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Uyuni und die spektakuläre Welt des südamerikanischen Hochlandes
Liebe Leute
Großartig, spektakulär, einzigartig und gewaltig, anders kann man die Gegend um Uyuni und den größten Salzsee der Erde nicht beschreiben. Auf einer 3 tägigen Tour wurde ich mit den verschiedensten Landschaften und Felsformationen konfrontiert und verwöhnt die Südamerika zu bieten hat. Es war eine ganz unglaubliche Erfahrung und in den weiten Ebenen des Hochlandes, bekommt man einen klitzekleinen Eindruck über die gewaltige Größe dieses Planeten.
Angefangen hat alles am Tag eins am Busbahnhof von Uyuni. Von La Paz nach Uyuni hab ich einen 12 stündigen Nachtbus genommen. Nachdem ich etwas Schlaf finden konnte, bin ich an einem der wohl hässlichsten Orte dieses Landes aufgewacht. Uyuni und seine Vororte, bestehen nur aus Dreck, staubigen Straßen und traurig wirkenden Menschen. Ich musste etwas lachen, an einem gar so grausamen Ort gelandet zu sein um hier einige der schönsten Naturwunder dieser Erde sehen zu können.
Nachdem ich von verschiedenen Tourenanbietern gleich beim Verlassen des Busses umlagert und mit verlockenden Angeboten zugeschmissen wurde, habe ich mich für eine 3 tägige Tour für umgerechnet 60 Euro für den gleichen Tag entschieden. Da mir noch etwas schlecht von der Höhe und der Mageninfektion war, bin ich, nachdem ich meine Sachen im Büro des Tourenveranstalters verstaut hatte, erst mal schön kotzen gegangen ;-)! Danach fühlt man sich meist gleich viel besser und freier. Damit ich aber eine beschwerdefreie Tour miterleben konnte, hatte ich mich noch schnell mit Magentabletten in der nahen Apotheke eingedeckt, die auch sofort geholfen hatten. Ich muss schon sagen, dass ist hier Mega abgefahren. Ich glaub man bekommt hier alles frei in der Apotheke zu kaufen. Antibiotika, Schmerzmittel, Diazepam, Codein, bis auf Morphin ist alles dabei was das Herz begehrt. Ich glaub manchmal, dass die selbst nicht wissen, was sie da eigentlich alles verkaufen.
Nun gut, nachdem es mir dann auch wieder besser ging, sind noch die restlichen Leute unserer Gruppe eingetrudelt. Insgesamt waren wir zu 6t. 3 Quotendeutsche, eine Amerikanerin, ein Holländer und ein Australier. Ich hatte auch diesmal wieder großes Glück mit der Gruppe, denn wir haben uns auf Anhieb blendend verstanden. Auch die Hintergrundgeschichten der Einzelnen waren teilweise so unglaublich spannend, faszinierend und inspirierend, dass es sich schon alleine für die Unterhaltungen gelohnt hatte, diese Tour zu machen. So gab es einige, die ihre Reise in Mexiko begonnen hatten und seit Monaten alle Länder bis runter nach Feuerland hindurch reisen. Die Amerikanerin die schon in Spanien, Ghana, Bulgarien und der Türkei gelebt hatte, unterrichtet im Moment Englisch in Sao Paulo in Brasilien und auch sie hatte sich zu jungen Zeiten ein Auto gekauft und ist damit von Kalifornien bis hinunter nach Panama gefahren. Der WAHNSINN!
Auch konnten wir uns gut über bisher überstandene Krankheiten austauschen und solche Gespräche geben mir immer Kraft und zeigen mir, dass ich wegen etwas Kotzen und Kacken wirklich keine Mimose zu sein brauche. Der eine Deutsche hatte Denguefieber, hatte Blut erbrochen und war alleine in Medellin in Kolumbien in einem Krankenhaus (ich glaub spätestens da, hätte ich abgebrochen), die Amerikanerin hatte Wasserparasiten welche sie an die 20 Kilo haben abnehmen lassen. Magen-Darmprobleme hatte eh jeder und ich habe von einer Person erfahren, die in Ruanda von einer Giftschlange in den Finger gebissen wurde, daraufhin wurde der Finger in der BAUCHDECKE eingenäht, weil das die Heilung beschleunigt und dieser Mann ist damit fast einen Monat herumgelaufen. Wie heftig ist das denn?
Irgendwann waren unsere Sachen dann auf dem Jeep verstaut und es ging los. Zuerst ging es zu einem gespenstischen Friedhof für Züge. Dort stehen also mitten in der Wüste, ganz viele Lokomotiven die vor sich hin rosten. War ganz interessant, hat mich jetzt aber nicht umgehauen. Danach ging es dann aber zum Salar. Dem größten Salzsee der Erde und der größte Speicher für Salz dieser Welt. Unbeschreibliche 12000 Quadratkilometer Salz. Die Dicke der Salzschicht auf dem eigentlichen See besteht dabei aus 20-50 Metern. Durch die Regenfälle der letzten Monate stand auf der Salzschicht auch etwas Wasser. Dieses spiegelt den intensiv blauen Himmel teilweise unbeschreiblich surreal wieder und wirft die Sinne von einem Extremen ins andere. Ohne Wasser soll die ganze Fläche jedoch noch um ein vielfaches eindrücklicher und spektakulärer sein. Nachdem wir etwas auf dem See herumgetollt haben, ging es anschließend weiter in Richtung Chile und Atacamawüste, wo wir in einem kleinen, hässlichen Dorf die erste Nacht in klirrender Kälte verbracht haben. Hier fallen die Temperaturen nachts häufig weit unter den Gefrierpunkt und es gibt eigentlich keine Heizungen oder heißes Wasser. Ich war sehr froh um meinen dicken Daunenschlafsack und die Schicht Wolldecken die ich mir übergelegt hatte.
Am nächsten Tag ging es dann weiter von einem Highlight zum nächsten. Zuerst in einen durch den Wind grotesk geformten Steingarten mit riesigen zerschlissenen Felsen aus Vulkangestein. Vorbei an einigen der aktivsten Vulkanen dieser Erde mit Höhen weit über 6000 Metern. Immer wieder unterbrochen durch tief blaue, türkise oder sogar rote Lagunen, auf denen Scharen von Flamingos, eingerahmt von den Gipfeln der schneebedeckten Bergen, nach Algen und Kleinkrebsen suchen. Dabei haben wir Pässe von mehr als 5000 Metern Höhe überquert und sind durch gespenstische Mondlandschaften und weite Wüstenflächen gefahren. Ohne angeben zu wollen, jetzt war ich glaub ich schon im wohl feuchtesten Regenwald dieser Erde, in der trockensten Wüste und hab einige der höchsten Gipfel der Anapurnaberge mit über 8000 Metern in Nepal sehen können. Was bin ich mit meinen 24 Jahren doch gesegnet mit Erfahrungen :-D! VERRÜCKT!!!!
Am nächsten Tag mussten wir schon um 4:30 aufstehen. Ich bin fast ausgeflippt. DAS hat mir überhaupt nicht gefallen. Es war ARSCHKALT, dunkel, ich war muffig und stinkig. Dann haben wir uns alle still schweigend, in den kalten Jeep gesetzt und sind zu Geysiren und heißen Wasserquellen der umgebenden Vulkane gefahren. Es hat unglaublich nach Schwefel gestunken und die vielen Horden von israelischen Touristen die sich zu dieser unchristlichen Zeit todesmutig durch dampfende Gasberge hindurch gejagt haben, hat mich nicht unbedingt umgehauen. Ich bin vor allem im Auto sitzen geblieben und hab versucht etwas zu schlafen (was bin ich langweilig :-D). Anschließend ging es weiter zu heißen Quellen in die man sich hineinsetzen konnte. Leider hatte ich mein Badezeugs nicht dabei, zu ärgerlich, hab aber meine Beine reingehängt und nach der bitteren, bitteren Kälte des Morgens war das eine Wahnsinns Wohltat. Hinterher sind wir dann noch nach Chile gefahren, bzw. an den Grenzposten, wo uns der Holländer und ein Deutscher verlassen hatten. Auf der einen Seite konnte man dann Argentinien oder Chile und eben Bolivien sehen. Bin mal kurz rüber gerannt und hab mich gefreut für 2 Minuten in Chile und Argentinien gewesen sein zu können :-D!
Die Rückfahrt war ätzend lange und wurde nur kurz durch das Besichtigen von präinkanischen Felsenmalereien gestoppt. Diese sind über 2000 Jahre alt und bestens erhalten. Sogar blaue Farben konnte man erkennen. Diese archäologischen Schätze begeistern mich doch immer wieder aufs Neue.
Zurück angekommen in Uyuni hab ich dann gleich wieder den Nachtbus zurück nach LA Paz genommen. Was nach dem anstrengenden und vor allem sehr frühen Tag, kein besonderes Vergnügen war. Angekommen in La Paz bin ich dann auch noch heute Morgen um 5! Mein Zimmer ist natürlich noch nicht frei und so sitze ich hier im Hostel und muss, wenns blöd läuft, noch bis 13 Uhr auf mein Bett warten. Ich freu mich unglaublich auf eine warme Dusche. Hoffentlich funktioniert die dann auch.
Hier in La Paz wird die nächsten Tage noch ordentlich Hippieschnickschnack eingekauft und dann geht’s am Dienstag weiter nach Chile! Wir hören voneinander!
Liebe Grüße
Der Jens