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Sonne, Strand, Meer und Chaos!
Hola ihr Lieben
Jetzt komme ich also von 4 Tagen Strand mit allen Kindern und Betreuern zurück und bin, ganz ehrlich, super genervt und unglaublich müde. Die 4 Tage waren sicherlich auch sehr schön und ich möchte sie nicht missen, aber ganz ehrlich haben sie mich auch unglaublich angekotzt und ich bin gerade in der Stimmung, mich auf März und einen Monat reisen zu freuen und mal ein paar Gesichter für eine bestimmte Zeit nicht mehr sehen zu müssen.
Aber fangen wir an. Zuerst möchte ich euch an Hand eines Beispiels eine typische Eigenschaft oder sagen wir Grundeinstellung der Peruaner erklären. Nehmen wir an, an eurem Haus ist die Regenrinne kaputt und sie muss repariert werden. Was würdet ihr tun? Ich bin mir sicher, ihr würdet nach der Arbeit oder am Wochenende zum Baumarkt fahren, euch die nötigen Sachen besorgen und die Regenrinne reparieren. Solltet ihr Handwerklich nicht geschickt sein, würdet ihr euch eine Person organisieren welche die Regenrinne reparieren würde. In Peru läuft das etwas anders. In Peru nimmt man zur Kenntnis dass die Regenrinne kaputt ist, man schaut sich den Schaden an und diskutiert mindestens eine halbe Stunde darüber, wie das Problem doch zu lösen wäre. Danach sucht man eine Person der man das Problem wieder eine halbe Stunde lang erklärt und die sich um die Lösung kümmern sollte. Man selbst, würde NIE auf die Idee kommen, vielleicht einfach mal selbst etwas in die Hand zu nehmen oder zu lösen. Die beauftragte Person wiederum ist sich des Problems natürlich auch bewusst. So sucht sich diese Person eine dritte Person um sie mit der Lösung des Problems zu beauftragen. Diese Person nimmt dies zur Kenntnis und vergisst es. Es vergehen Tage, Wochen, Monate. Die Regenrinne ist immer noch kaputt. Irgendwann fällt das Problem wieder ins Auge und es wird wieder darüber diskutiert und der Kreislauf wiederholt sich. Dieses kleine Beispiel soll euch zeigen, wie Peruaner denken und arbeiten und mit dieser Art Probleme zu bewältigen, werde ich jetzt schon fast 3 Monate konfrontiert und alles hat sich am Strand etwas zugespitzt.
Naja aber jetzt zum Strand. Es wurde mit den Kindern in einer langen Diskussion besprochen, dass jeder am Dienstagmorgen um 8 Uhr bereit zur Abfahrt im Hogar eintreffen sollte. Gedroht wurde jedem der später kommen sollte, nicht am Ausflug teilnehmen zu dürfen. Gekommen sind die meisten Kinder um halb 9 und die Betreuer die den Tag zuvor noch lautstark verkündet haben „alle um 8“ kamen um 9 oder kurz danach. Es waren zwei Busse organisiert, ein kleiner und ein großer. Ich durfte im Kleinen Platz nehmen und nachdem wir alle gebetet haben, dass wir auf dieser Reise nicht sterben mögen, ging es dann los, auf nach Mollendo (zwei ll hintereinander in Spanisch werden übrigens wie ein deutschen J ausgesprochen). Die Fahrt ging etwa 3 Stunden durch öde Wüstenlandschaften und nachdem Hanni und ich den Fahrer dabei beobachten konnten, wie er immer wieder beim Fahren eingeschlafen ist, mussten wir laut nach vorne Schreien was zu reichlich Panik und „guter“ Stimmung geführt hat. Der Busfahrer hat anschließend lauten Gangsterhiphop eingeschaltet und nachdem die Kinder mit vielen „Puda Madre“ (Hurrenmutter) aus den Boxen beschallt wurden, sind wir dann irgendwann in unserem Domizil angekommen.
Mollendo war tierisch heiß und die Unterkunft war unglaublich SCHLECHT. Staubige Matratzen 30 Leute Schlafraum, Würmer auf dem Boden des „Badezimmers“ und schrecklicher Gestank in einigen Zimmern. Ich war bedient ;-)! Zur kurzen Info, wir waren ca 40 Kinder im Alter von 4-17 Jahren und 11 Erwachsene. Gleich am Anfang hat sich einer der Betreuer ohne Absprache mit einer Hand voll Kindern abgeseilt und ist schon zum Strand gelaufen während die anderen noch ausgepackt haben. Keiner wusste, wer jetzt am Strand ist oder irgendwo herumläuft, keiner wusste, wo genau am Strand die besagte Gruppe zu finden ist und die Stimmung rutschte in den Keller.
Irgendwann haben wir die Gruppe dann gefunden und nach viel Gerede haben sich die Gemüter dann beruhigt. Während die Betreuer am Strand geschlafen haben sind kleine Kinder frei im Meer herumgetollt, wurden von Wellen in das Wasser gezogen und wieder freigespült und niemand (außer mir und Hanni) hat sich dafür besonders interessiert. Das Meer in Peru ist nicht ruhig und glatt, es gab Wellen von über 3 Metern Höhe und viele Kinder im Alter zwischen 4-9 die nicht schwimmen konnten und herumgesprungen sind.
Abends wurde dann mal wieder viel Diskutiert und Kinder spielten und rannten bis spät in die Nacht frei herum. Ich hab mich irgendwann in mein Bett gelegt und unter Geschrei und Licht etwas geschlafen. Aufgestanden wurde am nächsten Tag um 5 Uhr früh von den ersten und um 7 von den letzten. Chaotisch ohne System ging es wieder hinunter zum Strand. Anstatt darauf zu achten, dass Kinder Duschsachen, trockene Bekleidung und Schwimmhilfen dabei haben, wurden sie lieber 5 mal mit Sonnenschutz 100% eingeschmiert, denn jeder Betreuer hat Kinder eingecremt und da es kein System oder eine Reihe gab, wurden die Kinder unter Geblähre einfach von jedem eingerieben. Der Strand war wieder ähnlich chaotisch wie am Vortag aber darauf geh ich jetzt nicht genau ein. Abends ging es dann wieder zurück und nachdem wieder viel Geredet wurde, hat man sich dann endlich gegen halb 10 Abends entschieden einen Spieleabend mit den Kindern durchzuführen. Es sollte für jedes Kind eine Süßigkeitentüte als Preis besorgt werden, insgesamt wurden jedoch nur 16 Tüten besorgt und so musste erst wieder fast eine Stunde darüber gesprochen werden, wie dieses Problem den nun zu lösen wäre. Die kleinen Kinder die den ganzen Tag am Strand getoppt hatten, waren natürlich schon furchtbar müde als das Sackspringen dann endlich begonnen hatte, durften aber nicht ins Bett gehen da die Betreuer Angst hatten, die Kinder könnten allein AUS DEM BETT FALLEN. Ein gehässiges Lachen über diese hirnamputierte Angst konnte ich mir nicht unterdrücken. So wurde also mit allen Kindern (ich wiederhole zwischen 4-17 Jahren) bis 2 Uhr nachts gespielt. Viele der Kinder waren auf dem Boden gelegen und haben geschlafen aber ins Bett durfte ja niemand gehen. Nachdem ichs dann nicht mehr ertragen konnte, hab ich die Kinder einfach ins Bett gebracht und mich nicht mehr weiter über dieses PROBLEM unterhalten sondern gehandelt.
Am nächsten Morgen habe ich mit den Kindern normal geschaukelt. Da kam eine hysterische Marite von hinten angesprungen um mich darüber aufzuklären wie gefährlich das doch sei und die Kinder würden viel zu hoch schaukeln. Daraufhin musste ich herzlich lachen, denn kleine Kinder allein im Meer oder an einem fremden Ort in den Straßen ist nicht gefährlich, aber tödliche Killerschaukeln fordern dieser Logik nach ja jährlich Millionen von Kinderleben.
Anschließend ging es ins Schwimmbad. Das war eigentlich ganz schön. Ich hab mit den Kindern Schwimmen geübt. Alles war überschaubar und die Situation entspannt. Abends wurde dann beschlossen mit den Kindern ins Vergnügungsviertel der Stadt zu fahren. Also wurden alle, übermüdeten Kindern um 22 Uhr in ein Auto gepackt und ins Stadtzentrum gefahren. Diese hirnverbrannte Idee konnte ich dann nicht mehr lustig finden. Nachdem ich angesprochen hatte, warum man das denn nicht schon Nachmittags getan hätte und ob kleine Kinder denn nicht auch etwas schlafen wollen, wurde mir mitgeteilt, es handele sich hier um Straßenkinder und diese schlafen bekanntlich ja eh nicht so viel in der Nacht. AH HA!!!
Zuerst standen wir fast eine Stunde an der Plaza und haben uns eine homosexuelle Pipshow ansehen müssen die alles andere als lustig, eher Armseelig und hart unter der Gürtellinie war. Aber naja 6 jährige, übernächtigte Kinder schauen sich gerne schwule Schlampen an die sich nachts vor allen Leuten zum Affen machen.
Anschließend wurden Hanni und mir 9 Kinder (die Kleinsten) in Obhut gegeben und wir sollten diese nachts um 11 eineinhalb Stunden beschäftigen. Für jedes Kind hatten wir 2 Soles zur Verfügung (also NICHTS). So jetzt könnt ihr euch sicherlich vorstellen wie schön das ist mit 9 schreienden Kindern nachts durch ein belebtes Vergnügungsviertel zu streifen. GAR NICHT! Aber hey, wir sind doch am Strand, es sind doch Straßenkinder, das macht doch nichts.
Zum Glück haben wir eine Spielhalle gefunden in die wir die Kinder schleusen konnten und wo sie einigermaßen sicher und überschaubar waren. Plötzlich kamen die eigentlichen Betreuer (diese ohne Kinder, aber wild lachend und sehr vergnügt, „danke ihr Deppen“) vorbeigeschlendert. Plötzlich liefen einige Kinder aus meiner Gruppe davon. Ich schreiend hinterher. Da wurde mir mitgeteilt, ja die Betreuer hätten es erlaubt dass sie weg gehen und sich was Süßes kaufen könnten. Also HALLO? Killerschaukel gefährlich, 9 jährige alleine nachts in einem Vergnügungsviertel harmlos? Außerdem war ich stink sauer. Ich hatte die Kinder zugeteilt bekommen also war ich dafür verantwortlich, da kann ich doch nicht einfach reinschneein und die Kinder losschlicken sich was zu kaufen ohne vorher mit mir zu reden. Ich hätte sie an diesem Abend ALLE abklatschen können.
Gegen 1 Uhr nachts wurde dann ein Kleinbus organisiert. Dort wurden dann alle Kinder reingestopft, der Bus fuhr ohne Betreuer ab. Wenn ich für 5 Cent denken würde, hätte ich kleine Gruppen mit Kindern plus Erwachsenen gemacht, das wäre sicher gewesen. Aber nein, alle Kinder auf einmal rein in den Bus ohne nachzudenken und ab. Also fuhr der Bus wieder zurück mit den Kindern um einen Erwachsenen mitzunehmen. Dieser hatte dann, wie sich herausgestellt hatte, aber keinen Schlüssel für das Haus dabei. Meine Güte, wenn die Köpfe dieser Leute aus Glas gewesen wären, hätte man die Scheiße arbeiten sehen können.
Letzter Tag. Einige Betreuer waren schon ohne Kinder runter zum Strand gelaufen ohne sich abzumelden. Ich hatte mal wieder ganz viele kleine Kinder zu betreuen und sicher zum Strand zu geleiten (das Haus war ca 20 Minuten Fußmarsch vom Strand entfernt). Um 15 Uhr sollte die Abfahrt sein, um 13 Uhr sahsen wir immer noch am Strand ohne etwas getan zu haben. Dösende Betreuer, schmutzige, nasse Kinder. Komischerweise waren wir dann aber doch bis fast 15 Uhr fertig. Es hat sich dann aber herausgestellt das falsche Busse mit zu wenigen Sitzplätzen und Platz für Gepäck organisiert waren. Ein Bus war wieder komplett voll mit kleinen Kindern aber ohne Erwachsene oder Aufpasser. Wieder standen alle furchtbar diskutierend in der Sonne und haben das Problem betrachtet. Ich war einfach zu übermüdet und zu angefressen um mich auch nur im Geringsten daran zu beteiligen. Also bin ich dann gegangen und hab was eingekauft. Nach na halben Stunde kam ich zurück und die Situation war die gleiche. Willkommen in Südamerika, Willkommen in Peru. Irgendwann sind die Busse dann mit uns abgefahren, 5 Betreuer und 2 Jugendliche haben es allerdings nicht geschafft in die Busse zu gelangen und standen mit jeder Menge Gepäck wartend am Straßenrand. Im Bus viel mir dann auf, dass der Mittelgang plus Gepäckablagen fast vollkommen leer waren (Gepäck hätte hier zu genügend verstaut werden können). Hanni und ich haben darüber dann bitter böse gelacht, haben uns Musik in die Ohren gestopft und nicht mehr über diese Sinnlosigkeit und diesen Irrsinn nachgedacht.
Das waren meine 4 Tage, fast ohne Schlaf ohne System und vor allem mit viel Chaos. Ich glaube was man hier wirklich lernen kann ist, wie mach ich mir Probleme wo keine sind und wie Betrachte und SPRECHE ich über Probleme ohne sie lösen zu müssen. Ich brauche Struktur!!!
Auch wenn dieser Beitrag jetzt etwas ironisch und gehässig ist, es gab sicherlich auch ganz viele schöne Stunden am Strand. Aber einmal reicht auch, ein zweites Mal würde ich nicht mehr mit gehen!
In Arequipa regnets ganz schrecklich und ist jetzt kalt! Aber ich hab Privatsphaere und Ruhe !
LG
Jens
1 Kommentar
Hi Jens,
muss ja schlimm für Dich gewesen sein, die chaotischen Verhältnisse. Kinder können manchmal auch schlimmer als Flöhe hüten sein. Ich kenne jemanden der mit 2 Jahren in Italien aus der Ferienanlage abgehauen ist, um nur mal Karussel zu fahren. Kennst Du diesen jemanden auch?
Gruß Vater