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Machu Pichu und der Dschungel-Inkatrail
Hallo ihr Lieben.
Gestern früh um 5:30 Uhr bin ich von einer Woche Abenteuer und Härte zurück nach Arequipa gekommen. Bin mit Tess von Sonntag auf Montag mit dem Nachtbus nach Cusco gefahren weil wir dort zusammen die Tour nach Machu Pichu machen wollten.
In Cusco angekommen, war es erst mal (Entschuldigung für die Wortwahl) ARSCHKALT! Die beschlagenen Innenscheiben des Busses sind über die Nachtfahrt gefroren gewesen und Cusco kam mir vor wie ein peruanischer Kühlschrank. Nachdem wir uns also in alle möglichen Sachen gehüllt hatten ging es dann los zur Stadtbesichtigung. Cusco ist die alte Inkahauptstadt und wurde durch die Eroberung der Spanier fast vollständig zerstört. Die zahlreichen Tempel der verschiedenen Inkagottheiten wurden eingerissen und an ihrer Stelle wurden zwei der größten Südamerikanischen Krichen errichtet! Das gesamte so berühmte Gold der Inka wurde nach Cusco getragen, dort eingeschmolzen und schmückt jetzt die überladenen Kathedralen Cuscos und Lateinamerikas. Cusco ist interessant, vielleicht zu vergleichen wie das Rom Südamerikas, aber auch wahnsinnig touristisch. Würde man nur nach Cusco reisen und den Rest Perus auslassen, hätte man wahrscheinlich die Meinung alle Peruaner wären Geldgeil und überaus Unhöflich! Ja Cusco hat mich wirklich gestresst und obwohl es schön, gepflegt und aufgeräumt wirkt, es ist nicht Peru, es ist nicht echt, es ist das Disneyland der Inka ;-)!
In Cusco hatten wir dann für den nächsten Tag den Dschungel-Inkatrail gebucht. Eine Wandertour durch den angrenzenden Regenwald auf einem alten Inkapfad bis hin in das Dorf Aguas Calientes das wohl durch das bekannteste Wahrzeichen Perus bekannt geworden ist MACHU PICHU!
Tag 1: Alles begann mit einer anstrengenden Busfahrt hoch in die Anden. Auf nahe 5000 Metern sattelten wir dann um auf Mountainbikes und es ging eine halsbrecherische Fahrt 3000 Meter hinab in die grüne Hölle des Dschungels. Zuerst dachte ich, dass mir das vielleicht nicht so gefällt und hatte etwas Schiss, aber die Fahrt und die Ausblicke waren einfach nur herausragend und überwältigend. Ein unglaubliches Gefühl der Freiheit auf einem Rad die Anden hinunter zu sausen, umrahmt von mächtigen, eisbedeckten Bergen und sich ständig ändernden Klimazonen plus entsprechenden Wald. Von der Baumgrenze bis hinein in den Regenwald. Ein unvergleichliches Erlebnis.
Auch war ich froh die ganze Reise mit Tess zu machen, denn die ist mir die letzte Zeit sehr ans Herz gewachsen und wir können über die gleichen Dinge lachen und das oft, lange und laut :-D! Die Tourkollegen waren etwas anstrengend, vor allem zwei Amerikaner, aber wir haben auch eine ganz super liebe und verrückte Mexikanerin dabei gehabt, die mich für nächstes Jahr nach Mexico-City eingeladen hat und die schon wirklich ganz unglaublich viel erlebt und bereist hat. Mexiko, ich komme.
Hab mir eigentlich schon immer einen holländischen und einen mexikanischen Freund gewünscht. Jetzt hab ich beide. Vor allem die Holländer, ach die liebe ich einfach ;-)!
Tag 2: Am nächsten Tag ging es dann 18 Kilometer auf dem Inkatrail durch dichten Dschungel, Kaffee- und Obstplantagen, sowie an steilen Berghängen entlang in Richtung Machu Pichu! Die Eindrücke waren herausragend und vor allem die am Wegesrand üppig gedeihenden Bromelien und Orchideen haben es mir sehr angetan. Als wir dann auch noch Papageien in den Bäumen gesehen haben, war es endgültig um mich geschehen und verzückt wie ein Kind im Süßwarenladen, sind mir die 18 Kilometer eigentlich sehr leicht gefallen. Überall gab es etwas zu bestaunen und entdecken und auch wenn ich unglaublich geschwitzt habe, alles war die Mühe wert und ich möchte nichts missen! Hab dann noch etwas mit einem älteren argentinischen Ehepaar rumgealbert die mir gesagt haben, mein Spanisch wäre ganz super niedlich ;-) (was auch immer das bedeutet) und mit Tess und Guliana (der Mexikanerin) hatte ich eh Bomben Spaß. Wir haben den Dschungel gerockt. Am Ende des Tages hatten wir dann noch die Gelegenheit in heißen Quellen zu baden und nachdem ich mich in einem ekligen, verschissenen Klo umgezogen habe, war das heiße Wasser dann eine wahre Wohltat für meine strapazierten Muskeln!
Tag 3: Heute ging es dann früh bald los zum Zip-Lining! Für alle die das nicht kennen, ES IST DER WAHNSINN! Über eine ca. 300 Meter tiefe Schlucht sind verschiedene Stahlseile gespannt, in die man sich einhängt und dann mit einem Affenzahn über die Abhänge zu rauschen. Es war ein Bombenspaß! Hatte auch Gelegenheit ein kleines Video zu drehen, wie ich mich in den Abgrund stürze :-D! Vor allem die letzten Partien dicht über den Kronen der Bäume haben mir besonders gefallen, man fühlt sich wie ein Vogel der über den Wald fliegt, ein ganz unglaubliches Erlebnis.
Anschließend ging es dann weiter in den Nationalpark Machupichu entlang am Fluss Urubamba. Urubamba ist der Fluss des Heiligen Tales rund um Machu Pichu und einer der wichtigsten Zuflüsse des Amazonas. An seinen Ufern gedeihen über 300 Arten Orchideen und hier leben fast 600 Arten verschiedene Vögel. Ich war in meiner Welt ;-)! Leider hab ich auf der Wanderung einen Schuh und meinen Buddhaanhänger verloren. Naja, ich seh das einfach mal als Geschenk an PachaMama ;-)! Hab mir wieder neue FlipFlops gekauft!
Von weit unten im Tal konnten wir dann sogar schon Teile Machu Pichus erkennen und die Vorfreude auf den nächsten Tag stieg ins Unermessliche! Machu Pichu, die vergessene Stadt der Inka, eines der neuen sieben Weltwunder, täglich mehr als 4000 Touristen, wie würde es wirklich sein?
Machu Pichu besteht aus einer alten Ruinenstadt am Fuße des heiligen Berges Wayna-Pichu. Um von der UNESCO als Kulturerbe nicht aberkannt zu werden, mussten die letzten Jahre einige verschärfte Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Darum dürfen täglich nur die ersten 400 Touristen den Steilen Berg Wayna-Pichu besteigen, darum warten täglich morgens um 4 Uhr schon hunderte von Menschen am Eingang der Parkanlage um den Berg hinauf nach Machu Pichu zu erstürmen. War natürlich klar, dass ich das unbedingt machen wollte. Darum mussten wir uns dann auch schon bald zeitig hinlegen um etwas zu schlafen.
Tag 4: Tag Machu Pichus, bald am Morgen haben wir uns dann um halb 4 aufgemacht, in stock dunkler Nacht mit Taschenlampen bewaffnet ging es für Tess und mich auf in Richtung Parkeingang. Dort hatten sich dann nach einer halben Stunde schon ca 200 Menschen versammelt. Es ist auch möglich den Bus hinauf nach Machu Pichu zu nehmen, der um 5 Uhr morgens das erste Mal fährt, die Chancen auf eines der Wayna-Pichu-Tickets ist dann aber weitaus geringer. Vom Tal in Aguas Calientes hinauf nach Machu Pichu führen ca. 1600 mörderische Inkatreppen. Um kurz vor dreiviertel 5 wurden dann die Tore geöffnet und ein Strom aus leuchtenden Pilgern drängten sich in den Parkeingang. Der Rekord Machu Pichu zu erklimmen, beträgt 16 Minuten, der Durchschnitt liegt bei einer Stunde und 20 Minuten. Ich habe diesen mörderischen Trekk in morgendlicher Dunkelheit in 40 Minuten bewältigt! Ohne angeben zu wollen, aber das war das HÄRTESTE was ich je in meinem Leben hinter mich gebracht habe. Auf diesen engen steilen Wegen hinauf nach Machu Pichu, gefolgt von hunderten Taschenlampen, das ist ein Erlebnis für sich. Ein ganz wahnsinniges Gefühl. Von 400 Menschen, bin ich als 30igster in Machu Pichu angekommen. Wie krank ist das denn? Eine echte sportliche Meisterleistung :-D! Von den Argentiniern wurde ich anschließend nur noch el animal (das Tier) oder la capra (die Ziege) genannt :-D!
Da wir so bald schon im Gelände von Machu Pichu angelangt waren, hatten wir dann die erste halbe Stunde das gesamte Gelände fast alleine für uns. Wer Machu Pichu einmal auf einem Foto gesehen hat und sich denk, mmmhh, ja beeindruckend, der hat es noch nicht live gesehen. Machu Pichu ist unglaublich, der Hammer, versteckt im Regenwald in den Wolken, eine Stadt als Gipfel dieser atemberaubenden Landschaft. Ich habe noch nichts Vergleichbares gesehen. Es ist der absolute Hammer.
Innerhalb Machu Pichus gab es dann auch noch einmal 400 Stufen zu bewältigen und nachdem wir die Stadt besichtigt haben, ging es auf nach Wayna-Pichu. 600 steilste Stufen diesen grandiosen Berg hinauf, haben dem i dann noch das Tüpfelchen aufgesetzt. Spektakuläre Natur, unfassbar geniale Aussicht hoch über dem Tal, aber anstrengend bis zum Kollaps. Der Tag hatte es in sich! Teilweise waren die Wege hinauf zum Gipfel so unfassbar schmal, steil und dicht am Abgrund, dass ich mich fest an die Wand oder die Ministufen unter mir konzentrieren musste um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ungefährlich war der Trip hinauf auf den Gipfel sicherlich nicht. Oben angelangt, gibt es dann auch noch einmal einige Inkaruinen und Wohnhäuser, welche gestörten Menschen, können an solch einem steilen und unwirklichen Ort auch noch Häuser bauen, abenteuerlich aber ganz wunderbar.
Nachdem wir wieder zurückgeklettert waren, haben wir uns innerhalb der Ruinenanlage eine sonnige Stelle gesucht und erst mal 2 Stunden geschlafen. Nachdem wir dann von einem pissigen Parkwächter unsanft geweckt wurden, haben wir uns dann auch bald von der spektakulären Kulisse Machu Pichu verabschiedet und NICHT den Bus nach Aguas Calientes genommen. Nein wir sind den verdammten Weg wieder zurück gelaufen. Stufe für Stufe und warum? Weil es sich so gehört und weil wir den Wald auch bei Tag sehen wollten UND es hat sich gelohnt ;-)! Wunderschöner Nebelwald, mit Moosen, Flechten, Bromelien und Orchideen, ich möchte es nicht missen.
In Aguas Calientes haben wir dann den Zug zurück nach Cusco genommen in dem wir abends um 23 Uhr dann nach einem langen, ultraharten Tag angekommen sind. Insgesamt waren wir damit 21 Stunden wach, haben insgesamt fast 3000 Stufen bezwungen und 2 mörderische Berge bestiegen. Ich glaub, ein bisschen Stolz, das darf man schon sein ;-)!
Bin jetzt wieder in Arequipa angekommen und musste mich leider von Tess verabschieden, die geht nämlich jetzt weiter nach Bolivien! Hier bin ich jetzt auch nur noch 6 Wochen im Projekt, danach verabschiede ich mich von Peru und fliege nach Ecuador! Werde Peru und die Kinder sicherlich vermissen, aber ich freu mich jetzt auch schon auf einen Tapetenwechsel!
Was ich noch anmerken möchte, auf unserer Trekkingtour wurde ich in einem so genannten Monkey-House mit einem ganz seltsamen Tier konfrontiert das dort als Belustigung für Touris gehalten wurde (ich hab ein Bild hier auch im Blog hochgeladen). Das hat mich nicht los gelassen weil ich mir wirklich nicht erklären konnte, was dass den bitte sein soll. Jetzt hab ich mich schlau gemacht und heraus gefunden, dass es ein Pakarana ist und dass diese seltenen größten Nagetiere vom Aussterben bedroht sind und nur noch in ganz wenigen Gebieten vorkommen. Jetzt hab ich Kontakt zu Zoologen aus Bielefeld aufgenommen, die eine Arbeitsgruppe zum Schutz dieser Tiere gegründet haben. Diese waren total begeistert über die Info das ich ein Pakarana in Peru gesichtet habe (hab Fotos mitgeschickt) und haben das gleich an zahlreiche Wissenschaftler weiter geschickt die sich jetzt auch alle schon bei mir melden und bedanken. Jetzt wollen die mit peruanischen Behörden dieses Tier befreien und vielleicht eine Schutzzone einrichten. Alle haben sich ganz unglaublich bei mir bedankt, wie umsichtig ich doch bin und wie wertvoll die Information ist. :-D Ha, könnt da wieder lachen, ich rutsch doch auch überall rein ;-)! Jetzt schütze ich also auch Pakaranas :-D! Sie sind zwar verdammt hässlich, aber irgendwie auch putzig. Die werden so groß wie Hunde. Nein dieses Tier soll wirklich nicht aussterben. Ich bleib da am Laufenden ;-)!
Ich wünsch euch was!
Liebste Grüße
Jens
p.s. hab in der Woche Cusco und Machu Pichu fast 1000 Fotos geschossen, teilweise wirklich gute, kann die leider nicht alle hier hoch laden, wer Facebook hat und mein Profil kennt, hab dort ein neues Album das ihr euch gerne ansehen dürft!
1 Kommentar
Hi Jens alter Tierschützer,
klasse Bericht und wunderbare Bilder, werde auch die Bilder im Facebook bestimmt bewundern. Schön das Du das alles machst, es wird Dich ein Leben lang begleiten. Weiter so!!!
Gruß Vater