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Feliz Navidad para los pobres! Frohe Weihnachten für die Armen!
Hola
Gestern haben wir eine Weihnachtsfeier für die Mütter der Kinder veranstaltet. Das war super schön und es hat mir sehr großen Spaß gemacht, auch finde ich es wichtig, dass man nicht nur an die Kinder denkt, sonder auch etwas für die Frauen hier tut, denn die haben es hier wirklich nicht leicht. Nachdem die Frauen abends langsam eingetrudelt kamen (um 17 Uhr sollte die Feier beginnen, um 19 Uhr kamen die meisten - wir sind hier in Peru ) waren Maria und ich damit beschäftigt, uns um die Frauen zu kümmern, Wein auszuteilen und Chips zu reichen. Es hat großen Spaß gemacht und die Frauen waren sehr herzlich und haben sich sehr über uns Gringos gefreut ! Es wurde gelacht und gescherzt, Geschenke verteilt und kleine Spiele gemacht. Ich hab mich richtig wohl gefühlt, Wenn man so in die Runde geschaut hat, sah man in meist noch junge Gesichter die allerdings schon alle sehr verbraucht und vom harten Leben gezeichnet waren. Die meisten Frauen arbeiten fast rund um die Uhr um die Familie einegermaßen über Wasser zu halten. Die harte Arbeit und das arme Leben waren in jeder Form zu spüren.
Besonders reizend empfand ich es, als die Frauen begannen ein witziges, improvisiertes Grippenspiel aufzuführen. Bei dieser Weihnachtsgeschichte musste auch keine Puppe das Jesuskind ersetzen, nein, so etwa jede zweite Frau hatte ein Baby an der Brust und so wurden die eigenen Kinder einfach als Requisitten benutzt. Sehr schön ! So wurde vor meinen Augen eine lebhafte, jungfräuliche Geburt nachgestellt und nachdem wir Tränen gelacht hatten, wurde die beste Theatergruppe mit einem kleinen Preis geehrt.
Schön fand ich es auch, als ich einer alten Frau Wein eingeschenkt habe und diese, die ersten Tropfen auf den Boden gespritzt hatte um damit Pachamama zu ehren. Ach ich liebe es wenn Menschen an ihren Gebräuchen festhalten und noch eine gewisse Art der Magie in der Luft liegt. Danke Pachamama.
An diesem Abend konnte gelacht werden und es wurde viel gescherzt. Ich als weißer Gringo mit lockigen Haaren bin auch gut angekommen und wurde an zahlreiche dicke Brüste gedrückt und geherzt ! Was wieder aufgefallen ist, kein Vater kam zu den Festlichkeiten obwohl wir alle Elternteile eingeladen hatten. Traurige Realität in Peru.
Heute habe ich dan mit Rosa ein Schwesternprojekt vom Hogar de Cristo besucht nämlich das Niña Maria (kleines Mädchen Maria). Das Projekt ist noch relativ neu und es handelt sich dabei um ein Haus in dem junge Mädchen aus schwierigen Familienverältnisse von Montags bis Freitags zusammen mit einer Betreuerin wohnen. Derzeit wohnen hier 9 Mädchen im Alter zwischen 6 und 14 mit teilweise heftigen Hintergrundgeschichten. Da gibt es Mädchen die zur Prostitution gezwungen wurden, Vergewaltigungen und Misshandlungen im Elternhaus. Alle Kinder werden nur von einer Frau betreut die sogar im gleichen Zimmer wie die Kinder schläft. Eine unglaubliche Aufgabe. Ines hat mir unter anderem auch weitere Geschichten erzählt, von einem zu tote geprügelten Mädchen das in den Zementboden eines Badezimmers eingegossen wurde und weitere Horrorgeschichten.
Das Projekt, welches ich als sehr wertvoll und wichtig empfinde, ist allerdings noch sehr klein. Es gebe weit mehr Bedarf für weitere Mädchen aber leider fehlt es an Freiwilligen Helfern bzw. an weiteren Erziehern die Rund um die Uhr mit den Kindern zusammen wohnen wollen. Insgesamt hätte das Haus Kapazität für 20 Mädchen und junge Frauen.
Ehrlich gesagt hat mich das Projekt so beeindruckt das ich kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt habe zu wechseln. Allerdings könnte es etwas schwierig werden, da ich ja ein Junge bin, die Mädchen schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht haben und ich mit ihnen zusammenwohnen würde. Allerdings hatte ich den Eindruck das ich bei den Girls recht beliebt war ! Ich werde sehen was die Zukunft bring. Definitiv ist meine Anfangszeit in der man sich orientieren muss um, die Sprache klappt immer besser und ich bekomme mehr Hintergrundinformationen, auch möchte ich die Arbeit auf der Straße gerne weiter ausbauen und bin nächste Woche schon wieder dabei. Allein Hausaufgabenbetreuung reicht mir nicht, ich möchte mehr bewirken.
Da ich zu meinem Geburtstag auf Grund des Visas Peru verlassen muss, habe ich vor in dieser Zeit für einen Monat durch Bolivien zu traveln (hab ich das schon erwähnt?) danach möchte ich über Macchu Picchu und Cusco wieder zurück nach Arequipa kommen, vielleicht ist dann der richtige Zeitpunkt noch einmal nachzuhacken ob sich ein Wechsel in das Niña Maria lohnen würde.
Wünsch euch frohe Weihnachten bzw. eine Voradventszeit
Schätzt die Dinge die ihr habt, vor allem eine gute Beziehung zur eigenen Familie
Liebe Grüße
Jens