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Estamos perdido – Verloren im Dschungel
Hola ihr Lieben
Gestern bin ich nun ja in Coroico angekommen, einem kleinem Ort im Gebiet der so genannten Yungas dem Tor zum Amazonas. Zunächst einmal ging es aber von La Paz hinauf auf einen 5000 Meter hohen Pass in die Anden von wo aus sich die „gefährlichste Straße der Welt“ so wie sie genannt wird, nahezu 3000 Metern die Anden hinab in die grüne Hölle der Yungas stürzt. Die Fahrt und die dabei gewonnenen Eindrücke waren unglaublich. Auf einer knapp 2 stündigen Fahrt, wurde ich mit beinahe allen Klimazonen des gesamten Lateinamerikanischen Kontinents konfrontiert.
Um aus La Paz hinaus zu kommen, musste erst die massive Bergkette der nahe gelegenen Cordillera Blanca überwunden werden. La Paz liegt in einem natürlichen Tal und wird auch „der Kessel“ genannt. Die Berge sind schneebedeckt und unglaublich spektakulär zerklüftet und wunderschön. Es gibt vereinzelnde Gebirgsseen an denen Alpakas und Lamas grasen und man sieht immer wieder Adler und Geier. Die Natur des Hochgebirges ist einzigartig und hinter fast jeder Kurve, entdeckt man ein neues Postkartenmotiv. Als sich die Straße dann aber spektakulär in den Schlund der Yungas ergeben hat, war die Aussicht auf das darunter liegende Amazonastal mit den im Hintergrund hoch hinauf ragenden Gipfeln der Anden einfach FANTASTISCH. Die Berge bilden einen scharfen Kontrast zum Grün des Waldes und dramatische Wasserfälle rauschen unter weißem Getöse in das fruchtbare Tal. Ich möchte diese Fahrt auf keinen Fall missen und wäre arm gestorben, hätte ich diese grandiosen Aussichten und Berge nicht erleben können. Leider konnte ich keine Fotos machen, da ich eingequetscht zwischen Kindern und Bowler-Huttragenden Damen mit Plusterröcken in einem Minibus eingequetscht war. Mensch was ich hier alles sehe. Es ist so unfassbar wunderschön und spannend dieses Land Bolivien, ich bin überglücklich hier zu sein. (wer sich ein Bild über die Fahrt nach Coroico machen möchte, der gibt doch bitte einfach bei Google Bilder – Coroico ein ;-) Google hilft!).
Auf der Busfahrt war ich mal wieder der einzige Ausländer, da ich wie gewohnt billig mit einem öffentlichen Bus fahren wollte. So wurden mir gleich einmal Kinder auf den Schoß gepackt während die Mütter noch Gepäck auf dem Dach des Busses verstauen mussten und es wurde gleich munter auf mich ein gequatscht. Wo ich den herkomme, wie es mir gefällt, wo ich so gut Spanisch gelernt habe, ob ich denn nicht mal auf ein Huhn mit nach Hause kommen mag usw. Es war sehr angenehm, doch leider scheinen die Leute hier keine Zahnbürsten und Mundhygiene zu kennen. In diesem ohne hin schon stickigen Gefährt wurde mir auf Grund der sich anbahnenden Mundfäule meiner Nachbarn leider reichlich schlecht. Aber nun gut, ein perfekter Weltenbummler hat immer frische Bonbons mit dabei, welche die Herzen der Einheimischen sofort brechen und im Sturm erobern, massive Pluspunkte einsammeln und außerdem für frischen Atem sorgen. Nachdem wir über nicht enden wollende Serpentinen immer wieder hin und her geschaukelt wurden und neben mir mit fettigen Händen Hühnerbeine geknackt und in gierige Kindermäuler gestopft wurden, bin ich allerdings langsam doch etwas, nun ja, überanstrengt geworden. Nachdem sich dann auch noch ein Kleinkind neben mir erbrochen und dem stickigen Aroma von Körperschweiß und Hühnerfett auch noch die säuerliche Note von halbverdauter Muttermilch beigefügt hatte, wollte ich dann doch endlich ankommen. Trotzdem, Lateinamerika und Reisen machen entspannt und gelassen und ich komme mittlerweile unter den unglaublichsten Umständen, gut zu recht ;-)!
Angekommen in Coroico habe ich meinen viel zu schweren Rucksack gepackt und mich auf den Weg vom Busbahnhof zu meiner Unterkunft gemacht. Nun bin ich ja das Klima der Anden und des Hochlands gewöhnt gewesen und dank der schwülen Hitze des tropischen Coroicos und dem anstrengendem Polterweg zum Guesthouse ist bei mir reichlich der Schweiß ausgebrochen. Ein unglaubliches Martyrium mit diesem verflixt schweren Rucksack Hügel unter sengender Sonne aufzusteigen. In meinem klugen Reiseführer stand, die Unterkunft wäre einen kurzen Fußmarsch von 10 Minuten vom Busbahnhof entfernt. Diesen idiotischen Reiseführer sollte ich im nächsten Tropenbach versenken, denn dieser verdammte Weg, ist vielleicht von einem Ausdauer- Hochleistungssportler in 10 Minuten zu schaffen. Ich habe mich unzählige Male verlaufen und auch wenn ich den Weg auf ANHIEB gefunden hätte, 10 Minuten sind einfach nur lächerlich kalkuliert.
Halbtot und klitschnass bin ich dann in meinem wunderschönen Guesthouse mit üppig tropischem Garten, Pool und Tal blick angekommen. Zuerst hat man mir allerdings gesagt, dass kein Zimmer frei wäre. Nach dem ich fast geheult hätte ;-), wurde dann aber doch ein kleines gemütliches Zimmer für mich gefunden und ich bin über glücklich, eine herrliche Panoramaausicht auf den Dschungel genießen zu können, während ich in der Hängematte liege und das alles für umgerechnet 4 Euro die Nacht ;-)! Die Betreiber der Pension sind übrigens Franzosen und so gibt es neben den anderen Annehmlichkeiten auch noch ein hervorragendes französisches Lokal in meiner Unterkunft. Nachdem ich dann gechillt in meiner Hängematte gelegen habe und gleich ein wunderschöner Tukan an mir vorbei geflogen ist, waren meine Euphorie und meine Begeisterung für diesen Ort nicht mehr zu bremsen. Es ist einfach unfassbar gemütlich, ruhig, entspannt, wunderschön und billig hier. Ich liebe es. Vor allem das Grün des Waldes, der Duft der feuchten Erde und die bunten Farben der Blumen tun mir unglaublich gut. Nach 4 Monaten Wüste, sauge ich das Farbengemisch und die Gerüche und Geräusche des Waldes förmlich wie ein Schwamm in mich auf. Schätze die aus Augenblicken bestehen und die ich am liebsten ganz tief in meinem Inneren für immer bewahren und niemals vergessen möchte.
Hab dann auch gleich einen Österreicher kennen gelernt der, nun ja, österreichisch aber ganz nett ist ;-) und mit dem hatte ich mich dann gleich für heute verabredet eine kleine Wanderung in den Dschungel und in ein nahe gelegenes Dorf der hier ansässigen Afrobolivianer zu machen. Die Yungas sind das einzige Gebiet in Bolivien in das damals Sklaven aus Afrika eingeführt wurden um auf Kaffee- und Cocaplantagen zu arbeiten. So hat sich im Laufe der Zeit hier eine ganz eigene Kultur der schwarzen Bevölkerung gebildet. Alles in allem sehen die Leute hier eher Karibisch aus und auch die Stimmung und die Atmosphäre sind sehr entspannt, so stelle ich mir nun mal die Karibik vor, nur das Meer fehlt noch ;-). Es sind unglaublich angenehme Menschen hier und bei vielen kann man afrikanische Wurzeln erkennen. Allerdings, eine afrikanisch aussehende Frau mit Bowler-Hut und fettem Rock, das sieht einfach nur blöd aus :-D!
Alles in allem komm ich hier mit der einheimischen Bevölkerung auch super in Kontakt. Anders als in Asien wo man sich mit Englisch verständigt und dieses nicht von allen verstanden wird. So wird auf der Straße jeder gegrüßt und man lässt sich auf einen kleinen Plausch ein. Es ist schon sehr urtümlich und urig hier, mit den ganzen netten, meist älteren Leutchen und diesem unglaublich entspannten Gefühl des Ortes. Heute habe ich José kennen gelernt, ein etwa 80jähriger, fast tauber alter Knuddelmann der mit einem gleichnamigen Papageien zusammen lebt. José versicherte mir, das José der Vogel bereits seit 30 Jahren in seinem Besitz ist, fliegen könnte er, aber er sei so unglaublich gut mit ihm befreundet, dass er einfach bei ihm sitzen bleibt und nicht hinweg möchte, in den Wald. Na wenn ich das mal so glauben soll ;-)?
Nachdem Fabian (der Ösi) und ich uns dann noch mal über die Wanderung erkundigt hatten und uns versichert wurde, der Weg in das afrikanische Dorf würde durch wunderschön, üppigen Dschungel führen und vielleicht 2 Stunden betragen haben wir uns dann auch gleich aufgemacht. Üppiger Dschungel, das kann ich bestätigen…… Weg, das wohl eher nicht. Wir hätten eine Machete gebrauchen können und haben uns wirklich sehr oft verirrt. Der Mensch im Touristenbüro hat uns noch eine Karte mitgegeben die uns dabei helfen sollte unser Ziel zu erreichen. Jede selbstgezeichnete Karte für eine Schnitzeljagd auf einem Kindergeburtstag ist detaillierter und informativer als dieses Gekritzel das uns der gute Mann in die Hand gedrückt hatte.
Mit meinen Hardcore-Trekking-FlipFlops bin ich über matschige Dschungelpisten gerutscht. Über umgestürzte Bäume geklettert und durch dorniges Gestrüpp und steile Felsabhänge gehumpelt. DAS mach ich definitiv NIE WIEDER! Das war keine Wanderung, das war Überlebenstraining der härtesten Sorte. Nachdem uns dann auch noch ein knurrender, halbwilder Hund verfolgt hatte, war es dann endgültig aus mit meinem Spaß am Dschungeltrip. Aber nun gut, irgendwann haben wir Gustó mit seinen Badelatschen mitten im Dschungel getroffen, der uns dann sicher, über schreckliche Wege auf die Hauptstraße ins Tal geleitet hatte. Alles in allem, hätten wir diesen netten, aber verschwiegenen Mann nicht getroffen, hätte ich kein Spanisch sprechen können, ich glaube wir wären immer noch gefangen, zwischen Bäumen, Gestrüpp, Kaffee- und Bananenplantagen. Vor allem mein Schuhwerk muss ich mir eingestehen, war mehr als leichtsinnig.
Trotzdem der erste Part dieses „Spazierganges“ wo ich noch froh gestimmt war, hat mir doch sehr gut gefallen. Riesige bewachsene Bäume mit Orchideen und Bromelien, Blattschneiderameisen am Wegesrand und exotisches Gekreische von Papageien in den Bäumen, langsam komm ich in die Gegend von der ich schon seit meiner frühsten Kindheit träume, in den Amazonasregenwald :-D!
Der Weg jedoch war einfach nur hart und nach 4 Stunden Dschungel war ich absolut entkräftet und abgekämpft. Auf der Hauptstraße mussten wir dann auch noch einige Kilometer zum nächsten Ort wandern und in sengender Sonne ist das kein Spaß gewesen. Auch die vorbeijagenden Autos haben meiner Stimmung nicht unbedingt gut getan, aber irgendwann ist dieser kleine Engel auf 4 Rädern vorbei gekommen. Ein Kleinbus dessen schwarze Insassen uns freudig angelächelt und ein gewunken hatten. Mit diesem Minitransporter ging es dann wieder zurück nach Coroico und nach einer Dusche und etwas Ruhe in der Hängematte bin ich eigentlich ganz froh dieses Abenteuer gemacht zu haben.
Ihr seht also ich lebe, hänge hier ab, überlebe im Dschungel und lerne super nette Leute kennen. Es geht mir super gut und ich liebe meinen Aufenthalt hier. Für morgen nehm ich mir gar nix vor, gewandert wird nicht mehr und wenn, dann nur noch mit Guide und guten Schuhn ;-)! Ich entspann jetzt noch nen bisschen am Pool, und was macht ihr so :-D?
Liebste Grüße aus dem Dschungel
Jens
p.s. war ja 2 Tage in La Paz, komm da auch nochmal hin, werd irgendwann einen eigenen Bericht über La Paz schreiben, hab jetzt keine Lust dafür gehabt!
2 Kommentare
Hi,
wenn Du dein Paradies gefunden hast, dann gönnen wir Dir das, aber lasse Dich im Dschungel nicht von einer Schlange beißen,da Du immer alles anlangen musst! ;-)
Noch viel Erholung wünschen Dir
Sandra+Vater
Ja kein Stress! Pass schon auf! Ich glaube die Ameisen sind hier gefaehrlicher als die Schlangen, die sind naemlich RIESIG!!! Schlangen hab ich uebrigens auch leider noch keine gesehen, auch noch keine Froesche was mich ja total begeistern wuerde. Bisher nur Voegel und AMEISEN :-D!
LG