Tage im Regenwald » |
Mindo lindo
Kristallklare gurgelnde Bergflüsschen, mit dichtem Moos bewachsene Bäume, rauschende Wasserfälle, exotische Blumen und das Brummen von Kolibris in der Luft. Mindo ist wahrlich ein unglaublicher und wunderschöner Ort, vielleicht sogar der schönste Ort, den ich je gesehen und betreten habe und glaubt mir, ich bin schon an sehr vielen Orten dieser Welt gewesen. Mindo liegt ziemlich genau unter dem Äquator etwa 2 Stunden von Quito entfernt auf 1500 Metern mitten in den Bergen. Hier gibt es einen der letzten Bergnebelwälder, der eine ganz eigene Biodiversität an den Tag legt. So lebt im so genannten Nambillo-Reservart und den angrenzenden Bergwäldern, die weltweit höchste Population an verschiedenen Vogelarten. Für Ornithologen ein absoluter Traum. Von 400 verschiedenen Kolibriarten, lassen sich hier unglaubliche 300 Arten beobachten und entdecken. Auch leben in den grünen Schluchten und weiten Tälern versteckt die seltenen Felsenhähne (ich hab ihn gesehen), Tukane (auch hier hatte ich Glück und hatte eine wunderschöne Begegnung mit einem der bunten Vögel) und auch für die letzten südamerikanischen Brillenbären und für einige Pumas, ist dieser grüne Flecken Erde, eine letzte Zuflucht geworden.
Mindo, das kleine, verschlafene Dorf direkt am Rande des wunderschönen Nebelwaldes lockt mit Temperaturen um die 25 Grad, Sonnenschein, entspannter Atmosphäre und freundlichen Bewohnern, von denen sich viele dem Umweltschutz verschrieben haben. So hat es mir sofort gefallen und nachdem ich in ein halboffenes Baumhaus in einen üppig, grünen Garten gezogen bin, hätte es nicht schöner sein können.
Besonders reizend sind die überall aufgestellten, Blütenatrapen, gefüllt mit Zuckerwasser und Honig um Kolibris anzulocken. Dort schwirrt und brummt es dann den ganzen Tag und man kommt den kleinen, bunten Feen der Lüfte super nahe und kann sie toll beobachten. Ich hätte stundenlang einfach nur den Kolibris zusehen können, so sehr hab ich diese kleinen Zwerge ins Herz geschlossen, aber es gab noch viel mehr in und um Mindo zu entdecken und zu sehen.
Am ersten Abend hab ich mich dann gleich für eine Frogwatching-Tour angemeldet. Ja richtig gehört, denn hier gibt es doch tatsächlich Froschbeobachtungen. Ich als absoluter Frosch- und Amphibienfan, musste mir das nicht zwei Mal sagen lassen und war sofort begeistert. Die Tour war fantastisch und ich war überwältigt von so viel Artenreichtum, alleine in einem kleinen, privaten Naturreservart um einen angelegten Teich. Der Führer war ein absolutes Beispiel für Eigeninitiative, Liebe zur Natur und zum Detail. Ein älterer Herr der vor Jahren eine ehemalige Bananenplantage gekauft hatte und sich als Ziel den Erhalt und Schutz von Fröschen in den Kopf gesetzt hatte und so ein beispielsloses Projekt und ein optimales Biotop für Amphibien, aber auch Insekten, Vögel und Schlangen ins Leben gerufen hatte. Es hat mir unglaublichen Spaß gemacht, mit Taschenlampe bewaffnet, abends durchs nasse Gras zu streifen und alle möglichen Frösche zu fangen und zu beobachten. Die Worte des Froschliebhabers konnte ich dabei förmlich in mich einsaugen, soviel Hochinteressantes und Spannendes hatte er zu berichten. Absolut fantastisch.
Die folgenden Tage bin ich dann teils in Begleitung, teils alleine immer wieder in den Nebelwald aufgebrochen, habe Vögel beobachtet, mich an Bromelien und Orchideen erfreut oder einfach nur den Geruch von feuchter Erde und Blumen inhaliert. Der normale Sauerstoffanteil in der Atmosphäre beträgt 8%, hier in Mindo steigt der Wert auf sage und schreibe 38%, ein absoluter Luftkurort!
Die Tiere, die Pflanzen, das Grün und die Schönheit der Natur haben mich dabei immer wieder so glücklich werden lassen. Ich habe dabei unheimlich viele und intensive Begegnungen mit der Natur erlebt die ihr wahrscheinlich eh nicht nachvollziehen könnt. Im Wald fühle ich mich frei, der Erde so nahe und verbunden. Die Natur und die Bäume geben mir Kraft und absolute Lebensfreude. Ich könnte schreiben und schreiben und den Versuch starten, Gefühle und Eindrücke in Worte zu fassen, aber das wäre eh nur Zeitverschwendung den Worte können nie die Intensität von Gefühlen ausdrücken die man erlebt wenn man im Moment völlig zufrieden und wahrlich glücklich ist. Darum lass ich es glaube ich auch einfach.
Die Welt und das Leben sind wahrlich einzigartig und kostbar. Es ist wunderschön da draußen, vergammelt euer Leben nicht auf dem Sessel vor der ewig dummen Glotze! Setz euch für das ein was euch wichtig ist und bewahrt das Schöne, das Gute und schützt das Schwache und Zerbrechliche.
So jetzt sind es nur noch 1 Nacht in Quito und eine Nacht im Flugzeug und dann bin ich auch schon wieder DAHEIM!!!!! Ich freu mich sehr, eine unglaubliche und prägende Reise neigt sich einem Ende zu, aber noch ist es nicht geschafft, denn es liegen noch 800 Kilometer Spanien und fast 2 Monate Jakobsweg vor mir, bevor ich dann wirklich und endgültig wieder für euch zu Hause bin.
Ich freu mich auf euch
Liebste Grüße
Jens
p.s. der rote, verschwommene Vogel auf einem der Bilder ist übrigens ein seltener Felsenhahn. Für diesen Vogel, bin ich schon um 5 Uhr morgens in den Wald aufgebrochen und hatte großes Glück ihn zu beobachten. Leider war es früh morgens noch recht dunkel, daher, ist das Bild unglücklicherweise nun recht verwischt. Aber die Begegnung war absolut fantastisch und an den Geräuschen, Gerüchen und Eindrücken des erwachenden Waldes, werde ich noch lange zeren!