Buenas tardes!
Hallo ihr Lieben, ich hoffe es geht euch gut. Ich möchte euch jetzt in meinem Blog mal ein ausgewähltes Beispiel von Kindern näher bringen, die ich im Hogar betreue. Sie stehen stellvertretend zu anderen Geschichten und Ereignissen mit denen wir es hier so zu tun haben.
Ich möchte euch die beiden Brüder Fredy und Miguel näher bringen. Fredy ist 11 Jahre alt (der Bub mit dem Karohemd) und Miguel ist 9 Jahre alt. Beide haben die gleiche Mutter mit denen sie gerade zusammen wohnen aber unterschiedliche Väter.
Der Grund warum ich mich für beide näher interessiert habe und bei Rosa Nachforschungen bezüglich familiärer Situation und Geschichte bezogen habe, ist folgender. Fredy und Miguel sind eigentlich zwei nette Nervensägen die mich jeden Morgen als erste im Hogar tyranisieren ! Da ich als einziger im Heim wohne, ist es meine Pflicht morgens die Türen aufzuschließen und die Kinder zu empfangen. Normalerweise reagiere ich auf Klopfen und Klingeln nicht vor 8 Uhr morgens, denn ich denke, etwas Morgen muss auch für mich drinnen sein. Die Betreuer kommen meist erst um halb 9 bis 9.
Fredy und Miguel sind eigentlich immer die ersten, teilweise klingeln sie schon um 7 Uhr an der Türe und wollen Frühstück von mir. Meist beachte ich das nicht und lass sie einfach bis 8 Uhr warten, Regel ist Regel !
Da ich mich dann am Morgen vor allem mit den beiden beschäftige, ist mir auch bald aufgefallen, dass Fredy unter nervösen, fast spastischen Ticks leidet. Manche Tage sind sehr gut, an anderen Tagen verzieht er fast jede halbe Minute das Gesicht zu einer Grimasse, reißt dabei den Mund auf und verdreht die Augen nach oben. Dieser Tick, kann von ihm selbst nicht kontrolliert werden und so schafft er es manchmal gar nicht, bei einer Unterhaltung, der Person gegenüber ins Gesicht zu sehen weil sich sein Gesicht ununterbrochen verkrampft. Nun weiss ich als gelernter Krankenpfleger (HA was bin ich toll ) das Ticks sowohl neurolgische Störungen als Ursache haben können, aber auch einen psychisch, traumatischen Hintergrund zur Folge haben können. DA die Ticks sehr ausgeprägt waren und vor allem in Stresssituationen auftreten, habe ich mich deshalb darüber mit Rosa (sie ist Psychologien) unterhalten.
Die folgende Geschichte ist traumatisch, schockierend aber klassisch für Peru zu gleich.
Die Mutter der beiden hat mit einem Mann zusammen gelebt (der Vater von Fredy) dieser hat die Mutter über Jahre hinweg misshandelt und gequält. Inwieweit Fredy in die Gewalttaten mit einbezogen wurde, wissen wir nicht, auf jeden Fall, hat er schon in frühster Kindheit abscheuliche Gewalt erfahren. Der Höhepunkt gipfelte darin, dass der Vater den Körper der Mutter zum großen Teil, mit kochendem Wasser völlig entstellt hat. Eine bittere, aber erschreckend gebräuchliche Methode hier in Peru.
Nachdem sich die Mutter von ihm trennen konnte, wurde sie von einem anderem Mann schwanger. Dieser hat sie mit Fredy und Miguel (Miguel damals noch ein Baby) sitzen lassen und ist abgehauen. Die Mutter wohnt seit dem mit beiden Kindern in einer Art "Frauenhaus". So tragisch wie die Geschichte auch ist, sie ist noch nicht zu ende.
Man kann sich vorstellen, dass nach dieser Vergangenheit nicht nur das Kind sondern auch die Mutter vollkommen traumatisiert sind. Die Mutter die ihre Erlebnisse nie aufarbeiten konnte, lässt nun allerdings all ihre Wut und Frustration an Fredy aus. Dieser sieht seinem Vater wohl sehr ähnlich und auf Grund dieser unglücklichen Umstände, wird das Kind nun von der Mutter misshandelt. Miguel ist von den Gewalttaten zum größten Teil ausgeschlossen und wird von der Mutter bevorzugt behandelt. Kein Wunder also, dass sich aggressives Verhalten von Seitens Fredys auf seinen jüngeren Bruder entläd. Man hat wirklich das Gefühl in einem Teufelskreis der Gewalt zu sein.
Der Mutter wurde von den Psychologen hier im Hogar nahe gelegt eine Psychotherapie zu machen und die Vergangenheit aufzuarbeiten. Teile dieser Therapie würden durch das Projekt finanziert werden. Die Mutter ist zu 2 Terminen erschienen, seit dem sind die Fronten vereist. Leidtragende sind aber immer noch beide Kinder.
Es gibt Tage wo beide sehr harmonisch und liebevoll miteinander umgehen und eben wie Brüder spielen. An anderen Tagen meint man, Fredy wäre grundlos wütend und aggressiv gegenüber seines Bruders. Vor allem an diesen Tagen sind dann auch die Ticks sehr ausgeprägt und mann kann sich schon denken was zu Hause vorgefallen ist.
Ich bin gespannt wie sich die Situation weiter entwickelt. Ich möchte euch aber sagen, dass dieser FAll kein Einzelschicksal hier ist. Je länger ich hier arbeite um so mehr Geschichten und Hintergründe erfahre ich über die Kinder. Manche Dinge möchte man manchmal gar nicht wisse, aber so ist das Leben nunmal. Wir können nur versuchen hier das Beste für die Kinder zu verwirklichen.
Ich hoffe es geht euch gut
Liebe Grüße
Jens