Es bläst laut als sich der graue Gigant aus dem weiten Ozean erhebt! Gemächlich und ruhig, hebt er den Kopf ein kleines Stück aus dem Wasser um kurze Zeit später wieder ganz darin zu verschwinden. Wie gerne wäre ich ihm in die blaue Weite gefolgt und hätte mich seinem hypnotischem Liebesgesang ergeben. Berauschende Gefühle des Glücks, der Euphorie und der Gewissheit über die grandiose Schöpfung durchfahren meinen Körper. Ich fühl mich wie im Himmel! Nur wenige Meter entfernt von mir schwimmt ein Riese, der geheimnisvoll in einer endlosen Welt lebt, die ich mir niemals zu erschließen vermag!
Jährlich kommen um die 700 Buckelwale in die ruhigen und warmen Gewässer um Puerto Lopez in den Nationalpark Machalilla um ihre Jungen auf die Welt zu bringen und um sich fortzupflanzen. Aus diesem Grund hat Ecuador als erstes Land, einen eigenen Meeresschutzpark für die Giganten der Meere eingerichtet. Es sind aber nicht nur Wale die sich hier beobachten lassen, auch zahlreiche Haie, Seelöwen und Delfine, tummeln sich in den seichten Gewässern rund um die Isla de la Plata
Nachdem wir den kleinen Hafen von Puerto Lopez mit einer wackligen Nussschale verlassen haben, begegneten uns schon bald die ersten Wale. Buckelwale zählen zu den aktivsten Walen und hier in den warmen Gewässern ist es keine Seltenheit die grauen Riesen während der Paarung und zur Umwerbung der Weibchen springen und ausgelassen im Wasser herumtoben zu sehen. Der bis zu 16 Meter lange Körper wird dabei wie ein Torpedo aus dem Wasser katapultiert. Den Aufprall des mächtigen Tieres auf der Wasseroberfläche, kann man schon von weitem hören und sehen. Es war gigantisch. Schon nach den ersten 10 Minuten sahen wir den ersten Wal springen und immer wieder ging ein Aufschrei des Erstaunens und der Bewunderung durch die Reihen der Betrachter. Ich war fassungslos! Ein Lebenstraum wurde mir erfüllt und ich wäre arm gestorben, hätte ich diese wunderbaren Tiere nicht in freier Natur erleben dürfen.
Wir mussten die Wale gar nicht richtig suchen und immer wieder kreuzten Gruppen der Tiere unseren etwa 45 Minütigen Weg von Puerto Lopez zur „Isla de la Plata“. Übersetzt heißt „Isla de la Plata“ soviel wie „Silberinsel“. Den Namen hat sie von britischen Piraten erhalten, die in den Südamerikanischen Gewässern, die mit dem Inkagold beladenen Schiffe der Spanier überfallen haben und einen Teil der dabei erlangten Beute, auf dieser Insel versteckt hatten! Überhaupt hat Ecuador eine recht Piratenreiche Geschichte und immer wieder trifft man hier an der Küste aber beispielsweise auch in Guayaquil auf ihre Spuren.
Die „Isla de la Plata“ zählt heutzutage als ein wichtiges Refugio für Meeresvögel und Meeresschildkröten. Auf ihr gibt es große Kolonien von Fregattvögeln, Masken- Blaufuß- und Rotfußtölpel sowie Tropikvögel (wunderschöne weiße Vögel mit beeindruckend langen Schwanzfedern) und auch einige Albertrosse und weitere Seevögel haben in ihr einen wichtigen Nistplatz gefunden! Die Insel weist zahlreiche, steile Klippen auf und die vorgelagerten Gewässer sind seicht und Fischreich. Ideale Bedingungen für die Vögel und da es auf der Insel keine natürlichen Feinde gibt, zeigen sie ähnlich wie die Tiere auf den Galapagosinseln keinerlei Scheu und können von Nahem betrachtet werden! Als wir den kleinen natürlichen Hafen der Insel ansteuerten, konnten wir auch schon die ersten Meeresschildkröten beobachten die ruhig und gleichmäßig unter dem Boot um herschwammen! Ich war absolut begeistert, solche Szenen kennt man eigentlich nur aus dem Fernsehen. Hier bot sich mir Natur und Tierleben, welche ich schon von klein auf kennen lernen wollte!
Auf der Insel selbst haben wir dann eine etwa drei stündige Wanderung unternommen. Im Moment ist hier zwar alles bewölkt und diesig, aber die Periode zählt trotzdem zur Trockenzeit und deshalb kommen Pflanzenfreunde in dieser Zeit angesichts von vertrockneten, garstigen Gestrüpp nicht auf ihre Kosten. Aber das macht auch nichts, denn so Bald man etwas ins Innere der Insel vorgedrungen ist, wird man schon alsbald von vielen verschiedenen, nistenden Vögeln entschädigt, die sich gerne und nahe anschauen und fotografieren lassen. Dabei lassen sich seltsame, fast komische Balztänze beobachten und auch Schlangen und kleine Leguanen, flitzen des Öfteren durchs Gestrüpp. In der Ferne sieht man es dann immer wieder Blasen und Platschen und so kann man auch die Wale von der Insel aus hervorragend verfolgen. Ich war rundum zufrieden!
Anschließend ging es mit dem Boot dann noch nach dem Mittagessen in eine kleine Bucht mit Korallenriff und die Zeit konnte zum Schnorcheln genutzt werden! Ich war mit einer britischen Schulklasse unterwegs und diesen war es leider aus Sicherheitsgründen verboten, während des Urlaubs zu schwimmen. Mit sehr neidischen Blicken wurde ich dann also begutachtet, als ich dann als Einziger in das ca. 25 Grad warme Wasser in einen Schwarm bunter Fische hinein tauchen konnte! Es war herrlich! Ich hätte nicht gedacht das ich es so genießen würde mich ins Meer zu begeben. Ich war umringt von den farbenfrohsten Fischen die mir ganz nahe kamen und die ich sogar berühren konnte. Es war, als schwebte ich in einer Wolke aus glühenden Edelsteinen. Es war unvergesslich und unvergleichlich mit irgend einem anderen Erlebniss das ich je hatte. Ich bin ernsthaft am Überlegen hier in Ecuador einen Tauchschein zu machen.
Als ich dann fertiggetaucht hatte und mit strahlendem Gesicht zurück in das beleidigte Boot geklettert bin (pfff mir doch egal, für mich wars DER HAMMER :-D!) neigte sich der Trip dann auch langsam dem Ende zu. Nicht aber ohne noch einige Male die wunderbaren Wale zu sehen und ganz nahe zu Beobachten. Da ich als Einziger in der Gruppe Spanisch sprechen konnte, wurde ich auch schon bald zur Crew hinauf aufs Boot gebeten. Von hier aus hatte man einen optimalen Ausblick auf die See und die Wale und das Gefühl auf einem Schiff ganz vorne, umringt von den Giganten des Meeres, kann ich nicht beschreiben und ist einfach unglaublich! Es war ein so toller Tag und eigentlich, hab ich mir jetzt mit 24 Jahren schon fast alle Lebensträume erfüllt!
- Ich war im Himalaya
- Ich hab Indien gesehen
- Ich habe eine Zeit in einem buddhistischen Kloster verbracht
- Ich hab eine zweite Fremdsprache gelernt und kann diese fließend sprechen
- Ich war im Amazonasregenwald
- Und ich habe Wale live sehen und genießen dürfen
Was wünscht man sich mehr? Ich bin rundum zufrieden, überglücklich und immer noch geflashed von einem der schönsten Tage meines Lebens! Vielleicht mach ich die gleiche Tour in den nächsten Tagen einfach noch ein Mal ;-)! Was meint ihr?
Ich wünsch euch was
Liebste Grüße
Jens