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Tage im Regenwald
Hallo ihr Lieben
Ich komme gerade von einer 4 tägigen Regenwaldtour zurück und bin, wie sollte man es auch anders erwarten, mal wieder komplett begeistert! Auch wenn der Regenwald durch viel Regen und Matsch seinem Namen alle Ehre gemacht hat und es nicht immer schön wahr, durchnässt, klebrig und schmutzig durchs Unterholz zu klettern, es war trotzdem eine einmalige Sache und ein absolutes Abenteuer.
Vor weg, am Montag habe ich Elena, eine super nette Spanierin hier im Hostel kennen gelernt. Da diese auch alleine unterwegs ist und wir uns auf Anhieb gut verstanden haben, haben wir beschlossen den Tag gemeinsam zu verbringen. Erst hatte ich etwas Schiss, denn das gesprochene Spanisch aus Spanien unterscheidet sich sehr von der Mundart hier in Lateinamerika aber die Kommunikation lief blendend und mir wurden auch immer wieder meine guten Spanischkentnisse bestätigt! Das spanische Spanisch ist aber trotzdem, eine Nummer flotter, etwas vulgärer und jugendlicher und Erforderte zuerst etwas mehr Konzentration. Aber schon bald konnte ich munter über Politik, Schul- und Gesundheitssystem und ähnliche Dinge diskutieren, ich glaub ich kann mich mittlerweile in dieser Sprache doch wunderbar behaupten.
Nun ja, lange Rede kurzer Sinn, wir haben zusammen beschlossen einen Bus nach Puyo an die Anfänge des Amazonastieflandes zu nehmen. Was in Südamerika immer wieder erstaunlich ist, ist die Vielfalt und der schnelle Wechsel von einer Klimazone zur Nächsten. So ging es wieder wunderbar gefährlich und atemberaubend schön auf einer Passstraße die Anden hinunter in den Regenwald. Super toll und beeindruckend ist das. Vorbei an rauschenden Wasserfällen, immer tiefer hinein in einen Wald der unfassbar grün erscheint. In eineinhalb Stunden ist man dann von einem kühlen andinen Wetter hinunter in den heißen, tropischen Regenwald gebraust. Der absolute Wahnsinn.
In Puyo selbst haben wir uns ein kleines Naturreservard für Orchideen angesehen. Ein beispielloses Projekt von einer engagierten Ecuadorianischen Familie! Auf fast 2 Hektar Regenwaldgrundfläche hat die Familie ein absolut fantastisches Freilandmuseum errichtet. Auf diesem Flecken Tropenwald blüht und sprießt es in allen möglichen Farben und Formen. Die Betreiber stehen dem Rückgang der tropischen Wälder sehr kritisch gegenüber und so fahren sie, wenn immer es ihnen möglich ist, an die Orte an denen Wald zerstört wird. Tragen mit einer unfassbaren Leidenschaft und Liebe für die Natur alle möglichen Arten von Pflanzen zusammen und fotografieren und katalogisieren Tiere und Pflanzen die in den Gipfeln der gefällten Baumriesen wohnen. Durch den Transfer der Orchideen und anderer Pflanzen, in ihren Naturschutzgarten, wollen sie möglichst viel Biodiversität erhalten und den Menschen nahe bringen. Ein ganz tolles und zudem unheimlich interessantes Projekt. Auch die liebevolle Führung und einzigartige Erklärung waren die 4 Dollar mehr als wert!
Nachdem wir dann noch zusammen in einem tollen Lokal Abendessen gemacht haben, haben wir uns auch verabschiedet, denn für mich gings dann am Dienstagmorgen schon bald los mit meiner Regenwaldtour. Zusammen mit zwei älteren Schwestern aus Deutschland, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe und einem netten, französischen Pärchen in meinem Alter, gings dann erst einmal fast 3 Stunden wieder die gleiche Strecke wie den Tag zuvor die Anden hinunter und immer weiter in den Regenwald hinein. Der erste Tag war recht touristisch und fast etwas öde, es wurden einige Indianerdörfer besichtigt und es sollten Schmuck und Keramik gekauft werden was ich immer irgendwie ätzend finde. Auch die „authentische“ Indianerlebensweise hat mich nicht so umgehauen und so war ich fast etwas gelangweilt! Wir kamen aber auch in eine Auffangstation für Affen und das war richtig toll! In einem geschützten Teil des Waldes werden beschlagene Affen aus schlechter Haltung aus ganz Ecuador in einem Auswilderungsprojekt wieder fit für den Urwald gemacht. Die Tiere leben dabei halb frei, das bedeutet, dass sie eigentlich gehen können, wenn ihnen danach ist, auf ausgewiesenen Plattformen jedoch noch Futter und Betreuung erhalten. Da die meisten Tiere durch die oft lange Gefangenschaft zuvor sehr auf Menschen geprägt sind, entscheiden sich nur die wenigsten für ein Leben in vollkommener Freiheit. Um so besser für uns Touristen. Denn diese Affen haben absolut keine Scheu und klettern gerne auf den Mensche herum. Besonders mein Haar war wohl ultra interessant und so hatte ich einen Affen der wohl auf meinem Kopf fündig wurde, bei seiner Suche auf Läuse, den ich fast gar nicht mehr losbekommen konnte. Etwas nervig war das dann nach einiger Zeit schon, aber auch irgendwie ein super tolle Erlebnis, mal so ein Äffchen zu schmsen :-D!
Allerdings gings dann nachmittags doch gleich mit Gummistiefeln in den Dschungel und nachdem dieser ganze touristische Trubel endlich vorbei war, hat mir die Tour richtig gut gefallen. Unser Guide war hervorragend und hat viel erklärt und uns über unmögliche Schlammpisten geführt, aber eigentlich ist das dreckig sein, ja auch mal schön und so habe ich den Wald in vollen Zügen genossen. Es hat nur leider immer wieder geregnet und den Regenponcho den ich am Tag zuvor noch gekauft hatte, habe ich am ersten Tag gleich vergessen ;-)! Schön dumm von mir, denn ziemlich nass sind wir dann nach fast 3 Stunden im Dschungelcamp angekommen. Untergebracht waren wir in Holzhäusern auf Stützpfeiler und ohne Elektrizität und störende Medien konnte ich beim Rauschen eines nahe gelegenen Flüsschens, dem Trommeln des Regens und der wunderbaren Symphonie des Regenwaldes hervorragend schlafen.
Am nächsten Tag ging das Programm gleich weiter und wir sind erneut in den Wald gestartet! Es wurden immer wieder Pflanzen gezeigt und erklärt aber bis auf viele Pflanzen, unendlich viel Matsch und einige Insekten, hatte der Dschungel bis dahin noch nicht viel zu bieten. Am Rande einer Wasserüberfluteten kleinen Schlucht haben wir dann umgeben vom grünen Dickicht Rast gemacht und unser Führer fragte ob wir einen Wasserfall sehen wollten? Klar wollten wir den sehen und so blieb uns nichts anderes übrig als bis zu den Hüften tief durchs Wasser in die Schlucht hinein zu waden! Nach einer Zeit konnte man den Wasserfall schon rauschen hören, aber er blieb den Blicken dennoch hinter einer Kurve und tiefem Wasser verborgen. So blieb uns also nichts anderes übrig als durch das Wasser hindurch zu schwimmen (wenn man nicht grad nackend sein wollte, dann also mit Bekleidung) um an den Wasserfall zu gelangen. Das Wasser war kalt und irgendwie hatte ich keinen Bock, aber der Anblick des in die tiefe stürzenden Wassers, umgeben von vermoosten und mit Farn bewachsenen Steilwänden war dann doch wunderbar und das kalte Bad um jeden Preis wert.
Wieder zurück im Camp kam dann am Abend nach einem Regenreichen Tag sogar ein bisschen die Sonne raus und um Kanu sitzend, paddelten wir dann auf einem tropischen Flüsschen weiter hinein in den Regenwald zu unserem nächsten Camp! Dieses lag direkt am Fluss, umgeben von verschiedensten Gewässern und Tümpelchen in Mitten des Waldes und als die Sonne dann untergegangen war, ging es mit Taschenlampe bewaffnet hinein in die tropische Nacht um Kaimane und Schlangen zu finden. Wir haben sogar einen Kaiman recht nahe am Ufer ausfindig machen können, aber weil ich Dummerle meine Taschenlampe vergessen hatte und mich im Matsch festgefahren hatte und dann nach Hilfe gerufen habe, ist das Tier leider durch diesen Lärm zurück in tieferes Gewässer geflüchtet. Tja, da hätt ich mir in den Arsch beißen können, aber ich hab ihn trotzdem mal kurz gesehen ;-)! Ansonsten war die Nacht leider auch nur wieder unglaublich feucht und nass, aber bis auf einen Frosch blieb auch dieser Tag an Tieren arm.
Am nächsten Tag hat es dann gleich am Morgen zur Begrüßung geregnet und in eher schlechter Laune ging es wieder hinein in den Matschwald! Wir sind dann einen Dreckberg hinaufgeklettert von wo aus man eine fantastische Aussicht auf den Regenwald, den Fluss und die gigantische Bergkette der Anden haben sollte. Wald und Fluss konnte man sehen, aber die Berge versteckten sich unter dicken, schwarzen Regenwolken. Es gab dann die Möglichkeit mit einem Blasrohr zu schießen und sich an Lianen hin und her zu schwingen oder die Aussicht in einer Hängematte zu genießen. Ich entschied mich für Letzteres!
Zurück nach dem Mittagessen ist dann meine Gruppe wieder abgezogen, zurück nach Baños den alle außer mir hatten nur eine 3 Tages Tour gebucht. So blieb ich Mutterseelen allein zurück in einem verregneten Dorf der Shuar-Indianer und hätte irgendwie heulen können. Hab mich nach all den lustigen Tagen mit den beiden Mamas richtig wohl gefühlt und war dann irgendwie etwas alleine!
Unser Guide, mit dem ich super zurecht gekommen bin, blieb aber mit mir zusammen im Regenwald und nachdem ich in ein privates kleines Holzhäuschen gezogen war, gings mir dann eigentlich auch schon wieder gut. Ich bin dann nachmittags noch etwas alleine durch die Gegend gezogen und gegen Abend klarte dann sogar der Himmel auf, so dass ich von meinem Häuschen aus einen spektakulären Blick auf die Berge hatte vor denen sich langsam der Schleier lichtete! Es ging dann schon früh für mich auch schon ins Bett. Naja was soll man anderes auch machen ohne Strom und im Kerzenschein?
Am nächsten Tag wurde ich von schreienden Papageien und Sonne geweckt und das Bergpanorama konnte nun fast komplett bewundert werden. Auf einmal wurde es auch richtig heiß und genau so wie man sich den tropischen Wald eigentlich vorstellt. Plötzlich schwirrten überall bunte Insekten und Schmetterlinge herum und das Vogelleben turnte in den Bäumen! Mein Guide, dem langweilig war, hat dann für mich nochmal eine private Führung gestartet und an diesem Tag konnte ich ALLES sehen was wir so mühevoll die Tage zuvor gesucht haben. Wir wurden mit Affen und roten Aras in den Bäumen belohnt. Konnten Kaimane und Schildkröten beim Sonnenbaden beobachten und in einem kleinem Indianerdorf durfte ich dann noch eine 5 Meter lange Boa bestaunen die ihr Leben leider in einem kleinen Käfig fristen muss!
Mit all den Tieren gefiel mir der Dschungel dann richtig gut und bekleidet von Schmetterlingen, mussten wir dann leider gegen Mittag unsere Heimreise antreten! Nun bin ich wieder zurück in Baños und hier scheint zum Glück die Sonne! Die netten Franzosen sind zufälligerweise im gleichen Hostel wie ich gelandet und zusammen haben wir heute noch gemütlich zu Abend gegessen. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht genau was meine Pläne für die kommenden Tage sind, aber ich halte euch auf dem Laufenden!
Ich hoffe es geht euch gut
Herzliche Grüße
Jens