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Bienvenido Bolivia un viaje especial!!!
Liebe Leute
Nach 4 Monaten Aufenthalt in Peru ist mein Visum nun ausgelaufen und ich hab mich auf den weiten Weg durch das Altiplano auf nach Bolivien gemacht. Nehme mir jetzt einen Monat frei und möchte durch Bolivien und evtl. noch etwas durch Chile traveln.
Angefangen hat mein ganzes Abenteuer Donnerstag Morgen auf dem Klo bevor ich mit dem Bus nach Puno an der peruanischen Seite des Titicacasees aufgebrochen bin. Nachdem ich wie gewohnt nach unten geblickt habe, wurde ich nämlich mit dem Entsetzen eines Knäuls aus Würmern in meinen Hinterlassenschaften konfrontiert. Die erste Reaktion war ein lautes Lachen. Ich musste mich wirklich ausschütten vor Lachen. Da sahs ich fertiger Typ nun mit kaputten Haaren und dünnem Bauch (hab in 4 Monaten 16 Kilogramm abgenommen, scheiß auf Weight Watchers und Adkins, komm mit mir nach Südamerika :-D!) auf meiner Toilette in Südamerika und blicke auf einen Haufen von Gewusel weißer Fäden die sich scheinbar gierig durch mein naja ihr wisst schon was, winden und schlängeln. Ich musste prusten vor Lachen, da ich hier wohl wirklich nichts an Krankheiten, Parasiten und sonstigen Unannehmlichkeiten auslasse. Humor entsteht manchmal in den ungewöhnlichsten Momenten. Aber nun gut, es ist ja bewiesen, das Würmer Substanzen absondern, die den Darm beruhigen, damit sie durch einen heftigen Anfall von Darmkontraktionen nicht gleich wieder hinausbefördert werden. Durchfall musste ich also auf meiner 6 Stündigen Busreise nach Puno nicht befürchten ;-)! Außerdem gibt es in jeder Apotheke günstige Tabletten um die Tierchen wieder los zu werden. Leider waren es aber so viele, das ich euch heute nicht mit putzigen Namen beglücken kann die der ganzen Sache eine gewisse Komik verleihen würden, wie etwa mit Carlos meinem Hautpilz der immer noch fröhlich wächst und mir täglich entgegen strahlt :-D!
Von Puno aus habe ich Freitag dann einen Bus nach Copacabana in Bolivien genommen. Nachdem wir nach einer 20 minütigen Fahrt dann gleich eine Panne von 2 Stunden hatten, bin ich auch gut mit den mitfahrenden Personen in Kontakt getreten und vor allem mit Martín meinem Nebenmann aus Argentinien bin ich super ins Gespräch gekommen. Dieser Typ scheint noch um einiges kaputter zu sein als ich und mit zerschlissener Kleidung und dem Duft von Mottenkugeln hätte er eher den Eindruck eines Penners hinterlassen können. Aber bei den Gesprächen über das Reisen und über die Liebe zum Leben und der Welt konnte ich den gewissen Funken von überschwänglicher Begeisterung in seinen Augen erkennen und so sind wir schnell ganz dicke geworden. Ein Tourist der nicht nur konsumiert sonder Zeit findet auch etwas zu lernen.
Zuerst hab ich jedoch den Kauderwelsch überhaupt nicht verstehen können den er da von sich gegeben hat, aber nachdem ich ihn einige Male blöd wie ein Eichhörnchen angeglotzt habe, hat er seinen starken argentinischen Akzent etwas gedrosselt und wir konnten uns super unterhalten. Ich muss schon sagen, es ist wirklich super toll eine neue Sprache sprechen zu können. Man hat die Möglichkeit so viele neue Menschen kennen zu lernen, so viele neue Informationen und Eindrücke zu sammeln und die Welt um ein großes Stück mehr zu erfahren und zu entdecken. Nachdem er mir dann auch noch versicherte dass mein Spanisch ganz toll sei, war ich natürlich auch etwas stolz auf mich. Hey, ich spreche Spanisch „Qué chevré!“
Der Großteil der Busteilnehmer bestand aus Argentiniern und einigen Spaniern. Da wir in Südamerika sind und hier niemand Eile und Stress zu kennen scheint, haben wir uns alle nach draußen gesetzt, gescherzt und gelacht. Nur ein dicker, wütend schnaubender Mann mit Sandalen und Socken ist immer wieder auf und ab gelaufen und hat finster in die Gegend geschaut. Es hat sich dann heraus gestellt, das dieser Mensch aus Deutschland kam, schon erstaunlich wie sich Klischees manchmal zu 100% bewahrheiten :-D!
Martín ist heute weiter nach La Paz gefahren, jedoch nicht ohne mir noch einige Insidertipps bezüglich Boliviens zu geben und mir Plätze und Orte besonders ans Herz zu legen. Bien viaje Martín!
Zuvor in Puno hab ich noch ein deutsches Mädchen „Helga“ kennen gelernt die jetzt für 5 Monate in Peru war und jetzt auch für einen Monat nach Bolivien geht. Leider ist sie mit einem anderen Busunternehmen nach Copacabana gereist und durch unsere Panne haben wir uns super blöd an der Grenze verpasst weil wir gemeinsam weitereisen wollten. Nun ja, ich warte einfach mal ab was mir mein Karma bringt, ich werde sie treffen oder eben nicht ;-)!
Irgendwann ging es dann weiter. Entlang am Ostufer des Titicacasees und mitten durch die weite Ebene des Altiplano mit seinen kleinen indigenen Dörfern in denen meist Aymara-Indianer leben. Die Landschaft ist atemberaubend und durch den Regen der vergangen Zeit grün, gesprenkelt mit dem orange und dem gelb der Heideblumen die hier überall wachsen nur unterbrochen von einem tiefen endlos sattem Blau des Sees. Ich habe die Fahrt sehr genossen und irgendwann hat sich dann auch wieder dieses Gefühl von grenzenloser Freiheit, das Gefühl wieder auf Reisen zu sein eingestellt und so habe ich glücklich in eine Landschaft gesehen, deren Schönheit aus ihrer Melancholie und Schlichtheit zu bestehen scheint.
An der Grenze zu Bolivien ging alles sehr problemlos. Der erste Eindruck den ich hatte als ich auf einem mehr oder weniger schlechten Feldweg auf 3800 Metern Höhe von Peru nach Bolivien gewackelt bin, war ein Esel der mir müde und entspannt direkt am Grenzposten entgegengeblickt hat und der dezente Geruch von Kuhdung in der Luft. Entspannt ging es beim Grenzbeamten weiter und nachdem der mit völliger Ruhe und Gelassenheit einen Stempel in jeden Reisepass der zahlreich wartenden Personen gedrückt hatte, ging es dann weitere 8 Kilometer in einem vollbepackten Kleinbus weiter nach Copacabana.
Copacabana genießt hier in Bolivien den Ruf einer Kleinstadt. Für mich machte das verschlafene Nest eher den Eindruck eines Kuhkaffs, aber nun gut, wir sollten Bolivien wirklich nicht mit deutschen Maßstäben vergleichen. Der berühmte Strand in Rio di Janeiro wurde im Übrigen nach dem ebenfalls sichelförmigen Strand und der berühmten Wallfahrtskirche des Ortes in Bolivien benannt.
Bolivien das etwa dreimal so groß ist wie Deutschland, gilt als ärmstes aber auch als ursprünglichstes Land Südamerikas. Der Großteil der in Bolivien heimischen Bevölkerung besteht aus „indigenas“ jenen indianischen Nachfahren der Inka- und Aymarakultur die sich vor Ankunft der Spanier einmal über fast den ganzen Kontinent ausgebreitet hatte. So sieht man hier viele Frauen mit den charakteristischen, dicken Bonbonröcken und Bowler-Hüten sowie Männer mit kantig geschnittenen Gesichtern und Hackennasen. Obwohl Spanisch als Amtssprache anerkannt ist, sprechen hier doch noch sehr viele Menschen die ursprünglichen Sprachen Quechua und Aymara.
Copacabana ist mit gelassen, ruhig und ausgeglichen treffend zu beschreiben. Nachdem ich zuerst etwas planlos mit meinem Rucksack herum getingelt bin, habe ich hier ein Hotel gefunden, mein Zimmer kostet die Nacht 2 Euro, ist schlicht und etwas schäbig, aber ich bin ganz glücklich damit. Copacabana ist ein wahrer Traum für Alternative, Lebenskünstler und Reisende. Die Preise sind erschreckend niedrig, die Stimmung super entspannt und aus zahlreichen Restaurants und Geschäften hört man Lieder von Cat Stevens, the Beatles und Bob Marley, gemixt mit einer entsprechenden Auswahl aus Latinopop und Salsa.
Der Ort besteht aus Läden mit bunten Tüchern, Taschen und Armbändern. Aus Menschen mit verfilzten Haaren die Gitarre spielend auf Treppen oder am Ufer des Sees sitzen, die meisten übrigens Argentinier von denen ich jetzt mittlerweile einige wirklich interessante und nette Leute kennen gelernt habe.
So sahs ich also bei einem herrlichen Sonnenuntergang am Strand, vor mir eine gegrillte Forelle mit Knoblauch und habe die frische Luft des Sees in meine Lungen gesogen. Ach wenn ihr doch nur fühlen könntet was ich fühle, wenn ihr sehen könntet was ich sehe. Es ist so schön wieder auf Reisen zu sein. Sein ganzes Leben minimal in einem Rucksack zu verstauen, in den Moment zu leben. Aufzubrechen oder zu verweilen wenn man Lust dazu hat. Interessanten und durch geknallten Menschen zu begegnen, einen weiteren Stempel in seinen Reisepass zu sammeln und neue Orte und Länder zu entdecken. Beim Reisen fühle ich immer wieder Momente vollkommener Zufriedenheit. Glück das im Moment entsteht und das einem einen kleinen Einblick auf die Großartigkeit der Unendlichkeit gewährt. Von der Größe und Schönheit der Welt, von den guten Seelen der Leute und vom grenzenlosen Reichtum der Natur und den Landschaften die sie formt.
Traurigkeit überkommt mich für die Menschen, die ihr Leben vor Computern und Fernsehgeräten verschwenden, die sich nie auf machen etwas zu entdecken, zu lernen und etwas Größeres zu erfahren. Die Welt ist da draußen und das Leben besteht in diesem Augenblick. Die Freude und Inspiration der Freiheit ist grenzenlos und macht Lust auf mehr ;-)!
Meinen Geburtstag habe ich heute mit einer Wanderung in die Umgebung und die Natur begonnen. Dabei waren die bunten Blumen und die grünen Gräser der Landschaft des Titicacasees ein wahrer Balsam für die Seele. Neben den unterschiedlichsten Arten von Gewächsen habe ich auch eine seltene Zauberpflanze gefunden die nur hier in dieser Gegend wächst und den ansässigen Schamanen dazu behilflich ist, mit den Geistern und Göttern der anderen Welten in Kontakt zu treten. Neben zahlreichen Kräutern und Blütenpflanzen konnte ich auch immer wieder Kolibris beobachten, die sich am Nektar der Blumen gütig getan haben.
Außerdem wurde ich Zeuge eines Rituals, das so alt wie dieser ganze Kontinent zu scheinen ist. Gebräuche und Handlungen, welche die spanische Eroberung überlebt und bis in die Jetztzeit überdauert haben. Auf einem Berg befand sich ein Kultplatz für die hier lebenden Schamanen. Ein Platz der so mysteriös scheint, wie die Kulte und die Gebete selbst, die hier für Götter und Geister gesprochen werden, die nichts mit Jesus oder dem lieben Gott zu tun haben. Etwas ursprüngliches, etwas Echtes, Authentisches. Fast habe ich mich gefühlt wie damals in Pashupatinath, dem goldenen Shivatempel im Herzen Kathmandus, wo am Ufer des heiligen Flusses die Leichen verbrannt werden und die Bhramanen ihre Gebete sprechen, die in ihrer Vorstellung, seit Anbeginn der Zeit existieren. Mysteriöse und spirituelle Plätze die es so schon lange nicht mehr in Deutschland gibt.
Bolivien gefällt, Sonntag geht’s weiter nach La Paz der höchst gelegensten Metropole der Welt!
Abrazo y besitos
Jens
p.s. vielen Dank für alle Geburtstagswünsche!!! Wer findet den Kolibri???