Nacht in Angst!

Dezember 18th, 2010

Hola

Ich muss euch jetzt von meiner letzten Nacht erzählen, denn die gleicht einem Krimi, also auf jeden Fall für mich. Ich bin irgendwann gegen 2 Uhr nachts aufgewacht weil ich Geräusche draußen gehört habe, erst wollte ich wieder schlafen, aber dann wurde es mir doch zu unheimlich. Also hab ich aus meinem Fenster gelugt und habe erkannt, das im Hof Licht brennt. Ich scharrende Geräusche vernommen und da ich wusste, das Maria nachts Angst hat uns sicherlich in ihrem Zimmer ist, wurde mir ganz plötzlich ganz schön unheimlich. Das Gebäude in dem sich das Hogar befindet, ist zwar durch ein großes Tor verschlossen, dennoch wäre es ein leichtes für Einbrecher über die flachen Dächer in den Innenbereich zu gelangen. Unsere Zimmer sind im übrigen kleine Quadrate auf dem Dach (ich mach bei Gelegenheit mal Fotos) das bedeutet das ich über das flache Dach laufen kann und einen Überblick über beide Innenhöfe und die Türen habe. So weit war ich aber noch nicht.
Zuerst habe ich fieberhaft versucht irgendwelche Stimmen oder Menschen durch meine Gardinen hindurch ausfindig zu machen. Dabei habe ich darüber nachgedacht, wer denn zur Weihnachtszeit ein soziales Straßenkinderprojekt ausrauben könnte und ob die Leute wirklich so skrupelos sind. Anschließend habe ich versucht mir eine Waffe zu besorgen, habe mich im Halbdunklen über meinen Rucksack hergemacht und alles gefunden, nur nicht mein verdammtes Pfefferspray :-/! Aber das ist hier meine einzige Verteidigung. Außerdem habe ich meine Kreditkarten in unbenutzte Decken gehüllt, für den Fall der Fälle das ich überwältigt und ausgeraubt werde.
Langsam wurde mir doch sehr mulmig und die Geräusche waren als ein Scharren zu vernehmen, genau so, als hätte jemand eine Türe aufgebrochen und würde jetzt dort Sachen herausschleifen.
Obwohl die Türen zu unseren Quartieren geschlossen sind, ist es ein leichtes bei uns einzubrechen. Mann kann einfach hinter dem Haus das Badezimmerfenster aufschieben und einsteigen, dies kann nämlich nicht geschlossen werden. Also habe ich auch geräusche auf unserem Dach und an der hinteren Wand vernommen. Da Marias Häuschen vor meinem liegt, wurde der Beschützerinstinkt in mir wach gerufen und ich wollte die Eindringlinge von hinten überliesten und daran hintern in Marias Bad einzusteigen.
Also bin ich ganz langsam und leise aus meinem Zimmer geschlichen und habe mich im Schatten der Mauern versteckt. Mein Herz hat ganz schön geklopft. Zuerst jedoch habe ich mir eine Hose angezogen, damit ich im Falle einer Flucht nicht in Boxershort und Schlafhemd auf den Straßen Arequipas herumirren muss!
Nachdem ich unsere Quartiere im Schutze der Nacht inspiziert habe, gab es eine erste Entwarnung, hier befanden sich keine Eindringlinge. Aber warum zum Teufel war in den Höfen das Licht an und ich habe diese verdammt unheimlichen Geräusche vernommen?
Also bin ich wie James Bond (so werde ich hier übrigens genannt weil niemand Jens ausspechen kann und das auch viel cooler klingt, findet ihr nicht?:>>) über die Dächer gestiegen um im Schatten einen Blick auf die Innenhöfe zu werfen. Ich kam mir nen bisschen vor wie ein Ninja auf geheimer Mission. Es muss schon sehr affig ausgesehen haben wie ich mit verbissenem Gesicht und geduckter Haltung um Mauern geschlichen bin und hinter Gegenständen hervorgelugt habe.
In den Innehöfen war alles ruhig und auch die Türen waren verschlossen. Trotzdem hatte ich dieses eklige Gefühl im Rücken.
Also bin ich wieder zurück zu unsren Zimmern gehuscht und habe leise an Marias Türe geklopft. Diese hat dann nach einer geraumen Zeit mit kreidebleichen Gesicht die Türe geöffnet und mich ganz schön erschreckt. Überall in ihrem Gesicht war Pickelcreme verteilt und alles in allem sah sie zu dieser nächtlichen Stunde doch sehr zum fürchten aus.
Nachdem ich ihr alles erzählt hatte und auch sie sichere Geräusche vernommen hatte, haben wir uns wie in einem Hühnerhaufen etwas hochgeschaukelt. Keiner von uns hatte die Nummer der Polizei und die Nerven lagen etwas blank.
Also hat sich Maria schnell ein Notfallhandy geschnappt und ich als Mann haben meine Pflicht getan und Frau und Hof verteidigt. Hab mir einen Besen geschnappt (Schwachsinnsidee) an das Pfefferspray hab ich gar nicht mehr gedacht und bin nun in nächtlicher Finsternis den gespenstischen Gebäudekomplex abgegangen.
Es war nichts Auffälliges zu entdecken, bis auf die Tatsache das ich kurz vor einem Herzinfakt stand als die Katze aus einer dunklen Ecke herausgesprungen kam.
Es hat sich dann herausgestellt das Maria einfach vergessen hatte die Lichter auszumachen und das wir uns in unserer Panik vielleicht etwas hochgeschraubt hatten und normale Nachtgeräusche einer Stadt falsch interpretiert hatten :>>! Trotzdem, ich war so aufgewühlt das ich erst um 4 Uhr morgens schalfen konnte, mit gefunden Pfefferspray an meiner Seite :D!

Alles in allem fühl ich mich hier schon sicher, aber Maria fliegt an Weihnachten heim und das bedeutet das ich ab da an dann alleine im Hogar wohne da Hanni eine Mietwohnung genommen hat. Das ist dann glaub ich schon etwas grußlich, wenn man alleine in so einem Rießenhaus wohnt und letztendlich auf sich gestellt ist. Ich werde mir aber die Nummer der Polizei aufschreiben, denn ein Telefon besitzt jedes Zimmer.

So das war meine Krimigeschichte. Im nachhinein kann man drüber lachen aber im Moment des Schreckens ist man doch etwas geschockt!

LG
Jens

Feliz Navidad para los pobres! Frohe Weihnachten für die Armen!

Dezember 17th, 2010

Hola

Gestern haben wir eine Weihnachtsfeier für die Mütter der Kinder veranstaltet. Das war super schön und es hat mir sehr großen Spaß gemacht, auch finde ich es wichtig, dass man nicht nur an die Kinder denkt, sonder auch etwas für die Frauen hier tut, denn die haben es hier wirklich nicht leicht. Nachdem die Frauen abends langsam eingetrudelt kamen (um 17 Uhr sollte die Feier beginnen, um 19 Uhr kamen die meisten - wir sind hier in Peru :>>) waren Maria und ich damit beschäftigt, uns um die Frauen zu kümmern, Wein auszuteilen und Chips zu reichen. Es hat großen Spaß gemacht und die Frauen waren sehr herzlich und haben sich sehr über uns Gringos gefreut &#59;)! Es wurde gelacht und gescherzt, Geschenke verteilt und kleine Spiele gemacht. Ich hab mich richtig wohl gefühlt, Wenn man so in die Runde geschaut hat, sah man in meist noch junge Gesichter die allerdings schon alle sehr verbraucht und vom harten Leben gezeichnet waren. Die meisten Frauen arbeiten fast rund um die Uhr um die Familie einegermaßen über Wasser zu halten. Die harte Arbeit und das arme Leben waren in jeder Form zu spüren.
Besonders reizend empfand ich es, als die Frauen begannen ein witziges, improvisiertes Grippenspiel aufzuführen. Bei dieser Weihnachtsgeschichte musste auch keine Puppe das Jesuskind ersetzen, nein, so etwa jede zweite Frau hatte ein Baby an der Brust und so wurden die eigenen Kinder einfach als Requisitten benutzt. Sehr schön :D! So wurde vor meinen Augen eine lebhafte, jungfräuliche Geburt nachgestellt 88| und nachdem wir Tränen gelacht hatten, wurde die beste Theatergruppe mit einem kleinen Preis geehrt.
Schön fand ich es auch, als ich einer alten Frau Wein eingeschenkt habe und diese, die ersten Tropfen auf den Boden gespritzt hatte um damit Pachamama zu ehren. Ach ich liebe es wenn Menschen an ihren Gebräuchen festhalten und noch eine gewisse Art der Magie in der Luft liegt. Danke Pachamama.
An diesem Abend konnte gelacht werden und es wurde viel gescherzt. Ich als weißer Gringo mit lockigen Haaren bin auch gut angekommen und wurde an zahlreiche dicke Brüste gedrückt und geherzt :>>! Was wieder aufgefallen ist, kein Vater kam zu den Festlichkeiten obwohl wir alle Elternteile eingeladen hatten. Traurige Realität in Peru.

Heute habe ich dan mit Rosa ein Schwesternprojekt vom Hogar de Cristo besucht nämlich das Niña Maria (kleines Mädchen Maria). Das Projekt ist noch relativ neu und es handelt sich dabei um ein Haus in dem junge Mädchen aus schwierigen Familienverältnisse von Montags bis Freitags zusammen mit einer Betreuerin wohnen. Derzeit wohnen hier 9 Mädchen im Alter zwischen 6 und 14 mit teilweise heftigen Hintergrundgeschichten. Da gibt es Mädchen die zur Prostitution gezwungen wurden, Vergewaltigungen und Misshandlungen im Elternhaus. Alle Kinder werden nur von einer Frau betreut die sogar im gleichen Zimmer wie die Kinder schläft. Eine unglaubliche Aufgabe. Ines hat mir unter anderem auch weitere Geschichten erzählt, von einem zu tote geprügelten Mädchen das in den Zementboden eines Badezimmers eingegossen wurde und weitere Horrorgeschichten.
Das Projekt, welches ich als sehr wertvoll und wichtig empfinde, ist allerdings noch sehr klein. Es gebe weit mehr Bedarf für weitere Mädchen aber leider fehlt es an Freiwilligen Helfern bzw. an weiteren Erziehern die Rund um die Uhr mit den Kindern zusammen wohnen wollen. Insgesamt hätte das Haus Kapazität für 20 Mädchen und junge Frauen.
Ehrlich gesagt hat mich das Projekt so beeindruckt das ich kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt habe zu wechseln. Allerdings könnte es etwas schwierig werden, da ich ja ein Junge bin, die Mädchen schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht haben und ich mit ihnen zusammenwohnen würde. Allerdings hatte ich den Eindruck das ich bei den Girls recht beliebt war &#59;)! Ich werde sehen was die Zukunft bring. Definitiv ist meine Anfangszeit in der man sich orientieren muss um, die Sprache klappt immer besser und ich bekomme mehr Hintergrundinformationen, auch möchte ich die Arbeit auf der Straße gerne weiter ausbauen und bin nächste Woche schon wieder dabei. Allein Hausaufgabenbetreuung reicht mir nicht, ich möchte mehr bewirken.
Da ich zu meinem Geburtstag auf Grund des Visas Peru verlassen muss, habe ich vor in dieser Zeit für einen Monat durch Bolivien zu traveln (hab ich das schon erwähnt?) danach möchte ich über Macchu Picchu und Cusco wieder zurück nach Arequipa kommen, vielleicht ist dann der richtige Zeitpunkt noch einmal nachzuhacken ob sich ein Wechsel in das Niña Maria lohnen würde.

Wünsch euch frohe Weihnachten bzw. eine Voradventszeit
Schätzt die Dinge die ihr habt, vor allem eine gute Beziehung zur eigenen Familie
Liebe Grüße
Jens

Streetwork und Arbeit in der Wellblechhüttensiedlung!

Dezember 15th, 2010

Hola ihr Lieben weit weit weg!

HEute war es soweit und ich hatte meinen ersten Einsatz auf der Straße. Zusammen mit zwei Psychologiepraktikantinen und Maria ging es hinaus in die Vororte von Arequipa in die Wellblechhüttensiedlungen bzw. Slums. Der Grund unseres Aufenthalts dort war, dass wir die Familienverhältnisse und Wohnbedingungen zweier neuer Kinder gecheckt haben und die Eltern interviewen sollten. Um in die Außenbezirke zu kommen mussten wir alleine 1 Stunde mit einem so genannten "Colectivo" (kleine Minibusse für wenig Cents, die vollgestopft werden und überall angehalten werden können) durch die Stadtteile Arequipas fahren. Als wir angekommen sind war es schon ein merkwürdiges, vielleicht sogar beklemmendes Gefühl mitten in der Wüste, hunderte von kleinen Barraken stehen zu sehen in denen zahlreiche Menschen hausen. Erstmal mussten wir etwas durch den "Slum" laufen, befestigte Wege gibt es nicht und die Entscheidung am heutigen Tag FlipFlops zu tragen, war eine ganz und gar dumme. Überall liefen knurrende Hunde herum und das nächste Mal werde ich bei einen solchen Einsatz Pfefferspray und meinen Hundeschutz mitnehmen. Dennoch fande ich das ganze sehr interessant und habe mich glücklich geschätzt auch diese Seite des Lebens kennen zu lernen.
Zuerst gings zum Haus des Vaters, denn wie in Peru üblich, sind die Eltern getrennt, der Vater abgehauen und die Mütter allein. Der Mann hat in einem kleinen Quadrat gewohnt dessen Wellblechdach in Kombination mit den Sonnenstrahlen den Innenraum zu einem einzigen Backofen erhitzt haben. Es stellte sich heraus das dieser verbrauchte Mensch erst 32 Jahre alt ist. Es wurden mehrere Fragen zu Kindern und Familiensituation gestellt und nach einer Weile habe ich erst vollkommen realisiert, das ich gerade wirklich, in einem lateinamerikanischen Slum, in einer Hütte sitze und einem Mann zuhöre der monatlich weniger Geld als 30 Euro zur Verfügung hat. Es gab kein fließend Wasser, nur einige Kleidungsstücke in Plastiktüten, ein hartes Bett und einen sperrlichen Schreibtisch. Der "Garten" bzw. das Minigrundstück war trocken und kahl und der einsam vor sich hinblärende Radio hat die ohnehin schon trostlose Gegend noch beklemmender gemacht. Was aber auffält ist, dass jede Hütte und ist sie noch so klein, einen Tv besitzt, Bücher, sucht man vergeblich. Wer braucht die auch, wenn man nicht lesen und schreiben kann.
Nachdem ich einen Hautausschlag und das schorfige Gesicht des eigentlich "jungen" Mannes bestaunt hatte, waren wir dann auch fertig mit den Fragen und es ging weiter in ein anderes "Elendsviertel" um die Mutter zu besuchen.
Was wir hier gesehen haben, schießt komplett den Vogel ab. Die Familie wohnt in einer Ruine, anders kann ich es nicht ausdrücken. Die Mutter allein und meiner Meinung nach psychisch krank, mit 3 Kindern vielleicht im Alter von eineinhalb, 4 und 6 Jahren. Außnahmslos jedes Kind war in einem absolut verdreckten und heruntergekommenen Zustand. Die Kinder wirkten eher wie Tiere und selbst der älteste konnte keine vernünftigen Worte sprechen. Die Mutter absolut passiv und lieblos, versuchte die Situation zu verteidigen. Die Kinder untereinander haben sich in einer Art Höhlenmenschensprache miteinander unterhalten. Der Kleinste war komplett zugeschissen und verpisst (die Mutter meinte, oh der wäre gerade ins Wasser gefallen). Ein aboslutes Trauerspiel. Das muss man erstmal verdauuen. Zwar gibt es auch "Assoziale" Leute in Deutschland und solche Fälle ziehen die Aufmerksamkeit der Medien auf sich, aber hier in Peru, ist dass ja nichtmal etwas Besonderes. Das traurige ist, dass die Kinder, um die es eigentlich geht, bereits im Heim wohnen (diese sind älter) weil sie der Mutter weggenommen wurde. Nun ja gut, was macht dann eine "dumme" Familie die nicht lesen und schreiben kann und von nichts eine ahnung hat und sowieso "einfach" strukturiert ist. Sie setzt einfach neue Kinder in die Welt, warum auch nicht. Aber das die Kinder tatsächlich unter solchen Bedingungen hausen müssen und eher den Charakter von Tieren und nicht von Menschen besitzen, hat mich dann doch etwas sprachlos gemacht.
Dennoch, auch wenn diese Viertel sicherlich erschreckend, schmutzig und beengt sind, es ist doch kein Vergleich zu Indien&#59;)! Ich bin sehr froh das ich das gesehen habe und für mich ist das eine sehr wertvolle Erfahrung, auch freue ich mich, dass ich in Zukunft öfter auf solche Touren mitgehen darf, denn wenn man die Kinder nur hier im Hogar kennen lernt, dann denkt man, oh so schlimm ist das doch nicht, sie essen hier, haben einigermaßen saubre Sachen an und machen die Hausaufgaben. Wenn man dann aber sieht wie sie dahinvegetieren würden, wenn es diese Einrichtung nicht gebe, dann ist man doch froh um jedes Kind das täglich hier zum essen und zum waschen erscheint.

Nachmittags hatte ich dann noch eine lange Diskussion mit Rosa (der Heimleitung) über Armut, Politik, Alkoholismus, und Väter. Habe sehr interessante Infos bekommen, aber das sprengt jetzt hier einfach den Rahmen.

Fakt ist, dass ich mir heute wieder mal gedacht habe, mein Gott Jens, wo bist du nur schon überall gewesen. Jetzt war in ich einem lateinamerikanischen Slum, habe in einer Lehmhütte in Nepal gemeinsam mit Büffeln in einem Raum geschlafen und habe eine Woche in einem thailändischem Kloster verbracht und in der Wohnung eines grußlichen Mannes in Rumänien genächtigt. Eins kann ich euch mit sicherheit sagen, die eigenen Ansprüche werden durch solche Erfahrungen definitiv etwas kleiner, aber ganz ehrlich, ich freu mich auch wieder auf etwas mehr Luxus. Ich bräuchte nämlich ganz dringend mal eine Dusche die richtig funktioniert und braust und ich habe unglaubliche Lust auf Zini Minis :>>!

Mit diesen Worten schließe ich den heutigen Tag
ich hoffe es geht euch gut, mir auf jeden Fall
Saludos
Jens

Pedro y Juanita!!!!

Dezember 11th, 2010

Buenas tardes aus Peru

Nun bin ich also schon einen ganzen Monat hier in Peru und lebe mich langsam ein, also folgte was folgen musste. ICH HABE HAUSTIERE!!! Pedro und Juanita, zwei kleine Papagein die in winzigen Käfigen in der prallen Sonne auf dem Markt gestanden haben. Eigentlich ist es nicht richtig solche Tiere zu kaufen aber die beiden haben mir so unsagbar leid getan das ich sie für umgerechnet 10 Euro mitgenommen habe. Die nächste Frage hat sich dann gestellt, worin soll ich die beiden den dann halten. Also bin ich heut über den Markt gehuscht und habe Käfige gesucht. Eigentlich wollte ich ne großen Käfig aber in Peru gibts nur diese Minikäfige, darum werde ich die beiden, wenn sie sich an mein Zimmer gewöhnt haben, wohl tagsüber frei fliegen lassen. Wie das ganze dann nun weitergehen soll weiss ich auch noch nicht, ich will ja auch rumreisen, aber ich denke mal, es findet sich schon jemand der sich dann um die beiden kümmert oder ich fahre zum Wald und lass sie frei. Ich bin mir zu fast 100% sicher, dass die beiden irgendwo gefangen wurden. Im Moment sind sie noch sehr ängstlich und ruhig, ich hoffe sie bleiben ruhig und stören mich nicht bei meinem verdienten Schönheitsschlaf :>>!

Im übrigen, Hanni, eine weitere Schwedin ist als Voluntario gekommen, sie bleibt bis März, Maria fliegt am heiligen Abend heim. Im Februar kommt dann nochmal eine Schwedin, diese wird wohl noch länger bleiben. Von Hanni kenn ich noch nicht viel, da sie nur heute mal kurz da war. Sie ist aber super nett, 20 Jahre, war schonmal 8 Monate hier, hat hier einen peruanischen Freund und spricht super Spanisch und Englisch. Das kann mir nur von Nutzen sein.

Weitere Neuigkeiten. Wir haben hier im Büro einen freien Internetanschluss von einem gegenüberliegenden Hotel gefunden. Jetzt sitzen Maria und ich oft abends, wenn keiner mehr da ist, im Büro und haben kostenloses Internet. Ist das nicht famos?

Wünsch euch was
Liebste Grüße
euer Tierfreund
Jens

p.s. kann mir jemand sagen was das für eine Papageinart ist?

Puno y el lago Titikaka

Dezember 6th, 2010

Hola

Da bin ich nun wieder im sonnigen Arequipa zurueck von einer echt heftigen Tour zum Titikakasee auf fast 4000 Metern Hoehe. Aber jetzt erstmal von Anfang an.
Da Johannes und Teresa fertig mit ihrer Arbeit im Hogar sind und ueber Puno weiter nach Bolivien reisen werden (oder mittlerweile schon dort sind) haben sich Maria und ich ihnen angeschlossen und eine 2 taegige Tour zu den Bewohnern des Titikakasees gebucht.
Dafuer ging es mit dem Bus von Arequipa 6 Stunden lang durch das wunderschoene Altiplano nach Puno einer Stadt am Titikakasee.
Die Reise durch das Altiplano war fuer mich wieder ein Hochgenuss und angesichts der fassunglosen Weite und Grossartigkeit der Natur mit ihren Vulkanen, Graslandschaften und Seen, bin ich wieder uebergluecklich mein Leben voll auszuschoepfen und die Welt in ihrer vollen Schoenheit zu erfassen. So beginnt man bei der einzigartigen, kargen Landschaft in der, so scheint es, nur Licht und Schatten, Kuenstler einer riesigen Leinwand sind, zu verstehen, warum die Menschen hier im Hochland weiterhin an Pachamama, an die Goettin Mutter Erde glauben und so taucht man ein in die Wunderwelt und die Einzigartigkeit der Landschaft und verliert sich in ihrer Schoenheit.
Busfahren in Peru macht Spass, den man sieht viel, es ist jedoch auch eine Herausforderung und unglaublich anstrengend. Vor allem beim Ueberqueren von Paessen die sich hier leicht einmal ueber 4000 Meter in die Hoehe schrauben, merkt man die Hoehe und so sind Kopfschmerzen meist vorprogrammiert.
In Puno angekommen, sind wir sofort vom Busbahnhof in einen kleinen Shuttelbus gesprungen und zu unserer ersten Tour nach Sillustani aufgebrochen. Einer Praeinka Kultstaette die an einem weiteren, riesigen See gelegen ist. Hier wurden wir zeugen von einzigartigen Grabtuermen in denen die Menschen Mumien bestattet hatten und diese dort jaehrlich mit Gaben geehrt wurden. Vorbei ging es an einen See mit Flamingos und hier hat mir Pachamama ein besonderes Geschenk gemacht. Als wir auf den See zugefahren sind, haben sich die Flamingos erhoben und sind in einem grossen, rosafarbenen Schwarm in den endlos blauen Himmel aufgebrochen. Ein unglaubliches Naturschauspiel. Danke fuer mein reiches Leben &#59;)!
Anschliessend sind wir wieder zurueck nach Puno gefahren wo wir uns ein Hotel gesucht haben, welches jetzt nicht unbedingt super toll war, angesichts meiner Erfahrungen in Indien jedoch ausreichend luxurioes war &#59;)! Wie gesagt, ich bin nicht mehr anspruchsvoll:>>!

Am naechsten Tag ging es dann mit dem Boot hinaus auf den Titikakasee. Zuerst haben wir die Aymaravoelker der schwimmenden Inseln besucht (alles sehr touristisch, leider). Danach sind wir beinahe 3 Stunden ueber das endlose blau des Sees gefahren um weitere Inseln zu besichtigen. Der Titikakasee an sich, ist weniger ein See, er ist eher ein MEER! Die Flaeche ist so gewaltig, das man das gegenueber liegende Ufer oft kaum oder gar nicht sehen kann.
Nachdem ich eh schon Kopfschmerzen hatte, sind wir dann mit unserem Minikutter auch noch in etwas unruhiges Gewaesser gekommen. Das heisst, die Wellen waren ca 2-3 Meter hoch und wir wurden ueber eine Stunde lang herumgeschuettelt. Am Anfang fand ich das alles noch lustig, aber irgendwann reichts dann auch und es kam was kommen musste. Uns wurde TOT schlecht und ich weiss nun, das ich kein Seemann bin &#59;)!
Sind dann auf einer Insel angekommen, deren Name ich vergessen habe und wurden dort einer Familie von Quechua"Indianern" zugeteilt bei denen wir uebernachten durften und bei denen wir gewohnt hatten.
Abends gab es dann noch ein Fest bei denen wir traditionelle Quechuatrachten tragen mussten. Also wir Jungs Ponchos und die Maedels diese ueberaus haesslichen fetten Roecke mit denen jede Frau aussieht als waere sie ein Bonbon.
Hier hab ich dann auch richtig gut Durchfall bekommen und nachdem mir eh uebel war und ich mich auf Grund der Hoehe nicht gerade toll gefuehlt hatte, musste ich dann auch noch die ganze Nacht mit der Taschenlampe Fluchtartig mein Zimmer verlassen um durch die Dunkelheit zu hetzen und mich in einem Klo ohne Spuelung zu entleeren :))! Genau bei diesem Trip hatte ich auch mein Immodium und meine Kopfschmerztabletten vergessen, was ich sonst NIE tue. Naja ich bin ja schliesslich in die Welt gereist um etwas zu erleben und euch mit meinen Geschichten ein Laecheln ins Gesicht zu zaubern :D!
Am naechsten Tag haben wir auf der Insel noch einen Pachatata (der Erdvater) Tempel besucht der auch schon von den Inka errichtet wurde. DAfuer mussten wir einen Berg hinaufsteigen auf dem ich auf Grund der Hoehe der Uebernaechtigung und dem Mangel an Nahrhaften fast kollabiert waere. Ich fuehlte mich wie kurz vor einem Schlaganfall. Ich glaub an dem Tag bin ich echt an meine Grenzen gegangen.
Danach sind wir wieder 3 Stunden ueber den See zurueck nach Puno gefahren wo Maria und ich nur 15 Minuten Zeit hatten unsre Bustickets zu holen und zum Busbahnhof zu kommen. Nicht das es so schon stressig genug gewesen waere, es hatte dann noch begonnen zu hageln und zu schneein und nachdem wir relativ nass zum Bus gerannt kamen, haben wir ihn gluecklicherweise noch auf die letzte Minute bekommen und sind dann wieder 6 Stunden zurueck nach Arequipa gegondelt. Die Busfahrt war furchtbar, denn wir hatten beide fast kein Geld mehr, ich hatte kein Geld und keine Zeit mehr mir was zu trinken zu kaufen und gegessen hatte ich etwas reis und 2 Kartoffeln (auf Grund des Durchfalls). Wir waren also heilfroh wieder abends um 9 im trockenen Arequipa anzukommen und mit den letzten zusammengekratzten Centimos haben wir uns ein Taxi nach Hause genommen.
Heute morgen gings mir schon wieder ausgezeichnet und ich bin auch schon wieder mit der Arbeit fertig. Muss dann heute Mittag etwas schlafen.
So das wars jetzt erstmal. Ich wuensch euch noch nen schoenen Nikolaus.
Saludos
Jens