 4 aufgemacht, in stock dunkler Nacht mit Taschenlampen bewaffnet ging es für Tess und mich auf in Richtung Parkeingang. Dort hatten sich dann nach einer halben Stunde schon ca 200 Menschen versammelt. Es ist auch möglich den Bus hinauf nach Machu Pichu zu nehmen, der um 5 Uhr morgens das erste Mal fährt, die Chancen auf eines der Wayna-Pichu-Tickets ist dann aber weitaus geringer. Vom Tal in Aguas Calientes hinauf nach Machu Pichu führen ca. 1600 mörderische Inkatreppen. Um kurz vor dreiviertel 5 wurden dann die Tore geöffnet und ein Strom aus leuchtenden Pilgern drängten sich in den Parkeingang. Der Rekord Machu Pichu zu erklimmen, beträgt 16 Minuten, der Durchschnitt liegt bei einer Stunde und 20 Minuten. Ich habe diesen mörderischen Trekk in morgendlicher Dunkelheit in 40 Minuten bewältigt! Ohne angeben zu wollen, aber das war das HÄRTESTE was ich je in meinem Leben hinter mich gebracht habe. Auf diesen engen steilen Wegen hinauf nach Machu Pichu, gefolgt von hunderten Taschenlampen, das ist ein Erlebnis für sich. Ein ganz wahnsinniges Gefühl. Von 400 Menschen, bin ich als 30igster in Machu Pichu angekommen. Wie krank ist das denn? Eine echte sportliche Meisterleistung :-D! Von den Argentiniern wurde ich anschließend nur noch el animal (das Tier) oder la capra (die Ziege) genannt :-D!
Da wir so bald schon im Gelände von Machu Pichu angelangt waren, hatten wir dann die erste halbe Stunde das gesamte Gelände fast alleine für uns. Wer Machu Pichu einmal auf einem Foto gesehen hat und sich denk, mmmhh, ja beeindruckend, der hat es noch nicht live gesehen. Machu Pichu ist unglaublich, der Hammer, versteckt im Regenwald in den Wolken, eine Stadt als Gipfel dieser atemberaubenden Landschaft. Ich habe noch nichts Vergleichbares gesehen. Es ist der absolute Hammer.
Innerhalb Machu Pichus gab es dann auch noch einmal 400 Stufen zu bewältigen und nachdem wir die Stadt besichtigt haben, ging es auf nach Wayna-Pichu. 600 steilste Stufen diesen grandiosen Berg hinauf, haben dem i dann noch das Tüpfelchen aufgesetzt. Spektakuläre Natur, unfassbar geniale Aussicht hoch über dem Tal, aber anstrengend bis zum Kollaps. Der Tag hatte es in sich! Teilweise waren die Wege hinauf zum Gipfel so unfassbar schmal, steil und dicht am Abgrund, dass ich mich fest an die Wand oder die Ministufen unter mir konzentrieren musste um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ungefährlich war der Trip hinauf auf den Gipfel sicherlich nicht. Oben angelangt, gibt es dann auch noch einmal einige Inkaruinen und Wohnhäuser, welche gestörten Menschen, können an solch einem steilen und unwirklichen Ort auch noch Häuser bauen, abenteuerlich aber ganz wunderbar.
Nachdem wir wieder zurückgeklettert waren, haben wir uns innerhalb der Ruinenanlage eine sonnige Stelle gesucht und erst mal 2 Stunden geschlafen. Nachdem wir dann von einem pissigen Parkwächter unsanft geweckt wurden, haben wir uns dann auch bald von der spektakulären Kulisse Machu Pichu verabschiedet und NICHT den Bus nach Aguas Calientes genommen. Nein wir sind den verdammten Weg wieder zurück gelaufen. Stufe für Stufe und warum? Weil es sich so gehört und weil wir den Wald auch bei Tag sehen wollten UND es hat sich gelohnt ;-)! Wunderschöner Nebelwald, mit Moosen, Flechten, Bromelien und Orchideen, ich möchte es nicht missen.
In Aguas Calientes haben wir dann den Zug zurück nach Cusco genommen in dem wir abends um 23 Uhr dann nach einem langen, ultraharten Tag angekommen sind. Insgesamt waren wir damit 21 Stunden wach, haben insgesamt fast 3000 Stufen bezwungen und 2 mörderische Berge bestiegen. Ich glaub, ein bisschen Stolz, das darf man schon sein ;-)!
Bin jetzt wieder in Arequipa angekommen und musste mich leider von Tess verabschieden, die geht nämlich jetzt weiter nach Bolivien! Hier bin ich jetzt auch nur noch 6 Wochen im Projekt, danach verabschiede ich mich von Peru und fliege nach Ecuador! Werde Peru und die Kinder sicherlich vermissen, aber ich freu mich jetzt auch schon auf einen Tapetenwechsel!
Was ich noch anmerken möchte, auf unserer Trekkingtour wurde ich in einem so genannten Monkey-House mit einem ganz seltsamen Tier konfrontiert das dort als Belustigung für Touris gehalten wurde (ich hab ein Bild hier auch im Blog hochgeladen). Das hat mich nicht los gelassen weil ich mir wirklich nicht erklären konnte, was dass den bitte sein soll. Jetzt hab ich mich schlau gemacht und heraus gefunden, dass es ein Pakarana ist und dass diese seltenen größten Nagetiere vom Aussterben bedroht sind und nur noch in ganz wenigen Gebieten vorkommen. Jetzt hab ich Kontakt zu Zoologen aus Bielefeld aufgenommen, die eine Arbeitsgruppe zum Schutz dieser Tiere gegründet haben. Diese waren total begeistert über die Info das ich ein Pakarana in Peru gesichtet habe (hab Fotos mitgeschickt) und haben das gleich an zahlreiche Wissenschaftler weiter geschickt die sich jetzt auch alle schon bei mir melden und bedanken. Jetzt wollen die mit peruanischen Behörden dieses Tier befreien und vielleicht eine Schutzzone einrichten. Alle haben sich ganz unglaublich bei mir bedankt, wie umsichtig ich doch bin und wie wertvoll die Information ist. :-D Ha, könnt da wieder lachen, ich rutsch doch auch überall rein ;-)! Jetzt schütze ich also auch Pakaranas :-D! Sie sind zwar verdammt hässlich, aber irgendwie auch putzig. Die werden so groß wie Hunde. Nein dieses Tier soll wirklich nicht aussterben. Ich bleib da am Laufenden ;-)!
Ich wünsch euch was!
Liebste Grüße
Jens
p.s. hab in der Woche Cusco und Machu Pichu fast 1000 Fotos geschossen, teilweise wirklich gute, kann die leider nicht alle hier hoch laden, wer Facebook hat und mein Profil kennt, hab dort ein neues Album das ihr euch gerne ansehen dürft!
Fröhliches Visakha euch allen!!!
Mai 17th, 2011Hallo ihr Lieben
Ich wünsche euch ein fröhliches und gesegnetes Visakha-Fest!
Wenn ihr euch jetzt frag, Visakha? Was ist denn das! Dann möchte ich euch einmal aufklären. Visakha ist der höchste buddhistische Feiertag (zu vergleichen mit Weihnachten), heute feiern Buddhisten auf der ganzen Welt den Tag der Erleuchtung Buddhas und den Weg der Erlösung.
Deshalb möchte ich euch von ganzem Herzen wünschen, möge Buddha immer mit euch sein, möget ihr die Weisheit erhalten euren Weg immer mit dem Herzen zu gehen und die Vernunft in Liebe und Harmonie mit euch selbst, allen Mitlebewesen und eurer Umwelt zu leben. Ich wünsche euch, dass ihr eueren individuellen Lebensweg finden werdet der euch ans Ziel bringt und den Mut und die Kraft, die dafür nötig sind um ihn zu beschreiten, um das eure Leben zu verbessern und in Liebe und Mitgefühl für alle leidenden Wesen zu verwirklichen.
Auch wenn ihr keine Buddhisten seit und spirituell andere Motive verfolgt, so ist das auch egal, es führen viele Wege zum Ziel. Vielleicht könnt ihr euch an diesem ganz besonderen Tag ja ein mal ein paar Minuten Zeit nehmen, eine Kerze oder ein Räucherstäbchen anzünden und gute Gedanken ins Universum senden.
Wie es der Zufall so will, habe ich hier in Arequipa durch die Hippiekomune in der ich am Wochende wahr, eine buddhistische Gemeinde ausfindig gemacht und werde dort Abends zu meditieren gehen und meinen Teil an positiven Gedanken hinaus ins Universum schicken. Die Welt ist ein Dorf.
Ich wünsche euch von Herzen alles Gute, Frieden und Mitgefühl
Liebe Grüße
Jens
"Sei du selbst die Veränderung der Welt, die du dir für sie wünschst!"
"Chupe de Camarones" und Neuigkeiten aus Peru
Mai 14th, 2011Hola ihr Lieben
Ich möchte mich auch ein mal wieder melden und hoffe es geht euch allen gut. Mittlerweile bin ich ja wieder eine ganze Weile im Projekt zurück und es hat sich einiges getan. Auch läuft meine Zeit hier in Peru jetzt langsam definitiv aus und so sind es nur noch 8 Wochen die ich im Hogar arbeiten werden, bevor es dann wieder auf Reisen geht!
Seit 2 Wochen haben wir hier im Projekt eine neue Voluntaria und zwar Tess aus Holland. Da ich bisher schon immer gut mit Holländern ausgekommen bin, habe ich mich sehr gefreut. Von Anfang an haben wir uns gut verstanden und haben gemeinsam reichlich Spaß. Auch habe ich mittlerweile begonnen mein Niederländisch wieder etwas aufzufrischen und zu erwweitern und unter viel Gelächter, können wir uns teilweise sogar zusammen in dieser Sprache unterhalten. Ich liebe die Holländer einfach !
Alles in allem, bin ich super froh, dass durch Tess, eine neue, erfrischende Person ins Projekt gekommen ist. Sie wohnt allerdings nicht hier sondern hat ein privates Zimmer hier in Arequipa und nimmt nebenbei viel Spanischunterricht! In 2 Wochen werden wir gemeinsam nach Cusco reisen und uns Machu Pichu ansehen.
ÜBer Ostern hatte ich hier im Projekt außerdem einige Freunde aus einem deutschen Projekt in La Paz hier und auch die werde ich in 2 Wochen in Cusco wieder treffen. Ich freu mich schon sehr und nachdem ich jetzt endlich nicht mehr nur mit der langweiligen Sofie rumhängen muss, die ich mittlerweile komplett abgeschossen habe, sind die Wochenenden hier auch wieder angenehm und kunterbunt !
Wir haben es uns nun zur Aufgabe gemacht, die meisten traditionellen, peruanischen Gerichte durchzuprobieren. So gehen Tess und ich, jedes Wochenende zum Essen und wühlen uns durch die Speißekarten der traditionellen Restaurants! Da ich Meerschwein jetzt langsam nicht mehr sehen kann, haben wir uns heute "Chupe de Camarones" bestellt. Das ist ein rießiger Teller mit einem Eintropf aus Krebsen und allerlei Gemüse. Da ich es liebe mit den Händen zu essen, war dieses Gericht für mich ein besonderer Genuss. Allerdings hätte ich mir den Eintopf gerne etwas deftiger und stärker gewürzt gewünscht. Nachdem ich jetzt schon Allerlei aus der peruanischen Küche probiert habe, muss ich nämlich definitiv sagen, Nö, mein Fall isses nicht. Die Gerichte sind leider oft eher lau und schmecken nach Schuhsohle. Obwohl mir die Krebse super gut geschmeckt haben, vermisse ich einfach immer mehr Gewürz. Mit der herrlichen, scharfen und Aromareichen Küche Asiens, kann sich Peru definitiv nicht messen !
Außerdem gehen wir die letzte Zeit viel ins Kino. Die Kinoqualität hier in Peru ist fast auf dem deutschen Stand und bei Eintrittspreisen von 2 Euro auch kein teures Vergnügen. So schauen wir uns auch allerlei Schrott an und haben dabei mächtig Spaß! Heute gehen wir noch in eine Hippiekommune zum Meditieren und was der Abend noch so alles für uns bereit hält, weiß ich noch nicht !
Ihr seht also, mir geht es gut und ich bin in bester Laune
Ich hoffe ihr genießt den Mai
Liebste Grüße
Jens
Cuy chactado con ensalada de fideos de Alemania
April 17th, 2011Liebe Tierfreunde, liebe Tante Inge, ihr werdet beim Lesen dieses Beitrags keinen Spaß haben. Es geht nämlich vor allem um Meerschweinchen und darum wie diese zubereitet und gegessen werden. Müsst aber selbst entscheiden ob ihr euch mein literarisches Meisterwerk nun antut oder nicht und vor allem ob ihr stark genug für die folgenden Fotos seit. Das kann ich nicht für euch entscheiden ;-)!
Schon seit langem war geplant, doch durch Magen-Darminfekte verhindert, dass ich zusammen mit Solidad ihrer Mutter und Rosa, Meerschweinchen auf dem Markt kaufe und diese dann im Haus von Solidads Mutter unter Anleitung zubereiten sollte. Nun war es diesen Freitag also so weit und wir sind auf den lokalen Tiermarkt gefahren um unsere Cuys zu besorgen. Der Tiermarkt besteht aus einer gewaltigen Halle, vollgestopft mit Käfigen und Paletten und überall kräht und bellt es. Dann läuft mal hier ein Huhn herum und dort ein Truthahn, ein kunterbuntes Treiben bei dem westliche Tierschützer die Hände über den Kopf zusammen schlagen würden. Mir haben die Tierchen um ehrlich zu sagen, schon entsetzlich leid getan. Vor allem angesichts der vielen Welpen in kleinen Drahtkäfigen ist mir das Herz zerflossen und auch die Kisten, vollgestopft mit Küken für 10 Cent das Stück, haben mich jetzt nicht zu Begeisterungssprüngen angeregt. Nun ja, ist Peru, anderes Land, muss man durch, muss man gesehen haben. Ich glaube es ist wichtig sich mich ganz vielen Eindrücken zu konfrontieren und so den eigenen Weg zu finden.
Zunächst sind wir von Marktstand zu Markstand getingelt und haben uns kleine, große, dicke und dünne Meerschweinchen angesehen. Dabei wurde mir erklärt, dass die schwarzen Schweinchen niemals gegessen werden, sondern nur zur Heilung dienen. Dabei wird das Tier genommen und in kreuzförmigen Bewegungen über den Körper des Kranken gerieben, anschließend lässt man es frei oder opfert es PachaMama. Also durfte es kein schwarzes sein, aber bei den Kuddelmuddel bei dem alle Farben vertreten waren, war es nicht schwer, einen passenden Braten zu finden.
So fand ich also mein Cuy und kam mir ein bisschen wie ein Henker vor als ich mit meinem Finger auf dieses weiße Fellknäul mit der schwarzen Stupsnase gezeigt habe. Schnell wurden die Schweinchen ergriffen und in einen Sack gepackt und schon ging es weiter auf den Gemüsemarkt um Kartoffeln und die Beilagen zu besorgen. Die anfänglich quiekenden Nager, haben dabei schon bald Ruhe gegeben und so ging der weitere Einkauf für mich etwas unbeschwerter mit leichterem Herzen weiter.
Unter anderem haben wir auch eine besondere Art Kartoffel gekauft die ich so bisher noch nie gesehen habe. Sie nennt sich Chunjo und ist komplett weiß, die Schale fast mehlig. Ein bisschen so, als hätte man eine Kartoffel mit Puderzucker überstäubt. Anschließend wurde noch Rocoto gekauft, ein nur hier heimisches Paprikagewächs. Etwas kleiner als die heimische Paprika und recht pikant, außerordentlich lecker!
Die ganzen „Zutaten“ wurden dann Solidads Mutter übergeben (es tut mir leid, ich kann mich ums verrecken nicht an ihren Namen erinnern).
Mir wurde erklärt, das die lieben Tierchen den Tag vor der Schlachtung noch ausreichend gefüttert werden sollen, denn nur mit einem „zufriedenem“ Herzchen würde das Fleisch auch köstlich schmecken. Nun gut, mag sein, ich fand die Vorstellung irgendwie recht makaber. Henkersmahlzeit sag ich dazu nur.
Heute (Samstag) ging es dann los, nachdem sich die Peruaner mal wieder über eine Stunde verspätet hatten, klingelte es an der Tür. Mittlerweile bin ich ja nun wirklich schon unglaublich entspannt und gelassen und weiß meine Wartezeit voll auszuschöpfen. Den Tag zuvor hatte ich dann noch Ensaladas de Fideos de Alemania zubereitet, denn auch ich wollte etwas zu unserem Dinner beitragen und so hüpften Rosa, Belen (ihre Tochter) und ich in das nächste Taxi um in die Barrios, die Pueblos nuevos oder einfach in die Slums zu fahren, in dem die Familie wohnt. Ein bisschen aufgeregt war ich, nach überstandenem Fieber, Würmern und sonstigen Unannehmlichkeiten, heute in einer Wellblechhüttensiedlung zu speisen, aber nun gut, man ist jung, regenerationsfähig und außerdem SO NEUGIERIG. Ich fand den ganzen Tag einfach unglaublich authentisch, dafür lohnt sich ne Darmkolik. Kein Tourischeiß, nein, echtes peruanisches LEBEN!
An der „Türe“ von Solidads Mutter (die beiden leben getrennt, lange, typische Ghettogeschichte) wurden wir dann schon wild küssend begrüßt und in einem mehr oder weniger gutem Haus für diese Gegend durfte ich dann Platz auf einem staubigen Sofa, vor einem rauschendem Tv-Gerät nehmen und wurde gleich eifrig mit scheußlicher Inka-Cola bewirtet. 3 der 4 Schweinchen wurden schon am Morgen um die Ecke gebracht, nur meines hockte noch goldig in einem Weidekörbchen, nichts ahnend was nun geschehen mochte. Da ich ja ein begieriger Lerner bin und auch wirklich alles sehen muss, wollte ich einfach einmal miterleben wie man diesem kleinen Tierchen das Fell über die Ohren zieht. Ohne Wenn und Aber wurde dieses sogleich gepackt und mit einem scheußlichen Schrei wurde ihm der halbe Kopf mit einem Messer abgetrennt. Kurze Zeit dachte ich, ich müsste mich übergeben, aber nach überwundener Übelkeit und dem Blick in die Ferne, ist diese auch schnell verzogen und es wurde dann alles in allem doch eher interessant.
Wer von euch zu Hause auch einmal ein Meerscheinchen verspeisen möchte, na der muss erst mal in die Zoohandlung gehen und sich ein Dickes heraussuchen ;-)! Wenn es dann tot ist, wird es kurz in heißes (nicht siedendes, um GOTTES WILLEN, bloß nicht siedendes, das ist nämlich das Geheimnis wie mir ganz aufgeregt mittgeteilt wurde) und anschließend in kaltes Wasser getaucht. Danach verliert es das Haar fast von selbst. Aus der schwarzen Stupsnase wurde nun also eine scheußliche, nackte Fresse und alles in allem, sieht ein nacktes Meerscheinchen mit durchgeschnittener Kehle wirklich nicht sehr schön aus.
Anschließend wurde das Tier ausgenommen, ich denk das ist ähnlich wie bei nem Huhn oder Fisch, darauf geh ich nicht genau ein AUßER!!!! Die Gallenblase wird aus gesundheitlichen Gründen und zum Schutz vor Unglück im Ganzen verschluckt. Auf diesen ekligen Spaß habe ich dankend verzichtet. Kann mir gerade fast nichts Widerlicheres vorstellen. Danach wird alles schön mit Wasser ausgespült, in einem Slum natürlich mit Wasser aus einem dreckigen Kanister, das gehört sich so wegen des Geschmacks.
Zu guter Letzt wird das Tier mit Limettensaft und Salz eingerieben und für ca. 20 Minuten auf eine Wäscheleine zum abtropfen gehängt!
Um das Tier dann knusprig und kross zu bekommen, legt man es, mit einem Stein beschwert in ungefähr einen Liter Öl und frittiert das Ganze. In Peru wird eh alles frittiert oder in Fett ertränkt, darum war mir diese Prozedur nicht neu. Das Geheimnis beim Frittieren eines Meerscheins besteht aber darin, so hat man mir erklärt, den richtigen Stein zu finden. Damit auch alles schön kross wird und das Schwein später die Form einer Flunder annimmt. Das wäre nämlich sehr wichtig.
Nachdem dann alles fertig war, durfte ich wieder auf dem staubigen Sofa vor dem immer noch blährenden Fernseher Platz nehmen und mein Cuy chactado wurde mir freudestrahlend mit Käseüberbackenen Kartoffeln, einer mit Hackfleisch und Oliven gefüllten Rocotoschote und der besagten Chunjoknolle serviert. Meinen Salat hatte ich in einer extra Schüssel angerichtet und so konnte der Gaumenschmauß also los gehen.
Geschmacklich war ich vollkommen begeistert vom gefüllten Rocoto, wirklich sehr sehr lecker. Mein Schweinchen jedoch war glaube ich schon etwas alt und kaute sich daher eher wie Schuhsohle. Auch hatte ich das Gefühl als hätten nicht alle Teilchen des Tierchens ein perfektes Bad im heißen Fett genommen und so fand ich einige dubiose Stellen undefinierbaren Gewebes. Zeitweise hat es mich leicht gehoben. Jedoch immer mit einem Lächeln und einem Lob für die Köchin auf den Lippen.
Hab mich also durch das Mahl hindurch gewühlt und auch einige wirklich leckere Bissen erwischt. Alles in allem jedoch, im Restaurant wars besser. Auch hat mich mein Gewissen dann doch echt geplagt, man darf nicht über alles nachdenken, aber man mags nicht glauben, nach 8 Jahren als Vegetarier, ist es nicht gerade der schönste Anblick wie einem Meerschwein die Kehle durchgeschnitten wird!
Dennoch, der Tag war sehr harmonisch und wirklich sehr sehr peruanisch. Es ist mir wichtig authentische Erfahrungen zu machen und wenn ich dafür ein zähes, halbgares Meerschwein in einer Wellblechütte esse, dann ist es das wert.
Besonders hat mir auch gefallen, dass wir die ersten beiden Schlücke unserer widerlichen Inka-Cola auf den Boden vergossen haben um so PachaMama und PachaTata zu ehren. Es sind die Gebräuche, die Menschen, das Alte, das Echte was mich begeistert und mir zeigt das ich in Südamerika bin und mein Leben voll Abenteuer lebe. Ich bin kein Tourist, nein ich bin ein Gringo der erfährt, der das Land lebt und Einblicke gewinnt, welche einer Reisegruppe verschlossen bleiben. Es ist wundervoll. Selbstgefällig muss ich ja leider sagen, ich bin so froh das zu machen was ich mache, wenn ich mir diese ultra langweiligen Partybilder einiger "Freunde" auf facebook anschauen, deren Welt sich nur um Arbeit und das wöchtentliche Besäufnis und das "Fotografieren Werden" im Airport oder Studio dreht. Da bin ich froh einen chaotischen Geist zu haben, verrückt zu sein und zu leben.
Om Mani Padme Hungh liebes Meerschwein möge Buddha mit dir sein. Sobald ich zurück in Deutschland bin, werde ich kein Fleisch mehr essen, das verspreche ich dir.
Liebste Grüße nach Deutschland
Euer Jens
Menü:
Cuy chactado (im Ganzem frittiertes Meerschwein)
Gefüllter Rocoto (wie schon erwähnt, pikante Paprika die es in Deutschland sowieso nicht gibt)
Papa con queso (Kartoffeln überbacken mit Käse)
Chunjo con queso (Puderzuckerkartoffel mit Käse)
Ensalada de Fideos de Alemania (deutscher Nudelsalat :-D)
Chile und wieder zurück nach Arequipa!!!
April 10th, 2011Hey ihr Leute
Nachdem ich Dienstag einen Bus von La Paz nach Arica in Chile genommen hatte, war ich eigentlich den ganzen Tag nur auf meinem Hintern gesessen und damit beschäftigt im wackelndem Bus etwas zu schlafen. Die Grenze zu Chile befand sich auf beinahe 5000 Metern Höhe und man hatte einen spektakulären Blick auf einige umstehenden kegelförmige Vulkane und Lagunene. Leider mussten wir an der Grenze sehr lange warte, denn die Chilenos sind sehr pingelich wenn es um ihr Land geht. Es wurde jeder gefilzt und jedes Gepäckstück kontrolliert. Bei ca 10 wartenden Bussen und unzähligen LKWs waren wir deshalb, bestimmt 2 Stunden vor dem Grenzposten gestanden.
Nachdem wir dann endlich passieren konnten, ging es dann noch einmal 4 Stunden über Serpentinen weiter nach Arica an der Küste Chiles. Da es mittlerweile schon Abend geworden war, und sich Chile 2 Stunden vor der bolivianischen Zeit befindet, bin ich nachts gegen 1 Uhr am Busbahnhof von Arica angekommen. Glücklicherweise habe ich gleich einen netten Deutschen angesprochen (der noch kein Hostel hatte) und da ich ein Bett in einem Hostel ganz in der nähe des Bahnhofs gebucht hatte, sind wir dann gemeinsam durch die chilenische Nacht gewandert, was mir irgendwie lieber war.
Das Hostel war total super, gutes Frühstück, nette Leute, gute Zimmer. Arica und Chile machen einen außerordentlich modernen Eindruck. In der Fußgängerzone könnte man sich auch in einer deutschen Stadt erhahnen und alles in allem, war Chile sehr gepflegt, modern und ordentlich. Manchmal haben mich die mit Palmen gesäumten Straßen und die guten Autos auch leicht an Miami erinnert (obwohl ich dort nie gewesen bin).
Arica ist eine Küstenstadt in der Größe von Würzburg, mit zahlreichen Stränden und Buchten. Vor allem bei Surfern ist Arica sehr beliebt und so ist das Strandpublikum jung, gebräunt und durchtrainiert. Ich habe vor allem etwas am Strand entspannt und mich an den frischen, sicheren Säften der Bars gelabt!
Donnerstag ging es dann wieder zurück nach Peru und hier nach Tacna. An der Grenze hab ich dann gleich gesagt, dass ich Voluntario bin und ob ich nicht ein etwas längeres Visum haben könnte. Mir wurde dann auch gleich ein Visum für 6 Monate gewährt und so werde ich die restliche Zeit keinen Stress mehr mit Grenzübertritten und der Neubeschaffung von einem Visum haben.
Habe zuvor gehört, Tacna wäre auch einen Besuch wert und so wollte ich eigentlich eine Nacht dort verbringen. Fand Tacna aber über alle Maßen hinaus hässlich und wenig sehenswert und so habe ich mich dazu entschieden, gleich noch am Donnerstag zurück nach Arequipa zu fahren. Hab dann auch gleich einen Bus bekommen und bin abends um 8 in Arequipa angekommen.
Es hat sehr gut getan wieder sein eigenes Zimmer und Bett zu haben und auch ein eigenes Bad, darf nicht unterschätzt werden. Hab dann erst mal viel geschlafen und Freitag eigentlich nicht wirklich gearbeitet. Alle haben sich sehr gefreut das ich wieder zurück bin und ich musste gleich alle Geschichten erzählen die ich so erlebt habe.
Im Hogar gibt es mittlerweile 7 neue Kinder und da die Schule wieder angefangen hat, ist die nächste Zeit denke ich auch mehr zu tun. Auch wenn mich das Kindergeschrei irgendwie wieder nervt, ich freu mich trotzdem auf die Arbeit und hab wieder mehr Energie und Gelassenheit !
Heute sind in Peru Präsidentschaftswahlen, ich kenn mich absolut nicht aus, hab keine Ahnung wers wird. Bin aber mal gespannt, wie das peruanische Volk auf den neuen Präsidenten reagieren wird. Ob die neue Regierung dann weniger Korrupt und sozialer ist, bleibt jedoch fraglich !
Ich hoffe es geht euch gut, mir gehts jedenfall gut
Liebe Grüße aus Peru
Jens
p.s. muss mich jetzt auch noch mal bei ALL MEINEN FREUNDEN bedanken! Ihr seit wirklich super, ich hätte nie gedacht das ihr mir alle so treu bleibt. Es gibt wirklich niemanden mit dem ich nicht in Kontakt stehen würde und auch wenn man sich vielleicht etwas seltener spricht, ihr seit doch alle ganz super toll und ich weiß was ich an euch habe. Vielen Dank an die besten Freunde dieser Welt, wir werden uns wieder sehen !
Uyuni und die spektakuläre Welt des südamerikanischen Hochlandes
April 4th, 2011Liebe Leute
Großartig, spektakulär, einzigartig und gewaltig, anders kann man die Gegend um Uyuni und den größten Salzsee der Erde nicht beschreiben. Auf einer 3 tägigen Tour wurde ich mit den verschiedensten Landschaften und Felsformationen konfrontiert und verwöhnt die Südamerika zu bieten hat. Es war eine ganz unglaubliche Erfahrung und in den weiten Ebenen des Hochlandes, bekommt man einen klitzekleinen Eindruck über die gewaltige Größe dieses Planeten.
Angefangen hat alles am Tag eins am Busbahnhof von Uyuni. Von La Paz nach Uyuni hab ich einen 12 stündigen Nachtbus genommen. Nachdem ich etwas Schlaf finden konnte, bin ich an einem der wohl hässlichsten Orte dieses Landes aufgewacht. Uyuni und seine Vororte, bestehen nur aus Dreck, staubigen Straßen und traurig wirkenden Menschen. Ich musste etwas lachen, an einem gar so grausamen Ort gelandet zu sein um hier einige der schönsten Naturwunder dieser Erde sehen zu können.
Nachdem ich von verschiedenen Tourenanbietern gleich beim Verlassen des Busses umlagert und mit verlockenden Angeboten zugeschmissen wurde, habe ich mich für eine 3 tägige Tour für umgerechnet 60 Euro für den gleichen Tag entschieden. Da mir noch etwas schlecht von der Höhe und der Mageninfektion war, bin ich, nachdem ich meine Sachen im Büro des Tourenveranstalters verstaut hatte, erst mal schön kotzen gegangen ;-)! Danach fühlt man sich meist gleich viel besser und freier. Damit ich aber eine beschwerdefreie Tour miterleben konnte, hatte ich mich noch schnell mit Magentabletten in der nahen Apotheke eingedeckt, die auch sofort geholfen hatten. Ich muss schon sagen, dass ist hier Mega abgefahren. Ich glaub man bekommt hier alles frei in der Apotheke zu kaufen. Antibiotika, Schmerzmittel, Diazepam, Codein, bis auf Morphin ist alles dabei was das Herz begehrt. Ich glaub manchmal, dass die selbst nicht wissen, was sie da eigentlich alles verkaufen.
Nun gut, nachdem es mir dann auch wieder besser ging, sind noch die restlichen Leute unserer Gruppe eingetrudelt. Insgesamt waren wir zu 6t. 3 Quotendeutsche, eine Amerikanerin, ein Holländer und ein Australier. Ich hatte auch diesmal wieder großes Glück mit der Gruppe, denn wir haben uns auf Anhieb blendend verstanden. Auch die Hintergrundgeschichten der Einzelnen waren teilweise so unglaublich spannend, faszinierend und inspirierend, dass es sich schon alleine für die Unterhaltungen gelohnt hatte, diese Tour zu machen. So gab es einige, die ihre Reise in Mexiko begonnen hatten und seit Monaten alle Länder bis runter nach Feuerland hindurch reisen. Die Amerikanerin die schon in Spanien, Ghana, Bulgarien und der Türkei gelebt hatte, unterrichtet im Moment Englisch in Sao Paulo in Brasilien und auch sie hatte sich zu jungen Zeiten ein Auto gekauft und ist damit von Kalifornien bis hinunter nach Panama gefahren. Der WAHNSINN!
Auch konnten wir uns gut über bisher überstandene Krankheiten austauschen und solche Gespräche geben mir immer Kraft und zeigen mir, dass ich wegen etwas Kotzen und Kacken wirklich keine Mimose zu sein brauche. Der eine Deutsche hatte Denguefieber, hatte Blut erbrochen und war alleine in Medellin in Kolumbien in einem Krankenhaus (ich glaub spätestens da, hätte ich abgebrochen), die Amerikanerin hatte Wasserparasiten welche sie an die 20 Kilo haben abnehmen lassen. Magen-Darmprobleme hatte eh jeder und ich habe von einer Person erfahren, die in Ruanda von einer Giftschlange in den Finger gebissen wurde, daraufhin wurde der Finger in der BAUCHDECKE eingenäht, weil das die Heilung beschleunigt und dieser Mann ist damit fast einen Monat herumgelaufen. Wie heftig ist das denn?
Irgendwann waren unsere Sachen dann auf dem Jeep verstaut und es ging los. Zuerst ging es zu einem gespenstischen Friedhof für Züge. Dort stehen also mitten in der Wüste, ganz viele Lokomotiven die vor sich hin rosten. War ganz interessant, hat mich jetzt aber nicht umgehauen. Danach ging es dann aber zum Salar. Dem größten Salzsee der Erde und der größte Speicher für Salz dieser Welt. Unbeschreibliche 12000 Quadratkilometer Salz. Die Dicke der Salzschicht auf dem eigentlichen See besteht dabei aus 20-50 Metern. Durch die Regenfälle der letzten Monate stand auf der Salzschicht auch etwas Wasser. Dieses spiegelt den intensiv blauen Himmel teilweise unbeschreiblich surreal wieder und wirft die Sinne von einem Extremen ins andere. Ohne Wasser soll die ganze Fläche jedoch noch um ein vielfaches eindrücklicher und spektakulärer sein. Nachdem wir etwas auf dem See herumgetollt haben, ging es anschließend weiter in Richtung Chile und Atacamawüste, wo wir in einem kleinen, hässlichen Dorf die erste Nacht in klirrender Kälte verbracht haben. Hier fallen die Temperaturen nachts häufig weit unter den Gefrierpunkt und es gibt eigentlich keine Heizungen oder heißes Wasser. Ich war sehr froh um meinen dicken Daunenschlafsack und die Schicht Wolldecken die ich mir übergelegt hatte.
Am nächsten Tag ging es dann weiter von einem Highlight zum nächsten. Zuerst in einen durch den Wind grotesk geformten Steingarten mit riesigen zerschlissenen Felsen aus Vulkangestein. Vorbei an einigen der aktivsten Vulkanen dieser Erde mit Höhen weit über 6000 Metern. Immer wieder unterbrochen durch tief blaue, türkise oder sogar rote Lagunen, auf denen Scharen von Flamingos, eingerahmt von den Gipfeln der schneebedeckten Bergen, nach Algen und Kleinkrebsen suchen. Dabei haben wir Pässe von mehr als 5000 Metern Höhe überquert und sind durch gespenstische Mondlandschaften und weite Wüstenflächen gefahren. Ohne angeben zu wollen, jetzt war ich glaub ich schon im wohl feuchtesten Regenwald dieser Erde, in der trockensten Wüste und hab einige der höchsten Gipfel der Anapurnaberge mit über 8000 Metern in Nepal sehen können. Was bin ich mit meinen 24 Jahren doch gesegnet mit Erfahrungen :-D! VERRÜCKT!!!!
Am nächsten Tag mussten wir schon um 4:30 aufstehen. Ich bin fast ausgeflippt. DAS hat mir überhaupt nicht gefallen. Es war ARSCHKALT, dunkel, ich war muffig und stinkig. Dann haben wir uns alle still schweigend, in den kalten Jeep gesetzt und sind zu Geysiren und heißen Wasserquellen der umgebenden Vulkane gefahren. Es hat unglaublich nach Schwefel gestunken und die vielen Horden von israelischen Touristen die sich zu dieser unchristlichen Zeit todesmutig durch dampfende Gasberge hindurch gejagt haben, hat mich nicht unbedingt umgehauen. Ich bin vor allem im Auto sitzen geblieben und hab versucht etwas zu schlafen (was bin ich langweilig :-D). Anschließend ging es weiter zu heißen Quellen in die man sich hineinsetzen konnte. Leider hatte ich mein Badezeugs nicht dabei, zu ärgerlich, hab aber meine Beine reingehängt und nach der bitteren, bitteren Kälte des Morgens war das eine Wahnsinns Wohltat. Hinterher sind wir dann noch nach Chile gefahren, bzw. an den Grenzposten, wo uns der Holländer und ein Deutscher verlassen hatten. Auf der einen Seite konnte man dann Argentinien oder Chile und eben Bolivien sehen. Bin mal kurz rüber gerannt und hab mich gefreut für 2 Minuten in Chile und Argentinien gewesen sein zu können :-D!
Die Rückfahrt war ätzend lange und wurde nur kurz durch das Besichtigen von präinkanischen Felsenmalereien gestoppt. Diese sind über 2000 Jahre alt und bestens erhalten. Sogar blaue Farben konnte man erkennen. Diese archäologischen Schätze begeistern mich doch immer wieder aufs Neue.
Zurück angekommen in Uyuni hab ich dann gleich wieder den Nachtbus zurück nach LA Paz genommen. Was nach dem anstrengenden und vor allem sehr frühen Tag, kein besonderes Vergnügen war. Angekommen in La Paz bin ich dann auch noch heute Morgen um 5! Mein Zimmer ist natürlich noch nicht frei und so sitze ich hier im Hostel und muss, wenns blöd läuft, noch bis 13 Uhr auf mein Bett warten. Ich freu mich unglaublich auf eine warme Dusche. Hoffentlich funktioniert die dann auch.
Hier in La Paz wird die nächsten Tage noch ordentlich Hippieschnickschnack eingekauft und dann geht’s am Dienstag weiter nach Chile! Wir hören voneinander!
Liebe Grüße
Der Jens
Der Regenwald und die Tage danach!
März 30th, 2011Hallo ihr Lieben!
Heute bin ich wieder in La Paz angekommen. Nachdem ich in eine ziemlich gewöhnungsbedürftige Propellermaschine in Rurrenabaque gestiegen und über einer Graspiste auf der Pferde grasten, abgehoben bin, bin ich wieder auf 4000 Meter Höhe in La Paz gelandet und hab den Dschungel hinter mir gelassen. La Paz haut mich diesmal förmlich um, nach gut 2 Wochen im Tiefland ist die Höhe hier grausam und mir ist schwindlig und schlecht. Hinzu kommt, dass ich die letzten zwei Tage in Rurrenabaque wieder Fieber und Durchfall hatte und von daher sowieso geschwächt bin. Nun gut, möchte mal keine Mimose sein, Durchfall ist schon besser geworden und Fieber ist komplett überstanden, aber solche Dinge verderben einem einfach den Spaß am Reisen.
Nichts desto trotz, der Regenwald und meine 3 tägige Tour im Madidi Nationalpark waren der Hammer. Los gings im Regen auf einem kleinem Boot 3 Stunden den Rio Beni hinauf in das Naturschutzgebiet. Bei meiner Tour dabei war ein junges Pärchen (gemixt aus Chile und Belgien) und zu dritt, war unsere Gruppe wunderbar überschaubar. Der Regen war zuerst etwas anstrengend, da es dadurch auch ungewöhnlich kalt geworden ist, aber es hat meiner Begeisterung keinen Abbruch getan. Als dann auch noch 3 rote Aras über uns hinweg geflogen sind, hab ich vor lauter Enthusiasmus aufgeschrien! DAs war mir hinterher selbst peinlich dass ich so ausgeflippt bin und alle Leute im Boot haben ziemlich gelacht. Aber naja, kommt schon, Aras in freier Wildbahn, WIE FETT IST DAS DENN???
Im Dschungelcamp angekommen war ich sehr positiv überrascht, es waren einfache Unterkünfte, aber alles in allem sehr sauber und tropisch. Ich war angekommen. Mitten im Regenwald. Begeistert bin ich während der Mittagspause gleich alleine etwas rumgestromert und habe tolle Entdeckungen in einem nahe gelegenem Bach gemacht. Ich konnte ganz viele bunte Fische beobachten (wer ein Aquarium hat und sich auskennt, es waren Buntbarsche, Salmler und Panzerwelse) und war sofort Feuer und Flamme für den Ort. Auch das Essen war wirklich sehr gut und so konnten wir uns für unsere erste Tour stärken.
Unser Guide war etwas mürrisch und machte eher den Eindruck als hätte er keinen Bock auf die ganze Sache, aber ich war so entzückt von all dem Grün und den Tiergeräuschen, das mir das im Grunde egal war. Man muss ihm aber zugutehalten, dass er echt was auf dem Kasten hatte und einfach ne menge wusste. Zwar hat er sich meist nur die Zeit für die größeren Spektakulären Dinge genommen und nicht unbedingt für die verschiedenen Ameisen, Fröschchen und Spinnen auf die ich Mega abfahre, aber ich kanns verstehen. Nicht jeder ist so verrückt darauf alle möglichen Insekten, Amphibien und Pilze zu bestaunen und zu fotografieren. Es sei ihnen vergeben. Am ersten Tag konnten wir gleich Totenkopfäffchen und Kapuzinaäffchen in den Bäumen beobachten und gigantische Bäume betrachten. Diese Bäume sind so UNFASSBAR groß, da muss man selbst davor gestanden haben um diese Relationen zu begreifen. Da gibt es Bäume die über 100 Meter hoch sind und einen Durchmesser von 10 Metern besitzen. Wirklich der WAHNSINN!!!!
Alles in allem kann man sich den Regenwald aber nicht so vorstellen, das nach jeden 10 Metern eine neue exotische Schönheit auf einen wartet und sich perfekt vor der Kamera positioniert. Bilder und Videos wie man sie aus National Geographics oder den besten Dokus kennt, sind wahre Glücksache und ich glaub die Leute brauchen Wochen und tausende von Bildern um eine Handvoll guter Fotos zu erwischen. Oft erahnt man die Tiere vor allem, aber es ist super spannend. Plötzlich wird man dann ganz still und konzentriert sich auf jedes Rascheln und Knistern um dann einen kurzen Moment einen Blick auf eines der versteckt Lebenden Tiere zu werfen. Es hat mir überaus gut gefallen.
Was ich vielleicht auch noch erwähnen sollte ist, dass ich definitiv falsches Schuhwerk dabei hatte. Nur meine Turnschuhe (Vans) nun ja, nun war das ja REGENwald in der REGENzeit und mit Sportschuhen durch Sümpfe und Bäche zu waten ist vielleicht nicht das schönste Vergnügen das man sich vorstellen mag. Aber nun gut, ich habs überlebt, meine Schuhe auch, die sind wieder trocken und sauber.
Täglich sind wir um die 25 Kilometer durchs Dickicht gelaufen was wirklich wirklich anstrengend gewesen ist. Es waren super tolle Momente und Erfahrungen und ich möchte die ganze Sache definitiv nicht missen. Unter anderem hatten wir auch eine Nachtwanderung und eine Wanderung zu einem Sumpf an dem die Tiere trinken, baden und Lehm fressen. Hier haben wir doch tatsächlich einen PUMA sehen können. Jedoch nur für einen super kurzen Moment. Und als wir da gerade so schön in den Wald gestarrt haben und versucht haben uns nicht zu bewegen, bin ich an einem Baum hängen geblieben, an dem ich lieber nicht hätte hängen bleiben sollen. Es gibt im Regenwald nämlich Bäume die eine Symbiose mit Ameisen eingehen. Die Ameisen leben in extra gewachsenen Hohlräumen im Inneren des Baumes, auch produziert der Baum Nektar um die Ameisen zu versorgen. Im Gegenzug dafür sind diese Ameisen äußerst aggressive Biester und fallen alles und jeden an der dem Baum zu nahe kommt. Nun war ich der unglückliche Depp, auf den die Ameisen in Scharen eingefallen sind. Die Bissen sind nicht mit einheimischen Arten zu vergleichen und nachdem der Puma dann weg war, musste ich mich fast komplett ausziehen um die Ameisen wieder los zu werden.
Alles in Allem waren es aber vor allem die Ameisen die mich super fasziniert haben. Es gibt so viele Arten und Varianten in den unterschiedlichsten Farben und Formen, ein Feuerwerk der Schöpfung. Es gab da auch super große (an die 5 cm) wirklich gewaltige Dinger, davon hat mich auch eine gebissen. Mein Bein ist darauf hin dann angeschwollen und ich hatte fast zwei Tage lang Schmerzen. Für kommende Trips in den Regenwald sei jedem gesagt, OBACHT!!!!!
Am letzten morgen sind wir schon sehr früh aufgebrochen um am Fluss Vögel zu beobachten. Einen Tag zuvor bin ich wieder alleine in der Mittagspause zum Fluss gelaufen und konnte unter anderem Tukane, Affen und Nasenbären beobachten. Leider konnte ich keine guten Fotos machen. Meine Hoffnung war, früh am Morgen, endlich Papageie vor die Kamera zu bekommen. Leider hat es am Morgen stark geregnet und wir sind um sonst aufgebrochen. Das ist die einzige Sache die mich etwas ärgert. Ich hab zwar immer wieder Vögel und Aras gesehen, jedoch leben die so weit oben in den Bäumen das man fast keine Chance hat ein Foto zu machen. Das hätte ich schon gern gemacht.
Hinter her sind wir noch zum Piranha fischen gegangen. Auf einem der Fotos solltet ihr mich theoretisch mit einer Angel und Fleischbroken erkennen können, man siehts aber nicht. Man achte aber bitte auf meine Füße !
Nachdem auch einige Fische gefangen wurden (leider keiner von mir ) wurden uns diese lecker zubereitet. Ich muss sagen, Piranha schmeckt wirklich gut, ist zu empfehlen!!!
Anschließend ging es wieder zurück nach Rurrenabaque. Dort bin ich super glücklich angekommen und hätte die Welt umarmen können und naja dann, hab ich in der Nacht wieder beschissenes Fieber bekommen und war die restlichen 2 Tage nur rumgelegen. Ach Leute es ist wirklich zum kotzen. Dieses ständige krank sein. Ich futter hier Antibiotika wie andere Leute Bonbons und fühle mich nach solchen Aktionen wirklich immer wie gerädert und halb tot. Ich wünschte mir, dass ich jetzt endlich mal etwas Ruhe vor Fieber, Durchfall und Kotzerei haben können. Lateinamerika ist toll, Gesundheitlich bekommt es mir gar nicht. Obwohl ich hier super Erlebnisse habe, freue ich mich jetzt langsam wirklich, wirklich auf zu hause. Auf warme Duschen und Essen das ich Essen kann ohne hinterher kackend und kotzend aufs Klo zu rennen. Es wäre ein Traum.
Für morgen Nacht hab ich nen Bus nach Uyuni gebucht. Dort ist die größte Salzwüste der Welt und eine der spektakulärsten Gegenden des gesamten südamerikanischen Kontinents. Ich freu mich, doch liegt Uyuni auf fast 4000 Metern Höhe. Ich hoff dass ich bis dahin einfach fit bin.
Liebste Grüße von weit weit weg
Jens
p.s. auf einem Bild kann man mich auch aus einer Liane Wasser trinken sehen. Ach und bevor ichs vergesse, auf dem einem Bild sieht man doch tatsächlich einen PFEILGIFTFROSCH!!!!! Ich bin so ausgeflippt, und jetzt ratet mal, wer den entdeckt hat???
Die Höllenfahrt meines Lebens
März 26th, 2011Hallo ihr Lieben, ich habe überlebt und zwar RICHTIG!!!
Eine meiner frühsten Kindheitserinnerungen ist es, das ich im Kindergarten sitze und wir eine Projektwoche zum Thema Regenwald veranstaltet haben. Zwar weiß ich nicht mehr genau was gesprochen wurde oder was ich genau getan habe, aber ich kann mich erinnern das alles total grün und tropisch gestaltet war. Es wurden exotische Tiere gebastelt und ein Film zum Leben im Urwald geschaut. Damals war ich schon so fasziniert von dieser grünen Hölle und die Begeisterung dafür ist nie gewichen. Mein erstes Referat in der 5ten Klasse habe ich freiwillig über den Regenwald gehalten, weil es mir Spaß gemacht hatte. In der Bücherei wurde jedes Sachbuch zum Thema Urwald und Amazonas ausgeliehen und zu Hause fleißig studiert. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass ich als Kind so schockiert und betroffen von einem Artikel über einen Waldbrand im Dschungel gewesen bin, dass ich all mein Taschengeld gespendet hatte. Seit damals, möchte ich in den Amazonasregenwald und diese unbeschreibliche Artenvielfalt erleben. Möchte Teil sein, an diesem Wunder der Welt. Und jetzt ist es so weit, ich bin in Rurrenabaque und werde in den Madidi Nationalpark gehen, dem Artenreichstem Ökosystem der Welt.
Wie ihr vielleicht wisst, habe ich dafür von Dienstag auf Mittwoch einen Nachtbus nach Rurrenabaque ins Amazonastiefland von Bolivien genommen. Mir wurde schon vorher gesagt, dass die „Straßen“ in keinem guten Zustand sind und es keine geteerten Pisten sonder nur Erde und Geröll gibt. Nun gut, ich bin ja schon viel gewöhnt und habe schon mehrere, ziemlich verrückte Busfahrten in den unterschiedlichsten Ländern erlebt, also hab ich mir gedacht, ja ja, wird schon passen. Für umgerechnet 7 Euro habe ich mein Busticket gekauft. Der Bus ist allerdings nicht in Coroico abgefahren, sondern von einem anderen Dorf tiefer im Tal. Da es keine festgelegten Abfahrtszeiten für die Busse gibt, hat man mir gesagt, ich solle einfach so ab 13 Uhr an der Schranke des Mauthäuschens auf den Bus warten. Der würde dann schon irgendwann kommen. Nun gut, also bin ich runter nach Yolosita in ein anderes Kuhkaff gefahren und hab mich bei netten „Mautbeamten“ an die Schranke gesetzt und gewartet…..und gewartet ;-)! Ich habe letztendlich 4 Stunden an diesem kleinem Posten in mitten der tropischen Umgebung an einer NOCH geteerten Straße gewartet. Südamerika, Asien und das Reisen, sind meine besten Lehrer im erdulden von Situationen, im Gelassen sein und natürlich im WARTEN.
Als der Bus dann endlich angerattert kam, war ich mehr als entsetzt. Beide Hinterreifen haben gequalmt und mussten mit einem Wasserschlauch gekühlt werden. Als ich dann in das Innere des Gefährtes eingestiegen bin, schlug mir eine Wand aus übel riechendem Menschenschweiß gemischt mit undefinierten Nahrungsmitteln entgegen und hätte mich fast wieder nach hinten umgeworfen. Im Bus sahsen lauter stillenden Müttern und Kleinkindern. Neben den ganzen Menschen, hatten auch 20 Hühner und eine Ziege Platz in dieser Luxusausführung eines Reisebusses gefunden und ich habe mich irgendwo zwischen die Einheimischen gequetscht. Letztendlich find ich es immer gut, der einzige Ausländer zu sein und mit den lokalen Leuten ins Gespräch zu kommen. Allerdings war diese Gesellschaft etwas anstrengend. Nun gut, vom Körpergeruch mal abgesehen, waren es vor allem die Kleinkinder die mich nach einiger Zeit echt etwas genervt haben. Zuerst hab ich noch etwas rumgeflaxt und den stolzen Müttern zu wunderbar dicken Kindern gratuliert, aber irgendwann sind mir diese kleinen Plagegeister gewaltig auf den Sack gegangen. Ja ich weiß, Babys sind Babys und man kann ihnen das Schreien nicht verbieten, allerdings wenn die ganze Zeit ein anderes Kind schreit und hinter mir kleine Kinderfüßchen unaufhörlich in meinen Sitz treten und kleine Patschehändchen ständig, an meinen so lustigen Haaren rupfen, dann ist es irgendwann doch wirklich etwas anstrengend. Da kommt halt der empfindliche Europäer zum Vorschein, der seine Privatsphäre und Ruhe liebt.
Die Straße änderte sich schnell von einigermaßen gut geteert in eine furchtbare Matsch- und Morastpiste. An steilen hunderte Meter tiefen Abhängen, schlitterten LKWs und Reisebusse haarscharf aneinander vorbei und in manchen Momenten hatte ich wirklich TODESANGST als ich die tiefen Abgründe gar zu deutlich vor meinen eigenen Augen gesehen habe (ich sahs am Fenster)!!!! Das hört sich jetzt alles vielleicht lustig und abenteuerlich an und ihr denkt euch, „Mensch der Jens, Teufelskerl, der erlebt was“ RICHTIG, aber auf diesen Wahnsinnstrip hätte ich wirklich verzichten können. Auch wenn die umgebende Natur wunderschön und der Wald immer dichter und tropischer wurde, ich konnte mich beim besten Willen nicht wirklich entspannen. Ob es am Geschreie der Kinder, an den gewagten Manövern unseres Kamikatzefahrers oder an den Todeshängen gelegen haben mag, wahrscheinlich hat alles zusammen gespielt. Es war einfach nur grauenvoll. An Schlaf war sowieso nicht zu denken da das süße Kind hinter mir ständig an meinem Sitz rüttelte und einen monotonen Singsang von BABU BABU angestimmt hatte. Ich hätte heulen können.
Irgendwann nachts um 2 ist dann vor uns die Straße weggebrochen und hat sich in einer Schlammlawine in den Abgrund ergossen und der unglückliche LKW vor uns ist im Morast komplett stecken geblieben. Es ging NICHTS MEHR! So sind also alle Leute raus gerannt und haben wild diskutiert und nach einer Lösung gesucht. Ich dachte, dass ich nun endlich etwas Schlaf finden könnte, leider wurde das Innere des Busses dank des fehlenden Fahrtwindes unglaublich heiß und das Geschreie der Babys die auch noch in die Windeln gekackt hatten, trug sein übriges zur entspannten Atmosphäre bei. Ich war der Spielball meines eigenen Karmas und konnte nur hoffen die ganze Fahrt heil und unbeschadet zu überleben und die Ruhe in mir selbst zu finden. In manchen Augenblicken wünscht man sich jedoch nur, den Körper zu verlassen! In solchen Momenten ist man einfach nur im hier und jetzt, geplagt und gepeinigt von der Umwelt und denkt nicht an gestern oder morgen, ergibt sich einfach nur dem Schicksal und kann nichts anders tun als abzuwarten, zu überleben und zu hoffen man regt sich dann, aber auch unglaublich schnell über Kleinigkeiten auf und schaukelt sich von einem zum nächsten. Ich muss geduldiger und gelassener werden, ich glaub das ist die Lehre die ich aus der ganzen Sache ziehen kann, danke oh allmächtiges KARMA ;-)!
Das war die Busfahrt meines Lebens, das kann ich euch sagen. Vor allem muss ich sagen, rettet mich bei solchen Erlebnissen mein doch tiefsitzender Humor den ich auch mit mir selbst teilen kann und mein ewiger Optimismus. Musste so lachen als ich mir vorgestellt habe, wie ich im Fieberwahn von Malaria geplagt, bewaffnet mit einer Handvoll Paracetamol auf diesem Weg in einem Bus zurück aus dem Dschungel in ein „tolles“ Krankenhaus nach La Paz gefahren werde. Nur Durchfall fehlt noch. Aber keine Angst, Rurrenabaque und der Madidi Park, sind Malaria- und Denguefrei, na is das nicht was?
Plötzlich ist neben meinem Fenster ein übermütiger LKW-Fahrer mit seiner Maschine vorbeigesaust und in den Abhang gekippt. Glücklicherweise ist er nicht abgestürzt sondern hatte sich einige Meter unterhalb zwischen Bäumen verkeilt. Na wunderbar, das auch noch.
Nach endlosem Warten ging die Fahrt dann weiter, doch diesmal waren wir es die sich im Schlamm festgefahren hatten. Also alle Passagiere raus und der Bus mit Schwung über den Matschberg hinüber. Wir sind alle schon weiter gelaufen um an einer günstigeren Stelle wieder einzusteigen (ach ja nur so am Rande, ich hatte meine Schuhe bereits während der Fahrt ausgezogen weil meine Füße kochten, ich bin also Barfuß in der tropischen Nacht über Dreckberge geklettert), da schrien die Leute hinter mir plötzlich „Corre Corre“ (Renn Renn) denn der Bus hatte so fest Schwung genommen, das er nun nahe daran war uns auf der engen Schlammstraße zu überrollen. Irgendwann sind dann alle wieder eingestiegen (das dauert bei Bolivianern schrecklich lange) und ein verheißungsvolles „VAMOS“ wurde durch den Bus gerufen (bedeutet so viel wie, „auf geht’s“ „Wir gehen“). Mit vamos wars dann aber nix, weil wir dann irgendwelche Probleme mit der Motorklappe hatten und eine weitere Stunde in der dampfenden Nacht gestanden haben. Irgendwann ging die Fahrt dann mit offener Motorklappe weiter. Nun fingen die Hühner an zu Gackern und die Ziege fing an zu meckern. Kein Wunder die armen Dinger, bei der Hitze und ohne Wasser.
Die Piste wurde nicht besser eher schlimmer und riskanter. Aber irgendwann bin ich beim furchtbaren Geholper und dem Gestank des Busses in den Schlaf geschaukelt worden. Allerdings, wirklich sehr spät, bzw. früh am Morgen. Vielleicht lag es am narkotisch wirkendem Schweißgeruch der Füße meines Hintermanns, vielleicht an der totalen Erschöpfung hervor gerufen von Stunden der Angst und der Panik, aber ich konnte tatsächlich ein klein Wenig schlafen.
Während der ganze Fahrt sind immer wieder Leute aus und zu gestiegen. Es war ein fröhliches Kommen und Gehen und mit geschätzten 20 Stundenkilometern, kämpfte sich der Bus wütend Stöhnend und Quitschend unter Auswurf, giftiger schwarzer Dampfwolken durch den Morast.
Trotzdem als die Sonne über dem Regenwald aufgegangen ist, war dies einfach ein unglaublicher Ausblick, ich war angekommen, im Amazonasregenwald, tief im Dschungel. Obwohl mir die Fahrt alles andere als gefallen hatte, kann ich mir hier gerade meine Kindheitsträume erfüllen. Was für eine kluge Idee von mir, nach der Ausbildung nicht zu arbeiten, sondern die Welt zu sehen und das zu tun, was mich interessiert und für was ich mich begeistern kann. Neben den unterschiedlichsten Pflanzen und riesigen bunten Schmetterlingen, konnte ich sogar einen Kaiman neben der „Straße“ im Wassergraben entdecken und konnte Kapuzineräffchen (der Untote Affe aus „Fluch der Karibik“) beim Spielen in den Bäumen beobachten. Diese Aussichten waren einfach nur FANTASTISCH.
Unser Bus hatte ca. 10 Stunden Verspätung und ich sahs alles in allem 24 Stunden in diesem Höllengefährt, zusammen mit den 4 Stunden warten, war ich also 28 Stunden nur mit meinem Trip nach Rurrenabaque beschäftigt. Zum Glück hatte ich genügend Wasser dabei, welches ich spendablerweise auch noch an die Kleinkinder verteilt habe, weil die Eltern zu wenige Flüssigkeiten mit dabei hatten (klingt das jetzt sehr selbstgefällig? Der rettende Prinz hilft den durstigen Kindern? Nein nein, so ist das jetzt nicht gemeint!)
Als wir dann endlich angeholpert kamen, war ich mir definitiv sicher, DAS MACH ICH NICHT MEHR. Das muss ich einfach nicht mehr haben und nachdem ich ein super gemütliches Guesthouse mit Hängematten gefunden hatte, habe ich mir gleich für nächsten Dienstag für 60 Euro ein Flugticket zurück nach La Paz gekauft. Das Flugzeug ist zwar eine Propellermaschine der „Amazonasairlines“ und man hat mir gesagt, dass nur 19 Passagiere mitfliegen könnten. Nun ja gut, Hauptsache kein kaputter Bus auf Matschpisten mehr. Aber ob mir mit „Amazonasairlines“ da noch ein neues Abenteuer bevor steht ;-)? Wer weiß, wer weiß, es bleibt spannend!!!!
Im Übrigen komme ich gerade von meiner 3 tägigen Regenwaldtour zurück und bin vollkommen begeistert. Könnte schreien vor Euphorie! Den Eintrag dafür plus Bilder schreib ich die nächsten Tage. Ihr könnt euch auf nen MEGA Blogeintrag gefasst machen!
Liebste Grüße
Jens
Attacke der Ameisen und Neuigkeiten aus Coroico
März 21st, 2011Hallo ihr Lieben
Als ich vor einigen Tagen so beim Frühstück sahs, wurde ich plötzlich vom Gequicke einer anderen Bewohnerin des Hostals, aus meiner gemütlichen Morgenmeditation bei Spiegelei und Brötchen gerissen. Über den gesamten Hang und die Wege des Guesthouses hatte sich eine riesige Kolone Ameisen ausgebreitet. Ein schier unaufhaltsamer Strom an schwarzen Körper bahnte sich ihren Weg durch den Garten und den Berg hinunter. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Natürlich wurde gleich mein Forscherinstinkt angesprochen und ich habe eine kleine Schlemmerpause eingelegt und hab mir das mal von Nahem angesehen. Aus dem ganzen Unterholz sind kleine Tiere und Insekten geflohen und selbst die großen Hunde hatten Angst vor der schwarzen Masse. Kein Wunder wenn man sich die Tierchen mal etwas näher angeschaut hat. Das ganze Ameisenheer war gut strukturiert und hat mir mal wieder ein Naturwunder vor Augen gehalten. Es gab Soldaten mit riesigen Kiefern, man hat mir erklärt, dass man sich theoretisch mit diesen Biestern piercen könnte. Auch würden die Ameisen so fest zukneifen, dass wenn man den Körper entfernen wollte, der Kopf in der Haut stecken bleiben würde. Schon sehr fies ;-)! Die Soldaten haben den ganzen Strom von Ameisen überwacht und sind ziemlich aggressiv geworden, wenn man zu nahe heran gekommen ist. Dann gab es noch ein paar Ameisen im ganzen Strom die etwas kleiner, trotzdem noch groß waren. Diese haben sich daran gemacht, alle möglichen Insekten anzugreifen und in transportable Teilchen zu zerlegen. Hinterher kamen noch ganz kleine Ameisen die vor allem Eier getragen haben. Schon faszinierend wie sich die Natur selbst organisieren kann und diesen ganzen Staat an hirnlosen Insekten am überleben hält. Hat mich schon wahnsinnig beeindruckt und interessiert. Irgendwann kam dann eine mutige Mitarbeiterin des Hotels und hat die ganze Masse unter einer Wolke stinkendem Giftdampf vernebelt und vernichtet. So organisiert wie sie doch sind, gegen ABC-Waffen des Menschen, können auch diese kleinen Soldaten nichts ausrichten.
In den letzten Tagen hab ich außerdem ganz wunderbare Leute kennen gelernt. Obwohl ich hier allein bin, bin ich eigentlich nie allein. Schon verrückt, aber ich war jetzt jeden Tag mit jemand anderem zusammen rumgehangen und hab mich immer blendend verstanden. Zuerst war ich mit ein paar Dänen unterwegs, die hier in Bolivien als Voluntarios gearbeitet hatten. Ihr Projekt war aber wohl ziemlich schlecht und für 2 Monate mussten sie umgerechnet 1000 Euro an die Organisation zahlen. Solche Geschichten höre ich immer wieder, schon bitter, da möchte man freiwillig arbeiten und was Gutes tun und dann wird den Leuten noch Geld aus der Tasche gezogen. Da bin ich doch schon sehr glücklich mit meinem Hogar, wo ich kostenlos wohnen und essen kann.
Mit den Dänen bin ich dann zu nahe gelegenen Wasserfällen gepilgert. Diese waren super schön, aber nicht wirklich spektakulär. Es war aber wieder die umgebende Natur die mir besonders gefallen hat, der dichte Wald und alle möglichen schimmernden Insekten und Falter sowie die mit Bromelien bewachsenen Bäumen. Das gefällt mir schon besonders gut. Auch der Weg war diesmal relativ gut und ich konnte ohne Probleme mit meinen FlipFlops laufen. Vor allem im Wasser der Wasserfälle war dies angenehm und anders wie beim letzten Mal, war ich diesmal froh keine geschlossenen Schuhe zu tragen. Mit den Dänen bin ich dann auch wirklich gut ins Gespräch gekommen und habe einen schönen Nachmittag verlebt. Die sind aber jetzt wieder weiter gezogen und befinden sich jetzt wohl auf den Weg nach Peru und Machu Pichu.
Wenn ich hier nicht gerade Leute kennen lerne oder durch die Gegend tiger, hänge ich im wahrsten Sinne des Wortes, in der Hängematte ab. Höre Musik oder lese mein Buch und genieße den grandiosen Ausblick aufs Tal. Auch kulinarisch kann ich mich hier nicht beschweren, so gibt es neben einem deutschen Lokal in dem ich KÄSESPÄTZLE gegessen habe (wie geil ist das denn?) unzählige Pizzerien und das erwähnte französische Lokal wo zu guten Preisen, gutes Essen serviert wird. Anders als der Fraß den ich bisher erdulden musste, geht es mir hier wirklich gut und ich esse und werde endlich mal wieder etwas fetter ;-)!
Hab mir dann gestern für Dienstag auch mein Busticket nach Rurrenabaque gekauft. Rurrenabaque ist eine Kleinstadt mitten im Amazonastiefland und von dort aus gibt es wunderbare Möglichkeiten richtige Dschungel- und Pampastouren zu machen. Hatte die ganze Zeit nur befürchtet, dass evtl. kein Bus fährt, da es dieses Jahr so viel Niederschlag gegeben hatte und die Straßen aus Schlammpisten bestehen die manchmal nicht passiert werden können. Die Leute von der Busgesellschaft haben mir jedoch versichert, dass die Straßen im Moment gut seien und der Bus schon seit einigen Wochen wieder fährt. So werde ich Dienstagnachmittag also in einen Dschungeltauglichen Geländebus steigen und mich einer 14-16 stündigen Fahrt nach Rurrenabaque aussetzen. Was man nicht alles tut für seinen Traum den Regenwald zu sehen ;-)! Wünscht mir Glück!!! Hab gehört dass man dort evtl. auch als Freiwilliger in so genannten Dschungellodges arbeiten kann. Da würde man dann evtl. Zimmer sauber machen oder in der Küche helfen, dafür könnte man aber alle Dschungeltrips kostenlos mitmachen. Man müsste sich wohl für 2 Wochen verpflichten. Möchte das unbedingt probieren da irgendwo rein zu kommen. Das wäre natürlich DER HAMMER!!!!
Außerdem hab ich hier noch Leo kennen gelernt. Das ist ein Chilene der unter anderem 2 Jahre in Hamburg und Berlin gelebt hat und hier irgendwie als Aussteiger in Kneipen arbeitet. Er kann super deutsch (gut das brauch ich jetzt nicht unbedingt) und ist einfach mal mega nett. Mit dem hab ich mich jetzt schon einige Male verabredet weil ihm hier glaub ich grad nen bisschen langweilig ist. Er ist schon sehr viel in Lateinamerika rumgekommen und kennt super interessante Geschichten. Er hatte unter anderem für 2 Jahre auch ne Kneipe in Rurrenabaque und hat mir versichert dass ich den Ort ganz toll finden werde. Ja es ist schon nicht schlecht wenn man immer mal Leute kennen lernt mit Beziehungen zu den unterschiedlichsten Orten. Heute Abend gehen wir noch irgendwo hin in ne Bar oder so und außerdem will er mir noch nen paar Infos für Rurre geben.
Also ihr seht, so spannend isses im Moment nicht, geht aber weiter ;-)
Freu mich von euch zu hören
Liebe Grüße
Jens
Estamos perdido – Verloren im Dschungel
März 17th, 2011Hola ihr Lieben
Gestern bin ich nun ja in Coroico angekommen, einem kleinem Ort im Gebiet der so genannten Yungas dem Tor zum Amazonas. Zunächst einmal ging es aber von La Paz hinauf auf einen 5000 Meter hohen Pass in die Anden von wo aus sich die „gefährlichste Straße der Welt“ so wie sie genannt wird, nahezu 3000 Metern die Anden hinab in die grüne Hölle der Yungas stürzt. Die Fahrt und die dabei gewonnenen Eindrücke waren unglaublich. Auf einer knapp 2 stündigen Fahrt, wurde ich mit beinahe allen Klimazonen des gesamten Lateinamerikanischen Kontinents konfrontiert.
Um aus La Paz hinaus zu kommen, musste erst die massive Bergkette der nahe gelegenen Cordillera Blanca überwunden werden. La Paz liegt in einem natürlichen Tal und wird auch „der Kessel“ genannt. Die Berge sind schneebedeckt und unglaublich spektakulär zerklüftet und wunderschön. Es gibt vereinzelnde Gebirgsseen an denen Alpakas und Lamas grasen und man sieht immer wieder Adler und Geier. Die Natur des Hochgebirges ist einzigartig und hinter fast jeder Kurve, entdeckt man ein neues Postkartenmotiv. Als sich die Straße dann aber spektakulär in den Schlund der Yungas ergeben hat, war die Aussicht auf das darunter liegende Amazonastal mit den im Hintergrund hoch hinauf ragenden Gipfeln der Anden einfach FANTASTISCH. Die Berge bilden einen scharfen Kontrast zum Grün des Waldes und dramatische Wasserfälle rauschen unter weißem Getöse in das fruchtbare Tal. Ich möchte diese Fahrt auf keinen Fall missen und wäre arm gestorben, hätte ich diese grandiosen Aussichten und Berge nicht erleben können. Leider konnte ich keine Fotos machen, da ich eingequetscht zwischen Kindern und Bowler-Huttragenden Damen mit Plusterröcken in einem Minibus eingequetscht war. Mensch was ich hier alles sehe. Es ist so unfassbar wunderschön und spannend dieses Land Bolivien, ich bin überglücklich hier zu sein. (wer sich ein Bild über die Fahrt nach Coroico machen möchte, der gibt doch bitte einfach bei Google Bilder – Coroico ein ;-) Google hilft!).
Auf der Busfahrt war ich mal wieder der einzige Ausländer, da ich wie gewohnt billig mit einem öffentlichen Bus fahren wollte. So wurden mir gleich einmal Kinder auf den Schoß gepackt während die Mütter noch Gepäck auf dem Dach des Busses verstauen mussten und es wurde gleich munter auf mich ein gequatscht. Wo ich den herkomme, wie es mir gefällt, wo ich so gut Spanisch gelernt habe, ob ich denn nicht mal auf ein Huhn mit nach Hause kommen mag usw. Es war sehr angenehm, doch leider scheinen die Leute hier keine Zahnbürsten und Mundhygiene zu kennen. In diesem ohne hin schon stickigen Gefährt wurde mir auf Grund der sich anbahnenden Mundfäule meiner Nachbarn leider reichlich schlecht. Aber nun gut, ein perfekter Weltenbummler hat immer frische Bonbons mit dabei, welche die Herzen der Einheimischen sofort brechen und im Sturm erobern, massive Pluspunkte einsammeln und außerdem für frischen Atem sorgen. Nachdem wir über nicht enden wollende Serpentinen immer wieder hin und her geschaukelt wurden und neben mir mit fettigen Händen Hühnerbeine geknackt und in gierige Kindermäuler gestopft wurden, bin ich allerdings langsam doch etwas, nun ja, überanstrengt geworden. Nachdem sich dann auch noch ein Kleinkind neben mir erbrochen und dem stickigen Aroma von Körperschweiß und Hühnerfett auch noch die säuerliche Note von halbverdauter Muttermilch beigefügt hatte, wollte ich dann doch endlich ankommen. Trotzdem, Lateinamerika und Reisen machen entspannt und gelassen und ich komme mittlerweile unter den unglaublichsten Umständen, gut zu recht ;-)!
Angekommen in Coroico habe ich meinen viel zu schweren Rucksack gepackt und mich auf den Weg vom Busbahnhof zu meiner Unterkunft gemacht. Nun bin ich ja das Klima der Anden und des Hochlands gewöhnt gewesen und dank der schwülen Hitze des tropischen Coroicos und dem anstrengendem Polterweg zum Guesthouse ist bei mir reichlich der Schweiß ausgebrochen. Ein unglaubliches Martyrium mit diesem verflixt schweren Rucksack Hügel unter sengender Sonne aufzusteigen. In meinem klugen Reiseführer stand, die Unterkunft wäre einen kurzen Fußmarsch von 10 Minuten vom Busbahnhof entfernt. Diesen idiotischen Reiseführer sollte ich im nächsten Tropenbach versenken, denn dieser verdammte Weg, ist vielleicht von einem Ausdauer- Hochleistungssportler in 10 Minuten zu schaffen. Ich habe mich unzählige Male verlaufen und auch wenn ich den Weg auf ANHIEB gefunden hätte, 10 Minuten sind einfach nur lächerlich kalkuliert.
Halbtot und klitschnass bin ich dann in meinem wunderschönen Guesthouse mit üppig tropischem Garten, Pool und Tal blick angekommen. Zuerst hat man mir allerdings gesagt, dass kein Zimmer frei wäre. Nach dem ich fast geheult hätte ;-), wurde dann aber doch ein kleines gemütliches Zimmer für mich gefunden und ich bin über glücklich, eine herrliche Panoramaausicht auf den Dschungel genießen zu können, während ich in der Hängematte liege und das alles für umgerechnet 4 Euro die Nacht ;-)! Die Betreiber der Pension sind übrigens Franzosen und so gibt es neben den anderen Annehmlichkeiten auch noch ein hervorragendes französisches Lokal in meiner Unterkunft. Nachdem ich dann gechillt in meiner Hängematte gelegen habe und gleich ein wunderschöner Tukan an mir vorbei geflogen ist, waren meine Euphorie und meine Begeisterung für diesen Ort nicht mehr zu bremsen. Es ist einfach unfassbar gemütlich, ruhig, entspannt, wunderschön und billig hier. Ich liebe es. Vor allem das Grün des Waldes, der Duft der feuchten Erde und die bunten Farben der Blumen tun mir unglaublich gut. Nach 4 Monaten Wüste, sauge ich das Farbengemisch und die Gerüche und Geräusche des Waldes förmlich wie ein Schwamm in mich auf. Schätze die aus Augenblicken bestehen und die ich am liebsten ganz tief in meinem Inneren für immer bewahren und niemals vergessen möchte.
Hab dann auch gleich einen Österreicher kennen gelernt der, nun ja, österreichisch aber ganz nett ist ;-) und mit dem hatte ich mich dann gleich für heute verabredet eine kleine Wanderung in den Dschungel und in ein nahe gelegenes Dorf der hier ansässigen Afrobolivianer zu machen. Die Yungas sind das einzige Gebiet in Bolivien in das damals Sklaven aus Afrika eingeführt wurden um auf Kaffee- und Cocaplantagen zu arbeiten. So hat sich im Laufe der Zeit hier eine ganz eigene Kultur der schwarzen Bevölkerung gebildet. Alles in allem sehen die Leute hier eher Karibisch aus und auch die Stimmung und die Atmosphäre sind sehr entspannt, so stelle ich mir nun mal die Karibik vor, nur das Meer fehlt noch ;-). Es sind unglaublich angenehme Menschen hier und bei vielen kann man afrikanische Wurzeln erkennen. Allerdings, eine afrikanisch aussehende Frau mit Bowler-Hut und fettem Rock, das sieht einfach nur blöd aus :-D!
Alles in allem komm ich hier mit der einheimischen Bevölkerung auch super in Kontakt. Anders als in Asien wo man sich mit Englisch verständigt und dieses nicht von allen verstanden wird. So wird auf der Straße jeder gegrüßt und man lässt sich auf einen kleinen Plausch ein. Es ist schon sehr urtümlich und urig hier, mit den ganzen netten, meist älteren Leutchen und diesem unglaublich entspannten Gefühl des Ortes. Heute habe ich José kennen gelernt, ein etwa 80jähriger, fast tauber alter Knuddelmann der mit einem gleichnamigen Papageien zusammen lebt. José versicherte mir, das José der Vogel bereits seit 30 Jahren in seinem Besitz ist, fliegen könnte er, aber er sei so unglaublich gut mit ihm befreundet, dass er einfach bei ihm sitzen bleibt und nicht hinweg möchte, in den Wald. Na wenn ich das mal so glauben soll ;-)?
Nachdem Fabian (der Ösi) und ich uns dann noch mal über die Wanderung erkundigt hatten und uns versichert wurde, der Weg in das afrikanische Dorf würde durch wunderschön, üppigen Dschungel führen und vielleicht 2 Stunden betragen haben wir uns dann auch gleich aufgemacht. Üppiger Dschungel, das kann ich bestätigen…… Weg, das wohl eher nicht. Wir hätten eine Machete gebrauchen können und haben uns wirklich sehr oft verirrt. Der Mensch im Touristenbüro hat uns noch eine Karte mitgegeben die uns dabei helfen sollte unser Ziel zu erreichen. Jede selbstgezeichnete Karte für eine Schnitzeljagd auf einem Kindergeburtstag ist detaillierter und informativer als dieses Gekritzel das uns der gute Mann in die Hand gedrückt hatte.
Mit meinen Hardcore-Trekking-FlipFlops bin ich über matschige Dschungelpisten gerutscht. Über umgestürzte Bäume geklettert und durch dorniges Gestrüpp und steile Felsabhänge gehumpelt. DAS mach ich definitiv NIE WIEDER! Das war keine Wanderung, das war Überlebenstraining der härtesten Sorte. Nachdem uns dann auch noch ein knurrender, halbwilder Hund verfolgt hatte, war es dann endgültig aus mit meinem Spaß am Dschungeltrip. Aber nun gut, irgendwann haben wir Gustó mit seinen Badelatschen mitten im Dschungel getroffen, der uns dann sicher, über schreckliche Wege auf die Hauptstraße ins Tal geleitet hatte. Alles in allem, hätten wir diesen netten, aber verschwiegenen Mann nicht getroffen, hätte ich kein Spanisch sprechen können, ich glaube wir wären immer noch gefangen, zwischen Bäumen, Gestrüpp, Kaffee- und Bananenplantagen. Vor allem mein Schuhwerk muss ich mir eingestehen, war mehr als leichtsinnig.
Trotzdem der erste Part dieses „Spazierganges“ wo ich noch froh gestimmt war, hat mir doch sehr gut gefallen. Riesige bewachsene Bäume mit Orchideen und Bromelien, Blattschneiderameisen am Wegesrand und exotisches Gekreische von Papageien in den Bäumen, langsam komm ich in die Gegend von der ich schon seit meiner frühsten Kindheit träume, in den Amazonasregenwald :-D!
Der Weg jedoch war einfach nur hart und nach 4 Stunden Dschungel war ich absolut entkräftet und abgekämpft. Auf der Hauptstraße mussten wir dann auch noch einige Kilometer zum nächsten Ort wandern und in sengender Sonne ist das kein Spaß gewesen. Auch die vorbeijagenden Autos haben meiner Stimmung nicht unbedingt gut getan, aber irgendwann ist dieser kleine Engel auf 4 Rädern vorbei gekommen. Ein Kleinbus dessen schwarze Insassen uns freudig angelächelt und ein gewunken hatten. Mit diesem Minitransporter ging es dann wieder zurück nach Coroico und nach einer Dusche und etwas Ruhe in der Hängematte bin ich eigentlich ganz froh dieses Abenteuer gemacht zu haben.
Ihr seht also ich lebe, hänge hier ab, überlebe im Dschungel und lerne super nette Leute kennen. Es geht mir super gut und ich liebe meinen Aufenthalt hier. Für morgen nehm ich mir gar nix vor, gewandert wird nicht mehr und wenn, dann nur noch mit Guide und guten Schuhn ;-)! Ich entspann jetzt noch nen bisschen am Pool, und was macht ihr so :-D?
Liebste Grüße aus dem Dschungel
Jens
p.s. war ja 2 Tage in La Paz, komm da auch nochmal hin, werd irgendwann einen eigenen Bericht über La Paz schreiben, hab jetzt keine Lust dafür gehabt!
Bienvenido Bolivia un viaje especial!!!
März 12th, 2011Liebe Leute
Nach 4 Monaten Aufenthalt in Peru ist mein Visum nun ausgelaufen und ich hab mich auf den weiten Weg durch das Altiplano auf nach Bolivien gemacht. Nehme mir jetzt einen Monat frei und möchte durch Bolivien und evtl. noch etwas durch Chile traveln.
Angefangen hat mein ganzes Abenteuer Donnerstag Morgen auf dem Klo bevor ich mit dem Bus nach Puno an der peruanischen Seite des Titicacasees aufgebrochen bin. Nachdem ich wie gewohnt nach unten geblickt habe, wurde ich nämlich mit dem Entsetzen eines Knäuls aus Würmern in meinen Hinterlassenschaften konfrontiert. Die erste Reaktion war ein lautes Lachen. Ich musste mich wirklich ausschütten vor Lachen. Da sahs ich fertiger Typ nun mit kaputten Haaren und dünnem Bauch (hab in 4 Monaten 16 Kilogramm abgenommen, scheiß auf Weight Watchers und Adkins, komm mit mir nach Südamerika :-D!) auf meiner Toilette in Südamerika und blicke auf einen Haufen von Gewusel weißer Fäden die sich scheinbar gierig durch mein naja ihr wisst schon was, winden und schlängeln. Ich musste prusten vor Lachen, da ich hier wohl wirklich nichts an Krankheiten, Parasiten und sonstigen Unannehmlichkeiten auslasse. Humor entsteht manchmal in den ungewöhnlichsten Momenten. Aber nun gut, es ist ja bewiesen, das Würmer Substanzen absondern, die den Darm beruhigen, damit sie durch einen heftigen Anfall von Darmkontraktionen nicht gleich wieder hinausbefördert werden. Durchfall musste ich also auf meiner 6 Stündigen Busreise nach Puno nicht befürchten ;-)! Außerdem gibt es in jeder Apotheke günstige Tabletten um die Tierchen wieder los zu werden. Leider waren es aber so viele, das ich euch heute nicht mit putzigen Namen beglücken kann die der ganzen Sache eine gewisse Komik verleihen würden, wie etwa mit Carlos meinem Hautpilz der immer noch fröhlich wächst und mir täglich entgegen strahlt :-D!
Von Puno aus habe ich Freitag dann einen Bus nach Copacabana in Bolivien genommen. Nachdem wir nach einer 20 minütigen Fahrt dann gleich eine Panne von 2 Stunden hatten, bin ich auch gut mit den mitfahrenden Personen in Kontakt getreten und vor allem mit Martín meinem Nebenmann aus Argentinien bin ich super ins Gespräch gekommen. Dieser Typ scheint noch um einiges kaputter zu sein als ich und mit zerschlissener Kleidung und dem Duft von Mottenkugeln hätte er eher den Eindruck eines Penners hinterlassen können. Aber bei den Gesprächen über das Reisen und über die Liebe zum Leben und der Welt konnte ich den gewissen Funken von überschwänglicher Begeisterung in seinen Augen erkennen und so sind wir schnell ganz dicke geworden. Ein Tourist der nicht nur konsumiert sonder Zeit findet auch etwas zu lernen.
Zuerst hab ich jedoch den Kauderwelsch überhaupt nicht verstehen können den er da von sich gegeben hat, aber nachdem ich ihn einige Male blöd wie ein Eichhörnchen angeglotzt habe, hat er seinen starken argentinischen Akzent etwas gedrosselt und wir konnten uns super unterhalten. Ich muss schon sagen, es ist wirklich super toll eine neue Sprache sprechen zu können. Man hat die Möglichkeit so viele neue Menschen kennen zu lernen, so viele neue Informationen und Eindrücke zu sammeln und die Welt um ein großes Stück mehr zu erfahren und zu entdecken. Nachdem er mir dann auch noch versicherte dass mein Spanisch ganz toll sei, war ich natürlich auch etwas stolz auf mich. Hey, ich spreche Spanisch „Qué chevré!“
Der Großteil der Busteilnehmer bestand aus Argentiniern und einigen Spaniern. Da wir in Südamerika sind und hier niemand Eile und Stress zu kennen scheint, haben wir uns alle nach draußen gesetzt, gescherzt und gelacht. Nur ein dicker, wütend schnaubender Mann mit Sandalen und Socken ist immer wieder auf und ab gelaufen und hat finster in die Gegend geschaut. Es hat sich dann heraus gestellt, das dieser Mensch aus Deutschland kam, schon erstaunlich wie sich Klischees manchmal zu 100% bewahrheiten :-D!
Martín ist heute weiter nach La Paz gefahren, jedoch nicht ohne mir noch einige Insidertipps bezüglich Boliviens zu geben und mir Plätze und Orte besonders ans Herz zu legen. Bien viaje Martín!
Zuvor in Puno hab ich noch ein deutsches Mädchen „Helga“ kennen gelernt die jetzt für 5 Monate in Peru war und jetzt auch für einen Monat nach Bolivien geht. Leider ist sie mit einem anderen Busunternehmen nach Copacabana gereist und durch unsere Panne haben wir uns super blöd an der Grenze verpasst weil wir gemeinsam weitereisen wollten. Nun ja, ich warte einfach mal ab was mir mein Karma bringt, ich werde sie treffen oder eben nicht ;-)!
Irgendwann ging es dann weiter. Entlang am Ostufer des Titicacasees und mitten durch die weite Ebene des Altiplano mit seinen kleinen indigenen Dörfern in denen meist Aymara-Indianer leben. Die Landschaft ist atemberaubend und durch den Regen der vergangen Zeit grün, gesprenkelt mit dem orange und dem gelb der Heideblumen die hier überall wachsen nur unterbrochen von einem tiefen endlos sattem Blau des Sees. Ich habe die Fahrt sehr genossen und irgendwann hat sich dann auch wieder dieses Gefühl von grenzenloser Freiheit, das Gefühl wieder auf Reisen zu sein eingestellt und so habe ich glücklich in eine Landschaft gesehen, deren Schönheit aus ihrer Melancholie und Schlichtheit zu bestehen scheint.
An der Grenze zu Bolivien ging alles sehr problemlos. Der erste Eindruck den ich hatte als ich auf einem mehr oder weniger schlechten Feldweg auf 3800 Metern Höhe von Peru nach Bolivien gewackelt bin, war ein Esel der mir müde und entspannt direkt am Grenzposten entgegengeblickt hat und der dezente Geruch von Kuhdung in der Luft. Entspannt ging es beim Grenzbeamten weiter und nachdem der mit völliger Ruhe und Gelassenheit einen Stempel in jeden Reisepass der zahlreich wartenden Personen gedrückt hatte, ging es dann weitere 8 Kilometer in einem vollbepackten Kleinbus weiter nach Copacabana.
Copacabana genießt hier in Bolivien den Ruf einer Kleinstadt. Für mich machte das verschlafene Nest eher den Eindruck eines Kuhkaffs, aber nun gut, wir sollten Bolivien wirklich nicht mit deutschen Maßstäben vergleichen. Der berühmte Strand in Rio di Janeiro wurde im Übrigen nach dem ebenfalls sichelförmigen Strand und der berühmten Wallfahrtskirche des Ortes in Bolivien benannt.
Bolivien das etwa dreimal so groß ist wie Deutschland, gilt als ärmstes aber auch als ursprünglichstes Land Südamerikas. Der Großteil der in Bolivien heimischen Bevölkerung besteht aus „indigenas“ jenen indianischen Nachfahren der Inka- und Aymarakultur die sich vor Ankunft der Spanier einmal über fast den ganzen Kontinent ausgebreitet hatte. So sieht man hier viele Frauen mit den charakteristischen, dicken Bonbonröcken und Bowler-Hüten sowie Männer mit kantig geschnittenen Gesichtern und Hackennasen. Obwohl Spanisch als Amtssprache anerkannt ist, sprechen hier doch noch sehr viele Menschen die ursprünglichen Sprachen Quechua und Aymara.
Copacabana ist mit gelassen, ruhig und ausgeglichen treffend zu beschreiben. Nachdem ich zuerst etwas planlos mit meinem Rucksack herum getingelt bin, habe ich hier ein Hotel gefunden, mein Zimmer kostet die Nacht 2 Euro, ist schlicht und etwas schäbig, aber ich bin ganz glücklich damit. Copacabana ist ein wahrer Traum für Alternative, Lebenskünstler und Reisende. Die Preise sind erschreckend niedrig, die Stimmung super entspannt und aus zahlreichen Restaurants und Geschäften hört man Lieder von Cat Stevens, the Beatles und Bob Marley, gemixt mit einer entsprechenden Auswahl aus Latinopop und Salsa.
Der Ort besteht aus Läden mit bunten Tüchern, Taschen und Armbändern. Aus Menschen mit verfilzten Haaren die Gitarre spielend auf Treppen oder am Ufer des Sees sitzen, die meisten übrigens Argentinier von denen ich jetzt mittlerweile einige wirklich interessante und nette Leute kennen gelernt habe.
So sahs ich also bei einem herrlichen Sonnenuntergang am Strand, vor mir eine gegrillte Forelle mit Knoblauch und habe die frische Luft des Sees in meine Lungen gesogen. Ach wenn ihr doch nur fühlen könntet was ich fühle, wenn ihr sehen könntet was ich sehe. Es ist so schön wieder auf Reisen zu sein. Sein ganzes Leben minimal in einem Rucksack zu verstauen, in den Moment zu leben. Aufzubrechen oder zu verweilen wenn man Lust dazu hat. Interessanten und durch geknallten Menschen zu begegnen, einen weiteren Stempel in seinen Reisepass zu sammeln und neue Orte und Länder zu entdecken. Beim Reisen fühle ich immer wieder Momente vollkommener Zufriedenheit. Glück das im Moment entsteht und das einem einen kleinen Einblick auf die Großartigkeit der Unendlichkeit gewährt. Von der Größe und Schönheit der Welt, von den guten Seelen der Leute und vom grenzenlosen Reichtum der Natur und den Landschaften die sie formt.
Traurigkeit überkommt mich für die Menschen, die ihr Leben vor Computern und Fernsehgeräten verschwenden, die sich nie auf machen etwas zu entdecken, zu lernen und etwas Größeres zu erfahren. Die Welt ist da draußen und das Leben besteht in diesem Augenblick. Die Freude und Inspiration der Freiheit ist grenzenlos und macht Lust auf mehr ;-)!
Meinen Geburtstag habe ich heute mit einer Wanderung in die Umgebung und die Natur begonnen. Dabei waren die bunten Blumen und die grünen Gräser der Landschaft des Titicacasees ein wahrer Balsam für die Seele. Neben den unterschiedlichsten Arten von Gewächsen habe ich auch eine seltene Zauberpflanze gefunden die nur hier in dieser Gegend wächst und den ansässigen Schamanen dazu behilflich ist, mit den Geistern und Göttern der anderen Welten in Kontakt zu treten. Neben zahlreichen Kräutern und Blütenpflanzen konnte ich auch immer wieder Kolibris beobachten, die sich am Nektar der Blumen gütig getan haben.
Außerdem wurde ich Zeuge eines Rituals, das so alt wie dieser ganze Kontinent zu scheinen ist. Gebräuche und Handlungen, welche die spanische Eroberung überlebt und bis in die Jetztzeit überdauert haben. Auf einem Berg befand sich ein Kultplatz für die hier lebenden Schamanen. Ein Platz der so mysteriös scheint, wie die Kulte und die Gebete selbst, die hier für Götter und Geister gesprochen werden, die nichts mit Jesus oder dem lieben Gott zu tun haben. Etwas ursprüngliches, etwas Echtes, Authentisches. Fast habe ich mich gefühlt wie damals in Pashupatinath, dem goldenen Shivatempel im Herzen Kathmandus, wo am Ufer des heiligen Flusses die Leichen verbrannt werden und die Bhramanen ihre Gebete sprechen, die in ihrer Vorstellung, seit Anbeginn der Zeit existieren. Mysteriöse und spirituelle Plätze die es so schon lange nicht mehr in Deutschland gibt.
Bolivien gefällt, Sonntag geht’s weiter nach La Paz der höchst gelegensten Metropole der Welt!
Abrazo y besitos
Jens
p.s. vielen Dank für alle Geburtstagswünsche!!! Wer findet den Kolibri???
Mein erstes Erdbeben, abgebrochene Zähne und Reisen nach Bolivien!!!!
März 9th, 2011Buenas noches
Möchte mich mal wieder melden. Die letzten Tage haben sich viele Dinge ereignet an denen ich euch teilhaben lassen möchte.
Zu aller erst. Ich bin wieder gesund. Bei einer Untersuchung hat man Amöben und Flagellaten als ausschlaggebende Krankheitserreger gefunden. Ich wurde mit Antibiotika behandelt und fühle mich seit dem sehr viel besser. Hab die letzte Woche allerdings nur in sicheren Lokalen gegessen und Straßenfood vermieden. Werde in Zukunft auf jeden Fall in dieser Hinsicht viel besser aufpassen.
Durch meine Antibiotikanascherei ist mein Pilz jetzt jedoch rießig groß geworden, aber ich hab eine stärkere Salbe in der Apotheke gekauft und mir vorgenommen, dir restliche Zeit hier in Lateinamerika gesund zu bleiben und auch meinen Pilz Carlos los zu werden !
Morgen gehts dann mit dem Bus nach Puno am Titikakasee in Peru wo ich eine Nacht bleibe und dann am Freitag weiter nach Bolivien fahren werde. In Bolivien ist vor allem erst mal abhängen und entspannen angesagt und natürlich REGENWALD und AMAZONAS. Darauf freue mich schon sehr. Was ich jetzt aber wirklich genau alles machen werde, weiß ich jetzt auch noch nicht, ich lass es einfach auf mich zu kommen.
Die Fahrt nach Bolivien stand allerdings nicht unbedingt unter dem Zeichen eines guten Sterns. Gestern ist mir meine Füllung aus dem Zahn gebrochen. DER ABSOLUTE HORROR FÜR MICH! Ich hasse es zum Zahnarzt zu gehen, bin da ein furchtbarer Schisser und möchte das vor allem in einem Land wie Peru vermeiden. Allerdings hab ich mich im Internet informiert und bei einer ausgefallen Füllung sollte man doch so schnell wie möglich zum ZA gehen. Ja ich bleib wohl vor nichts verschohnt und musste mir jetzt hier einen Zahnarzt organisieren. Zu meinem großen Glück war Hanny die eine Schwedin hier, schon einmal bei einem gutem Zahnarzt in Arequipa gewesen und hat mich in der Hinsicht stark beruhigt. Hat mir eine Privatklinik empfohlen wo ich dann gleich angerufen habe und einen Termin ausgemacht habe (ihr könnt euch vorstellen das es vielleicht gar nicht so einfach ist auf spanisch zu erklären das eine Zahnfüllung ausgefallen ist, ich hab es aber geschafft!) Hanny ist dann auch mit mir mitgegangen da ich wirklich schreckliche Angst hatte! Für umgerechnet 30 Euro habe ich jetzt eine moderne neue Keramikfüllung und es hat fast gar nicht weh getan. Angenehm bei einem Zahnarzt in Peru ist auch der Tv an der Decke, der ungemein vor dem scheußlichen Geräusch des Bohrers ablenkt. Nun gut, jetzt ist alles wieder soweit in Ordnung. Gute Zähne, funktionierender Magen-Darm-Trakt, Bolivien ich komme.
Eine andere Geschichte an der ich euch noch teilaben lassen möchte, ist das Erdbeben das sich hier vergangen Sonntag ereignet hatte. Das Hauptbeben war in Chile und wer war da gerade zum rechten Zeitpunkt. Die Hanny ;-)! War wohl noch um einiges stärker und sie meinte sie hat sich gerade noch nen Lagen umwerfen können und ist schreiend aus dem Hotel gerannt. Hier wars wohl nicht so tragisch nach den Erfahrungswerten der Einwohner zu urteilen. Hier hatte es ne Stärke von 4,0 in Chile 6,2. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Angst, zuerst fand ichs witzig und hab mir gedacht, hey mein Bett vibriert, aber als dann alles umgefallen ist hab ich mir schon gedacht Hopla, vielleicht solltest du lieber raus gehen. Aber dann hats ja gleich aufgehört. Ich glaub da ich sowas einfach nicht gewohnt bin und da nicht für sensibilisiert bin, reagiere ich vielleicht auch zu langsam. Werd jetzt immer nur noch mit Hose schlafen und beim ersten Anzeichen ins freie stürmen. Gibt aber überall Erdbebensichere Zonen. Auch hier im Hogar.
Gestern sahsen wir in einer kleinen Hütte auf dem Dach, da ist nämlich jetzt die Hanny eingezogen. Plötzlich hat dann die ganze Wand wie verrückt gewackelt. Marite hat sofort angefangen zu kreischen und ERDBEBEN alles raus. Dann ist ein lachender Dario ins Zimmer gekommen. Der hat sich draußen versteckt und hat dann an der Hütte gerüttelt ! War witzig, aber wenn man mit anderen Leuten zusammen ist und dann plötzlich jemand so das schreien anfängt, da wird’s einem dann doch anders. Naja Scherz gemacht, habens überlebt.
Ihr seht also mein Leben hier bleibt aufregend und spannend. Von Fieber gebeutelt und in die Halluzination gestürzt, von Pilzen geplagt, von Erdbeben durchgeschüttelt und von peruanischen Zahnärzten gebohrt. Ich bin ein Teufelskerl und lass mir den Spaß an meinem Aufenthalt in Südamerika nicht nehmen. Jetzt hoffe ich aber doch auf eine wunderschöne Reise in den Amazonasregenwald. Auf eine Zeit ohne Krankheit und weitere Katastrophen und auf viele glückliche Stunden. Die letzte Zeit hat mich doch etwas ausgelaugt und ich denke ich hab mir meinen 1monatige Urlaub wirklich verdient !
Ich wünsch euch alles Liebe
Haltet die Ohren steif
Jens
Tag der Optik und mal wieder krank!!!!
Februar 26th, 2011Hallo ihr Lieben
Es gibt mal wieder Neuigkeiten aus Südamerika. Zunächst einmal die schlechten News. Ich war mal wieder krank. Hatte von Dienstag auf Mittwochnacht schlimmen Durchfall bekommen und mich dementsprechend sehr schlecht gefühlt. Hinzu kam, dass die Hauptwasserleitung geplatzt war und ich in dieser Nacht kein Spülwasser hatte. Ihr könnt euch also vorstellen wie meine Toilette aussah! Ich sag dazu nur Tschernobyl!!!! Mittwoch hatten wir dann einen besonderen Projekttag. Es kam ein Team Optiker aus Schweden in das Hogar und es wurde eine Veranstaltung für arme Menschen gemacht um ihre Augen zu testen und sie mit gespendeten Brillen zu versorgen (davon werde ich später noch Näheres erzählen).
Zunächst einmal hab dann also den ganzen Mittwoch gearbeitet und mich schon die ganze Zeit sehr schlecht gefühlt. Das Projekt war aber so toll und der Umgang mit den Menschen hat mir so Spaß gemacht, dass ich auf jeden Fall helfen wollte. Gegen Nachmittag ging es dann aber nicht mehr und ich musste ins Bett. Hab dann auch schon gleich wieder Fieber bekommen und zu einem höllischen Durchfall gesellte sich eine schreckliche Übelkeit plus anschließender Kotzerei. Am Abend hatte ich Fieberspitzen von über 41 Grad und lag alleine in meinem Zimmer, es war kein anderer Mensch mehr im Hogar. Ich denke, dass ich sogar etwas halluziniert habe und mit solch hohen Fieber kann man nicht mehr spaßen. Ich konnte mich kaum bewegen wurde von heftigen Darmkoliken gequält und wollte eigentlich nur noch sterben. Ich glaube so schlimm hat es mich noch nie erwischt. Hab dann versucht mit ein paar jämmerlichen Paracetamol das Fieber zu drücken, aber meistens hab ich die Tabletten sowieso gleich wieder ausgekotzt. Konnte dann unter Mühe ein Handtuch nass machen um mir selbst Wadenwickel zu verabreichen. Das Fieber ist dann „Gott sei Dank“ auf 39 Grad gefallen. An Schlaf war aber nicht zu denken und so wurde jede 30 Minuten gekotzt und gesch.... Ich war wirklich am ENDE!!! Sofie die Schwedin war zu einem Ausflug in den Colca Canyon gefahren und ich hatte wirklich Angst, dass Bewusstsein zu verlieren und am nächsten Morgen tot in meinem Zimmer gefunden zu werden.
Mittlerweile geht es mir aber wieder gut. Ich werde die kommenden Tage in ein Labor gehen, Stuhlproben abgeben und mir Blut abnehmen lassen. Ich hatte jetzt nahe zu jede 2te Woche hohes Fieber und langsam zehrt das alles an meinen Reserven und ich hab auch irgendwie keinen Bock mehr. Wir sind der Meinung, dass ich wahrscheinlich einen Parasit habe und dass das immer wieder kehrende Fieber plus Durchfälle damit zu tun haben könnte. In 2 Wochen bin ich für einen Monat in Bolivien und Bolivien ist nun wirklich kein Land in dem man solch eine Krankheit gebrauchen kann. Bis dahin möchte ich geklärt haben was nicht mit mir stimmt.
Nun aber zum Projekt. Es waren glaube ich insgesamt 10 schwedische Optiker die in ihrem Urlaub hierher nach Peru gekommen sind um armen Leuten einen kostenlosen Sehtest anzubieten und mit gesammelten alten Brillen, diejenigen zu versorgen die diese nötig haben. Das Projekt heißt im übrigen „Vision for all“. Da nicht alle Optiker Spanisch konnten, habe ich die Befragungen der „Patienten“ durchgeführt, die Tests den Leuten erklärt und als Übersetzer geholfen. Jeder musste 5 Soles (3,8 Soles sind ein Euro) für den Test plus anschließende Brille zahlen. Ich denke der Preis war mehr als fair und unterstützt nur im Kleinen den persönlich getragenen Betrag, denn die schwedischen Optiker in dieses Projekt gesteckt haben. Alles in allem (wäre da nicht diese verfluchte Krankheit gewesen) war es eine sehr anstrengende aber sehr schöne Arbeit. Vor allem der Kontakt zu den meist älteren Menschen hat mir sehr gut getan und ganz ehrlich, ich vermisse meine alten Leute im Krankhaus und nach 4 Monaten Arbeit mit Kindern, bin ich mir sicher, dass ich definitiv nicht mein Leben lang mit Kindern arbeiten möchte ;-)!
Wir konnten ganz vielen Leuten helfen (auf einem der Fotos ist zu sehen, dass die Schlange der Menschen bis weit außerhalb des Gebäudes zu sehen war und wir haben glaube ich an die 300 Brillen vergeben können) und die glücklichen Gesichter mit den neuen Brillen haben mich immer wieder sehr gefreut. Es ist schon Wahnsinn wie viel Gutes man mit ganz kleinen Mitteln tun kann. Diese Menschen leiden teilweise seit Jahren unter ihren Sehschwächen, haben aber weder Geld noch Zeit zu einem Arzt oder Optiker zu gehen. Nach anschließender Diagnose, könnte sich hier auch niemand eine Brille leisten. Mit nur 5 Soles konnte hier unglaublich viel erreicht werden.
Es gab aber auch Menschen die schon nahezu blind waren oder schwere Krankheiten des Auges hatten, für die wir nichts tun konnten und für die ich hoffe, dass sie vielleicht doch die nötigen Mittel aufbringen können, einen Arzt aufzusuchen. In solchen Fällen merkt man erst mal wieder, wie reich wir doch mit Krankenversicherungen, Arbeitslosengeld und Sozialstaat beschenkt sind.
Ich befinde mich mittlerweile auf dem Weg der Besserung und hoffe, dass ich die nächste Zeit einmal etwas gesund bleiben und vielleicht wieder etwas Gewicht zulegen kann. Ganz ehrlich, mittlerweile habe ich kaum mehr Fett, nur noch Haut und könnte ein paar Reserven vertragen.
Ich wünsch euch was
Nina ALLES LIEBE ZUM GEBURTSTAG
Jens
Mollendo und der Strand einmal anders!!!!
Februar 21st, 2011Hallo ihr Lieben
Ich komme gerade von einem fantastischen Wochenende gut erholt zurück. In den letzten Wochen ist Lotta, eine etwa 60jährige Schwedin im Hogar eingetroffen, mit einem schier unglaublichen Erfahrungsschatz was Reisen und Arbeiten in der dritten Welt anbelangt. Lotta ist glaube ich eine Althippie mega durchgeknallt, lustig und ich glaube auch etwas ADHS-positiv. Ich verstehe mich fantastisch mit ihr.
Nachdem sie über 3 Jahre lang in brasilianischen Favelas gearbeitet hat, neben Spanisch, Portugisiesch und Englisch auch Deutsch und etwas Niederländisch spricht, ist sie einige Jahre durch die Welt getourt und hat vor allem in Mittel- und Südamerika in Projekten für Arme gearbeitet. Unter anderem ist sie wärend ihrer Reisen auch mit einem Schiff von Belén (dem Mündungsgebiet des Amazonas ins Meer) 6 Tage den Amazonas durch den Dschungel bis nach Peru hinaufgefahren. Unterhaltungen mit ihr befruchten mich sehr und meine Gehirnwindungen blitzen und sprühen vor neuen Ideen, vor allem hat sie meine Begeisterung für Brasilien erweckt (naja mal sehen, was sich da dieses Jahr noch machen lässt !).
Auf jeden Fall hat uns dieses blonde Energiebündel allesamt zu einem Wochenende am STrand in Mollendo eingeladen (der Ort an dem ich die Horrorgeschichten mit den Kindern erlebt habe). Sie hat für die Busfahrt und für ein gutes Hotel gezahlt und so sind Sofie (die neue Voluntaria mit der ich leider noch gar nicht warm geworden bin), Rosa, ihre Nichte Ana, Ines (die Leiterin des Projekt Nina Maria) und ich zum Strand gefahren.
Nach den regenreichen letzten Tagen in Arequipa hat das sonnig, heiße Klima wunderbar getan, auch wenn der Strand mega überlaufen war, ich war glücklich etwas in der warmen Sonne zu liegen. Außerdem hat mir der Fisch und die Gerichte aus fangfrischen Meeresfrüchten einen richtigen Positvkick gegeben und ich bin gut gelaunt in ein sonniges Wochenende gestartet !
Eigentlich waren wir den Großteil nur herumgelegen und haben gegessen oder Eis geschleckt. Lotta hatte sich einige Tage zuvor leider nicht sehr gut gefühlt und da in Peru alle Krankheiten mit hochdosierten Antibiotika und Immunspritzen niedergekämpft werden, war sie auch einen Tag zuvor im Krankenhaus gewesen und hat sich eine Spritze geben lassen. Die Injektion bestand aus einem Kombipräperat das in den Po intramuskulär gespritzt werden muss und so hatte sie die zweite Injektion gleich in der Reisetasche mit dabei und ich wurde (als "erfahrener" Krankenpfleger) gefragt, ob ich ihr die Spritze denn nicht geben kann. Dazu sollte man wissen, dass eine Spritze in den Muskel nicht gerade das einfachste ist, und man den Muskel kompliziert ausmessen muss um keinen Nerv zu treffen. Aber nun gut, wir sind in Peru wir sind verrückt, also habe ich in einem Hotelzimmer Antibiotika aufgezogen und hab einen Schwedischen Popo gespritzt. Patient hat überlebt und mir versichert fast nichts gemerkt zu haben !
Am Abend sind wir wieder die Strandpromenade entlangetingelt wie damals mit den Kindern auch, was mir schrecklich in Erinnerung geblieben ist. Diesmal jedoch ganz entspannt und gut gelaunt. Selbst die gleiche Homosexuelle Pipshow wurde am Strand abgehalten und ich wurde sogar gegen meinen Willen unter mächtigen Gelächter in die Show mit einbezogen und da mein Spanisch mitlerweile sehr viel besser ist und es mir nur noch wenig Mühe bereitet alles zu verstehen bzw. mich zu äußern konnte ich mich auch unter den Augen zahlreicher Peruaner gut in diesem Kabarett behaupten ! Trotzdem, ich mag es einfach nicht auf eine Bühne gezogen zu werden.
Nachdem sich Lotta und ich dann ausgezeichnet über Musik, Hippies und Drogen unterhalten hatten und wir beide unsere Liebe für eine bestimmte Jamaikanische Musikart entdeckt hatten (Lotta hatte sogar in einer Reggaeband gespielt, wie cool ist das denn?). Ist der Abend auch wunderbar ausgeklungen.
Der nächste Tag war ähnlich faul als der Tag zu vor und gut gelaunt und entspannt sind wir abends dann wieder nach hause gefahren. Ihr seht also, mir geht es gut und ich glaub nach den reichlichen Fischgerichten, habe ich auch wieder etwas zu genommen !
Leider wurden die schönen Erlebnise dieses Wochenendes auch von einem traurigen Ereignis überschattet. Mein Opa ist nämlich vergangene Woche gestorben und manchmal fällt es mir schon schwer, jetzt nicht bei meiner Familie zu sein. Aber dank günstiger Ferngespräche kann ich regelmäßig Kontakt zu meiner Oma halten, was mir sehr gut tut. Nun gut, so ist das Leben, damit habe ich rechnen müssen.
So ich wünsch euch jetzt noch was
Liebste Grüße aus den Anden
Jens
Der Slum und das Wasser!!!
Februar 11th, 2011Buenas tardes
Wer meinen Artikel "Die Armut und das Glück" gelesen hat, der hat ja schon einen ersten Überblick über die Armut und die Zustände der Slums in denen die Kinder wohnen.
Heute Morgen kam ein aufgeregter Franco in das Hogar, hat sich schnell geduscht und mir mitgeteilt, dass er unbedingt wieder nach Hause muss, da der sinnflutartige Regen der letzten Tage, Teile seines Zuhause zerstört hat und er zu Hause helfen muss. Da ich weiß dass er einer, der ärmsten Jugendlichen hier im Hogar ist, konnte das nichts Gutes bedeuten.
Schon des Längeren wollte Rosa mich zu seinem Haus mitnehmen und mir die Umstände zeigen unter denen der 17jährige lebt. Franco ist ein Jugendlicher zu dem ich einen besonders guten Draht habe, manchmal kommt er mich sonntags besuchen und wir machen zusammen Yoga.
Franco hat wie die meisten Kinder hier, keinen Vater. Er lebt zusammen mit einer alkoholkranken Großmutter, seiner Schwester, seiner schwer depressiven Mutter und noch ein paar weiteren Kleinkindern die ich nicht zuordnen konnte. Seine Mutter so wie seine Großmutter sind so gut wie arbeitsunfähig und so arbeitet der 17jährige jeden Tag auf einem Markt und schleppt dort schwere Säcke von Verkaufsstand zu Verkaufsstand. Meistens schläft er nur 5 Stunden, durch den Regen und die Feuchtigkeit auch mal weniger. Zu arbeiten beginnt er normalerweise um 3 Uhr morgens.
Nachdem wir uns zusammen mal wieder in eines der Colectivos gequetscht hatten, ging die Fahrt auch schon los. In einem Bus der Größe eines VW-Busses (auf einem der Bilder zu sehen) wurden schätzungsweise 60 Menschen gequetscht. Über holprige Wege ging es dann mal wieder gut eine Stunde hinauf in die Viertel der Armen. Da ich Mütter mit Babys den Vorrang beim sitzen gewährt habe, stand ich als Rießengringo mit schrägen Hals im Bus und jedes Schlagloch musste von meinem Kopf am Dach des Busses abgefedert werden. Nachdem ich der engen, fahrenden Sauna dann endlich entkommen konnte, waren wir angelangt in einem der größten Slums Arequipa.
Der Regen der letzten Tage hat schwere Schäden hinterlassen. Weggespülte Häuser, Straßen und große Erdrutsche, prägten das Bild einer heruntergekommenen Ortschaft mit provisorisch, errichteten Häusern die teilweise nur aus Fetzen bestehen. Und wieder sind es die Ärmsten, die unter der Gewalt der Natur am meisten zu leiden haben. Der starke Regen der letzten Tage, wurde mir erklärt, hat etwas mit den Phänomen La Niña (nicht El Niño) zu tun und war bzw. ist unnatürlich heftig.
Die Höhe in der die Menschen leben, wird sofort bemerkt und so sehe ich, schmutzige Kinder die Barfuß bei 10 Grad mit verfilzten Hunden im Dreck spielen und passiv in die Leere starrende Großeltern, die schon lange nicht mehr arbeiten können, aber trotzdem jeden Tag auf die Straßen gehen um ihr eigenes ärmliches Leben und das ihrer Kinder zu sichern.
Nachdem wir auf einem schlammigen "Weg" entlang klettern um das Haus von Franco erreichen, stelle ich mir vor, wie es für mich wäre, wenn ich hier leben müsste. Ein Leben unter diesen Umständen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Die Zerstörung des Wassers und die bittere Armut der Menschen, sind hier besonders erschreckend und es fällt schwer der Sache, offen zu begegnen.
Aber nun gut, ihr kennt mich, ich bin ein humorvoller, offener Mensch und die Gespräche mit Rosa tun mir sehr gut. Ihre Kenntnis über die Armut und die Situation der Menschen hier, ist mir immer wieder ein Geschenk. So erfahre ich viele Dinge über das Leben hier im Slum und durch ihre humorvolle Art, sind wir auch schon bald heftig am kichern, während wir über Hundekacke, Löcher und weggeschwemmte Straßen klettern.
Als wir endlich den Dreckberg bestiegen haben, auf dessen Gipfel die "Residenz" Francos trohnt, werden wir auch schon alsbald von riesigen, kläffenden Hunden und schmutzigen Kindern begrüßt. Ein altes, wettergegerbtes Fräulein mit einem Zahnlosen Mund voll Coca blättern begrüßt und lachend und sichtlich betrunken an einer schäbigen Tür. Die Hemmungen sind schnell überwunden und Berührungsängste darf man bei einem Besuch in einem Slum sowieso nicht haben. So werde ich bald von schmutzigen Händen und Gesichtern geherzt und betrete das stinkende Domizil. Die Situation ist niederschmetternd und mir fehlen im ersten Moment die Worte. Hier leben 7 Menschen im Dreck, in "Behausungen" mit schlammigem Boden und schlafen zusammen auf nassen, schmutzigen Betten. Ermunternd sind nur die zahlreichen, Babyhunde die um mich herumspringen und eine unglaublich betrunken Großmutter. Aber wer will ihr das schon verübeln, würde ich unter diesen Umständen leben, würde ich glaube ich auch trinken, oder GANZ GANZ viel Gras rauchen , um die Situation nur einigermaßen erträglich zu finden.
Die Kälte scheint die leicht bekleideten Kinder nicht zu stören und ich sehe sie im kalten, Dreckwasser in kaputten Autoreifen und verbeulten Wannen spielen. Freizeit für Kinder in einem Slum sieht anders aus, als gepflegte Spielplätze in Deutschland.
Franco ist nicht zu Hause, er besorgt Dinge um das Dach dicht zu bekommen und am Horizont ziehen schon wieder, schwarze Wolken auf. Es ist unfassbar was der 17jährige hier leisten muss. Er ist es, der das "Haus" repariert, Geld verdient und sich um die kleinen Kinder kümmert. Die Oma ist zu oft, zu betrunken, die Mutter ist so schwer Depressiv, das sie kaum spricht. Willkommen in der Realität eines anderen Kontinents, willkommen in einem Slum in Peru.
Nachdem die Omi etwas mit uns durch den Dreck getanzt hat, verabschieden wir uns und klettern den Berg aus Müll und Morast hinab um wieder ein Colectivo zu finden, das uns in die "saubere" Stadt bringt. Weg von der Armut, weg von der Kälte und dem Schmutz.
Die Situation, welche ich hier erleben durfte, ist glaub ich die Spitze, an Armut die ich bisher hier erleben durfte. Eine bittere Armut die zum Verzweifeln einlädt.
Trotzdem ich bin wieder glücklich, liebe es mit den Einheimischen zusammen in einen Minibus gestopft zu werden. Liebe es Spanisch zu plaudern und mich für Dinge zu öffnen und sie zu sehen, die für andere Europäer verwehrt bleiben.
Ich hoffe es geht euch gut
Liebste Grüße aus dem Siff
Jens
Estoy infermo! Ich bin krank!
Februar 6th, 2011Hola ihr Lieben in Deutschland
Die schreckliche Woche ist jetzt fast geschafft und ich befinde mich auf dem Weg der Besserung, denn ich war SCHWER KRANK! Angefangen hatte alles am Montag am Flughafen, hier haben wir fast über 2 Stunden im Regen und Wind auf die neue Voluntaria aus Schweden gewartet. Am Abend war mir dann schon komisch und ich habe mir gedacht, oh oh, wenn ich da mal kein Fieber bekomme. Bin noch schnell einkaufen gegangen um mich mit Getränken und Fertigsuppen einzudecken, sollte ich wirklich krank werden.
Über nacht habe ich dann gleich auf über 40 Grad aufgefiebert und schreckliche Halsschmerzen bekommen. JEtzt mögt ihr vielleicht einwenden, dass Halsschmerzen sicherlich nicht angenehm aber lange kein Grund dafür sind im Bett zu bleiben. NEIN, ich hätte fast geheult. DAs waren so starke Schmerzen die mich zusammen mit Fieberkrämpfen davon abgehalten haben auch nur eine Stunde durchzuschlafen. Ich war am Ende. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass es sich dabei um Pfeiffrisches Drüsenfieber gehandelt hatte. Denn als ich das letzte mal so schwer mit Halsschmerzen und Fieber krank im Bett gelegen war, war es das gewesen.
Am nächsten Tag ging es mir immer noch sehr sehr schlecht, auch wenn das Fieber wieder etwas abgeflaut war, arbeiten konnte ich definitiv nicht.
Da sich leider herausgestellt hat, dass die neue Volunataria weder Spanisch spricht noch etwas versteht und von der Persönlichkeit her sehr zurückgezogen, schüchtern und wenig extrovertiert ist, hab ich mir darüber natürlich Sorgen gemacht und wollte ihr mit den Kindern helfen, da an diesem Morgen irgendwie keiner der Educadores erschienen ist !
NAch na halben Stunde musste ich aber wieder zurück ins Bett weil es mir einfach zu schlecht ging. Die Neue hat also ihre Feuertaufe bestanden.
Nachdem sich dann langsam herumgesprochen hatte das ich krank bin und Rosa und Marite langsam eingetrudelt sind, wurde sich auch gleich rührend um mich gekümmert. Die beiden waren wie Mamas.
Haben mir extra Sachen gekocht, für mich eingekauft und immer nach mir gesehen wie es mir geht.
Der Zustand hat sich dann zwei weitere Tage so dahingezogen. Schreckliche Schmerzen, immer widerkehrendes hohes Fieber, bis die beiden meinten, okay so gehts nicht weiter wir gehn jetzt ins Krankenhaus damit du eine Injektion bekommst.
Da ich der Meinung bin lieber etwas abzuwarten bevor man in einem fremden Land sich irgend etwas spritzen lässt, war ich da nicht so begeistert. DAzu muss man wissen, wenn in Peru jemand krank ist, geht er zum Arzt, lässt sich hochdosierte Antibiotika spritzen und am nächsten Tag ists wieder gut. Überhaupt wird hier schnell und übereilt mit Antibiotika gearbeitet (meiner Meinung nach).
Gut Spritze wollte ich nicht, aber das es mit dem Zustand so nicht weiter gehen kann, war mir dann auch klar, ich war wirklich am Ende. WAr also dann schon bereit mit ins Krankenhaus zum Arzt zu gehen, da kam Rosa dann plötzlich mit ein paar magischen Pillen. Waren Antibiotika, Immunstimulanzia und Schmerzmittel. Gut hab ich mir gedacht, nimm sie einfach.
Nachdem ich einen Tag lang high im Bett gelgen war und eigentlich gut gelaunt war, ging es dann auch wirklich von einem Mal viel besser mit der Krankheit. Ich denke schon das es ziemlich heftige Tabletten waren, die man hier ohne Arzt einfach in der Apotheke kaufen kann, aber seit Freitag befinde ich mich definitiv auf dem Weg der Besserung und heute merke ich kaum mehr etwas von den Halsschmerzen und fühle mich "relativ" fitt.
Leider habe ich durch die Tabletten und Antibiotika "Flitze-Kacke" bekommen, aber naja gut, sowas ist man in einem fremden Land gewöhnt und weiss damit umzugehen !
Außerdem ist mein verschwundener Freund "Carlos der Hautpilz" super schnell wieder da gewesen und jetzt größer als eh und je. Aber ich denke einfach mal, sobald ich das Antibiotika nicht mehr nehmen muss, wird sich das mit der Salbe dann hoffentlich auch wieder erledigt haben.
Da die Halsschmerzen jetzt weg sind, habe ich aber einen Husten entwickelt. Naja aber komm, was ist schon ein Husten gegen 40 Grad Fieber und Schmerzen bei denen man heulen könnte?
Alles in allem geht es mir also wieder gut. Allerdings wollte ich zum Zeitpunkt als ich so krank war wirklich einfach nur heim. Ich hatte keinen Bock mehr. Lag allein und schweißgebadet in einem fremden Land. Alles hat gestunken, es gibt keine Waschmaschine, zum mit der Hand waschen war ich zu schwach, alles war dreckig und wenn man krank ist, schmeckt die Griesknödelsuppe der Mama halt doch am Besten. War wirklich nicht schön die Erfahrung. Aber naja, das ist jetzt auch wieder eine Lebenserfahrung die ich in meinem reichen Schatz an Anekdoten zum Besten geben kann.
Ich hoffe es geht euch gut
Gesundheit euch allen
LG
Jens
Sonne, Strand, Meer und Chaos!
Januar 29th, 2011Hola ihr Lieben
Jetzt komme ich also von 4 Tagen Strand mit allen Kindern und Betreuern zurück und bin, ganz ehrlich, super genervt und unglaublich müde. Die 4 Tage waren sicherlich auch sehr schön und ich möchte sie nicht missen, aber ganz ehrlich haben sie mich auch unglaublich angekotzt und ich bin gerade in der Stimmung, mich auf März und einen Monat reisen zu freuen und mal ein paar Gesichter für eine bestimmte Zeit nicht mehr sehen zu müssen.
Aber fangen wir an. Zuerst möchte ich euch an Hand eines Beispiels eine typische Eigenschaft oder sagen wir Grundeinstellung der Peruaner erklären. Nehmen wir an, an eurem Haus ist die Regenrinne kaputt und sie muss repariert werden. Was würdet ihr tun? Ich bin mir sicher, ihr würdet nach der Arbeit oder am Wochenende zum Baumarkt fahren, euch die nötigen Sachen besorgen und die Regenrinne reparieren. Solltet ihr Handwerklich nicht geschickt sein, würdet ihr euch eine Person organisieren welche die Regenrinne reparieren würde. In Peru läuft das etwas anders. In Peru nimmt man zur Kenntnis dass die Regenrinne kaputt ist, man schaut sich den Schaden an und diskutiert mindestens eine halbe Stunde darüber, wie das Problem doch zu lösen wäre. Danach sucht man eine Person der man das Problem wieder eine halbe Stunde lang erklärt und die sich um die Lösung kümmern sollte. Man selbst, würde NIE auf die Idee kommen, vielleicht einfach mal selbst etwas in die Hand zu nehmen oder zu lösen. Die beauftragte Person wiederum ist sich des Problems natürlich auch bewusst. So sucht sich diese Person eine dritte Person um sie mit der Lösung des Problems zu beauftragen. Diese Person nimmt dies zur Kenntnis und vergisst es. Es vergehen Tage, Wochen, Monate. Die Regenrinne ist immer noch kaputt. Irgendwann fällt das Problem wieder ins Auge und es wird wieder darüber diskutiert und der Kreislauf wiederholt sich. Dieses kleine Beispiel soll euch zeigen, wie Peruaner denken und arbeiten und mit dieser Art Probleme zu bewältigen, werde ich jetzt schon fast 3 Monate konfrontiert und alles hat sich am Strand etwas zugespitzt.
Naja aber jetzt zum Strand. Es wurde mit den Kindern in einer langen Diskussion besprochen, dass jeder am Dienstagmorgen um 8 Uhr bereit zur Abfahrt im Hogar eintreffen sollte. Gedroht wurde jedem der später kommen sollte, nicht am Ausflug teilnehmen zu dürfen. Gekommen sind die meisten Kinder um halb 9 und die Betreuer die den Tag zuvor noch lautstark verkündet haben „alle um 8“ kamen um 9 oder kurz danach. Es waren zwei Busse organisiert, ein kleiner und ein großer. Ich durfte im Kleinen Platz nehmen und nachdem wir alle gebetet haben, dass wir auf dieser Reise nicht sterben mögen, ging es dann los, auf nach Mollendo (zwei ll hintereinander in Spanisch werden übrigens wie ein deutschen J ausgesprochen). Die Fahrt ging etwa 3 Stunden durch öde Wüstenlandschaften und nachdem Hanni und ich den Fahrer dabei beobachten konnten, wie er immer wieder beim Fahren eingeschlafen ist, mussten wir laut nach vorne Schreien was zu reichlich Panik und „guter“ Stimmung geführt hat. Der Busfahrer hat anschließend lauten Gangsterhiphop eingeschaltet und nachdem die Kinder mit vielen „Puda Madre“ (Hurrenmutter) aus den Boxen beschallt wurden, sind wir dann irgendwann in unserem Domizil angekommen.
Mollendo war tierisch heiß und die Unterkunft war unglaublich SCHLECHT. Staubige Matratzen 30 Leute Schlafraum, Würmer auf dem Boden des „Badezimmers“ und schrecklicher Gestank in einigen Zimmern. Ich war bedient ;-)! Zur kurzen Info, wir waren ca 40 Kinder im Alter von 4-17 Jahren und 11 Erwachsene. Gleich am Anfang hat sich einer der Betreuer ohne Absprache mit einer Hand voll Kindern abgeseilt und ist schon zum Strand gelaufen während die anderen noch ausgepackt haben. Keiner wusste, wer jetzt am Strand ist oder irgendwo herumläuft, keiner wusste, wo genau am Strand die besagte Gruppe zu finden ist und die Stimmung rutschte in den Keller.
Irgendwann haben wir die Gruppe dann gefunden und nach viel Gerede haben sich die Gemüter dann beruhigt. Während die Betreuer am Strand geschlafen haben sind kleine Kinder frei im Meer herumgetollt, wurden von Wellen in das Wasser gezogen und wieder freigespült und niemand (außer mir und Hanni) hat sich dafür besonders interessiert. Das Meer in Peru ist nicht ruhig und glatt, es gab Wellen von über 3 Metern Höhe und viele Kinder im Alter zwischen 4-9 die nicht schwimmen konnten und herumgesprungen sind.
Abends wurde dann mal wieder viel Diskutiert und Kinder spielten und rannten bis spät in die Nacht frei herum. Ich hab mich irgendwann in mein Bett gelegt und unter Geschrei und Licht etwas geschlafen. Aufgestanden wurde am nächsten Tag um 5 Uhr früh von den ersten und um 7 von den letzten. Chaotisch ohne System ging es wieder hinunter zum Strand. Anstatt darauf zu achten, dass Kinder Duschsachen, trockene Bekleidung und Schwimmhilfen dabei haben, wurden sie lieber 5 mal mit Sonnenschutz 100% eingeschmiert, denn jeder Betreuer hat Kinder eingecremt und da es kein System oder eine Reihe gab, wurden die Kinder unter Geblähre einfach von jedem eingerieben. Der Strand war wieder ähnlich chaotisch wie am Vortag aber darauf geh ich jetzt nicht genau ein. Abends ging es dann wieder zurück und nachdem wieder viel Geredet wurde, hat man sich dann endlich gegen halb 10 Abends entschieden einen Spieleabend mit den Kindern durchzuführen. Es sollte für jedes Kind eine Süßigkeitentüte als Preis besorgt werden, insgesamt wurden jedoch nur 16 Tüten besorgt und so musste erst wieder fast eine Stunde darüber gesprochen werden, wie dieses Problem den nun zu lösen wäre. Die kleinen Kinder die den ganzen Tag am Strand getoppt hatten, waren natürlich schon furchtbar müde als das Sackspringen dann endlich begonnen hatte, durften aber nicht ins Bett gehen da die Betreuer Angst hatten, die Kinder könnten allein AUS DEM BETT FALLEN. Ein gehässiges Lachen über diese hirnamputierte Angst konnte ich mir nicht unterdrücken. So wurde also mit allen Kindern (ich wiederhole zwischen 4-17 Jahren) bis 2 Uhr nachts gespielt. Viele der Kinder waren auf dem Boden gelegen und haben geschlafen aber ins Bett durfte ja niemand gehen. Nachdem ichs dann nicht mehr ertragen konnte, hab ich die Kinder einfach ins Bett gebracht und mich nicht mehr weiter über dieses PROBLEM unterhalten sondern gehandelt.
Am nächsten Morgen habe ich mit den Kindern normal geschaukelt. Da kam eine hysterische Marite von hinten angesprungen um mich darüber aufzuklären wie gefährlich das doch sei und die Kinder würden viel zu hoch schaukeln. Daraufhin musste ich herzlich lachen, denn kleine Kinder allein im Meer oder an einem fremden Ort in den Straßen ist nicht gefährlich, aber tödliche Killerschaukeln fordern dieser Logik nach ja jährlich Millionen von Kinderleben.
Anschließend ging es ins Schwimmbad. Das war eigentlich ganz schön. Ich hab mit den Kindern Schwimmen geübt. Alles war überschaubar und die Situation entspannt. Abends wurde dann beschlossen mit den Kindern ins Vergnügungsviertel der Stadt zu fahren. Also wurden alle, übermüdeten Kindern um 22 Uhr in ein Auto gepackt und ins Stadtzentrum gefahren. Diese hirnverbrannte Idee konnte ich dann nicht mehr lustig finden. Nachdem ich angesprochen hatte, warum man das denn nicht schon Nachmittags getan hätte und ob kleine Kinder denn nicht auch etwas schlafen wollen, wurde mir mitgeteilt, es handele sich hier um Straßenkinder und diese schlafen bekanntlich ja eh nicht so viel in der Nacht. AH HA!!!
Zuerst standen wir fast eine Stunde an der Plaza und haben uns eine homosexuelle Pipshow ansehen müssen die alles andere als lustig, eher Armseelig und hart unter der Gürtellinie war. Aber naja 6 jährige, übernächtigte Kinder schauen sich gerne schwule Schlampen an die sich nachts vor allen Leuten zum Affen machen.
Anschließend wurden Hanni und mir 9 Kinder (die Kleinsten) in Obhut gegeben und wir sollten diese nachts um 11 eineinhalb Stunden beschäftigen. Für jedes Kind hatten wir 2 Soles zur Verfügung (also NICHTS). So jetzt könnt ihr euch sicherlich vorstellen wie schön das ist mit 9 schreienden Kindern nachts durch ein belebtes Vergnügungsviertel zu streifen. GAR NICHT! Aber hey, wir sind doch am Strand, es sind doch Straßenkinder, das macht doch nichts.
Zum Glück haben wir eine Spielhalle gefunden in die wir die Kinder schleusen konnten und wo sie einigermaßen sicher und überschaubar waren. Plötzlich kamen die eigentlichen Betreuer (diese ohne Kinder, aber wild lachend und sehr vergnügt, „danke ihr Deppen“) vorbeigeschlendert. Plötzlich liefen einige Kinder aus meiner Gruppe davon. Ich schreiend hinterher. Da wurde mir mitgeteilt, ja die Betreuer hätten es erlaubt dass sie weg gehen und sich was Süßes kaufen könnten. Also HALLO? Killerschaukel gefährlich, 9 jährige alleine nachts in einem Vergnügungsviertel harmlos? Außerdem war ich stink sauer. Ich hatte die Kinder zugeteilt bekommen also war ich dafür verantwortlich, da kann ich doch nicht einfach reinschneein und die Kinder losschlicken sich was zu kaufen ohne vorher mit mir zu reden. Ich hätte sie an diesem Abend ALLE abklatschen können.
Gegen 1 Uhr nachts wurde dann ein Kleinbus organisiert. Dort wurden dann alle Kinder reingestopft, der Bus fuhr ohne Betreuer ab. Wenn ich für 5 Cent denken würde, hätte ich kleine Gruppen mit Kindern plus Erwachsenen gemacht, das wäre sicher gewesen. Aber nein, alle Kinder auf einmal rein in den Bus ohne nachzudenken und ab. Also fuhr der Bus wieder zurück mit den Kindern um einen Erwachsenen mitzunehmen. Dieser hatte dann, wie sich herausgestellt hatte, aber keinen Schlüssel für das Haus dabei. Meine Güte, wenn die Köpfe dieser Leute aus Glas gewesen wären, hätte man die Scheiße arbeiten sehen können.
Letzter Tag. Einige Betreuer waren schon ohne Kinder runter zum Strand gelaufen ohne sich abzumelden. Ich hatte mal wieder ganz viele kleine Kinder zu betreuen und sicher zum Strand zu geleiten (das Haus war ca 20 Minuten Fußmarsch vom Strand entfernt). Um 15 Uhr sollte die Abfahrt sein, um 13 Uhr sahsen wir immer noch am Strand ohne etwas getan zu haben. Dösende Betreuer, schmutzige, nasse Kinder. Komischerweise waren wir dann aber doch bis fast 15 Uhr fertig. Es hat sich dann aber herausgestellt das falsche Busse mit zu wenigen Sitzplätzen und Platz für Gepäck organisiert waren. Ein Bus war wieder komplett voll mit kleinen Kindern aber ohne Erwachsene oder Aufpasser. Wieder standen alle furchtbar diskutierend in der Sonne und haben das Problem betrachtet. Ich war einfach zu übermüdet und zu angefressen um mich auch nur im Geringsten daran zu beteiligen. Also bin ich dann gegangen und hab was eingekauft. Nach na halben Stunde kam ich zurück und die Situation war die gleiche. Willkommen in Südamerika, Willkommen in Peru. Irgendwann sind die Busse dann mit uns abgefahren, 5 Betreuer und 2 Jugendliche haben es allerdings nicht geschafft in die Busse zu gelangen und standen mit jeder Menge Gepäck wartend am Straßenrand. Im Bus viel mir dann auf, dass der Mittelgang plus Gepäckablagen fast vollkommen leer waren (Gepäck hätte hier zu genügend verstaut werden können). Hanni und ich haben darüber dann bitter böse gelacht, haben uns Musik in die Ohren gestopft und nicht mehr über diese Sinnlosigkeit und diesen Irrsinn nachgedacht.
Das waren meine 4 Tage, fast ohne Schlaf ohne System und vor allem mit viel Chaos. Ich glaube was man hier wirklich lernen kann ist, wie mach ich mir Probleme wo keine sind und wie Betrachte und SPRECHE ich über Probleme ohne sie lösen zu müssen. Ich brauche Struktur!!!
Auch wenn dieser Beitrag jetzt etwas ironisch und gehässig ist, es gab sicherlich auch ganz viele schöne Stunden am Strand. Aber einmal reicht auch, ein zweites Mal würde ich nicht mehr mit gehen!
In Arequipa regnets ganz schrecklich und ist jetzt kalt! Aber ich hab Privatsphaere und Ruhe !
LG
Jens
Fredy und Miguel!
Januar 17th, 2011Buenas tardes!
Hallo ihr Lieben, ich hoffe es geht euch gut. Ich möchte euch jetzt in meinem Blog mal ein ausgewähltes Beispiel von Kindern näher bringen, die ich im Hogar betreue. Sie stehen stellvertretend zu anderen Geschichten und Ereignissen mit denen wir es hier so zu tun haben.
Ich möchte euch die beiden Brüder Fredy und Miguel näher bringen. Fredy ist 11 Jahre alt (der Bub mit dem Karohemd) und Miguel ist 9 Jahre alt. Beide haben die gleiche Mutter mit denen sie gerade zusammen wohnen aber unterschiedliche Väter.
Der Grund warum ich mich für beide näher interessiert habe und bei Rosa Nachforschungen bezüglich familiärer Situation und Geschichte bezogen habe, ist folgender. Fredy und Miguel sind eigentlich zwei nette Nervensägen die mich jeden Morgen als erste im Hogar tyranisieren ! Da ich als einziger im Heim wohne, ist es meine Pflicht morgens die Türen aufzuschließen und die Kinder zu empfangen. Normalerweise reagiere ich auf Klopfen und Klingeln nicht vor 8 Uhr morgens, denn ich denke, etwas Morgen muss auch für mich drinnen sein. Die Betreuer kommen meist erst um halb 9 bis 9.
Fredy und Miguel sind eigentlich immer die ersten, teilweise klingeln sie schon um 7 Uhr an der Türe und wollen Frühstück von mir. Meist beachte ich das nicht und lass sie einfach bis 8 Uhr warten, Regel ist Regel !
Da ich mich dann am Morgen vor allem mit den beiden beschäftige, ist mir auch bald aufgefallen, dass Fredy unter nervösen, fast spastischen Ticks leidet. Manche Tage sind sehr gut, an anderen Tagen verzieht er fast jede halbe Minute das Gesicht zu einer Grimasse, reißt dabei den Mund auf und verdreht die Augen nach oben. Dieser Tick, kann von ihm selbst nicht kontrolliert werden und so schafft er es manchmal gar nicht, bei einer Unterhaltung, der Person gegenüber ins Gesicht zu sehen weil sich sein Gesicht ununterbrochen verkrampft. Nun weiss ich als gelernter Krankenpfleger (HA was bin ich toll ) das Ticks sowohl neurolgische Störungen als Ursache haben können, aber auch einen psychisch, traumatischen Hintergrund zur Folge haben können. DA die Ticks sehr ausgeprägt waren und vor allem in Stresssituationen auftreten, habe ich mich deshalb darüber mit Rosa (sie ist Psychologien) unterhalten.
Die folgende Geschichte ist traumatisch, schockierend aber klassisch für Peru zu gleich.
Die Mutter der beiden hat mit einem Mann zusammen gelebt (der Vater von Fredy) dieser hat die Mutter über Jahre hinweg misshandelt und gequält. Inwieweit Fredy in die Gewalttaten mit einbezogen wurde, wissen wir nicht, auf jeden Fall, hat er schon in frühster Kindheit abscheuliche Gewalt erfahren. Der Höhepunkt gipfelte darin, dass der Vater den Körper der Mutter zum großen Teil, mit kochendem Wasser völlig entstellt hat. Eine bittere, aber erschreckend gebräuchliche Methode hier in Peru.
Nachdem sich die Mutter von ihm trennen konnte, wurde sie von einem anderem Mann schwanger. Dieser hat sie mit Fredy und Miguel (Miguel damals noch ein Baby) sitzen lassen und ist abgehauen. Die Mutter wohnt seit dem mit beiden Kindern in einer Art "Frauenhaus". So tragisch wie die Geschichte auch ist, sie ist noch nicht zu ende.
Man kann sich vorstellen, dass nach dieser Vergangenheit nicht nur das Kind sondern auch die Mutter vollkommen traumatisiert sind. Die Mutter die ihre Erlebnisse nie aufarbeiten konnte, lässt nun allerdings all ihre Wut und Frustration an Fredy aus. Dieser sieht seinem Vater wohl sehr ähnlich und auf Grund dieser unglücklichen Umstände, wird das Kind nun von der Mutter misshandelt. Miguel ist von den Gewalttaten zum größten Teil ausgeschlossen und wird von der Mutter bevorzugt behandelt. Kein Wunder also, dass sich aggressives Verhalten von Seitens Fredys auf seinen jüngeren Bruder entläd. Man hat wirklich das Gefühl in einem Teufelskreis der Gewalt zu sein.
Der Mutter wurde von den Psychologen hier im Hogar nahe gelegt eine Psychotherapie zu machen und die Vergangenheit aufzuarbeiten. Teile dieser Therapie würden durch das Projekt finanziert werden. Die Mutter ist zu 2 Terminen erschienen, seit dem sind die Fronten vereist. Leidtragende sind aber immer noch beide Kinder.
Es gibt Tage wo beide sehr harmonisch und liebevoll miteinander umgehen und eben wie Brüder spielen. An anderen Tagen meint man, Fredy wäre grundlos wütend und aggressiv gegenüber seines Bruders. Vor allem an diesen Tagen sind dann auch die Ticks sehr ausgeprägt und mann kann sich schon denken was zu Hause vorgefallen ist.
Ich bin gespannt wie sich die Situation weiter entwickelt. Ich möchte euch aber sagen, dass dieser FAll kein Einzelschicksal hier ist. Je länger ich hier arbeite um so mehr Geschichten und Hintergründe erfahre ich über die Kinder. Manche Dinge möchte man manchmal gar nicht wisse, aber so ist das Leben nunmal. Wir können nur versuchen hier das Beste für die Kinder zu verwirklichen.
Ich hoffe es geht euch gut
Liebe Grüße
Jens
Pilze, Läuse, Parasiten und andere Ekelhaftigkeiten!!!!
Januar 13th, 2011Liebe Leute
Heute habe ich mit SCHRECKEN einen Pilz auf meinem Arm entdeckt. Ich habe ihn Carlos genannt und bin als erstes zur Rosa gegangen. Die hat mich ausgelacht und meinte Willkommen in Südamerika ! Hat mir dann gesagt was ich für ne Salbe auftragen soll und ich bin sofort in die Apotheke gerannt und hab die mir geholt. Carlos is zwar noch klein und juckt nicht, aber ich habe ihm den Krieg erklärt! Zum Glück bin ich Krankenpfleger und kann mit Wirktstoffen etwas anfangen und so weiss ich das meine billige Salbe definitiv dafür geeignet ist, Carlos Feuer in den Arsch zu blasen !
Leider hat mir Rosa dann noch weitere sehr unerfreuliche Nachrichten mitgeteilt. Einige der Kinder haben LÄUSE ! Das wäre ja mal der Horror schlecht hin. Gerade jetzt wo meine Dreadlocks langsam gut werden und zusammenfilzen, wäre DAS natürlich der Untergang! ICh pass jetzt total auf, aber ich muss hier ja immer jeden Küssen und da werden schnell die Köpfe zusammen gesteckt. Ach es ist wirklich ein Grauß. Seit dem ich das weiss, juckts mich auch schon überall, aber ich vermute einfach mal, das ich sie noch nicht habe, die LÄUSE!!!
Außerdem hat mich Rosa dann noch gefragt ob ich denn auch Tabletten gegen Würmer dabei hätte. Da meinte ich "Nein", die brauche in Deutschland nämlich nur die Katzen und die Hunde. DAraufhin meinte sie, naja wart mal ab wenn du wieder aus dem Dschungel kommst, spätestens dann hast du ein paar Mitbewohner. OH WEH OH WEH!!! Naja ich denke mal Entwurmungstabletten sind hier auch nicht so teuer, im Falle des Falles bekomm ich das schon hin!
So jetzt putz ich erstmal mein Zimmer, mich gribbelts überall!
Ich wünsch euch keine Parasiten
LG
Jens
p.s. heute bin ich 2 Monate in Peru. Na habt ihr mich schon vergessen?
Die Armut und das Glück
Januar 8th, 2011Es ist eng und voll, die mit Schweiß und Abgasen geschwängerte Luft zieht sich zäh durch die Nase und das vorbei ziehende Land ist trocken, schmutzig und öd. Dennoch ich bin glücklich, aus den Lautsprechen lärmt, blecherne Latinomusik und wärend ich mich umsehe, schaue ich in viele, müde, indigene Gesichter. Die Menschen mit denen ich mir das Colectivo (eine Art Sammeltaxi) teile, wirken arm und schmutzig und ich bin mal wieder, der einzige Weiße oder Gringo, der sich in diese trostlose Gegend verirrt. Hier sieht man keine hellhäutigen Menschen, keine Buisnesstaschen und keinen Glammer, wir sind auf den Weg in eines der "Elendsviertel" von Arequipa, den Wellblechhüttensiedlungen. Rosa, Gustavo, Albero und ich, sitzen halb dösend in einem schon längst überaltetem Gefährt und befinden uns nun schon eine ganze Weile auf staubigen, trockenen Straßen und ich mustere die vorbeiziehenden Eindrücke. Schmutz, unfertig gestellte Häuser, schmutzige Kinder mit zerfilzten Haaren, obwohl Peru sicherlich modern ist, diese Szene spiegelt eine andere Seite der scheinbar glänzenden Medallie einer modernen Großstadt wieder.
"!Bajamos, Bajamos!" Wir sind angekommen und steigen aus. Sofort weht ein, eisiger, trockener Wind in mein Gesicht, wir sind am Fuße das Chachapanivulkanes, einem Ausbenbezirk von Arequipa, dort wo die Armen, die Indigenas, aus dem Hochland siedeln und auf bessere Arbeit und Lebensumstände hoffen.
Sofort fällt mir der Gestank von Hundekacke auf, der sich dezent in meiner Nase befindet und tatsächlich, überall befinden sich Stellen, an denen die vielen, vielen verwilderten Straßenhunde dieses Viertels ihre Notdurft hinterlassen haben. In diesen Straßen spielen Kinder und in diesen Straßen spielt auch die Tollwut, traurige Wahrheit eines Elendviertels mit vielen, größeren Problemen, als die Beseitigung von tollwütigen Straßenhunden.
Heute besuchen wir einige der Kinder und Jugendlichen, zu denen ich hier eine besondere Beziehung habe und mit denen ich mich sehr gut verstehe. Zuerst geht es in das "Haus" von Albero, dem Jungen, den ich ins Krankenhaus begleitet habe und der vor einiger ZEit mit hohem Fieber auf meinem Schoß gelgen war.
Die Wohnsituation ist beklemmend, schmutzig und erschreckend. HIer im Viertel gibt es kein fließend Wasser, nur an einigen ausgewiesenen Stellen und hier auch nur zwischen 4:30 - und 5:00 Uhr am morgen. Ein Wasserhahn genügt in dieser Zeit für ca. 30 Haushalte. Ein unglaublicher Wahnsinn wenn man sich den Luxus von heimischen Leitungswasser vor Augen hält.
Obwohl die Behausung von Albero und seiner Mutter eher zum heulen ist, bin ich gut gelaunt und werde freudig, lachend empfangen. Die Tristes der Armut wird durch die Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Leute um ein vielfaches wieder wet gemacht. Ich werde herzlich empfangen und man beantwortet mir geduldig Fragen zu Wohn- und Lebenssituation.
Wir bleiben nicht lange im Loch das sich eine "Behausung" schimpft und machen uns mit Gustavo auf den Weg zu seinem zuHause.
Dort angekommen werden wir erst einmal von einem freudig, kläffenden Hund begrüßt. Obowhl die Menschen bitter arm sind, es kaum Essen, Wasser oder Strom gibt, in jedem Haushalt findet man mindestens ein Tier und meistens sind es .... Hunde.
Gustavo zeigt sich etwas beschämt angesichts seiner Wohnsituation und dem kleinem Zimmer das er sich mit seiner Mutter und seiner Schwester teilt. Der 15jährige ist mir in letzter Zeit sehr ans Herz gewachsen und ich verstehe mich sher gut mit ihm. Ich überspiele seine peinliche Angegriffenheit durch einige Scherze über das "Badezimmer" ein Loch im Boden, mit zwei Fetzen als Wand (auf einem der Fotos zu sehen) und nachdem wir mächtig über "Kacke" gelacht habe, verfliegt seine Angst und wir können offen und gut über die Wohnsituation sprechen und ich darf sogar einige Fotos machen. Unter anderem, hatte die "Wohnung" von Gustavo für lange Zeit (einige Jahre) keine Haustüre und die Familie musste immer wieder mit Einbrecher rechnen, die selbstgebastelte Sperrholztür mit Plastikstücken, grenzt die Behausung nun aber sicher ab und auch wenn das Ding mit einem Tritt, eingeschlagen wäre, man fühlt sich wohl und sicher.
Die nächste Wohnung die wir besichtigen ist ein kleiner Würfel aus Backsteinen und Wellblech und die angestammte Residenz von der 6jährigen Gloria, ihren 5jährigen Bruder, plus Mama, 4 Hunden und 6 Katzen. Gloria war die letzten Tage krank und ich befürchte schon, das Kind im Fieberwahn zu erleben, aber die geschwächte Heldin begrüßt mich eifrig küssend, an der Papptüre und läd mich ein auf ihrem Bett zu sitzen. Die Mutter ist nicht da, denn die muss arbeiten und beide Kinder sind alleine und sehen Fernseh (der fehlt nämlich nirgendwo). Ich bekomme undefinierte Süßigkeiten aus schmutzigen Tüten von kranken Kinderhänden angeboten und bin höflich und probiere alle Geheimnisse der Wellblechhütten-Haute-Cuisine. Es bringt mich nicht um, aber Begeisterungsstürme löst es bei mir auch nicht aus. Ich möchte noch einige wunderschöne Slumfotos mit Gloria, ihrem Bruder und ein paar Plastikfetzen schießen, doch in diesem Moment gibt meine Kamera den Geist auf und der Akku ist leer. Naja, so ist das eben, was hab ich schon für Probleme !
Wir verabschieden und herzlich, es wird noch einmal heftig geküsst und wir stapfen durch Staub, Hundekacke und verfolgt von wilden Hundemeuten wieder zurück und warten auf das nächste Colectivo in die Stadt. Obwohl mich die Bilder noch etwas verfolgen und beschäftigen, bin ich nicht traurig sondern fühle mich glücklich und beschenkt mit diesem Tag. Es ist schwer zu erklären wieso ich gerade in diesem Moment unglaublich glücklich bin, bei Angesicht von bitterer Armut und Dreck. Aber ich fühle mich wohl umringt von Peruanern, munter schwatzend. Ich fühle mich wohl im Staub der Straßen und beim freundlichen Grüßen der Menschen denen ich begegne. Ich bin glücklich etwas für diejenigen zu tun, denen es nicht so gut geht wie mir und ich bin glücklich zu wissen, das die Menschen trotz aller Probleme und trotz aller Armut, für jeden ein Lächeln auf den Lippen haben. So steige ich wieder ein in einen verbeulten Kleinbus und eine metallische Latinostimme, rappt, spanischen HipHop aus verbeulten Boxen und wir holpern davon auf einem staubigen Weg, hinunter in die weiße Stadt und wir kichern und Scherzen und trinken CocaCola. Was für ein Tag
Ich hoffe es geht euch gut
Euer Jens
(auf den folgenden Fotos, seht ihr die Behausungen von Albero und Gustavo, unter anderem könnt ihr vieleicht eine Küche, ein Badezimmer, einen Entenstall und ein Bett erkennen, viel Spaß beim raten !)
Infos über Infos!
Januar 7th, 2011Hallo ihr Lieben
Obwohl nicht wahnsinnig viel ZEit vergangen ist, habe ich hier doch wieder einen Schwung brandneuer Informationen für euch. Einige von euch kennen diese schon, aber für die anderen, viel Spaß beim vielen lesen !
Zu allererst, mir geht es wunderbar, ausgezeichnet gut, bin zwar im Moment etwas müde und freue mich auf das neue Wochenende aber die Arbeit, wenn auch manchmal stressig und chaotisch, macht Spaß und ich genieße das gute Wetter.
Letztens hat sich hier ein Junge schwer am Bein verletzt, ich hab erste Hilfe geleistet und bin dann mit ihm ins Krankenhaus und konnte sogar alles auf Spanisch managen ;-)! Er wurde genäht. Diese Woche bin ich dann zum Fäden ziehen noch einmal hin gefahren, nachdem wir von A nach B geschickt wurden, Stundenlang gewartet haben und sich dann herausgestellt hat, das die Sprechzeiten für unseren Fall nur täglich zwischen 6-8 Uhr morgens statt finden, hats mir gereicht und ich hab gesagt das ich das wohl selbst machen werde. Für was bin ich wohl Krankenpfleger. Also den Jungen gepackt, ins Taxi gesetzt zurück gefahren, einigermaßen sterile Verhältnisse auf meinem Bett geschaffen und schwub die wub, die Fäden gezogen ;-)! Dabei wurde ich von einigen Kinderaugen bestaunt und bewundert und anschließend hat mir der Junge erklärt das er jetzt auch Arzt werden will :-D! Das ich nicht lache!!!!
Des weiteren habe ich hier witzige Dinge mitbekommen die ich dir nicht vor enthalten möchte. Hier gibt es ein Mädchen das relativ hellhäutig ist. Mir wurde erklärt das wäre untypisch denn die ganze Familie wäre dunkelhäutig. Man erkläre sich das deshalb, das sie so schön und weiß ist, weil man vermutet das die Mutter in der Schwangerschaft vor allem schöne Dinge und Menschen und weiße Gegenstände angesehen hat ;-)! In ASien sagt man das unter anderem auch, da heißt es aber auch wenn ein sehr haariges Kind auf die Welt kommt, dass die Mutter wärend der Schwangerschaft zu viele Affen angsehen hat ! Die Welt ist so wunderbar!
Dann habe ich hier mit der Heimleitung über meine Reisepläne gesprochen, zuerst dachte ich, es wäre evtl. ein Problem weil dieses Jahr kein anderer Freiwilliger mehr kommt und ich hier alleine bin. Deswegen dachte ich wird das vielleicht nicht so gern gesehen wenn ich immer rumreisen will. Die hat aber gesagt, mach dir keine Sorgen, das ist dein Jahr, du sollst auch was sehen, schau dir nur an was du sehen willst ;-)! Also geht’s für mich zu meinem Geburtstag für einen Monat nach Bolivien zum herumreisen. Desweiteren habe ich total vom Regenwald geschwärmt und das ich das so liebe und unbedingt in Bolivien in den Regenwald will. Da hat sie dann gemeint, sie habe doch eine Schwester (eine Pharmazeutin) die in einer Dschungelstadt in Peru lebt und in einem Krankenhaus arbeitet und ob ich die nicht mal besuchen möchte. Die kennt sich auch wunderbar mit Heilpflanzen und alternativen Heilmethoden aus dem Regenwald aus und könnte mir da interessante Sachen erklären. Die Stadt ist direkt im Amazonasgebiet und an der Grenze zu Brasilien und wenn ich wollte könnte ich da ja auch mal kurz rüberhopsen. Außerdem gibt es in dieser Gegend viel Armut und vor allem Kinder mit AIDS die keine medizinische Hilfe und keine Fürsorge haben. Jetzt bin ich am überlegen, bzw. hab das schon in meinem Kopf beschlossen, im Mai oder Juni nochmal für einige Wochen in den Regenwald in Peru in diese Stadt zu gehen, ein Praktikum im Dschungelkrankenhaus für Arme zu machen und die Familien mit den Aidskindern zu besuchen, etwas über Heilpflanzen zu lernen UND vielleicht nochmal kurz nach Brasilien zu düsen. Das sind natürlich unglaublich viele Neuigkeiten, und ich bin total begeistert.
Außerdem hat die gleiche Person eine Nichte die in einem deutschen Gymnasium ist und im Juli für einen Monat irgendwohin nach Bayern zum Austausch fliegt. Da hat sie mich gefragt ob ich hier Deutschnachhilfe geben könnte, da die Schule einfach schlecht ist und sie sehr schlecht spricht (stimmt, ich hab mich davon überzeugt). Da hab ich natürlich gesagt, ja klar mach ich gern, also machen wir jetzt 1-2 mal in der Woche Deutsch und ich lern gleich noch mehr Spanisch. Daraufhin hat sie mich gefragt wieviel Geld ich für die Stunde haben will, hab ich natülrich gemeint, ne schmarn gar nix, da nehm ich nix für das macht mir Spaß. Sie meinte naja gut, aber ihr Vater arbeitet beim Militär und die hätten schon Kohle. Aber ich denke mir hier gilt die Devise eine Hand wäscht die andere, und so ist es ja dann auch.
Außerdem habe ich meine blöden Meerschweine abgegeben. Die waren so doof und überhaupt nicht zahm, haben alles vollgeschissen und das Zimmer sieht aus wie sau. Zu meiner Verteidigung ist zu sagen, das ich die blöden Viecher gar nicht wollte und HAnni sich drum kümmern wollte. Leider ist Hanni so gut wie nie da und deswegen durfte ich tgl. Meerschweinchenködel wegmachen und die Mistviecher umsorgen. Sie haben ein glückliches Zuhause bei einer aus dem Projekt gefunden, die hat nämlich schon 2 weitere Meerschweinchen und ich denke mit dem Zuwachs von 2 Weibchen die sich auch noch prächtig vermehren werden, ist einer armen Familie gleichzeitig auch noch geholfen in dem sie eine weitere Fleisch- und Geldquelle bekommen haben.
Allerdings habe ich mich dazu entschlossen mir evtl. hier einen Hamster zu kaufen, denn die sind sau billig 1 Euro für den Hamster und 5 Euro für den Stall ! Hab das schon alles bestens besprochen und geplant und hab auch eine Person die auf den Hamster aufpasst wenn ich herumreise und in nimmt wenn ich gehe. Besser kanns doch nicht laufen oder? Und für mich ist er eine kleine weitere Beschäftigung zu meiner Katze und den Vögeln und ein lustiger Zeitvertreib.
Im übrigen, ich soll evtl auf den PApageien von einer Mitarbeiterin hier aufpassen die für 5 Monate in die USA geht. Da hab ich gemeint, kein Problem ich hab ja selbst 2 da kann der doch einfach dazu. Da meinte die ne ne, so einfach ist das nicht, is etwas komplizierter und jetzt haltet euch fest. ES IST NÄMLICH EIN BLAUER ARA!!!! Da hab ich sofort gesagt, jawohl, her mit dem Tier, das übernehm ich, voll toll. Aber da ich ja auch noch herumreise und ich der einzige bin der sonst hier dauerhaft in diesem Gebäude wohnt und sich gut um das Tier kümmern könnte, wissen wir jetzt nicht wie wir das machen sollen. Es steht also noch in den Sternen ob ich tatsächlich einen ARA bekomme !
Desweiteren (ich hör gar nicht auf mit Neuigkeiten), habe ich jetzt angefangen mit einer weiteren aus dem Projekt die nur ab und zu da ist, Straßenarbeit zu beginnen. Gestern hatten wir unseren ersten Start. Das bedeutet das wir abends durch die Straßen und die Stadt laufen und nach arbeitenden, verwahrlosten oder herumstreunenden Kindern Ausschau halten. Zuerst werden die nur Beobachtet, man führt ein Protokoll und anschließend versucht man durch Spiele und Gespräche mit ihnen in Kontakt zu treten, die sozialen Verhältnisse zu klären und anschließend abzuwägen ob sie vielleicht Kanditaten für unser oder ein anderes Projekt sind. Oft ist es nämlich leider so, dass Mütter von ihren Männern verlassen werden, diese suchen sich dann einen neuen Mann und der akzeptiert die alten Kinder nicht. Diese werden dann aus der Familie ausgeschlossen, auf die Straße gesetzt und leben dann ohne Obdach von Diebstählen und dem Verkauf von Süßigkeiten, oder eben in besonders schlimmen, aber nicht wenigen Fällen, von Prostitution.
Gestern haben wir zwar keine Kinder gefunden und morgen machen wir weiter, aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht und ich bin an Ecken und dunkle Flecken der Stadt gekommen, die ich sonst nie sehen würde.
So das waren wieder mega viele Infos
Tut mir leid das ihr das alles lesen müsst, oder auch nicht !
Ich hoffe es geht euch gut
Sonnige Grüße aus Peru
JEns
¡Feliz Año Nuevo!
Dezember 31st, 2010¡Feliz Año Nuevo!
Ein ereignisreiches und schönes Jahr 2010 geht seinem Ende zu und ich möchte euch Allen, wo auch immer ihr euch gerade befinden mögt auf dieser wunderschönen, weiten Welt, alles Liebe, Kraft und Licht für ein weiteres, eigenes Leben und ein persönliches neues Jahr wünschen.
So möchte ich mir diesmal für nächstes Jahr nichts wünschen, sondern einmal dankbar sein. Dankbar für ein reiches junges Leben mit unglaublichen Eindrücken , für eine wilde Kindheit, eine wunderbare Familie und Freunde und für verrückte Gedanken im Kopf !
Ich wünsche euch ein beschütztes und gesegnetes neues Jahr!
Euer Jens
"Das Leben ist kein Problem das es zu lösen, sondern eine Wirklichkeit die es zu erfahren gilt"
Buddha
Weihnachten und Zuwachs im Privatzoo ;-)!
Dezember 26th, 2010Liebe Leute
Meine Weihnachtstage sind sehr schön vorbei gegangen. Eins muss ich sagen, obwohl Maria jetzt weg ist und ich hier alleine wohne, bin ich eigentlich nie allein. Ständig kommt jemand vorbei und schaut nach mir oder ich werde eingeladen oder ich werde angerufen ob alles in Ordnung ist. Es ist manchmal schon fast lästig, aber irgendwie auch schön zu wissen das sich andere Leute um mich Sorgen.
Weihnachten hab ich bei Hanni in ihrer Wohnung verbracht (eine Freiwillige aus Schweden die schonmal 8 Monate hier war, jetzt gerade 4 anhängt weil sie hier ihren Freund hat) mit Marite und Dario (einem Freund von mir). War sehr schön muss ich sagen um 12 Uhr werden wie bei uns an Silvester Feuerwerke veranstaltet und da brennt die Stadt ;-)! Die Peruaner feiern gerne!
Gestern wurden wir dann von Marites Familie zum Essen eingeladen, hab ihre Eltern kennen gelernt (der Vater über 90) und ihre Schwester. Es war alles sehr herzlich und schön und obwohl es viel Fleisch gab, wurde ich mit meinem Salat auch satt, Hanni is übrigens auch Vegetarierin.
Heute wollte ich eigentlich mit einem Jugendlichen aus dem Hogar frühs Yoga machen, da wir aber in Peru sind, ist der nicht aufgetaucht ;-) dafür zu meiner Überraschung aber Hanni. Ich muss ehrlich gestehen das ich zuerst dachte das Hanni nen bisschen komisch und arrogant ist und mich evtl nicht mag, nach dem heutigen Tag muss ich das aber mehrmals zurücknehmen. Hanni ist super nett, wir verstehen und blendend und haben viele Gemeinsamkeiten. Aus Jux und Dollerei sind wir dann heute noch zum Tiermarkt gelaufen und wir konnten es nicht lassen, haben 2 Meerschweine für umgerechnet 3 Euro gekauft. Daheim angekommen haben wir gemerkt das die Tiere statt normalerweise üblich hinten 3 Zehen, 6 Zehen an jedem Fuss haben, wir haben also Mutantenschweine ;-). Eines heißt LA LOCA (die Verrückte) denn die spinnt total und ist mega aggressiv.
Wir haben leider keinen STall gefunden und so leben die Schweine gerade in meinem unbenutzten Zimmer im Bad ;-)! Wir müssen da nochwas suchen !
Im übrigen hab ich jetzt mal nen Bild von meinem Zimmer und von allen meinen Tieren beigefügt. Wusstet ihr das ich ne Katze habe? Nein, jetzt wisst ihrs !
Ich wünsch euch was im Schnee
Euer Jens
Lg
Jens
p.s. ich hab jetzt Skype ;-)! Falls mal wer will!
FELIZ NAVIDAD!!!!!
Dezember 23rd, 2010FELIZ NAVIDAD! FROHE WEIHNACHTEN!
Ich wünsche euch allen ein gesegnetes und friedliches Weihnachtsfest. Bleibt so wie ihr seit und genießt die Tage! Jetzt bin ich schon seit 6 Wochen in Peru ! Hoffe wir sehen uns alle gesund und munter wieder!
Liebste Grüße aus den Anden
Jens
Ich bin halt einfach Krankenpfleger ;-)!
Dezember 23rd, 2010Hola
Ich muss euch das jetzt einfach erzählen, ich komm halt nicht aus meiner Haut und pflege halt zu gern ;-)!
Am Dienstag ist folgende Geschichte passiert (sorry is aus na Mail rauskopiert, einige von euch kennen das schon). Als ich gerade vom Markt kam war ein Junge Kreidebleich über dem Waschbecken gebeugt und Blutüberströmt. Ich natürlich sofort reagiert ;-), hatte ne Platzwunde am Kopf. Dann hab ich erst mal die „Erstversorgung“ durchgeführt und bin dann mit ihm ins Krankenhaus. Am Krankenhaus angekommen, ist vor mir ein junger Mann kollabiert, also auch gleich da reagiert ;-) und nach Hilfe geschrien (alles in Spanisch :-D!).
Dann sind wir rein und der Kleine musste genäht werden, ich durfte aber nicht dabei bleiben und der hatte voll Angst. Ich musste fast 2 Stunden warten, weiss nicht was die gemacht haben. Danach ist er dann heulend aus dem Zimmer raus gestürmt und ist auf meinen Schoß geflüchtet und hat sich an mich gedrückt und ich hab ihn getröstet und da hab ich mir so gedacht. „Oh du armer Purzel komm nur her ich beschütz dich“ :-D! Das war irgendwie so, ohhhhh, mein Herz geht auf. Süß ne ;-)! Die lieben mich halt einfach hier ;-)!
Ja und dann hab ich ihn wieder zurück gebracht und er war ganz glücklich das ich dabei war.
Besagter Junge (Albero) neue Geschichte. Heute flaks ich gerade mit Marite im Hof und zeig ihr Yogaübungen, da kam Albero aus der Biblitek getaumelt und sah ganz furchtbar aus. Hab ihn dann erstmal ins Büro auf die Couch getragen und er hat sich schon sehr heiß angefühlt. Dann hab ich erstmal Fieber gemessen 39,6 Grad. Hat auch total gezittert und nen bisschen geheult (er is übrigens 9). Also hab ich mich erstmal um ihn gekümmert und nen Lager zurechtgeräumt, hab die Educadores verständigt und mich zu ihm gehockt und ihn gestreichelt. Dann bin ich mal wieder mit ihm ins Krankenhaus (hey die kennen mich schon ) weil wir nen Arzt konsutieren wollten. Der hat ihm dann ne Spritze gegeben. Natürlich wieder nen Theater gewesen, aber wer hat ihn beschützt? Ich (Eigenlob stinkt ich weiss, aber hey ich bin der Held der Kindergeschichte ). Danach bin ich mit ihm wieder zurück gewackelt und da gabs dann auch gleich nen Problem. Albero konnte nämlich nicht zuhause schlafen, seine Mutter ist gerade Verreist (auf Arbeit) und er schläft eigentlich im Moment bei einem andrem Mädchen vom Hogar daheim. Die is aber auch krank, Grippe und die Mutter von ihr, die sich auch um ihn kümmert, muss viel arbeiten und hatte nicht die Zeit sich um zwei kranke Kinder zu kümmern. Also hab ich vorgeschlagen warum er nicht bei den Niña Marias schlafen kann, denn da ist ja jemand nachts da. Dann meinten die aber, ne da ist ja nur eine Betreuerin und wenn in der Nacht was wäre, dann könnte sie die Mädchen nicht alleine lassen. Dann hab ich gemeint, naja gut, dann soll sie mich halt in der Nacht anrufen und ich komm dann zu denen und pass auf die Mädels auf oder geh mit Albero ins Krankenhaus. Dann hat sich aber herausgestellt, dass das eigentliche Problem war, das Albero ein Junge ist und nicht zusammen mit den Mädchen in einem Raum schlafen darf. Also bitte? Was issn das für ne gequirrlte Kacke? Sind wir im Mittelalter? Sicherlich ein fiebriger 9jähriger Junge hat nachts nichts besseres zu tun als sich über ältere Mädchen her zu machen. Also sind wir im Kindergarten oder was?
DAnn hab ich gemeint, naja gut, wenns nicht anders geht, bleibt er hier und ich nehm meine Matraze mit ins Büro und schlaf bei ihm und kümmer mich um ihn. Hätte damit keine Probleme gehabt. Außerdem bin ich ja irgenwann selbst mal Papa und wenn meine Kinder nachts Fieber haben muss ich da ja auch da sein. Wär ja ne super Übung gewesen ! Das fanden dann eigentlich alle ganz toll und ich hab mich schon drauf eingestellt mich heute nacht um ein kotzendes Kind zu kümmern.
Allerdings hat es sich dann doch ergeben, dass die Mama die sich im Moment um in kümmert, doch bereit erklärt hatte ihn zu sich zu nehmen weil sie irgendwas umorganisieren konnte. Also ist mein Albero dann irgendwann spät abends mit ihr abgezogen. Hab ihnen noch Decken mitgegeben und weil Albero abends nichts gegessen hatte (wir waren ja im Krankenhaus) und ich weiss das die Leute einfach bitterarm sind und auf das Essen hier für die Kinder angewiesen sind, hab ich noch schnell nen paar Fertigsuppen gekauft und sie ihnen mitgegeben. Wat bin ich nur für ein Engel ne !
Naja, aber irgendwie fühl ich mich ganz in meinem Element wenn jemand krank ist. Hört sich nen bisschen bescheuert an, aber naja, ist halt so.
Ganz ehrlich, langsam muss ich sagen bin ich hier so eingewöhnt und mag die Menschen hier alle so unglaublich gern. Kenn die Kinder alle. Kann Spanisch um einiges besser. Verstehe Witze und Spiele und hab wirklcih das Gefühl hier zu sein. Ist schön, wirklich! Aber von zuHause kann nicht die Rede sein !
Ach ja, Albero wird hier von mir und von einigen anderen Gordito genannt. Das bedeutet so viel wie "kleiner Fetter" als Verniedlichung (nicht böse gemeint). Das selbe haben sie hier auch gesagt als sie nen Bild vom Daniel gesehen haben . Also Bruderherz du weisst was das heißt
Ich wünsch euch was
Euer WEihnachtsengel
Saludos
Jens
Neues Haar wunderbar!
Dezember 20th, 2010Hola
Ja ich weiss, ich schreib schon wieder. Naja ihr müsst ja nicht immer alles lesen !
Mir war nen bisschen langweilig und da hatte ich eine ganz verrückte, tolle, vielleicht schreckliche Idee. ICH MACH MIR WIEDER DREADLOCKS ! Immerhin muss ich ja jetzt für ein Jahr keine Arbeit suchen und vielleicht schaffe ich es ja in der Zeit mir mal nen paar anständige Filzlocken hinzudrehen, drum hab ich gestern angefangen. Im Moment sehe ich noch aus wie TingeltangelBob aber ich glaube, mit der Zeit wird das schon. Hier die ersten Resultate. Seh ich nicht einfach zum anbeißen aus?
Saludos
Jens
Nacht in Angst!
Dezember 18th, 2010Hola
Ich muss euch jetzt von meiner letzten Nacht erzählen, denn die gleicht einem Krimi, also auf jeden Fall für mich. Ich bin irgendwann gegen 2 Uhr nachts aufgewacht weil ich Geräusche draußen gehört habe, erst wollte ich wieder schlafen, aber dann wurde es mir doch zu unheimlich. Also hab ich aus meinem Fenster gelugt und habe erkannt, das im Hof Licht brennt. Ich scharrende Geräusche vernommen und da ich wusste, das Maria nachts Angst hat uns sicherlich in ihrem Zimmer ist, wurde mir ganz plötzlich ganz schön unheimlich. Das Gebäude in dem sich das Hogar befindet, ist zwar durch ein großes Tor verschlossen, dennoch wäre es ein leichtes für Einbrecher über die flachen Dächer in den Innenbereich zu gelangen. Unsere Zimmer sind im übrigen kleine Quadrate auf dem Dach (ich mach bei Gelegenheit mal Fotos) das bedeutet das ich über das flache Dach laufen kann und einen Überblick über beide Innenhöfe und die Türen habe. So weit war ich aber noch nicht.
Zuerst habe ich fieberhaft versucht irgendwelche Stimmen oder Menschen durch meine Gardinen hindurch ausfindig zu machen. Dabei habe ich darüber nachgedacht, wer denn zur Weihnachtszeit ein soziales Straßenkinderprojekt ausrauben könnte und ob die Leute wirklich so skrupelos sind. Anschließend habe ich versucht mir eine Waffe zu besorgen, habe mich im Halbdunklen über meinen Rucksack hergemacht und alles gefunden, nur nicht mein verdammtes Pfefferspray ! Aber das ist hier meine einzige Verteidigung. Außerdem habe ich meine Kreditkarten in unbenutzte Decken gehüllt, für den Fall der Fälle das ich überwältigt und ausgeraubt werde.
Langsam wurde mir doch sehr mulmig und die Geräusche waren als ein Scharren zu vernehmen, genau so, als hätte jemand eine Türe aufgebrochen und würde jetzt dort Sachen herausschleifen.
Obwohl die Türen zu unseren Quartieren geschlossen sind, ist es ein leichtes bei uns einzubrechen. Mann kann einfach hinter dem Haus das Badezimmerfenster aufschieben und einsteigen, dies kann nämlich nicht geschlossen werden. Also habe ich auch geräusche auf unserem Dach und an der hinteren Wand vernommen. Da Marias Häuschen vor meinem liegt, wurde der Beschützerinstinkt in mir wach gerufen und ich wollte die Eindringlinge von hinten überliesten und daran hintern in Marias Bad einzusteigen.
Also bin ich ganz langsam und leise aus meinem Zimmer geschlichen und habe mich im Schatten der Mauern versteckt. Mein Herz hat ganz schön geklopft. Zuerst jedoch habe ich mir eine Hose angezogen, damit ich im Falle einer Flucht nicht in Boxershort und Schlafhemd auf den Straßen Arequipas herumirren muss!
Nachdem ich unsere Quartiere im Schutze der Nacht inspiziert habe, gab es eine erste Entwarnung, hier befanden sich keine Eindringlinge. Aber warum zum Teufel war in den Höfen das Licht an und ich habe diese verdammt unheimlichen Geräusche vernommen?
Also bin ich wie James Bond (so werde ich hier übrigens genannt weil niemand Jens ausspechen kann und das auch viel cooler klingt, findet ihr nicht?) über die Dächer gestiegen um im Schatten einen Blick auf die Innenhöfe zu werfen. Ich kam mir nen bisschen vor wie ein Ninja auf geheimer Mission. Es muss schon sehr affig ausgesehen haben wie ich mit verbissenem Gesicht und geduckter Haltung um Mauern geschlichen bin und hinter Gegenständen hervorgelugt habe.
In den Innehöfen war alles ruhig und auch die Türen waren verschlossen. Trotzdem hatte ich dieses eklige Gefühl im Rücken.
Also bin ich wieder zurück zu unsren Zimmern gehuscht und habe leise an Marias Türe geklopft. Diese hat dann nach einer geraumen Zeit mit kreidebleichen Gesicht die Türe geöffnet und mich ganz schön erschreckt. Überall in ihrem Gesicht war Pickelcreme verteilt und alles in allem sah sie zu dieser nächtlichen Stunde doch sehr zum fürchten aus.
Nachdem ich ihr alles erzählt hatte und auch sie sichere Geräusche vernommen hatte, haben wir uns wie in einem Hühnerhaufen etwas hochgeschaukelt. Keiner von uns hatte die Nummer der Polizei und die Nerven lagen etwas blank.
Also hat sich Maria schnell ein Notfallhandy geschnappt und ich als Mann haben meine Pflicht getan und Frau und Hof verteidigt. Hab mir einen Besen geschnappt (Schwachsinnsidee) an das Pfefferspray hab ich gar nicht mehr gedacht und bin nun in nächtlicher Finsternis den gespenstischen Gebäudekomplex abgegangen.
Es war nichts Auffälliges zu entdecken, bis auf die Tatsache das ich kurz vor einem Herzinfakt stand als die Katze aus einer dunklen Ecke herausgesprungen kam.
Es hat sich dann herausgestellt das Maria einfach vergessen hatte die Lichter auszumachen und das wir uns in unserer Panik vielleicht etwas hochgeschraubt hatten und normale Nachtgeräusche einer Stadt falsch interpretiert hatten ! Trotzdem, ich war so aufgewühlt das ich erst um 4 Uhr morgens schalfen konnte, mit gefunden Pfefferspray an meiner Seite !
Alles in allem fühl ich mich hier schon sicher, aber Maria fliegt an Weihnachten heim und das bedeutet das ich ab da an dann alleine im Hogar wohne da Hanni eine Mietwohnung genommen hat. Das ist dann glaub ich schon etwas grußlich, wenn man alleine in so einem Rießenhaus wohnt und letztendlich auf sich gestellt ist. Ich werde mir aber die Nummer der Polizei aufschreiben, denn ein Telefon besitzt jedes Zimmer.
So das war meine Krimigeschichte. Im nachhinein kann man drüber lachen aber im Moment des Schreckens ist man doch etwas geschockt!
LG
Jens
Feliz Navidad para los pobres! Frohe Weihnachten für die Armen!
Dezember 17th, 2010Hola
Gestern haben wir eine Weihnachtsfeier für die Mütter der Kinder veranstaltet. Das war super schön und es hat mir sehr großen Spaß gemacht, auch finde ich es wichtig, dass man nicht nur an die Kinder denkt, sonder auch etwas für die Frauen hier tut, denn die haben es hier wirklich nicht leicht. Nachdem die Frauen abends langsam eingetrudelt kamen (um 17 Uhr sollte die Feier beginnen, um 19 Uhr kamen die meisten - wir sind hier in Peru ) waren Maria und ich damit beschäftigt, uns um die Frauen zu kümmern, Wein auszuteilen und Chips zu reichen. Es hat großen Spaß gemacht und die Frauen waren sehr herzlich und haben sich sehr über uns Gringos gefreut ! Es wurde gelacht und gescherzt, Geschenke verteilt und kleine Spiele gemacht. Ich hab mich richtig wohl gefühlt, Wenn man so in die Runde geschaut hat, sah man in meist noch junge Gesichter die allerdings schon alle sehr verbraucht und vom harten Leben gezeichnet waren. Die meisten Frauen arbeiten fast rund um die Uhr um die Familie einegermaßen über Wasser zu halten. Die harte Arbeit und das arme Leben waren in jeder Form zu spüren.
Besonders reizend empfand ich es, als die Frauen begannen ein witziges, improvisiertes Grippenspiel aufzuführen. Bei dieser Weihnachtsgeschichte musste auch keine Puppe das Jesuskind ersetzen, nein, so etwa jede zweite Frau hatte ein Baby an der Brust und so wurden die eigenen Kinder einfach als Requisitten benutzt. Sehr schön ! So wurde vor meinen Augen eine lebhafte, jungfräuliche Geburt nachgestellt und nachdem wir Tränen gelacht hatten, wurde die beste Theatergruppe mit einem kleinen Preis geehrt.
Schön fand ich es auch, als ich einer alten Frau Wein eingeschenkt habe und diese, die ersten Tropfen auf den Boden gespritzt hatte um damit Pachamama zu ehren. Ach ich liebe es wenn Menschen an ihren Gebräuchen festhalten und noch eine gewisse Art der Magie in der Luft liegt. Danke Pachamama.
An diesem Abend konnte gelacht werden und es wurde viel gescherzt. Ich als weißer Gringo mit lockigen Haaren bin auch gut angekommen und wurde an zahlreiche dicke Brüste gedrückt und geherzt ! Was wieder aufgefallen ist, kein Vater kam zu den Festlichkeiten obwohl wir alle Elternteile eingeladen hatten. Traurige Realität in Peru.
Heute habe ich dan mit Rosa ein Schwesternprojekt vom Hogar de Cristo besucht nämlich das Niña Maria (kleines Mädchen Maria). Das Projekt ist noch relativ neu und es handelt sich dabei um ein Haus in dem junge Mädchen aus schwierigen Familienverältnisse von Montags bis Freitags zusammen mit einer Betreuerin wohnen. Derzeit wohnen hier 9 Mädchen im Alter zwischen 6 und 14 mit teilweise heftigen Hintergrundgeschichten. Da gibt es Mädchen die zur Prostitution gezwungen wurden, Vergewaltigungen und Misshandlungen im Elternhaus. Alle Kinder werden nur von einer Frau betreut die sogar im gleichen Zimmer wie die Kinder schläft. Eine unglaubliche Aufgabe. Ines hat mir unter anderem auch weitere Geschichten erzählt, von einem zu tote geprügelten Mädchen das in den Zementboden eines Badezimmers eingegossen wurde und weitere Horrorgeschichten.
Das Projekt, welches ich als sehr wertvoll und wichtig empfinde, ist allerdings noch sehr klein. Es gebe weit mehr Bedarf für weitere Mädchen aber leider fehlt es an Freiwilligen Helfern bzw. an weiteren Erziehern die Rund um die Uhr mit den Kindern zusammen wohnen wollen. Insgesamt hätte das Haus Kapazität für 20 Mädchen und junge Frauen.
Ehrlich gesagt hat mich das Projekt so beeindruckt das ich kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt habe zu wechseln. Allerdings könnte es etwas schwierig werden, da ich ja ein Junge bin, die Mädchen schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht haben und ich mit ihnen zusammenwohnen würde. Allerdings hatte ich den Eindruck das ich bei den Girls recht beliebt war ! Ich werde sehen was die Zukunft bring. Definitiv ist meine Anfangszeit in der man sich orientieren muss um, die Sprache klappt immer besser und ich bekomme mehr Hintergrundinformationen, auch möchte ich die Arbeit auf der Straße gerne weiter ausbauen und bin nächste Woche schon wieder dabei. Allein Hausaufgabenbetreuung reicht mir nicht, ich möchte mehr bewirken.
Da ich zu meinem Geburtstag auf Grund des Visas Peru verlassen muss, habe ich vor in dieser Zeit für einen Monat durch Bolivien zu traveln (hab ich das schon erwähnt?) danach möchte ich über Macchu Picchu und Cusco wieder zurück nach Arequipa kommen, vielleicht ist dann der richtige Zeitpunkt noch einmal nachzuhacken ob sich ein Wechsel in das Niña Maria lohnen würde.
Wünsch euch frohe Weihnachten bzw. eine Voradventszeit
Schätzt die Dinge die ihr habt, vor allem eine gute Beziehung zur eigenen Familie
Liebe Grüße
Jens
Streetwork und Arbeit in der Wellblechhüttensiedlung!
Dezember 15th, 2010Hola ihr Lieben weit weit weg!
HEute war es soweit und ich hatte meinen ersten Einsatz auf der Straße. Zusammen mit zwei Psychologiepraktikantinen und Maria ging es hinaus in die Vororte von Arequipa in die Wellblechhüttensiedlungen bzw. Slums. Der Grund unseres Aufenthalts dort war, dass wir die Familienverhältnisse und Wohnbedingungen zweier neuer Kinder gecheckt haben und die Eltern interviewen sollten. Um in die Außenbezirke zu kommen mussten wir alleine 1 Stunde mit einem so genannten "Colectivo" (kleine Minibusse für wenig Cents, die vollgestopft werden und überall angehalten werden können) durch die Stadtteile Arequipas fahren. Als wir angekommen sind war es schon ein merkwürdiges, vielleicht sogar beklemmendes Gefühl mitten in der Wüste, hunderte von kleinen Barraken stehen zu sehen in denen zahlreiche Menschen hausen. Erstmal mussten wir etwas durch den "Slum" laufen, befestigte Wege gibt es nicht und die Entscheidung am heutigen Tag FlipFlops zu tragen, war eine ganz und gar dumme. Überall liefen knurrende Hunde herum und das nächste Mal werde ich bei einen solchen Einsatz Pfefferspray und meinen Hundeschutz mitnehmen. Dennoch fande ich das ganze sehr interessant und habe mich glücklich geschätzt auch diese Seite des Lebens kennen zu lernen.
Zuerst gings zum Haus des Vaters, denn wie in Peru üblich, sind die Eltern getrennt, der Vater abgehauen und die Mütter allein. Der Mann hat in einem kleinen Quadrat gewohnt dessen Wellblechdach in Kombination mit den Sonnenstrahlen den Innenraum zu einem einzigen Backofen erhitzt haben. Es stellte sich heraus das dieser verbrauchte Mensch erst 32 Jahre alt ist. Es wurden mehrere Fragen zu Kindern und Familiensituation gestellt und nach einer Weile habe ich erst vollkommen realisiert, das ich gerade wirklich, in einem lateinamerikanischen Slum, in einer Hütte sitze und einem Mann zuhöre der monatlich weniger Geld als 30 Euro zur Verfügung hat. Es gab kein fließend Wasser, nur einige Kleidungsstücke in Plastiktüten, ein hartes Bett und einen sperrlichen Schreibtisch. Der "Garten" bzw. das Minigrundstück war trocken und kahl und der einsam vor sich hinblärende Radio hat die ohnehin schon trostlose Gegend noch beklemmender gemacht. Was aber auffält ist, dass jede Hütte und ist sie noch so klein, einen Tv besitzt, Bücher, sucht man vergeblich. Wer braucht die auch, wenn man nicht lesen und schreiben kann.
Nachdem ich einen Hautausschlag und das schorfige Gesicht des eigentlich "jungen" Mannes bestaunt hatte, waren wir dann auch fertig mit den Fragen und es ging weiter in ein anderes "Elendsviertel" um die Mutter zu besuchen.
Was wir hier gesehen haben, schießt komplett den Vogel ab. Die Familie wohnt in einer Ruine, anders kann ich es nicht ausdrücken. Die Mutter allein und meiner Meinung nach psychisch krank, mit 3 Kindern vielleicht im Alter von eineinhalb, 4 und 6 Jahren. Außnahmslos jedes Kind war in einem absolut verdreckten und heruntergekommenen Zustand. Die Kinder wirkten eher wie Tiere und selbst der älteste konnte keine vernünftigen Worte sprechen. Die Mutter absolut passiv und lieblos, versuchte die Situation zu verteidigen. Die Kinder untereinander haben sich in einer Art Höhlenmenschensprache miteinander unterhalten. Der Kleinste war komplett zugeschissen und verpisst (die Mutter meinte, oh der wäre gerade ins Wasser gefallen). Ein aboslutes Trauerspiel. Das muss man erstmal verdauuen. Zwar gibt es auch "Assoziale" Leute in Deutschland und solche Fälle ziehen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich, aber hier in Peru, ist dass ja nichtmal etwas Besonderes. Das traurige ist, dass die Kinder, um die es eigentlich geht, bereits im Heim wohnen (diese sind älter) weil sie der Mutter weggenommen wurde. Nun ja gut, was macht dann eine "dumme" Familie die nicht lesen und schreiben kann und von nichts eine ahnung hat und sowieso "einfach" strukturiert ist. Sie setzt einfach neue Kinder in die Welt, warum auch nicht. Aber das die Kinder tatsächlich unter solchen Bedingungen hausen müssen und eher den Charakter von Tieren und nicht von Menschen besitzen, hat mich dann doch etwas sprachlos gemacht.
Dennoch, auch wenn diese Viertel sicherlich erschreckend, schmutzig und beengt sind, es ist doch kein Vergleich zu Indien! Ich bin sehr froh das ich das gesehen habe und für mich ist das eine sehr wertvolle Erfahrung, auch freue ich mich, dass ich in Zukunft öfter auf solche Touren mitgehen darf, denn wenn man die Kinder nur hier im Hogar kennen lernt, dann denkt man, oh so schlimm ist das doch nicht, sie essen hier, haben einigermaßen saubre Sachen an und machen die Hausaufgaben. Wenn man dann aber sieht wie sie dahinvegetieren würden, wenn es diese Einrichtung nicht gebe, dann ist man doch froh um jedes Kind das täglich hier zum essen und zum waschen erscheint.
Nachmittags hatte ich dann noch eine lange Diskussion mit Rosa (der Heimleitung) über Armut, Politik, Alkoholismus, und Väter. Habe sehr interessante Infos bekommen, aber das sprengt jetzt hier einfach den Rahmen.
Fakt ist, dass ich mir heute wieder mal gedacht habe, mein Gott Jens, wo bist du nur schon überall gewesen. Jetzt war in ich einem lateinamerikanischen Slum, habe in einer Lehmhütte in Nepal gemeinsam mit Büffeln in einem Raum geschlafen und habe eine Woche in einem thailändischem Kloster verbracht und in der Wohnung eines grußlichen Mannes in Rumänien genächtigt. Eins kann ich euch mit sicherheit sagen, die eigenen Ansprüche werden durch solche Erfahrungen definitiv etwas kleiner, aber ganz ehrlich, ich freu mich auch wieder auf etwas mehr Luxus. Ich bräuchte nämlich ganz dringend mal eine Dusche die richtig funktioniert und braust und ich habe unglaubliche Lust auf Zini Minis !
Mit diesen Worten schließe ich den heutigen Tag
ich hoffe es geht euch gut, mir auf jeden Fall
Saludos
Jens
Pedro y Juanita!!!!
Dezember 11th, 2010Buenas tardes aus Peru
Nun bin ich also schon einen ganzen Monat hier in Peru und lebe mich langsam ein, also folgte was folgen musste. ICH HABE HAUSTIERE!!! Pedro und Juanita, zwei kleine Papagein die in winzigen Käfigen in der prallen Sonne auf dem Markt gestanden haben. Eigentlich ist es nicht richtig solche Tiere zu kaufen aber die beiden haben mir so unsagbar leid getan das ich sie für umgerechnet 10 Euro mitgenommen habe. Die nächste Frage hat sich dann gestellt, worin soll ich die beiden den dann halten. Also bin ich heut über den Markt gehuscht und habe Käfige gesucht. Eigentlich wollte ich ne großen Käfig aber in Peru gibts nur diese Minikäfige, darum werde ich die beiden, wenn sie sich an mein Zimmer gewöhnt haben, wohl tagsüber frei fliegen lassen. Wie das ganze dann nun weitergehen soll weiss ich auch noch nicht, ich will ja auch rumreisen, aber ich denke mal, es findet sich schon jemand der sich dann um die beiden kümmert oder ich fahre zum Wald und lass sie frei. Ich bin mir zu fast 100% sicher, dass die beiden irgendwo gefangen wurden. Im Moment sind sie noch sehr ängstlich und ruhig, ich hoffe sie bleiben ruhig und stören mich nicht bei meinem verdienten Schönheitsschlaf !
Im übrigen, Hanni, eine weitere Schwedin ist als Voluntario gekommen, sie bleibt bis März, Maria fliegt am heiligen Abend heim. Im Februar kommt dann nochmal eine Schwedin, diese wird wohl noch länger bleiben. Von Hanni kenn ich noch nicht viel, da sie nur heute mal kurz da war. Sie ist aber super nett, 20 Jahre, war schonmal 8 Monate hier, hat hier einen peruanischen Freund und spricht super Spanisch und Englisch. Das kann mir nur von Nutzen sein.
Weitere Neuigkeiten. Wir haben hier im Büro einen freien Internetanschluss von einem gegenüberliegenden Hotel gefunden. Jetzt sitzen Maria und ich oft abends, wenn keiner mehr da ist, im Büro und haben kostenloses Internet. Ist das nicht famos?
Wünsch euch was
Liebste Grüße
euer Tierfreund
Jens
p.s. kann mir jemand sagen was das für eine Papageinart ist?
Puno y el lago Titikaka
Dezember 6th, 2010Hola
Da bin ich nun wieder im sonnigen Arequipa zurueck von einer echt heftigen Tour zum Titikakasee auf fast 4000 Metern Hoehe. Aber jetzt erstmal von Anfang an.
Da Johannes und Teresa fertig mit ihrer Arbeit im Hogar sind und ueber Puno weiter nach Bolivien reisen werden (oder mittlerweile schon dort sind) haben sich Maria und ich ihnen angeschlossen und eine 2 taegige Tour zu den Bewohnern des Titikakasees gebucht.
Dafuer ging es mit dem Bus von Arequipa 6 Stunden lang durch das wunderschoene Altiplano nach Puno einer Stadt am Titikakasee.
Die Reise durch das Altiplano war fuer mich wieder ein Hochgenuss und angesichts der fassunglosen Weite und Grossartigkeit der Natur mit ihren Vulkanen, Graslandschaften und Seen, bin ich wieder uebergluecklich mein Leben voll auszuschoepfen und die Welt in ihrer vollen Schoenheit zu erfassen. So beginnt man bei der einzigartigen, kargen Landschaft in der, so scheint es, nur Licht und Schatten, Kuenstler einer riesigen Leinwand sind, zu verstehen, warum die Menschen hier im Hochland weiterhin an Pachamama, an die Goettin Mutter Erde glauben und so taucht man ein in die Wunderwelt und die Einzigartigkeit der Landschaft und verliert sich in ihrer Schoenheit.
Busfahren in Peru macht Spass, den man sieht viel, es ist jedoch auch eine Herausforderung und unglaublich anstrengend. Vor allem beim Ueberqueren von Paessen die sich hier leicht einmal ueber 4000 Meter in die Hoehe schrauben, merkt man die Hoehe und so sind Kopfschmerzen meist vorprogrammiert.
In Puno angekommen, sind wir sofort vom Busbahnhof in einen kleinen Shuttelbus gesprungen und zu unserer ersten Tour nach Sillustani aufgebrochen. Einer Praeinka Kultstaette die an einem weiteren, riesigen See gelegen ist. Hier wurden wir zeugen von einzigartigen Grabtuermen in denen die Menschen Mumien bestattet hatten und diese dort jaehrlich mit Gaben geehrt wurden. Vorbei ging es an einen See mit Flamingos und hier hat mir Pachamama ein besonderes Geschenk gemacht. Als wir auf den See zugefahren sind, haben sich die Flamingos erhoben und sind in einem grossen, rosafarbenen Schwarm in den endlos blauen Himmel aufgebrochen. Ein unglaubliches Naturschauspiel. Danke fuer mein reiches Leben !
Anschliessend sind wir wieder zurueck nach Puno gefahren wo wir uns ein Hotel gesucht haben, welches jetzt nicht unbedingt super toll war, angesichts meiner Erfahrungen in Indien jedoch ausreichend luxurioes war ! Wie gesagt, ich bin nicht mehr anspruchsvoll!
Am naechsten Tag ging es dann mit dem Boot hinaus auf den Titikakasee. Zuerst haben wir die Aymaravoelker der schwimmenden Inseln besucht (alles sehr touristisch, leider). Danach sind wir beinahe 3 Stunden ueber das endlose blau des Sees gefahren um weitere Inseln zu besichtigen. Der Titikakasee an sich, ist weniger ein See, er ist eher ein MEER! Die Flaeche ist so gewaltig, das man das gegenueber liegende Ufer oft kaum oder gar nicht sehen kann.
Nachdem ich eh schon Kopfschmerzen hatte, sind wir dann mit unserem Minikutter auch noch in etwas unruhiges Gewaesser gekommen. Das heisst, die Wellen waren ca 2-3 Meter hoch und wir wurden ueber eine Stunde lang herumgeschuettelt. Am Anfang fand ich das alles noch lustig, aber irgendwann reichts dann auch und es kam was kommen musste. Uns wurde TOT schlecht und ich weiss nun, das ich kein Seemann bin !
Sind dann auf einer Insel angekommen, deren Name ich vergessen habe und wurden dort einer Familie von Quechua"Indianern" zugeteilt bei denen wir uebernachten durften und bei denen wir gewohnt hatten.
Abends gab es dann noch ein Fest bei denen wir traditionelle Quechuatrachten tragen mussten. Also wir Jungs Ponchos und die Maedels diese ueberaus haesslichen fetten Roecke mit denen jede Frau aussieht als waere sie ein Bonbon.
Hier hab ich dann auch richtig gut Durchfall bekommen und nachdem mir eh uebel war und ich mich auf Grund der Hoehe nicht gerade toll gefuehlt hatte, musste ich dann auch noch die ganze Nacht mit der Taschenlampe Fluchtartig mein Zimmer verlassen um durch die Dunkelheit zu hetzen und mich in einem Klo ohne Spuelung zu entleeren ! Genau bei diesem Trip hatte ich auch mein Immodium und meine Kopfschmerztabletten vergessen, was ich sonst NIE tue. Naja ich bin ja schliesslich in die Welt gereist um etwas zu erleben und euch mit meinen Geschichten ein Laecheln ins Gesicht zu zaubern !
Am naechsten Tag haben wir auf der Insel noch einen Pachatata (der Erdvater) Tempel besucht der auch schon von den Inka errichtet wurde. DAfuer mussten wir einen Berg hinaufsteigen auf dem ich auf Grund der Hoehe der Uebernaechtigung und dem Mangel an Nahrhaften fast kollabiert waere. Ich fuehlte mich wie kurz vor einem Schlaganfall. Ich glaub an dem Tag bin ich echt an meine Grenzen gegangen.
Danach sind wir wieder 3 Stunden ueber den See zurueck nach Puno gefahren wo Maria und ich nur 15 Minuten Zeit hatten unsre Bustickets zu holen und zum Busbahnhof zu kommen. Nicht das es so schon stressig genug gewesen waere, es hatte dann noch begonnen zu hageln und zu schneein und nachdem wir relativ nass zum Bus gerannt kamen, haben wir ihn gluecklicherweise noch auf die letzte Minute bekommen und sind dann wieder 6 Stunden zurueck nach Arequipa gegondelt. Die Busfahrt war furchtbar, denn wir hatten beide fast kein Geld mehr, ich hatte kein Geld und keine Zeit mehr mir was zu trinken zu kaufen und gegessen hatte ich etwas reis und 2 Kartoffeln (auf Grund des Durchfalls). Wir waren also heilfroh wieder abends um 9 im trockenen Arequipa anzukommen und mit den letzten zusammengekratzten Centimos haben wir uns ein Taxi nach Hause genommen.
Heute morgen gings mir schon wieder ausgezeichnet und ich bin auch schon wieder mit der Arbeit fertig. Muss dann heute Mittag etwas schlafen.
So das wars jetzt erstmal. Ich wuensch euch noch nen schoenen Nikolaus.
Saludos
Jens
Morgen gehts nach Puno!
Dezember 3rd, 2010Hola
Heute war es dann also so weit. Johannes und Teresa hatten ihren letzten Tag im Hogar und morgen brechen wir alle auf zu unserem letzten gemeinsamen Trip nach Puno an den Titikakasee. Die Reise steht nicht unbedingt unter einem guten Stern denn heute sind bei einem verherrendem Busunglueck bei Puno 45 Menschen ums Leben gekommen, darunter viele Touristen. Wie dem auch sei, ich kann auch in Deutschland ueberfahren werden und freu mich auf den Trip. Allerdings freue ich mich auch jetzt schon auf das naechste Wochenende wenn ich einmal alleine in meiner "Wohnung" abhaengen kann und mal nichts unternehme !
Mittlerweile bekomme ich einen immer besseren Ueberblick ueber die ganzen Ablaeufe und auch die Kommunikation wird immer besser. Gestern war ein bisschen ein schlechter Tag mit schlechter Stimmung. Irgendwie scheint es wohl Schwierigkeiten und Finanzierungsprobleme im Hogar geben und so soll den hier arbeitenden Personen die Haelfte des Urlaubs (15 Tage) gestrichen werden, ausserdem wird bei noetigen Reparaturen gespart und der alljaehrliche Ausflug zum Strand soll gestrichen werden. Grund der Einsparungen ist (so wie ich verstanden habe) das ein weiteres Grundstueck dazugekauft werden soll auf dem eine richtige Schreinerei gebaut werden soll in der die Kinder eine Art "Ausbildung" erhalten koennen. Was davon jetzt in wie weit stimmt weiss ich nicht.
Ich war gestern definitiv genervt da es eine auserplanmaessige Besprechung gegeben hat und wir allein mit 32 Kindern Hausaufgaben machen sollten. Alle Kinder haben durcheinander geschrien, es war ein unglaubliches Chaos und ich hatte dann einfach keinen Bock mehr. Als die Betreuer dann aus der Besprechung gekommen sind war deren Laune auch dementsprechend mies und so fand ich den gestrigen Tag mehr als bescheiden.
Aber naja gut, heute wars wieder angenehm ruhig und hat Spass gemacht.
Es gibt hier noch eine weitere Kleinigkeit die mich anfaengt etwas zu nerven. Da ich (wie die meisten wissen) Single bin, moechte mich Maritè unbedingt mit einer Peruanerin verkuppeln. Das nervt total. Hier gibt es so eine Praktikantin (Psychostudentin) und auf die hat sie es abgesehen. So hatte ich gerade mittags geschlafen als sie an meine Tuer gerannt kam und mir etwas ganz DRINGENDES mitteilen musste. Also bin ich ihr in verschlafener Erwartung gefolgt und da hat sie mich einfach neben diese Chika gehockt und ihr erzaehlt was ich doch fuer ein Traumhengst bin und welche Vorteile ich doch habe. Ich hab nur bloed gegrinst und mit meinem Babyspanisch konnte ich mich natuerlich nicht schlagfertig wehren. Mehr als laestig diese Situation !
Naja ich bin jetzt mal gespannt wie es weiter geht. Maria fliegt leider warscheinlich schon mitte Dezember und da Johannes und Teresa jetzt auch wegfallen bin ich fuers erste allein. Das ist sicherlich gut fuer mein Spanisch weil ich dann nicht mehr so viel Deutsch bzw. Englisch rede, aber ich kann mir auch vorstellen, das die Wochenenden und die Freizeit ohne Freunde etwas langweilig werden koennte. Naja ich werde sehen, dann such ich mir doch einfach peruanische Freunde !
Da ich genau zu meinem Geburtstag im Maerz aufgrund meines Visas das Land verlassen muss, moechte ich mir fuer diese Zeit einen Monat frei nehmen und durch Bolivien und anschliesend noch nach Macchu Picchu reisen. Sollte es Reiselustige unter euch geben die zu dieser Zeit Urlaub nehmen koennen. Ich wuerde mich freuen !
So das wars jetzt erstmal, den naechsten Eintrag erhaltet ihr dann ueber Puno und den Titikakasee.
Dank der grenzenlosen Hilfsbereitschaft meines Bruders, koennt ihr im uebrigen auch dieses Video bestaunen. Viel Spass!!!
[youtube]Yfo3MWbX8UM[/youtube]
Hasta pronto
Saludos
Jens
El primero Cuy! Der Tag an dem ich mein erstes Meerschwein verputzt habe !!!!!
November 27th, 2010Buenos Dias
Heute waren wir mit Maritè (einer Lehrerin vom Hogar) traditionell peruanisch essen. Dazu sind wir in nen noblen Stadtteil von Arequipa gefahren der mit seinen engen Gassen und Strassen und den schoenen alten Kolonialhaeusern ins Auge gefallen ist.
Als die Speissekarte dann gekommen ist war fuer uns alle schnell klar, Cuy soll es heute fuer uns sein. Also wurde fuer jeden ein Meerschweinchen, das typische peruanische Essen bestellt. Wenig spaeter kam dann auch das ganze Schwein. Frittiert und mit Kartoffeln, Salat und Mais als Beilage gereicht, ist der erste Anblick doch eher grotesk. Es hat mir schon irgendwie sehr leid getan wie es da vor mir lag das arme Schweinchen, aber die knusprige Haut und das zarte Fleisch hat schnell fuer sich gesprochen. Alles in allem ein gar koestliches Abenteuer. Man isst mit den Haenden, zerrt und zieht und rupft das arme Ding auseinander und stopft sich kleine Fuesschen und Haendchen in den lustvoll schmatzenden Mund !
Allerdings wird die Meersau traditionell fast komplett gegessen, nur die groesseren Knochen werden nicht verspeisst aber selbst der Schaedel wird geknackt, das Gehirn geschluerft und die Augaepfel geknuspert. Auch Herz, Niere und Leber befinden sich noch unter der knusprigen Haut und alles in allem ist es bei naeherer Betrachtung doch ein recht gewoehnungsbeduerftiges Essen.
Mir war die Haut irgendwie sehr zaeh (obwohl knusprig) und das Knacken der Schaendel in der Nachbarrunde haben mir den Appetitt auch etwas verdorben. Alles in allem hat es mir hinterher doch sehr leid um das arme Tier getan und ich haette es wohl lieber zum streicheln auf den Schoss gesetzt. Nun ja gut, ich habe ein Meerschein gegessen, gut hats geschmeckt, aber ich denke ich kann mich doch wieder mit ruhigem Gewissen in den Vegetarismus werfen.
Im uebrigen, es gilt als gute Sitte in Peru den Schaedel zu oeffnen, einen kleinen Knochen zu suchen der wie ein Fuchs aussehen soll und ihn anschliessend mit einem kraeftigen Schluck Bier hinunterzuschlucken. BAEH! Mir kann der Brauch gestohlen bleiben.
Alles in allem ist es sehr schwierig den leuten hier zu erklaeren warum man kein Fleisch essen mag. Tierliebe ist hier nicht unbedingt bekannt und da Fleishc etwas seltenes ist und Tiere ja keine Menschen sind, ist die Einstellung grundlegend nicht verstanden. Man wird nett belaechelt wenn man sagt man waere Vegetarier aber im Grunde haelt einen einjeder hier fuer Bescheuert. Auch ist mein Spanisch noch nicht ganz so flott und schlagfertig um den Tieferen Sinn dieser Einstellung gut zu erklaeren.
Gestern war dann noch Kommunion und ich musste in die kirche. War ueberaus langweilig weil ich wenig verstanden habe und das was ich verstanden habe hat mir wieder die Wutschnurr hochgehen lassen. Ich weiss warum ich mich von der Kirche abgewandt habe und kleine wie Braeute oder Sahnetorte verkleidete Kinder die einen Ring an der Hand des Pfarrers kuessen, stimmen mich da nicht unbedingt um.
Allerdings war es gestern auch interessant weil ich viel ueber die Kinder erfahren habe und mir meine Bedeutung als Freiwilliger etwas besser bewusst geworden ist. Die wenigsten kinder hier haben einen Vater, da die meisten Saufen, die mutter verschlagen und frueher oder spaeter abgehauen sind. Darum wir man hier als maennlicher Voluntario glaube ich besonders geschaetzt und die Kinder haengen schon sehr an einem. Allerdings muss ich da selbst fuer mich noch nen richtigen Weg zwischen Zuneigung und Distanz finden. Die Kinder geben einen unheimlich schnell unheimlich viel und sind sehr anhaenglich. Das ist dann gar nicht immer so einfach.
Unter anderem waren gestern bei der Feier fast nur Frauen. Junge Mueter oder soll ich besser sagen Gebaehrmaschinen mit aengstlichen, indigenen Gesichtern und schmutzigen Festtagskleidern. Aermlich wirkende Gestalten die ein eigenes unabhaengiges Leben nie verwirklichen konnten. Eine Mutter spricht fast nicht und bei naeherem Betrachten weiss man warum. Der komplette Oberkoeper ist verbrannt, die Frau ist noch nicht einmal 30. In einem Streit wurde sie vom betrunkenen Machomann mit kochendem Wasser uebergossen.
Einige der Kinder haben gar keine Eltern. Sie wohnen bei Grosseltern weil die Muetter neue Partner und neue Familien gefunden haben und die alten Kinder dort nicht erwuenscht sind. Alles in allem sind die Geschichten doch sehr hart und traurig und man versteht warum die Kinder die Zuneigung der Mitarbeiter im Hogar brauchen.
Heute abend gehen wir noch tanzen
Ich wuensch euch was
Hasta pronto
Saludos
Jens
Koenigliche Tage in Arequipa und Ausnahmezustand in der Calle Bolivar!
November 26th, 2010Hallo ihr lieben
Als ich gestern so aus dem Internetcafe zurueck nach hause geschlendert bin, war ploetzlich vor mir die ganze STrasse brechend voll. Ueberall Touristen und Fotografen, direkt vorm Hogar. Da hab ich mir schon gedacht. Nanu was geht ab und dann gleich gefragt "Què pasa?". Es stellte sich dann heraus das der spanische Prinz und die Prinzessin waerend einer Rundreise in Lateinamerika gerade in arequipa angekommen sind und sie genau in der Calle Bolivar neben dem Hogar in einem teuren Restaurant zu essen gehen werden. Ganz aufgeregt haben wir uns dann alle auf das Dach gesetzt und gewartet. Wenig spaeter kamen mega Securityleute um die Ecke gebogen und tatsaechlich der PRINZ und die PRINZESSIN sind nur 3 Meter an uns vorbei gegangen. Der hat mich sogar gegruesst und in die Augen geschaut ! Alle haben wir geschrien und Bloedsinn gemacht. Ist das zu glauben? In Delhi treff ich Westerwelle und den englischen Praemie und hier den spanischen Prinzen. NICHT ZU FASSEN! :-D!
Heute ist noch Kommunion und ich soll mit in die Kirche! OH NEIN! 2 Stunden spanischer Gottesdienst. Danke!
Hasta luego
Jens
Alltag!
November 25th, 2010Buenas noches!
Hallo ihr Lieben, dann moechte ich euch mal etwas aus meinem Alltag in Arequipa erzaehlen. Also wie ihr vielleicht schon wisst, arbeiten wir hier in zwei schichten zu jeweils 4-5 Stunden. Heute z.B. hab ich eigentlich nur 3 Stunden fruehs gearbeitet und haette dann eigentlich frei gehabt, mir war aber oede, drum hab ich in der Nachmittagsschicht noch mitgemacht und bei den Hausaufgaben geholfen. Meine Hauptaufgaben hier liegen eigentlich in der Hausaufgabenbetreuung und im Austeilen von Waschsachen usw. Ich muss sagen das ich gerade bei den Hausaufgaben viel Spanisch dazu lerne und je nachdem bei wem ich sitze, sind die Kinder bzw. jugendlichen auch sehr geduldig und verbessern mich immer hoeflich bis ichs richtig kann. Also fuer mein Castellano ist es perfekt ;-)!
Ausserdem arbeite ich manchmal mit den Kindern in der Schreinerei, da werden im Moment Holztannenbaeume fuer Weihnachten hergestellt. Schon verrueckt. Man bastelt oder werkt, traditionelle Weihnachtssachen bei 25 Grad Sonnenschein ;-)! Weihnachtsstimmung kommt da nicht auf.
Die Hausaufgaben finde ich nach wie vor bescheuert und voellig Sinnfrei. Sogar die aelteren muessen Seitenweise Texte abschreiben, das nennt sich dan kaligrafie, wie da Freude am Lernen aufkommen soll, bleibt mir raetzelhaft. Gestern hab ich fuer eine 8jaehrige 3 Kurztexte ueber Hepatitis, Krebs und Tuberkulose geschrieben. Eine Hausaufgabe, mal ganz ehrlich, muss sich ne 8jaehrige mit sowas rumquaelen?
Ein weiteres Problem was sich fuer mich ergibt ist irgendwie die Organisation, die Kinder kommen aus der SChule, essen und fangen sofort mit den sinnfreien Hausaufgaben an. Dabei schlafen die regelmaessig ein und haben einfach keinen Bock. Selbst wenn sie fertig sind, muessen sie bis 6 am Tisch sitzen bleiben und was lesen oder die Hefte durchschauen. Ist meiner Meinung nach doch ne wahre Folter fuer Kinder. Ich faends besser wenn die nach dem Essen mal 30 Minuten abschalten koennten und mal kurz schlafen und danach dann mit neuer Energie Hausaufgaben machen. Ausserdem stoeren diejenigen, die schon fertig sind, dann die die noch arbeiten. Meiner Meinung nach ein voellig sinnfreies System, aber mein Spanisch ist noch zu schlecht um einen alternativen Vorschlag einbringen zu koennen. Moecht mich erstmal richtig einleben !
Wir haben hier auch ein behindertes Maedchen (naja die gute is 17!) die ist so eigentlich normal wie nen kind, aber halt etwas dumm. Aber naja, sie ist geistlich behindert und da erwarte ich auch nicht das sie sich wie ne Erwachsene verhaelt. Die andren erwarten das allerdings schon und so wird sie irgendwie nen bisschen von den andren kindern gemobbt. drum ist die immer nen frech und etwas aggro. Hab mich da aber nicht beeinflussen lassen und heute ganz in Ruhe Hausaufgaben gemacht. Als sie gemerkt hat, das sie jemand ernst nimmt und sich Zeit laesst, war sie dann total freundlich und dankbar und jetzt haengt sie immer an mir dran ! Das is zwar etwas nervig, aber ich kann auch nicht aus meiner Haut und wenn ich finde das jemand ungerecht behandelt wird, dann muss ich da einfach was machen, auch wenn ich jetzt einen neuen FAN habe , was recht anstrengend sein kann.
Què mas? Was kann ich euch sonst noch sagen? Arequipa ist im Zentrum sehr schoen, ich fuehl mich hier wirklcih eher wie in Suedeuropa als in Suedamerika. Hier ist eigentlich alles ordentlich und man fuehlt sich recht sicher. Das Essen find ich nicht immer gar so schmackhaft aber naja "zum scheissen reichts"! Gibt halt meistens Bohnen und Reis. Das is ganz lecker aber wenn man das zweimal am Tag isst und das ueber ne Woche, dann reichts einem auch. Allerdings ist das Essen-gehen hier echt teuer. Wir haben aber nen eigenen Kuehlschrank und nen Sandwichmaker, abends machen wir uns oft Sandwiche oder wir kochen einfach. Die Sachen vom Markt sind relativ guenstig.
Gestern hab ich Avocadosuppe gekocht (oft koch ich !) und das fanden Rosa und Maritè (Leitung und eine Betreuerin) mega lustig. Dann hab ich die beiden zum Essen eingeladen denn die konnten sich nicht vorstellen das man Avocado in na Suppe essen kann und das man da (ich hab Milch rein) keinen Durchfall von bekommt. Rosa hat gemeint, wenn sies gut findet laed sie mich auf ein Cuy (meerscheinchen) ein ! Fakt ist, sie fandens nicht so mega bombe. Weiss nicht ob sie nur aus hoeflichkeit gegegessen haben, auf jeden Fall wurde viel gelacht ! Ein grosses Thema was auch dabei ausfuehrlich besprochen wurde ist die Tatsache, das ich eigentlich kein Fleisch essen mag. DAs ist hier gaenzlich unverstaendlich. Aber nachdem ich erklaert habe, dass ich einfach Tiere liebe und ich denke das diese genauso fuehlen und leiden, haben sies doch verstanden. Rosa z.B. hat (haltet euch fest, warum wohne ich eigentlich nicht bei ihr) 5 Hunde, 1 Katze, 1 Papagei, 1 Schildkroete und 2 Falken (die hat sie aufgezogen und die fliegen jeden Morgen raus und kommen abends wieder heim, krass oder). Haben uns dann ueber Tiere unterhalten und weil ich da so begeistert war, hat mir das glaube ich Sympatipunkte eingebracht !
Naja mein Zimmer ist klein und fein und da johannes und teresa ihre meisten Sachen bei mir untergestellt haben und wir zusammen essen und sie abends meist bei mir rumhocken auch relativ voll und schmutzig. Am Wochenende wird geputzt. MEINE ERSTE EIGENE WOHNUNG !
Abends bin ich dafuer verantwortlich alles abzuschliessen und die Lichter im ganzen Gebaeude zu loeschen. Das is schon irgendwie cool, man wohnt in einem Haus in Peru und ist dafuer verantwortlich !
Am Freitag ist ERstkommunion und da muessen wir viel helfen und in die Kirche (OH NEIN ) hab noch nicht gesagt, dass ich nicht so der Christ bin. Naja aber ehrlich gesagt, ist das hier relativ liberal. Hoff ich !
So ich wuensch euch was
Saludos un abrazo y muchos, muchos besitos
Euer jens
Colca Cañon II !
November 22nd, 2010Buenas Noches
So jetzt erzaehl ich euch weiter von dir Tour. Sitz gerade hier im Internetcafe und das Internet ist tierisch langsam. Versuch hier schon die ganze Zeit Fotos hochzuladen, es ist zum Maeusemelken.
Nachdem wir dann Samstag also schon so viel gesehen hatten und ein relativ guenstiges Hotel gefunden haben, sind wir dann Sonntags morgen um 7 an das Cruz del Condor gefahren. Das ist an einem der tiefsten Punkte des Cañons (insgesamt 3800 Meter tief bis zum Boden) und haben auf das morgendliche Kreisen der Condore gewartet. Und tatsaechlich, nach einer gewissen Zeit, kamen insgesamt 5 riesige Condore die direkt vor unsren Augen vom Cañon aufgestiegen sind und ihre Runden gedreht haben. Es war unglaublich beeindruckend. Neben Condoren konnten wir hier auh zahlreiche Kolibris beobachten unter anderem den groessten Kolibri der Welt.
Nachdem die beiden Snops mit denen wir unterwegs waren ihr Maul etwas weit aufgerissen hatten, hat man ihnen dann aber doch schnell angemerkt, dass die echt fertig waren. Also haben wir dann noch ne kleine Cañontrekkingtour gemacht und die beiden "weitgereisten" haben im Auto gewartet. Wie krass, wie kann ich nur im Auto warten wenn sich um mich herum das Paradies abspielt.
Der Paul (der Guide, also der interessante Mann) hat uns dabei super viel erklaert. Unter anderem haben wir einzigartige Nester in Kakteen gesehen, haben einen Specht beobachtet, der mit dem Schnabel eineinhalb Monate ein Nest in puren Stein schlaegt um es anschliessend nur einmal zu benutzen. Ausserdem habe ich erfahren das der Liebesakt eines Lamas ueber eine Stunde dauert und der Hengst dabei sehr zaertlich ist und das die hoechste Flughoehe eines Condors gemessen 12000 Meter betragen hat !
Anschliessend sind wir dann zum Essen gefahren und oh Schrekc, ich habe ALPAKA probiert ! Ich muss sagen, sehr wuerzig ;-)!
Anschliessend sind wir wieder ins Altiplano gefahren und haben noch einige Flamingos beobachtet. Es war perfekt.
Zurueck in Arequipa haben wir dann Maria getroffen, eine Volunteraria aus Schweden die hier noch bis Ende Dezember bleibt und direkt neben mir wohnt. Johannes und Teresa sind ausgezogen und wohnen jetzt in einem andrem Projekt, arbeiten aber noch 2 Wochen im Hogar bevor sie dann nach Bolivien gehen.
Maria ist total nett, wir unterhalten uns in Englisch und ab mnorgen bin ich in den Fruehdienst eingeteilt und mach das dann mit ihr.
Heute war total chillig wir hatten zu viert viel Spass und haben gekocht und waren auf verschiedenen Maerkten.
Wir haben jetzt nen Plan ausgemacht, dass wir in 2 wochen mit Teresa und Johannes mit nach Puno fahren an den Titikakasee und dort 3 Tage bleiben. Dann fahren die beiden nach Bolivien weiter und wir wieder zurueck. Wir haben dafuer das OK von der Heimleitung Rosa bekommen, aber evtl, hat jemand von den andren Ecutadoren was dagegen und dann koennen wir nicht mit. Hoffen wir das es klappt. Evtl. geh ich mit Maria auch im Dezember nach Macchu Picchu, sie weiss aber noch nicht, wann ihr Rueckflug geht.
Das Internet hier stresst mich grad nen bisschen, drum hoer ich jetzt auch auf.
Ich wuensch euch was
Saludos
Jens
Benefizkonzert und Cañontour I !
November 21st, 2010DER HAMMER!
Ich bin vollkommen begeistert. Komm gerade von der Colca-Cañnon-Tour zurueck und ich glaub ich hab noch nie in meinem Leben so ne super Tour gemacht und so viel Natur mitbekommen. Da die letzten beiden Tage viel passiert ist und ich euch nicht mit einem riesigen Artikel quaelen moechte, teil ich das jetzt einfach mal auf. Ich hab in 2 Tagen 300 Bilder geschossen ! Der pure Wahnsinn.
Also am Donnerstag abend war das Benefizkonzert fuer die Kinder. Die Kinder haben auch getanzt und Musik aufgefuehrt und es waren wohl einige richtige Peruanische Stars da die eben gesungen haben. Alles in allem war der Abend jedoch ein wenig schwach, weil der Saal hoechstens zur Haelfte gefuellt war. Die meiste Musik fand ich recht soft und nen bisschen langweilig, aber es gab eine SKA-Band und die waren ganz gut. Da dann einige Kinder keine Moeglichkeit mehr hatten nach Hause zu kommen, da es spaet abends war, haben zwei bei mir im Zimmer auf na Matratze geschlafen. Das ging eigentlich ganz gut, die waren recht brav und da ich ja gestern schon wieder vor 6 raus musste zur Tour, hab ich sie dann auch rausgeschmissen !
Bei der Tour sind wir ins Altiplano gefahren (eine sagenhafte Hochebene in den Anden, der hoechste Punkt den wir erreicht hatten, lag bei 4950 Metern). Dort oben gibt es vor allem Wueste und eine unglaubliche Weite. Etwas vergleichbares hab ich noch nie gesehen oder erlebt es war unglaublich. Umrahmt wurde das Panorama von ueber 6000 Metern hohen Vulkanen und neben einem 500 Jahre alten Kaktus haben wir auch ueber 300 Jahre alte Moose gesehen.
Obwohl die Hochebene oede ist, gibt es hier ganz viele besondere Tiere. Ich bin schirr ausgeflippt was wir alles aus naechster Naehe beobachten konnten, ich zaehle auf
Vikuñas (wilde Verwandte der Lamas)
Chinchillas
Kolibris
Flamingos
Kondore
diverse Vogelarten
und natuerlich Lamas und Alpakas
Es war wirklich unglaublich wie nah man an die Tiere herangekommen ist. Gefuehrt wurde die Tour von einem unglaublich interessanten Mann (ein Bekannter von Johannes) der unter anderem mit Jack Custo zusammen gearbeitet hatte und in seiner Freizeit archaeologische Senstationen in Peru gefunden hat und sich ganz dem Umweltschutz und der Hilfe fuer die Arme Bevoelkerung des Altiplanos verschrieben hat. Es war unglaublich. Ich war diesem Mann an den Lippen gehangen (er konnte Deutsch ;-)). Bei der Tour hat es siche eigentlich um eine Privattour von zwei deutschen Snops gehandelt (ein Wirtschaftsbonze und seine nichtssagende Schnecke) die einigemale durch dumme Kommentare aufgefallen sind. Die beiden haben fuer die Privattour jeweils 400 Dollar gezahlt und wir (Johannes, Teresa und ich) zu dritt nur 70 Dollar :-D! Wir durften uns also anghaengen.
Zuerst sind wir durch eine Hochebene gefahren und haben einen Steinwald besichtigt, unglaubliche Felsformationen die durch den Wind geformt wurden. Danach ging es weiter zu einer Hoehle in denen Steinzeitmalerein zu besichtigen waren (ist das nicht der Hammer? STEINZEITMALEREIN, ich bin fast ausgeflippt). Das krasse daran war, das diese Orte von keinen normalen Touristen besucht werden und das nur der Mann die gekannt hatte weil er selbst dort Ausgrabungen gemacht hat. Es war also ein absoluter Geheimtip und haette ich eine normale viel teurere Tour gebucht, haette ich nur einen Bruchteil davon gesehen, waere mit 30 anderen Toursi durch die Gegend gelaufen und haette warscheinlich so gut wie nichts erfahren.
Ausserdem haben wir einen Kakteenwald besichtigt in dem die aelteste Kaktee der Welt (ueber 500 Jahre) zu bestaunen war. Es war unglaublich.
Es ging dann weiter ins absolute Hochgebierge und ich muss sagen, die Hoehe war der Hammer und hat mir echt zu schaffen gemacht. Kopfschmerzen, schwindel und jeder Schritt war ein absoluter Kraefteakt.
Hier konnte man aber ganz viele Seen mit Flamingos sehen, Vikuñas, Lamas, Alpakas und Chinchillas und unter anderem Moosaehnliche Pflanzen die ueber 300 Jahre alt waren und nur ganz langsam wachsen.
Diese grandiose Natur hat alles Hoehenleiden wett gemacht.
Wir sind dann ueber einen 4950 Meter hohen Pass gefahren und dort auch ausgestiegen. DAs war unglaublich. So anstrengend und ein krasser Wind.
Danach ging es dann langsam wieder runter auf 3800 Meter Hoehe in den Colca Cañon, den tiefsten Cañon Amerikas und nach der Khali Gandhaki in Nepal, die zweittiefste Schlucht der Erde. Unglaublich.
Hier gibt es uralte Terrassenanlagen noch aus den Inkazeiten und OH MEIN GOTT, Felsengraeber mit Inkamumien. Das hat mich mega beeindruckt. Auch die Landschaft ist einfach grossartig gewesen.
Uebernachtet haben wir dann in Capanaconde und wie es weiter geht, erfahrt ihr dann wohl morgen.
Im Uebrigen war ich jetzt auch mega froh das ich die Tour mit Johannes und Teresa gemacht habe, ich denke wir verstehn und ganz gut und ich mag die zwei wirklich gern. Haben uns auch ein Zimmer zu dritt geteilt und mega Spass gehabt. Schade das sie uebernaechste Woche schon gehen.
Also dann
Hasta Mañana
Jens
Angekommen und ein paar Probleme!
November 18th, 2010Buenas Noches
Na ihr, hoffe es geht euch gut. Mir geht es immer noch wunderbar. Heute ist das Eis entgueltig gebrochen und die Kinder haben mich als Kletterbaum kennen und schaetzen gelernt. Ich bin den ganzen Tag umringt von laermenden Kindern die lachend auf mir herumturnen und mir auf die Backen Kuesse druecken. Hurra, ich werde akzeptiert !
Mit dem Spanisch gehts auch einigermassen vorran und obwohl ich nicht alles verstehe und ausdruecken kann, kann ich mich doch, gerade bei den Hausaufgaben durchsetzen und die Kinder dazu anhalten, ihre Sachen ordentlich zu machen. Danach duerfen sie auch wieder auf mir herumturnen.
Bei den Hausaufgaben sehe ich aber auch schon die ersten Probleme. Obwohl ich jetzt ja wirklich noch keinen grossen Eindruck hab, finde ich die meisten Hausaufgaben in Peru voelleich sinnfrei. Da muessen kleine Kinder Seitenlang Woerter abschreiben (da haette cih wirklcih keinen Bock zu) und ich muss der Boese sein und sie immer wieder hinhocken und sie zum schreiben animieren. Und das was sie schreiben ist voelliger schwachsinn. Ein 8 Jaehriger soll 20 woerter mit GLU- am Anfang aus dem Lexikon raussuchen und rausschreiben. Da steht dan Glucose und Glycin. Kann da nen 8jaehriger was mit anfangen? Nein, ich denke nicht. Zeitverschwendung.
Englisch haben hier schon die kleinen, aber niemand muss Vokabeln lernen. Meine Aufgabe besteht also darin, die Hausaufgaben zu machen, aufzuschreiben und die Kinder schreibens dann ab ohne den Sinn zu wissen, weil sies auch gar nicht koennen. Dann uebersetzt man das in Spanisch (hey das kann ich sogar :-D) dann wiederholen sies einmal und habens gleich wieder vergessen. Vielleicht fang ich mal an richtigen Englischunterricht zu geben, damit sie auch verstehen was sie da schreiben.
Heute hatten zwei Kleine ein Kaninchen mit dabei. Das war natuerlich sehr aufregend und die Kinder sind voll ausgeflippt. Dann gabs auch noch Suessigkeiten. Da musst ich dann voll lachen. Gib einem Kind ein Babytier und etwas Suesses und es ist der gluecklichste Mensch der Welt :-D!
Der Hase hat mir dann aber etwas leid getan, also hab ich ihn in mein Zimmer in den Schrank getan ( der haette ja sonst alles vollgeschissen) und da durfte er bis heute abend ruhen.
Morgen ist das Benefizkonzert und da sollen wir morgen helfen. Da sind dann die ersten Probleme der Organisation aufgetaucht. ganz ehrlich, ich hab ja keine Ahnung von der Finanzierung von den Geldern und Vorstand und was weiss ich, aber anscheinend, laeuft da nicht alles immer so gut. Wie auch immer, es hat sich herausgestellt, das irgendwie nicht genug Essen fuer die Kinder da ist fuer morgen abend wo sie tanzen sollen und das dafuer Geld fehlt. Ausserdem sollen die Eltern der Kinder auch fuer die Auffuehrung zahlen (umgerechnet nen Euro) aber wer in na Papphuette wohnt, kann sich halt sowas nicht leisten. Drum gabs da wohl heute hitzige Diskussionen von den Betreuern und dem Vorstand. Fakt ist, das wir Voluntarios uns dazu bereit erklaert haben, fuer das Essen der Kinder aufzukommen, das sie morgen was gescheites haben. Das wird fuer uns auch nur so auf 2 euro hinauslaufen, aber damit ist hier schon viel getan und geholfen. Naja, ich kappier eh noch nicht so viel von den ganzen Hintergruenden usw. deswegen wart ich jetzt einfach mal ab ob ich die Organisation des Hogars auch als etwas chaotisch betrachten kann. Im Moment will ich mich einfach nur gut einbringen und ne schoene Zeit mit den Kindern haben.
Am Freitag haben wir alle frei, weil wir schon um 6 Uhr morgens zum Cañon fahren und kommen dann warscheinlich Samstag nacht heim. Die ganze Organisation (ist von nem bekannten Peruaner vom Johannes) kostet dann so an die 50 Dollar. Da sind aber jede Menge fahrten und was zu Essen glaub ich auch mit dabei. Nur die Unterkunft muessen wir dann noch zahlen und ich glaub Abendessen oder so. Aber wir suchen uns was guenstiges. Wuerd ich das alleine machen oder wo anders die Tour buchen, waere es warscheinlich noch um ein vielfaches teurer. Auf jeden Fall werdet ihr dann von der Zeit von Freitag auf Samstag nix von mir hoeren.
Was hier total positiv ist, ist das man Mittags fast 2 Stunden Pause hat. Da schlaf ich dann immer. Den irgendwie macht mich das Klima und das staendige Konzentrieren echt unglaublich fertig. Von gestern auf heute hab ich 13 Stunden geschlafen. Ich war wie erschossen.
Also dann wuensch euch was
Hasta pronto
Jens
Mein erster voller Tag!
November 17th, 2010Buenas noches
Heute war mein erster voller Tag in Arequipa und der erste Tag arbeit im Hogar. Gerade ist hier 19:15 und ich muss sagen, ich bin echt fertig. Es macht unglaublich viel Spass aber es ist echt anstrengend. Auch merke ich langsam das ich auf 2500 Meter Hoehe bin und hab etwas Kopfschmerzen und bin eigentlich dauermuede ;-)!
Bei der Arbeit mit den Kindern ist es eigentlich nicht so schlimm das ich echt schlecht Spanisch spreche, denn die Kinder wiederholen einfach so oft bis ichs kappier. Ich merk aber das man hier viel dazu lernt und ich hoffe das ich bald fluessiger Sprechen kann. Heute hab ich bei der Hausaufgabenbetreuung mitgeholfen und die Grundschulhausaufgaben sind echt einfach und dabei lern ich viele neue Vokabeln die ich aber auch gleich wieder vergesse , mein Hirn ist wie ein Sieb.
Hab heute einen Anruf bekommen vom Praesidenten der Organistation, ob alles gut laeuft usw. uebers Telefon hab ich noch weniger verstanden als eh schon und ich hoffe, dass der jetzt nicht denk ich bin nen totaler Vollhorst ! Naja wird schon werden!
An das Klima hier muss ich mich glaub ich auch noch gewoehnen. Mittags is es recht heiss und man muss sich vor der Sonne in Acht nehmen, es taeuscht naemlich und man bekommt hier schnell nen Sonnenbrand. Sobald die Sonne allerdings unter geht, ist es Arschkalt und ich hock hier verpackt in Pullover und Schal. Allerdings ist die untergehende Sonne ueber den Bergen Arequipas echt ein Traum !
Normalerweise wird es hier schon um 5 Uhr morgens hell und um 6 Uhr abends is es dann dunkel. Wollte eigentlich heute krass lang schlafen, aber ich war dann schon gegen 6 halb 7 wach und das merk ich jetzt auch langsam !
Alles in allem kann ich mich trotzdem nicht beschweren. Die Leute sind der Hammer, hier wird definitiv mehr gelacht und geneckt als in Deutschland und auch die lateinamerikanischen Kuesse auf die Backe zur Begruessung und zum Abschied finde ich sehr symphatisch !
Die Arbeit mit den Kindern macht Spass ist aber auch anstrengend. Ich bin ja eher alte, ruhige Leute gewoehnt und laermende Kinder die durcheinander schreien und das noch in na fremden Sprache ist nicht immer ganz so relaxed. Aber ich glaube ich wachse noch rein und habe noch tolle Erfahrungen.
Alles in allem kann ich jetzt schon an meinem 2 Tag in Arequipa sagen, dass die Kinder und Jugendlichen in Peru definitiv ganz anders sind als die verwoehnten Goeren in Deutschland. Hier ist es wichtiger sich Zeit zu nehmen und wild zu spielen als irgendwelche Computerspiele. die Kinder machen auch irgendwie nen wilderen Eindruck und man kann jede Menge scheiss machen.
Ab und zu schau ich dann in die Gesichter der Leute hier und es gibt viele die wirklcih klassisch Peruanisch, indianisch aussehen und da dnek cih mir jedes Mal, wow, du bist jetzt in Peru ! Muy bien!
Am Wochenende mach ich meine erste Trekkingtour. Johannes hat ne 2 Taegige Tour organisiert und dadurch das ich noch mitgehe wirds guenstiger. Wir sind dann glaub ich zu 5. Theressa (so heisst das Maedel) ist noch dabei und irgendwie noch 2 andere die die beiden besuchen. Wir gehen in die Berge in den colcan cañon, den Tiefsten Canyon Amerikas.
wie ich jetzt herausgefunden habe kommt naechste Woche noch eine Schwedin als Voluntario die bis Weihnachten bleibt, dann aber von einer anderen Schwedin bis Maerz ersetzt wird. Fuer die Zeit bin ich also definitiv nicht alleine im Hogar und der Kontakt zu andren Voluntarios ist gerade fuer jemanden der Spanisch noch schlecht spricht sehr gut.
So bisher bin ich vor lauter Trubel noch nicht grossartig dazugekommen wahnsinns Bilder zu schiessen. Nen kleines Goodi bekommt ihr allerdings trotzdem.
Deseo muchos saludos
Hasta pronto y buenas noches
Jens
Saludos y besitos de Arequipa
November 15th, 2010Buenas tardes
Heute bin ich in Arequipa angekommen und mein erster Eindruck ist einfach WUNDERBAR. Ich muss ganz ehrlich sein, im Flugzeug hat ich dann doch nen bisschen Herzklopfen und war recht aufgeregt aber ich wurde so freundlich empfangen und nach vielen Kuesschen hier und da bin ich endlich in Lateinamerika angekommen. Arequipa ist super schoen, ich finds sehr modern und vor allem SAUBER. Nach meiner Zeit in Indien waren das meine schlimmsten Befuerchtungen, aber hey, hier gibts sogar Fussgaengerzonen und die Leute sind total angenehm und ruhig.
Als ich im Hogar angekommen bin wurde ich gleich ganz lieb empfangen und zu meiner freudigen Ueberraschung gibt es hier 2 deutsche Freiwillige die aber nur noch 2 Wochen bleiben, mich aber hier einlernen. Die beiden (johannes 25 und scheisse ich hab den Namen vergessen, nen 19 jaehriges maedel) sind super nett und haben mich heut schon im Kern der Stadt rumgefueht und sind auch total begeistert. johannes hat irgend ne Wette verloren und jetzt muss er nen Meerschweinchen essen. HA HA!!! Allerdings werden die beiden von einer Schwedin ersetzt die dann an deren Stelle kommt, ich bin also nie allein juhu!!!
Mit der Verstaendigung gehts erstaunlicherweise sehr gut, ich versteh zwar nicht viel aber oft den sinn und hier sind alle unglaublich vestaendnissvoll und bemuehen sich. Die kinder sind total lieb und nehmen da total ruecksicht und auch die Mitarbeiter sind da total einfuehlsam. Besser kanns nicht laufen. Ich denke ich werde hier schnell Spanisch lernen und ich glaub mein wortschatz und meine faehigkeit sind gar nicht so schlecht.
So wie ich das verstanden hab, hab ich die erste Woche noch frei und soll mich einfach nen bisschen einleben (juhu morgen schlaf ich krass aus) und bin dann ab naechster woche eingeteilt. Hier gibt es 2 Schichten die jeweils 4-5 Stunden dauern. man ist dann fuer eine Schicht eingeteilt und hat den Rest des Tages frei, also ich glaub ueberarbeiten tu ich mich hier nicht. Am Donnerstag ist im Hogar ein Benefizkonzert. Bin ja mal gespannt.
Wenn man hier so durch die Strassen laeuft hoert man ueberall Latinomusik ist total cool. Alles in allem gefaellt mir mein erster Tag echt unglaublich gut. Meine Geschenke (Schokolade und ein Zorro :-D) sind super gut angekommen. Ich soll auch Gruesse an meine Leute nach hause ausrichten. Also die habt ihr jetzt empfangen.
Heut abend gehn wir noch Essen, also es is ja bald abend, bin euch 6 Stunden hinterher. Aber ich denke ich muss heut echt mal richtig schlafen, denn ich hatte gestern nacht auch nicht so viel schlaf in einem Gemeinschaftsraum im Hostel in Lima.
Naja also jetzt wisst ihr, ich bin angekommen, mir gehts gut und ich VERAENDER DIE WELT!!!
Muchos saludos y besitos
jens
Hola aus Lima!
November 15th, 2010Hola
Er lebt und ist nach einer sau anstrengenden Reise in Suedamerika angekommen. Obwohl ich noch fast nix gesehen habe gefaellts mir hier in Lima eigentlich ganz gut, die Leute sind super nett und obwohl der Taxifahrer nur Spanisch gesprochen hatte, hat die Verstaendigung wunderbar geklappt. Hab nicht alles verstanden aber wir hatten viel Spass und die Leute freuen sich hier total wenn man versucht Spanisch zu sprechen.
Das Hostel in dem ich heute schlafe und eigentlich nur kurz bin macht nen super Eindruck, die Leute sind total nett und das Zimmer plus Bett ist sauber. Ehrlich gesagt muss ich jetzt einfach nur schlafen, denn bei euch ist jetzt 2 Uhr nachts und ich bin noch komplett auf der Deutschen Zeit und nach einer Nacht auf dem Steinfussboden in Madrid, schreit mein Koerper nach Erholung.
Hoffentlich klappt morgen alles gut und ich find mich in Arequipa zurecht, evtl. ruf ich die morgen nochmal an bevor ich fliege.
Ich hoffe es geht euch gut, nach einem erschreckend emotionalen Abschied hab ich mich jetzt langsam wieder gefasst und freue mich auf die Zeit die nun kommt!
Freumich ueber Nachrichten von euch.
Hasta pronto
Jens
p.s. hab super interssante Leute kennen gelernt, aber von denen erzaehl ich nen andermal, bin jetzt zu muede fuer grosse Texte
El anterior dia! Der letzte Tag
November 12th, 2010Hola
Hier schreibe ich aus meinem chaotischen noch Zimmer. Nachdem ich die letzten Wochen in Deutschland damit verbracht habe meine 7 Sachen in Kartons zu verräumen und Schränke abzubauen. Die meisten Dinge die sich in meinem jungen Leben angesammelt haben sind auf den Müll gewandert und so besitze ich nicht mehr viel und dieses Gefühl macht irgendwie frei !
Die letzten Tage sind wie im Flug verrauscht und so warte ich hier zu Hause auf meinen Flug über den großen Teich mit einer Mischung aus überwältigender Vorfreude und absoluter Panik. Ich glaub so durcheinander war ich noch nie, aber was solls, dieses Leben wird nur einmal gelebt und ich bin bereit für Veränderungen.
Jetzt möchte ich auch gar nicht mehr viel Emogeschwafel in diesen Blog stellen, sondern mit den Worten eines bedeutenden Südamerikaners, nämlich "Jorge Luis Borges" schließen:
Könnte ich mein Leben nochmal von vorn beginnen, würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen. Ich würde albern sein, würde ganz locker werden, nur noch ganz wenige Dinge ernst nehmen. Ich würde entschieden verrückter sein und weniger korrekt. Ich würde mehr Gelegenheiten beim Schopf ergreifen und öfters auf Reisen gehen. Ich würde mehr Berge ersteigen, mehr Flüsse durchschwimmen und mehr Sonnenaufgänge auf mich wirken lassen. Ich würde mehr echte Probleme und weniger eingebildete Nöte haben. Nun, ich hatte meine verrückten Augenblicke, aber wenn ich nochmal von vorn anfangen könnte, würde ich mehr verrückte Augenblicke haben. Genau gesagt: einen Augenblick nach dem anderen und keine Pläne zehn Jahre voraus.
Hasta luego
euer Jens