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Attacke der Ameisen und Neuigkeiten aus Coroico
Hallo ihr Lieben
Als ich vor einigen Tagen so beim Frühstück sahs, wurde ich plötzlich vom Gequicke einer anderen Bewohnerin des Hostals, aus meiner gemütlichen Morgenmeditation bei Spiegelei und Brötchen gerissen. Über den gesamten Hang und die Wege des Guesthouses hatte sich eine riesige Kolone Ameisen ausgebreitet. Ein schier unaufhaltsamer Strom an schwarzen Körper bahnte sich ihren Weg durch den Garten und den Berg hinunter. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Natürlich wurde gleich mein Forscherinstinkt angesprochen und ich habe eine kleine Schlemmerpause eingelegt und hab mir das mal von Nahem angesehen. Aus dem ganzen Unterholz sind kleine Tiere und Insekten geflohen und selbst die großen Hunde hatten Angst vor der schwarzen Masse. Kein Wunder wenn man sich die Tierchen mal etwas näher angeschaut hat. Das ganze Ameisenheer war gut strukturiert und hat mir mal wieder ein Naturwunder vor Augen gehalten. Es gab Soldaten mit riesigen Kiefern, man hat mir erklärt, dass man sich theoretisch mit diesen Biestern piercen könnte. Auch würden die Ameisen so fest zukneifen, dass wenn man den Körper entfernen wollte, der Kopf in der Haut stecken bleiben würde. Schon sehr fies ;-)! Die Soldaten haben den ganzen Strom von Ameisen überwacht und sind ziemlich aggressiv geworden, wenn man zu nahe heran gekommen ist. Dann gab es noch ein paar Ameisen im ganzen Strom die etwas kleiner, trotzdem noch groß waren. Diese haben sich daran gemacht, alle möglichen Insekten anzugreifen und in transportable Teilchen zu zerlegen. Hinterher kamen noch ganz kleine Ameisen die vor allem Eier getragen haben. Schon faszinierend wie sich die Natur selbst organisieren kann und diesen ganzen Staat an hirnlosen Insekten am überleben hält. Hat mich schon wahnsinnig beeindruckt und interessiert. Irgendwann kam dann eine mutige Mitarbeiterin des Hotels und hat die ganze Masse unter einer Wolke stinkendem Giftdampf vernebelt und vernichtet. So organisiert wie sie doch sind, gegen ABC-Waffen des Menschen, können auch diese kleinen Soldaten nichts ausrichten.
In den letzten Tagen hab ich außerdem ganz wunderbare Leute kennen gelernt. Obwohl ich hier allein bin, bin ich eigentlich nie allein. Schon verrückt, aber ich war jetzt jeden Tag mit jemand anderem zusammen rumgehangen und hab mich immer blendend verstanden. Zuerst war ich mit ein paar Dänen unterwegs, die hier in Bolivien als Voluntarios gearbeitet hatten. Ihr Projekt war aber wohl ziemlich schlecht und für 2 Monate mussten sie umgerechnet 1000 Euro an die Organisation zahlen. Solche Geschichten höre ich immer wieder, schon bitter, da möchte man freiwillig arbeiten und was Gutes tun und dann wird den Leuten noch Geld aus der Tasche gezogen. Da bin ich doch schon sehr glücklich mit meinem Hogar, wo ich kostenlos wohnen und essen kann.
Mit den Dänen bin ich dann zu nahe gelegenen Wasserfällen gepilgert. Diese waren super schön, aber nicht wirklich spektakulär. Es war aber wieder die umgebende Natur die mir besonders gefallen hat, der dichte Wald und alle möglichen schimmernden Insekten und Falter sowie die mit Bromelien bewachsenen Bäumen. Das gefällt mir schon besonders gut. Auch der Weg war diesmal relativ gut und ich konnte ohne Probleme mit meinen FlipFlops laufen. Vor allem im Wasser der Wasserfälle war dies angenehm und anders wie beim letzten Mal, war ich diesmal froh keine geschlossenen Schuhe zu tragen. Mit den Dänen bin ich dann auch wirklich gut ins Gespräch gekommen und habe einen schönen Nachmittag verlebt. Die sind aber jetzt wieder weiter gezogen und befinden sich jetzt wohl auf den Weg nach Peru und Machu Pichu.
Wenn ich hier nicht gerade Leute kennen lerne oder durch die Gegend tiger, hänge ich im wahrsten Sinne des Wortes, in der Hängematte ab. Höre Musik oder lese mein Buch und genieße den grandiosen Ausblick aufs Tal. Auch kulinarisch kann ich mich hier nicht beschweren, so gibt es neben einem deutschen Lokal in dem ich KÄSESPÄTZLE gegessen habe (wie geil ist das denn?) unzählige Pizzerien und das erwähnte französische Lokal wo zu guten Preisen, gutes Essen serviert wird. Anders als der Fraß den ich bisher erdulden musste, geht es mir hier wirklich gut und ich esse und werde endlich mal wieder etwas fetter ;-)!
Hab mir dann gestern für Dienstag auch mein Busticket nach Rurrenabaque gekauft. Rurrenabaque ist eine Kleinstadt mitten im Amazonastiefland und von dort aus gibt es wunderbare Möglichkeiten richtige Dschungel- und Pampastouren zu machen. Hatte die ganze Zeit nur befürchtet, dass evtl. kein Bus fährt, da es dieses Jahr so viel Niederschlag gegeben hatte und die Straßen aus Schlammpisten bestehen die manchmal nicht passiert werden können. Die Leute von der Busgesellschaft haben mir jedoch versichert, dass die Straßen im Moment gut seien und der Bus schon seit einigen Wochen wieder fährt. So werde ich Dienstagnachmittag also in einen Dschungeltauglichen Geländebus steigen und mich einer 14-16 stündigen Fahrt nach Rurrenabaque aussetzen. Was man nicht alles tut für seinen Traum den Regenwald zu sehen ;-)! Wünscht mir Glück!!! Hab gehört dass man dort evtl. auch als Freiwilliger in so genannten Dschungellodges arbeiten kann. Da würde man dann evtl. Zimmer sauber machen oder in der Küche helfen, dafür könnte man aber alle Dschungeltrips kostenlos mitmachen. Man müsste sich wohl für 2 Wochen verpflichten. Möchte das unbedingt probieren da irgendwo rein zu kommen. Das wäre natürlich DER HAMMER!!!!
Außerdem hab ich hier noch Leo kennen gelernt. Das ist ein Chilene der unter anderem 2 Jahre in Hamburg und Berlin gelebt hat und hier irgendwie als Aussteiger in Kneipen arbeitet. Er kann super deutsch (gut das brauch ich jetzt nicht unbedingt) und ist einfach mal mega nett. Mit dem hab ich mich jetzt schon einige Male verabredet weil ihm hier glaub ich grad nen bisschen langweilig ist. Er ist schon sehr viel in Lateinamerika rumgekommen und kennt super interessante Geschichten. Er hatte unter anderem für 2 Jahre auch ne Kneipe in Rurrenabaque und hat mir versichert dass ich den Ort ganz toll finden werde. Ja es ist schon nicht schlecht wenn man immer mal Leute kennen lernt mit Beziehungen zu den unterschiedlichsten Orten. Heute Abend gehen wir noch irgendwo hin in ne Bar oder so und außerdem will er mir noch nen paar Infos für Rurre geben.
Also ihr seht, so spannend isses im Moment nicht, geht aber weiter ;-)
Freu mich von euch zu hören
Liebe Grüße
Jens