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Streetwork und Arbeit in der Wellblechhüttensiedlung!
Hola ihr Lieben weit weit weg!
HEute war es soweit und ich hatte meinen ersten Einsatz auf der Straße. Zusammen mit zwei Psychologiepraktikantinen und Maria ging es hinaus in die Vororte von Arequipa in die Wellblechhüttensiedlungen bzw. Slums. Der Grund unseres Aufenthalts dort war, dass wir die Familienverhältnisse und Wohnbedingungen zweier neuer Kinder gecheckt haben und die Eltern interviewen sollten. Um in die Außenbezirke zu kommen mussten wir alleine 1 Stunde mit einem so genannten "Colectivo" (kleine Minibusse für wenig Cents, die vollgestopft werden und überall angehalten werden können) durch die Stadtteile Arequipas fahren. Als wir angekommen sind war es schon ein merkwürdiges, vielleicht sogar beklemmendes Gefühl mitten in der Wüste, hunderte von kleinen Barraken stehen zu sehen in denen zahlreiche Menschen hausen. Erstmal mussten wir etwas durch den "Slum" laufen, befestigte Wege gibt es nicht und die Entscheidung am heutigen Tag FlipFlops zu tragen, war eine ganz und gar dumme. Überall liefen knurrende Hunde herum und das nächste Mal werde ich bei einen solchen Einsatz Pfefferspray und meinen Hundeschutz mitnehmen. Dennoch fande ich das ganze sehr interessant und habe mich glücklich geschätzt auch diese Seite des Lebens kennen zu lernen.
Zuerst gings zum Haus des Vaters, denn wie in Peru üblich, sind die Eltern getrennt, der Vater abgehauen und die Mütter allein. Der Mann hat in einem kleinen Quadrat gewohnt dessen Wellblechdach in Kombination mit den Sonnenstrahlen den Innenraum zu einem einzigen Backofen erhitzt haben. Es stellte sich heraus das dieser verbrauchte Mensch erst 32 Jahre alt ist. Es wurden mehrere Fragen zu Kindern und Familiensituation gestellt und nach einer Weile habe ich erst vollkommen realisiert, das ich gerade wirklich, in einem lateinamerikanischen Slum, in einer Hütte sitze und einem Mann zuhöre der monatlich weniger Geld als 30 Euro zur Verfügung hat. Es gab kein fließend Wasser, nur einige Kleidungsstücke in Plastiktüten, ein hartes Bett und einen sperrlichen Schreibtisch. Der "Garten" bzw. das Minigrundstück war trocken und kahl und der einsam vor sich hinblärende Radio hat die ohnehin schon trostlose Gegend noch beklemmender gemacht. Was aber auffält ist, dass jede Hütte und ist sie noch so klein, einen Tv besitzt, Bücher, sucht man vergeblich. Wer braucht die auch, wenn man nicht lesen und schreiben kann.
Nachdem ich einen Hautausschlag und das schorfige Gesicht des eigentlich "jungen" Mannes bestaunt hatte, waren wir dann auch fertig mit den Fragen und es ging weiter in ein anderes "Elendsviertel" um die Mutter zu besuchen.
Was wir hier gesehen haben, schießt komplett den Vogel ab. Die Familie wohnt in einer Ruine, anders kann ich es nicht ausdrücken. Die Mutter allein und meiner Meinung nach psychisch krank, mit 3 Kindern vielleicht im Alter von eineinhalb, 4 und 6 Jahren. Außnahmslos jedes Kind war in einem absolut verdreckten und heruntergekommenen Zustand. Die Kinder wirkten eher wie Tiere und selbst der älteste konnte keine vernünftigen Worte sprechen. Die Mutter absolut passiv und lieblos, versuchte die Situation zu verteidigen. Die Kinder untereinander haben sich in einer Art Höhlenmenschensprache miteinander unterhalten. Der Kleinste war komplett zugeschissen und verpisst (die Mutter meinte, oh der wäre gerade ins Wasser gefallen). Ein aboslutes Trauerspiel. Das muss man erstmal verdauuen. Zwar gibt es auch "Assoziale" Leute in Deutschland und solche Fälle ziehen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich, aber hier in Peru, ist dass ja nichtmal etwas Besonderes. Das traurige ist, dass die Kinder, um die es eigentlich geht, bereits im Heim wohnen (diese sind älter) weil sie der Mutter weggenommen wurde. Nun ja gut, was macht dann eine "dumme" Familie die nicht lesen und schreiben kann und von nichts eine ahnung hat und sowieso "einfach" strukturiert ist. Sie setzt einfach neue Kinder in die Welt, warum auch nicht. Aber das die Kinder tatsächlich unter solchen Bedingungen hausen müssen und eher den Charakter von Tieren und nicht von Menschen besitzen, hat mich dann doch etwas sprachlos gemacht.
Dennoch, auch wenn diese Viertel sicherlich erschreckend, schmutzig und beengt sind, es ist doch kein Vergleich zu Indien! Ich bin sehr froh das ich das gesehen habe und für mich ist das eine sehr wertvolle Erfahrung, auch freue ich mich, dass ich in Zukunft öfter auf solche Touren mitgehen darf, denn wenn man die Kinder nur hier im Hogar kennen lernt, dann denkt man, oh so schlimm ist das doch nicht, sie essen hier, haben einigermaßen saubre Sachen an und machen die Hausaufgaben. Wenn man dann aber sieht wie sie dahinvegetieren würden, wenn es diese Einrichtung nicht gebe, dann ist man doch froh um jedes Kind das täglich hier zum essen und zum waschen erscheint.
Nachmittags hatte ich dann noch eine lange Diskussion mit Rosa (der Heimleitung) über Armut, Politik, Alkoholismus, und Väter. Habe sehr interessante Infos bekommen, aber das sprengt jetzt hier einfach den Rahmen.
Fakt ist, dass ich mir heute wieder mal gedacht habe, mein Gott Jens, wo bist du nur schon überall gewesen. Jetzt war in ich einem lateinamerikanischen Slum, habe in einer Lehmhütte in Nepal gemeinsam mit Büffeln in einem Raum geschlafen und habe eine Woche in einem thailändischem Kloster verbracht und in der Wohnung eines grußlichen Mannes in Rumänien genächtigt. Eins kann ich euch mit sicherheit sagen, die eigenen Ansprüche werden durch solche Erfahrungen definitiv etwas kleiner, aber ganz ehrlich, ich freu mich auch wieder auf etwas mehr Luxus. Ich bräuchte nämlich ganz dringend mal eine Dusche die richtig funktioniert und braust und ich habe unglaubliche Lust auf Zini Minis !
Mit diesen Worten schließe ich den heutigen Tag
ich hoffe es geht euch gut, mir auf jeden Fall
Saludos
Jens