Der Regenwald und die Tage danach!
März 30th, 2011Hallo ihr Lieben!
Heute bin ich wieder in La Paz angekommen. Nachdem ich in eine ziemlich gewöhnungsbedürftige Propellermaschine in Rurrenabaque gestiegen und über einer Graspiste auf der Pferde grasten, abgehoben bin, bin ich wieder auf 4000 Meter Höhe in La Paz gelandet und hab den Dschungel hinter mir gelassen. La Paz haut mich diesmal förmlich um, nach gut 2 Wochen im Tiefland ist die Höhe hier grausam und mir ist schwindlig und schlecht. Hinzu kommt, dass ich die letzten zwei Tage in Rurrenabaque wieder Fieber und Durchfall hatte und von daher sowieso geschwächt bin. Nun gut, möchte mal keine Mimose sein, Durchfall ist schon besser geworden und Fieber ist komplett überstanden, aber solche Dinge verderben einem einfach den Spaß am Reisen.
Nichts desto trotz, der Regenwald und meine 3 tägige Tour im Madidi Nationalpark waren der Hammer. Los gings im Regen auf einem kleinem Boot 3 Stunden den Rio Beni hinauf in das Naturschutzgebiet. Bei meiner Tour dabei war ein junges Pärchen (gemixt aus Chile und Belgien) und zu dritt, war unsere Gruppe wunderbar überschaubar. Der Regen war zuerst etwas anstrengend, da es dadurch auch ungewöhnlich kalt geworden ist, aber es hat meiner Begeisterung keinen Abbruch getan. Als dann auch noch 3 rote Aras über uns hinweg geflogen sind, hab ich vor lauter Enthusiasmus aufgeschrien! DAs war mir hinterher selbst peinlich dass ich so ausgeflippt bin und alle Leute im Boot haben ziemlich gelacht. Aber naja, kommt schon, Aras in freier Wildbahn, WIE FETT IST DAS DENN???
Im Dschungelcamp angekommen war ich sehr positiv überrascht, es waren einfache Unterkünfte, aber alles in allem sehr sauber und tropisch. Ich war angekommen. Mitten im Regenwald. Begeistert bin ich während der Mittagspause gleich alleine etwas rumgestromert und habe tolle Entdeckungen in einem nahe gelegenem Bach gemacht. Ich konnte ganz viele bunte Fische beobachten (wer ein Aquarium hat und sich auskennt, es waren Buntbarsche, Salmler und Panzerwelse) und war sofort Feuer und Flamme für den Ort. Auch das Essen war wirklich sehr gut und so konnten wir uns für unsere erste Tour stärken.
Unser Guide war etwas mürrisch und machte eher den Eindruck als hätte er keinen Bock auf die ganze Sache, aber ich war so entzückt von all dem Grün und den Tiergeräuschen, das mir das im Grunde egal war. Man muss ihm aber zugutehalten, dass er echt was auf dem Kasten hatte und einfach ne menge wusste. Zwar hat er sich meist nur die Zeit für die größeren Spektakulären Dinge genommen und nicht unbedingt für die verschiedenen Ameisen, Fröschchen und Spinnen auf die ich Mega abfahre, aber ich kanns verstehen. Nicht jeder ist so verrückt darauf alle möglichen Insekten, Amphibien und Pilze zu bestaunen und zu fotografieren. Es sei ihnen vergeben. Am ersten Tag konnten wir gleich Totenkopfäffchen und Kapuzinaäffchen in den Bäumen beobachten und gigantische Bäume betrachten. Diese Bäume sind so UNFASSBAR groß, da muss man selbst davor gestanden haben um diese Relationen zu begreifen. Da gibt es Bäume die über 100 Meter hoch sind und einen Durchmesser von 10 Metern besitzen. Wirklich der WAHNSINN!!!!
Alles in allem kann man sich den Regenwald aber nicht so vorstellen, das nach jeden 10 Metern eine neue exotische Schönheit auf einen wartet und sich perfekt vor der Kamera positioniert. Bilder und Videos wie man sie aus National Geographics oder den besten Dokus kennt, sind wahre Glücksache und ich glaub die Leute brauchen Wochen und tausende von Bildern um eine Handvoll guter Fotos zu erwischen. Oft erahnt man die Tiere vor allem, aber es ist super spannend. Plötzlich wird man dann ganz still und konzentriert sich auf jedes Rascheln und Knistern um dann einen kurzen Moment einen Blick auf eines der versteckt Lebenden Tiere zu werfen. Es hat mir überaus gut gefallen.
Was ich vielleicht auch noch erwähnen sollte ist, dass ich definitiv falsches Schuhwerk dabei hatte. Nur meine Turnschuhe (Vans) nun ja, nun war das ja REGENwald in der REGENzeit und mit Sportschuhen durch Sümpfe und Bäche zu waten ist vielleicht nicht das schönste Vergnügen das man sich vorstellen mag. Aber nun gut, ich habs überlebt, meine Schuhe auch, die sind wieder trocken und sauber.
Täglich sind wir um die 25 Kilometer durchs Dickicht gelaufen was wirklich wirklich anstrengend gewesen ist. Es waren super tolle Momente und Erfahrungen und ich möchte die ganze Sache definitiv nicht missen. Unter anderem hatten wir auch eine Nachtwanderung und eine Wanderung zu einem Sumpf an dem die Tiere trinken, baden und Lehm fressen. Hier haben wir doch tatsächlich einen PUMA sehen können. Jedoch nur für einen super kurzen Moment. Und als wir da gerade so schön in den Wald gestarrt haben und versucht haben uns nicht zu bewegen, bin ich an einem Baum hängen geblieben, an dem ich lieber nicht hätte hängen bleiben sollen. Es gibt im Regenwald nämlich Bäume die eine Symbiose mit Ameisen eingehen. Die Ameisen leben in extra gewachsenen Hohlräumen im Inneren des Baumes, auch produziert der Baum Nektar um die Ameisen zu versorgen. Im Gegenzug dafür sind diese Ameisen äußerst aggressive Biester und fallen alles und jeden an der dem Baum zu nahe kommt. Nun war ich der unglückliche Depp, auf den die Ameisen in Scharen eingefallen sind. Die Bissen sind nicht mit einheimischen Arten zu vergleichen und nachdem der Puma dann weg war, musste ich mich fast komplett ausziehen um die Ameisen wieder los zu werden.
Alles in Allem waren es aber vor allem die Ameisen die mich super fasziniert haben. Es gibt so viele Arten und Varianten in den unterschiedlichsten Farben und Formen, ein Feuerwerk der Schöpfung. Es gab da auch super große (an die 5 cm) wirklich gewaltige Dinger, davon hat mich auch eine gebissen. Mein Bein ist darauf hin dann angeschwollen und ich hatte fast zwei Tage lang Schmerzen. Für kommende Trips in den Regenwald sei jedem gesagt, OBACHT!!!!!
Am letzten morgen sind wir schon sehr früh aufgebrochen um am Fluss Vögel zu beobachten. Einen Tag zuvor bin ich wieder alleine in der Mittagspause zum Fluss gelaufen und konnte unter anderem Tukane, Affen und Nasenbären beobachten. Leider konnte ich keine guten Fotos machen. Meine Hoffnung war, früh am Morgen, endlich Papageie vor die Kamera zu bekommen. Leider hat es am Morgen stark geregnet und wir sind um sonst aufgebrochen. Das ist die einzige Sache die mich etwas ärgert. Ich hab zwar immer wieder Vögel und Aras gesehen, jedoch leben die so weit oben in den Bäumen das man fast keine Chance hat ein Foto zu machen. Das hätte ich schon gern gemacht.
Hinter her sind wir noch zum Piranha fischen gegangen. Auf einem der Fotos solltet ihr mich theoretisch mit einer Angel und Fleischbroken erkennen können, man siehts aber nicht. Man achte aber bitte auf meine Füße !
Nachdem auch einige Fische gefangen wurden (leider keiner von mir ) wurden uns diese lecker zubereitet. Ich muss sagen, Piranha schmeckt wirklich gut, ist zu empfehlen!!!
Anschließend ging es wieder zurück nach Rurrenabaque. Dort bin ich super glücklich angekommen und hätte die Welt umarmen können und naja dann, hab ich in der Nacht wieder beschissenes Fieber bekommen und war die restlichen 2 Tage nur rumgelegen. Ach Leute es ist wirklich zum kotzen. Dieses ständige krank sein. Ich futter hier Antibiotika wie andere Leute Bonbons und fühle mich nach solchen Aktionen wirklich immer wie gerädert und halb tot. Ich wünschte mir, dass ich jetzt endlich mal etwas Ruhe vor Fieber, Durchfall und Kotzerei haben können. Lateinamerika ist toll, Gesundheitlich bekommt es mir gar nicht. Obwohl ich hier super Erlebnisse habe, freue ich mich jetzt langsam wirklich, wirklich auf zu hause. Auf warme Duschen und Essen das ich Essen kann ohne hinterher kackend und kotzend aufs Klo zu rennen. Es wäre ein Traum.
Für morgen Nacht hab ich nen Bus nach Uyuni gebucht. Dort ist die größte Salzwüste der Welt und eine der spektakulärsten Gegenden des gesamten südamerikanischen Kontinents. Ich freu mich, doch liegt Uyuni auf fast 4000 Metern Höhe. Ich hoff dass ich bis dahin einfach fit bin.
Liebste Grüße von weit weit weg
Jens
p.s. auf einem Bild kann man mich auch aus einer Liane Wasser trinken sehen. Ach und bevor ichs vergesse, auf dem einem Bild sieht man doch tatsächlich einen PFEILGIFTFROSCH!!!!! Ich bin so ausgeflippt, und jetzt ratet mal, wer den entdeckt hat???
Die Höllenfahrt meines Lebens
März 26th, 2011Hallo ihr Lieben, ich habe überlebt und zwar RICHTIG!!!
Eine meiner frühsten Kindheitserinnerungen ist es, das ich im Kindergarten sitze und wir eine Projektwoche zum Thema Regenwald veranstaltet haben. Zwar weiß ich nicht mehr genau was gesprochen wurde oder was ich genau getan habe, aber ich kann mich erinnern das alles total grün und tropisch gestaltet war. Es wurden exotische Tiere gebastelt und ein Film zum Leben im Urwald geschaut. Damals war ich schon so fasziniert von dieser grünen Hölle und die Begeisterung dafür ist nie gewichen. Mein erstes Referat in der 5ten Klasse habe ich freiwillig über den Regenwald gehalten, weil es mir Spaß gemacht hatte. In der Bücherei wurde jedes Sachbuch zum Thema Urwald und Amazonas ausgeliehen und zu Hause fleißig studiert. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass ich als Kind so schockiert und betroffen von einem Artikel über einen Waldbrand im Dschungel gewesen bin, dass ich all mein Taschengeld gespendet hatte. Seit damals, möchte ich in den Amazonasregenwald und diese unbeschreibliche Artenvielfalt erleben. Möchte Teil sein, an diesem Wunder der Welt. Und jetzt ist es so weit, ich bin in Rurrenabaque und werde in den Madidi Nationalpark gehen, dem Artenreichstem Ökosystem der Welt.
Wie ihr vielleicht wisst, habe ich dafür von Dienstag auf Mittwoch einen Nachtbus nach Rurrenabaque ins Amazonastiefland von Bolivien genommen. Mir wurde schon vorher gesagt, dass die „Straßen“ in keinem guten Zustand sind und es keine geteerten Pisten sonder nur Erde und Geröll gibt. Nun gut, ich bin ja schon viel gewöhnt und habe schon mehrere, ziemlich verrückte Busfahrten in den unterschiedlichsten Ländern erlebt, also hab ich mir gedacht, ja ja, wird schon passen. Für umgerechnet 7 Euro habe ich mein Busticket gekauft. Der Bus ist allerdings nicht in Coroico abgefahren, sondern von einem anderen Dorf tiefer im Tal. Da es keine festgelegten Abfahrtszeiten für die Busse gibt, hat man mir gesagt, ich solle einfach so ab 13 Uhr an der Schranke des Mauthäuschens auf den Bus warten. Der würde dann schon irgendwann kommen. Nun gut, also bin ich runter nach Yolosita in ein anderes Kuhkaff gefahren und hab mich bei netten „Mautbeamten“ an die Schranke gesetzt und gewartet…..und gewartet ;-)! Ich habe letztendlich 4 Stunden an diesem kleinem Posten in mitten der tropischen Umgebung an einer NOCH geteerten Straße gewartet. Südamerika, Asien und das Reisen, sind meine besten Lehrer im erdulden von Situationen, im Gelassen sein und natürlich im WARTEN.
Als der Bus dann endlich angerattert kam, war ich mehr als entsetzt. Beide Hinterreifen haben gequalmt und mussten mit einem Wasserschlauch gekühlt werden. Als ich dann in das Innere des Gefährtes eingestiegen bin, schlug mir eine Wand aus übel riechendem Menschenschweiß gemischt mit undefinierten Nahrungsmitteln entgegen und hätte mich fast wieder nach hinten umgeworfen. Im Bus sahsen lauter stillenden Müttern und Kleinkindern. Neben den ganzen Menschen, hatten auch 20 Hühner und eine Ziege Platz in dieser Luxusausführung eines Reisebusses gefunden und ich habe mich irgendwo zwischen die Einheimischen gequetscht. Letztendlich find ich es immer gut, der einzige Ausländer zu sein und mit den lokalen Leuten ins Gespräch zu kommen. Allerdings war diese Gesellschaft etwas anstrengend. Nun gut, vom Körpergeruch mal abgesehen, waren es vor allem die Kleinkinder die mich nach einiger Zeit echt etwas genervt haben. Zuerst hab ich noch etwas rumgeflaxt und den stolzen Müttern zu wunderbar dicken Kindern gratuliert, aber irgendwann sind mir diese kleinen Plagegeister gewaltig auf den Sack gegangen. Ja ich weiß, Babys sind Babys und man kann ihnen das Schreien nicht verbieten, allerdings wenn die ganze Zeit ein anderes Kind schreit und hinter mir kleine Kinderfüßchen unaufhörlich in meinen Sitz treten und kleine Patschehändchen ständig, an meinen so lustigen Haaren rupfen, dann ist es irgendwann doch wirklich etwas anstrengend. Da kommt halt der empfindliche Europäer zum Vorschein, der seine Privatsphäre und Ruhe liebt.
Die Straße änderte sich schnell von einigermaßen gut geteert in eine furchtbare Matsch- und Morastpiste. An steilen hunderte Meter tiefen Abhängen, schlitterten LKWs und Reisebusse haarscharf aneinander vorbei und in manchen Momenten hatte ich wirklich TODESANGST als ich die tiefen Abgründe gar zu deutlich vor meinen eigenen Augen gesehen habe (ich sahs am Fenster)!!!! Das hört sich jetzt alles vielleicht lustig und abenteuerlich an und ihr denkt euch, „Mensch der Jens, Teufelskerl, der erlebt was“ RICHTIG, aber auf diesen Wahnsinnstrip hätte ich wirklich verzichten können. Auch wenn die umgebende Natur wunderschön und der Wald immer dichter und tropischer wurde, ich konnte mich beim besten Willen nicht wirklich entspannen. Ob es am Geschreie der Kinder, an den gewagten Manövern unseres Kamikatzefahrers oder an den Todeshängen gelegen haben mag, wahrscheinlich hat alles zusammen gespielt. Es war einfach nur grauenvoll. An Schlaf war sowieso nicht zu denken da das süße Kind hinter mir ständig an meinem Sitz rüttelte und einen monotonen Singsang von BABU BABU angestimmt hatte. Ich hätte heulen können.
Irgendwann nachts um 2 ist dann vor uns die Straße weggebrochen und hat sich in einer Schlammlawine in den Abgrund ergossen und der unglückliche LKW vor uns ist im Morast komplett stecken geblieben. Es ging NICHTS MEHR! So sind also alle Leute raus gerannt und haben wild diskutiert und nach einer Lösung gesucht. Ich dachte, dass ich nun endlich etwas Schlaf finden könnte, leider wurde das Innere des Busses dank des fehlenden Fahrtwindes unglaublich heiß und das Geschreie der Babys die auch noch in die Windeln gekackt hatten, trug sein übriges zur entspannten Atmosphäre bei. Ich war der Spielball meines eigenen Karmas und konnte nur hoffen die ganze Fahrt heil und unbeschadet zu überleben und die Ruhe in mir selbst zu finden. In manchen Augenblicken wünscht man sich jedoch nur, den Körper zu verlassen! In solchen Momenten ist man einfach nur im hier und jetzt, geplagt und gepeinigt von der Umwelt und denkt nicht an gestern oder morgen, ergibt sich einfach nur dem Schicksal und kann nichts anders tun als abzuwarten, zu überleben und zu hoffen man regt sich dann, aber auch unglaublich schnell über Kleinigkeiten auf und schaukelt sich von einem zum nächsten. Ich muss geduldiger und gelassener werden, ich glaub das ist die Lehre die ich aus der ganzen Sache ziehen kann, danke oh allmächtiges KARMA ;-)!
Das war die Busfahrt meines Lebens, das kann ich euch sagen. Vor allem muss ich sagen, rettet mich bei solchen Erlebnissen mein doch tiefsitzender Humor den ich auch mit mir selbst teilen kann und mein ewiger Optimismus. Musste so lachen als ich mir vorgestellt habe, wie ich im Fieberwahn von Malaria geplagt, bewaffnet mit einer Handvoll Paracetamol auf diesem Weg in einem Bus zurück aus dem Dschungel in ein „tolles“ Krankenhaus nach La Paz gefahren werde. Nur Durchfall fehlt noch. Aber keine Angst, Rurrenabaque und der Madidi Park, sind Malaria- und Denguefrei, na is das nicht was?
Plötzlich ist neben meinem Fenster ein übermütiger LKW-Fahrer mit seiner Maschine vorbeigesaust und in den Abhang gekippt. Glücklicherweise ist er nicht abgestürzt sondern hatte sich einige Meter unterhalb zwischen Bäumen verkeilt. Na wunderbar, das auch noch.
Nach endlosem Warten ging die Fahrt dann weiter, doch diesmal waren wir es die sich im Schlamm festgefahren hatten. Also alle Passagiere raus und der Bus mit Schwung über den Matschberg hinüber. Wir sind alle schon weiter gelaufen um an einer günstigeren Stelle wieder einzusteigen (ach ja nur so am Rande, ich hatte meine Schuhe bereits während der Fahrt ausgezogen weil meine Füße kochten, ich bin also Barfuß in der tropischen Nacht über Dreckberge geklettert), da schrien die Leute hinter mir plötzlich „Corre Corre“ (Renn Renn) denn der Bus hatte so fest Schwung genommen, das er nun nahe daran war uns auf der engen Schlammstraße zu überrollen. Irgendwann sind dann alle wieder eingestiegen (das dauert bei Bolivianern schrecklich lange) und ein verheißungsvolles „VAMOS“ wurde durch den Bus gerufen (bedeutet so viel wie, „auf geht’s“ „Wir gehen“). Mit vamos wars dann aber nix, weil wir dann irgendwelche Probleme mit der Motorklappe hatten und eine weitere Stunde in der dampfenden Nacht gestanden haben. Irgendwann ging die Fahrt dann mit offener Motorklappe weiter. Nun fingen die Hühner an zu Gackern und die Ziege fing an zu meckern. Kein Wunder die armen Dinger, bei der Hitze und ohne Wasser.
Die Piste wurde nicht besser eher schlimmer und riskanter. Aber irgendwann bin ich beim furchtbaren Geholper und dem Gestank des Busses in den Schlaf geschaukelt worden. Allerdings, wirklich sehr spät, bzw. früh am Morgen. Vielleicht lag es am narkotisch wirkendem Schweißgeruch der Füße meines Hintermanns, vielleicht an der totalen Erschöpfung hervor gerufen von Stunden der Angst und der Panik, aber ich konnte tatsächlich ein klein Wenig schlafen.
Während der ganze Fahrt sind immer wieder Leute aus und zu gestiegen. Es war ein fröhliches Kommen und Gehen und mit geschätzten 20 Stundenkilometern, kämpfte sich der Bus wütend Stöhnend und Quitschend unter Auswurf, giftiger schwarzer Dampfwolken durch den Morast.
Trotzdem als die Sonne über dem Regenwald aufgegangen ist, war dies einfach ein unglaublicher Ausblick, ich war angekommen, im Amazonasregenwald, tief im Dschungel. Obwohl mir die Fahrt alles andere als gefallen hatte, kann ich mir hier gerade meine Kindheitsträume erfüllen. Was für eine kluge Idee von mir, nach der Ausbildung nicht zu arbeiten, sondern die Welt zu sehen und das zu tun, was mich interessiert und für was ich mich begeistern kann. Neben den unterschiedlichsten Pflanzen und riesigen bunten Schmetterlingen, konnte ich sogar einen Kaiman neben der „Straße“ im Wassergraben entdecken und konnte Kapuzineräffchen (der Untote Affe aus „Fluch der Karibik“) beim Spielen in den Bäumen beobachten. Diese Aussichten waren einfach nur FANTASTISCH.
Unser Bus hatte ca. 10 Stunden Verspätung und ich sahs alles in allem 24 Stunden in diesem Höllengefährt, zusammen mit den 4 Stunden warten, war ich also 28 Stunden nur mit meinem Trip nach Rurrenabaque beschäftigt. Zum Glück hatte ich genügend Wasser dabei, welches ich spendablerweise auch noch an die Kleinkinder verteilt habe, weil die Eltern zu wenige Flüssigkeiten mit dabei hatten (klingt das jetzt sehr selbstgefällig? Der rettende Prinz hilft den durstigen Kindern? Nein nein, so ist das jetzt nicht gemeint!)
Als wir dann endlich angeholpert kamen, war ich mir definitiv sicher, DAS MACH ICH NICHT MEHR. Das muss ich einfach nicht mehr haben und nachdem ich ein super gemütliches Guesthouse mit Hängematten gefunden hatte, habe ich mir gleich für nächsten Dienstag für 60 Euro ein Flugticket zurück nach La Paz gekauft. Das Flugzeug ist zwar eine Propellermaschine der „Amazonasairlines“ und man hat mir gesagt, dass nur 19 Passagiere mitfliegen könnten. Nun ja gut, Hauptsache kein kaputter Bus auf Matschpisten mehr. Aber ob mir mit „Amazonasairlines“ da noch ein neues Abenteuer bevor steht ;-)? Wer weiß, wer weiß, es bleibt spannend!!!!
Im Übrigen komme ich gerade von meiner 3 tägigen Regenwaldtour zurück und bin vollkommen begeistert. Könnte schreien vor Euphorie! Den Eintrag dafür plus Bilder schreib ich die nächsten Tage. Ihr könnt euch auf nen MEGA Blogeintrag gefasst machen!
Liebste Grüße
Jens
Attacke der Ameisen und Neuigkeiten aus Coroico
März 21st, 2011Hallo ihr Lieben
Als ich vor einigen Tagen so beim Frühstück sahs, wurde ich plötzlich vom Gequicke einer anderen Bewohnerin des Hostals, aus meiner gemütlichen Morgenmeditation bei Spiegelei und Brötchen gerissen. Über den gesamten Hang und die Wege des Guesthouses hatte sich eine riesige Kolone Ameisen ausgebreitet. Ein schier unaufhaltsamer Strom an schwarzen Körper bahnte sich ihren Weg durch den Garten und den Berg hinunter. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Natürlich wurde gleich mein Forscherinstinkt angesprochen und ich habe eine kleine Schlemmerpause eingelegt und hab mir das mal von Nahem angesehen. Aus dem ganzen Unterholz sind kleine Tiere und Insekten geflohen und selbst die großen Hunde hatten Angst vor der schwarzen Masse. Kein Wunder wenn man sich die Tierchen mal etwas näher angeschaut hat. Das ganze Ameisenheer war gut strukturiert und hat mir mal wieder ein Naturwunder vor Augen gehalten. Es gab Soldaten mit riesigen Kiefern, man hat mir erklärt, dass man sich theoretisch mit diesen Biestern piercen könnte. Auch würden die Ameisen so fest zukneifen, dass wenn man den Körper entfernen wollte, der Kopf in der Haut stecken bleiben würde. Schon sehr fies ;-)! Die Soldaten haben den ganzen Strom von Ameisen überwacht und sind ziemlich aggressiv geworden, wenn man zu nahe heran gekommen ist. Dann gab es noch ein paar Ameisen im ganzen Strom die etwas kleiner, trotzdem noch groß waren. Diese haben sich daran gemacht, alle möglichen Insekten anzugreifen und in transportable Teilchen zu zerlegen. Hinterher kamen noch ganz kleine Ameisen die vor allem Eier getragen haben. Schon faszinierend wie sich die Natur selbst organisieren kann und diesen ganzen Staat an hirnlosen Insekten am überleben hält. Hat mich schon wahnsinnig beeindruckt und interessiert. Irgendwann kam dann eine mutige Mitarbeiterin des Hotels und hat die ganze Masse unter einer Wolke stinkendem Giftdampf vernebelt und vernichtet. So organisiert wie sie doch sind, gegen ABC-Waffen des Menschen, können auch diese kleinen Soldaten nichts ausrichten.
In den letzten Tagen hab ich außerdem ganz wunderbare Leute kennen gelernt. Obwohl ich hier allein bin, bin ich eigentlich nie allein. Schon verrückt, aber ich war jetzt jeden Tag mit jemand anderem zusammen rumgehangen und hab mich immer blendend verstanden. Zuerst war ich mit ein paar Dänen unterwegs, die hier in Bolivien als Voluntarios gearbeitet hatten. Ihr Projekt war aber wohl ziemlich schlecht und für 2 Monate mussten sie umgerechnet 1000 Euro an die Organisation zahlen. Solche Geschichten höre ich immer wieder, schon bitter, da möchte man freiwillig arbeiten und was Gutes tun und dann wird den Leuten noch Geld aus der Tasche gezogen. Da bin ich doch schon sehr glücklich mit meinem Hogar, wo ich kostenlos wohnen und essen kann.
Mit den Dänen bin ich dann zu nahe gelegenen Wasserfällen gepilgert. Diese waren super schön, aber nicht wirklich spektakulär. Es war aber wieder die umgebende Natur die mir besonders gefallen hat, der dichte Wald und alle möglichen schimmernden Insekten und Falter sowie die mit Bromelien bewachsenen Bäumen. Das gefällt mir schon besonders gut. Auch der Weg war diesmal relativ gut und ich konnte ohne Probleme mit meinen FlipFlops laufen. Vor allem im Wasser der Wasserfälle war dies angenehm und anders wie beim letzten Mal, war ich diesmal froh keine geschlossenen Schuhe zu tragen. Mit den Dänen bin ich dann auch wirklich gut ins Gespräch gekommen und habe einen schönen Nachmittag verlebt. Die sind aber jetzt wieder weiter gezogen und befinden sich jetzt wohl auf den Weg nach Peru und Machu Pichu.
Wenn ich hier nicht gerade Leute kennen lerne oder durch die Gegend tiger, hänge ich im wahrsten Sinne des Wortes, in der Hängematte ab. Höre Musik oder lese mein Buch und genieße den grandiosen Ausblick aufs Tal. Auch kulinarisch kann ich mich hier nicht beschweren, so gibt es neben einem deutschen Lokal in dem ich KÄSESPÄTZLE gegessen habe (wie geil ist das denn?) unzählige Pizzerien und das erwähnte französische Lokal wo zu guten Preisen, gutes Essen serviert wird. Anders als der Fraß den ich bisher erdulden musste, geht es mir hier wirklich gut und ich esse und werde endlich mal wieder etwas fetter ;-)!
Hab mir dann gestern für Dienstag auch mein Busticket nach Rurrenabaque gekauft. Rurrenabaque ist eine Kleinstadt mitten im Amazonastiefland und von dort aus gibt es wunderbare Möglichkeiten richtige Dschungel- und Pampastouren zu machen. Hatte die ganze Zeit nur befürchtet, dass evtl. kein Bus fährt, da es dieses Jahr so viel Niederschlag gegeben hatte und die Straßen aus Schlammpisten bestehen die manchmal nicht passiert werden können. Die Leute von der Busgesellschaft haben mir jedoch versichert, dass die Straßen im Moment gut seien und der Bus schon seit einigen Wochen wieder fährt. So werde ich Dienstagnachmittag also in einen Dschungeltauglichen Geländebus steigen und mich einer 14-16 stündigen Fahrt nach Rurrenabaque aussetzen. Was man nicht alles tut für seinen Traum den Regenwald zu sehen ;-)! Wünscht mir Glück!!! Hab gehört dass man dort evtl. auch als Freiwilliger in so genannten Dschungellodges arbeiten kann. Da würde man dann evtl. Zimmer sauber machen oder in der Küche helfen, dafür könnte man aber alle Dschungeltrips kostenlos mitmachen. Man müsste sich wohl für 2 Wochen verpflichten. Möchte das unbedingt probieren da irgendwo rein zu kommen. Das wäre natürlich DER HAMMER!!!!
Außerdem hab ich hier noch Leo kennen gelernt. Das ist ein Chilene der unter anderem 2 Jahre in Hamburg und Berlin gelebt hat und hier irgendwie als Aussteiger in Kneipen arbeitet. Er kann super deutsch (gut das brauch ich jetzt nicht unbedingt) und ist einfach mal mega nett. Mit dem hab ich mich jetzt schon einige Male verabredet weil ihm hier glaub ich grad nen bisschen langweilig ist. Er ist schon sehr viel in Lateinamerika rumgekommen und kennt super interessante Geschichten. Er hatte unter anderem für 2 Jahre auch ne Kneipe in Rurrenabaque und hat mir versichert dass ich den Ort ganz toll finden werde. Ja es ist schon nicht schlecht wenn man immer mal Leute kennen lernt mit Beziehungen zu den unterschiedlichsten Orten. Heute Abend gehen wir noch irgendwo hin in ne Bar oder so und außerdem will er mir noch nen paar Infos für Rurre geben.
Also ihr seht, so spannend isses im Moment nicht, geht aber weiter ;-)
Freu mich von euch zu hören
Liebe Grüße
Jens
Estamos perdido – Verloren im Dschungel
März 17th, 2011Hola ihr Lieben
Gestern bin ich nun ja in Coroico angekommen, einem kleinem Ort im Gebiet der so genannten Yungas dem Tor zum Amazonas. Zunächst einmal ging es aber von La Paz hinauf auf einen 5000 Meter hohen Pass in die Anden von wo aus sich die „gefährlichste Straße der Welt“ so wie sie genannt wird, nahezu 3000 Metern die Anden hinab in die grüne Hölle der Yungas stürzt. Die Fahrt und die dabei gewonnenen Eindrücke waren unglaublich. Auf einer knapp 2 stündigen Fahrt, wurde ich mit beinahe allen Klimazonen des gesamten Lateinamerikanischen Kontinents konfrontiert.
Um aus La Paz hinaus zu kommen, musste erst die massive Bergkette der nahe gelegenen Cordillera Blanca überwunden werden. La Paz liegt in einem natürlichen Tal und wird auch „der Kessel“ genannt. Die Berge sind schneebedeckt und unglaublich spektakulär zerklüftet und wunderschön. Es gibt vereinzelnde Gebirgsseen an denen Alpakas und Lamas grasen und man sieht immer wieder Adler und Geier. Die Natur des Hochgebirges ist einzigartig und hinter fast jeder Kurve, entdeckt man ein neues Postkartenmotiv. Als sich die Straße dann aber spektakulär in den Schlund der Yungas ergeben hat, war die Aussicht auf das darunter liegende Amazonastal mit den im Hintergrund hoch hinauf ragenden Gipfeln der Anden einfach FANTASTISCH. Die Berge bilden einen scharfen Kontrast zum Grün des Waldes und dramatische Wasserfälle rauschen unter weißem Getöse in das fruchtbare Tal. Ich möchte diese Fahrt auf keinen Fall missen und wäre arm gestorben, hätte ich diese grandiosen Aussichten und Berge nicht erleben können. Leider konnte ich keine Fotos machen, da ich eingequetscht zwischen Kindern und Bowler-Huttragenden Damen mit Plusterröcken in einem Minibus eingequetscht war. Mensch was ich hier alles sehe. Es ist so unfassbar wunderschön und spannend dieses Land Bolivien, ich bin überglücklich hier zu sein. (wer sich ein Bild über die Fahrt nach Coroico machen möchte, der gibt doch bitte einfach bei Google Bilder – Coroico ein ;-) Google hilft!).
Auf der Busfahrt war ich mal wieder der einzige Ausländer, da ich wie gewohnt billig mit einem öffentlichen Bus fahren wollte. So wurden mir gleich einmal Kinder auf den Schoß gepackt während die Mütter noch Gepäck auf dem Dach des Busses verstauen mussten und es wurde gleich munter auf mich ein gequatscht. Wo ich den herkomme, wie es mir gefällt, wo ich so gut Spanisch gelernt habe, ob ich denn nicht mal auf ein Huhn mit nach Hause kommen mag usw. Es war sehr angenehm, doch leider scheinen die Leute hier keine Zahnbürsten und Mundhygiene zu kennen. In diesem ohne hin schon stickigen Gefährt wurde mir auf Grund der sich anbahnenden Mundfäule meiner Nachbarn leider reichlich schlecht. Aber nun gut, ein perfekter Weltenbummler hat immer frische Bonbons mit dabei, welche die Herzen der Einheimischen sofort brechen und im Sturm erobern, massive Pluspunkte einsammeln und außerdem für frischen Atem sorgen. Nachdem wir über nicht enden wollende Serpentinen immer wieder hin und her geschaukelt wurden und neben mir mit fettigen Händen Hühnerbeine geknackt und in gierige Kindermäuler gestopft wurden, bin ich allerdings langsam doch etwas, nun ja, überanstrengt geworden. Nachdem sich dann auch noch ein Kleinkind neben mir erbrochen und dem stickigen Aroma von Körperschweiß und Hühnerfett auch noch die säuerliche Note von halbverdauter Muttermilch beigefügt hatte, wollte ich dann doch endlich ankommen. Trotzdem, Lateinamerika und Reisen machen entspannt und gelassen und ich komme mittlerweile unter den unglaublichsten Umständen, gut zu recht ;-)!
Angekommen in Coroico habe ich meinen viel zu schweren Rucksack gepackt und mich auf den Weg vom Busbahnhof zu meiner Unterkunft gemacht. Nun bin ich ja das Klima der Anden und des Hochlands gewöhnt gewesen und dank der schwülen Hitze des tropischen Coroicos und dem anstrengendem Polterweg zum Guesthouse ist bei mir reichlich der Schweiß ausgebrochen. Ein unglaubliches Martyrium mit diesem verflixt schweren Rucksack Hügel unter sengender Sonne aufzusteigen. In meinem klugen Reiseführer stand, die Unterkunft wäre einen kurzen Fußmarsch von 10 Minuten vom Busbahnhof entfernt. Diesen idiotischen Reiseführer sollte ich im nächsten Tropenbach versenken, denn dieser verdammte Weg, ist vielleicht von einem Ausdauer- Hochleistungssportler in 10 Minuten zu schaffen. Ich habe mich unzählige Male verlaufen und auch wenn ich den Weg auf ANHIEB gefunden hätte, 10 Minuten sind einfach nur lächerlich kalkuliert.
Halbtot und klitschnass bin ich dann in meinem wunderschönen Guesthouse mit üppig tropischem Garten, Pool und Tal blick angekommen. Zuerst hat man mir allerdings gesagt, dass kein Zimmer frei wäre. Nach dem ich fast geheult hätte ;-), wurde dann aber doch ein kleines gemütliches Zimmer für mich gefunden und ich bin über glücklich, eine herrliche Panoramaausicht auf den Dschungel genießen zu können, während ich in der Hängematte liege und das alles für umgerechnet 4 Euro die Nacht ;-)! Die Betreiber der Pension sind übrigens Franzosen und so gibt es neben den anderen Annehmlichkeiten auch noch ein hervorragendes französisches Lokal in meiner Unterkunft. Nachdem ich dann gechillt in meiner Hängematte gelegen habe und gleich ein wunderschöner Tukan an mir vorbei geflogen ist, waren meine Euphorie und meine Begeisterung für diesen Ort nicht mehr zu bremsen. Es ist einfach unfassbar gemütlich, ruhig, entspannt, wunderschön und billig hier. Ich liebe es. Vor allem das Grün des Waldes, der Duft der feuchten Erde und die bunten Farben der Blumen tun mir unglaublich gut. Nach 4 Monaten Wüste, sauge ich das Farbengemisch und die Gerüche und Geräusche des Waldes förmlich wie ein Schwamm in mich auf. Schätze die aus Augenblicken bestehen und die ich am liebsten ganz tief in meinem Inneren für immer bewahren und niemals vergessen möchte.
Hab dann auch gleich einen Österreicher kennen gelernt der, nun ja, österreichisch aber ganz nett ist ;-) und mit dem hatte ich mich dann gleich für heute verabredet eine kleine Wanderung in den Dschungel und in ein nahe gelegenes Dorf der hier ansässigen Afrobolivianer zu machen. Die Yungas sind das einzige Gebiet in Bolivien in das damals Sklaven aus Afrika eingeführt wurden um auf Kaffee- und Cocaplantagen zu arbeiten. So hat sich im Laufe der Zeit hier eine ganz eigene Kultur der schwarzen Bevölkerung gebildet. Alles in allem sehen die Leute hier eher Karibisch aus und auch die Stimmung und die Atmosphäre sind sehr entspannt, so stelle ich mir nun mal die Karibik vor, nur das Meer fehlt noch ;-). Es sind unglaublich angenehme Menschen hier und bei vielen kann man afrikanische Wurzeln erkennen. Allerdings, eine afrikanisch aussehende Frau mit Bowler-Hut und fettem Rock, das sieht einfach nur blöd aus :-D!
Alles in allem komm ich hier mit der einheimischen Bevölkerung auch super in Kontakt. Anders als in Asien wo man sich mit Englisch verständigt und dieses nicht von allen verstanden wird. So wird auf der Straße jeder gegrüßt und man lässt sich auf einen kleinen Plausch ein. Es ist schon sehr urtümlich und urig hier, mit den ganzen netten, meist älteren Leutchen und diesem unglaublich entspannten Gefühl des Ortes. Heute habe ich José kennen gelernt, ein etwa 80jähriger, fast tauber alter Knuddelmann der mit einem gleichnamigen Papageien zusammen lebt. José versicherte mir, das José der Vogel bereits seit 30 Jahren in seinem Besitz ist, fliegen könnte er, aber er sei so unglaublich gut mit ihm befreundet, dass er einfach bei ihm sitzen bleibt und nicht hinweg möchte, in den Wald. Na wenn ich das mal so glauben soll ;-)?
Nachdem Fabian (der Ösi) und ich uns dann noch mal über die Wanderung erkundigt hatten und uns versichert wurde, der Weg in das afrikanische Dorf würde durch wunderschön, üppigen Dschungel führen und vielleicht 2 Stunden betragen haben wir uns dann auch gleich aufgemacht. Üppiger Dschungel, das kann ich bestätigen…… Weg, das wohl eher nicht. Wir hätten eine Machete gebrauchen können und haben uns wirklich sehr oft verirrt. Der Mensch im Touristenbüro hat uns noch eine Karte mitgegeben die uns dabei helfen sollte unser Ziel zu erreichen. Jede selbstgezeichnete Karte für eine Schnitzeljagd auf einem Kindergeburtstag ist detaillierter und informativer als dieses Gekritzel das uns der gute Mann in die Hand gedrückt hatte.
Mit meinen Hardcore-Trekking-FlipFlops bin ich über matschige Dschungelpisten gerutscht. Über umgestürzte Bäume geklettert und durch dorniges Gestrüpp und steile Felsabhänge gehumpelt. DAS mach ich definitiv NIE WIEDER! Das war keine Wanderung, das war Überlebenstraining der härtesten Sorte. Nachdem uns dann auch noch ein knurrender, halbwilder Hund verfolgt hatte, war es dann endgültig aus mit meinem Spaß am Dschungeltrip. Aber nun gut, irgendwann haben wir Gustó mit seinen Badelatschen mitten im Dschungel getroffen, der uns dann sicher, über schreckliche Wege auf die Hauptstraße ins Tal geleitet hatte. Alles in allem, hätten wir diesen netten, aber verschwiegenen Mann nicht getroffen, hätte ich kein Spanisch sprechen können, ich glaube wir wären immer noch gefangen, zwischen Bäumen, Gestrüpp, Kaffee- und Bananenplantagen. Vor allem mein Schuhwerk muss ich mir eingestehen, war mehr als leichtsinnig.
Trotzdem der erste Part dieses „Spazierganges“ wo ich noch froh gestimmt war, hat mir doch sehr gut gefallen. Riesige bewachsene Bäume mit Orchideen und Bromelien, Blattschneiderameisen am Wegesrand und exotisches Gekreische von Papageien in den Bäumen, langsam komm ich in die Gegend von der ich schon seit meiner frühsten Kindheit träume, in den Amazonasregenwald :-D!
Der Weg jedoch war einfach nur hart und nach 4 Stunden Dschungel war ich absolut entkräftet und abgekämpft. Auf der Hauptstraße mussten wir dann auch noch einige Kilometer zum nächsten Ort wandern und in sengender Sonne ist das kein Spaß gewesen. Auch die vorbeijagenden Autos haben meiner Stimmung nicht unbedingt gut getan, aber irgendwann ist dieser kleine Engel auf 4 Rädern vorbei gekommen. Ein Kleinbus dessen schwarze Insassen uns freudig angelächelt und ein gewunken hatten. Mit diesem Minitransporter ging es dann wieder zurück nach Coroico und nach einer Dusche und etwas Ruhe in der Hängematte bin ich eigentlich ganz froh dieses Abenteuer gemacht zu haben.
Ihr seht also ich lebe, hänge hier ab, überlebe im Dschungel und lerne super nette Leute kennen. Es geht mir super gut und ich liebe meinen Aufenthalt hier. Für morgen nehm ich mir gar nix vor, gewandert wird nicht mehr und wenn, dann nur noch mit Guide und guten Schuhn ;-)! Ich entspann jetzt noch nen bisschen am Pool, und was macht ihr so :-D?
Liebste Grüße aus dem Dschungel
Jens
p.s. war ja 2 Tage in La Paz, komm da auch nochmal hin, werd irgendwann einen eigenen Bericht über La Paz schreiben, hab jetzt keine Lust dafür gehabt!
Bienvenido Bolivia un viaje especial!!!
März 12th, 2011Liebe Leute
Nach 4 Monaten Aufenthalt in Peru ist mein Visum nun ausgelaufen und ich hab mich auf den weiten Weg durch das Altiplano auf nach Bolivien gemacht. Nehme mir jetzt einen Monat frei und möchte durch Bolivien und evtl. noch etwas durch Chile traveln.
Angefangen hat mein ganzes Abenteuer Donnerstag Morgen auf dem Klo bevor ich mit dem Bus nach Puno an der peruanischen Seite des Titicacasees aufgebrochen bin. Nachdem ich wie gewohnt nach unten geblickt habe, wurde ich nämlich mit dem Entsetzen eines Knäuls aus Würmern in meinen Hinterlassenschaften konfrontiert. Die erste Reaktion war ein lautes Lachen. Ich musste mich wirklich ausschütten vor Lachen. Da sahs ich fertiger Typ nun mit kaputten Haaren und dünnem Bauch (hab in 4 Monaten 16 Kilogramm abgenommen, scheiß auf Weight Watchers und Adkins, komm mit mir nach Südamerika :-D!) auf meiner Toilette in Südamerika und blicke auf einen Haufen von Gewusel weißer Fäden die sich scheinbar gierig durch mein naja ihr wisst schon was, winden und schlängeln. Ich musste prusten vor Lachen, da ich hier wohl wirklich nichts an Krankheiten, Parasiten und sonstigen Unannehmlichkeiten auslasse. Humor entsteht manchmal in den ungewöhnlichsten Momenten. Aber nun gut, es ist ja bewiesen, das Würmer Substanzen absondern, die den Darm beruhigen, damit sie durch einen heftigen Anfall von Darmkontraktionen nicht gleich wieder hinausbefördert werden. Durchfall musste ich also auf meiner 6 Stündigen Busreise nach Puno nicht befürchten ;-)! Außerdem gibt es in jeder Apotheke günstige Tabletten um die Tierchen wieder los zu werden. Leider waren es aber so viele, das ich euch heute nicht mit putzigen Namen beglücken kann die der ganzen Sache eine gewisse Komik verleihen würden, wie etwa mit Carlos meinem Hautpilz der immer noch fröhlich wächst und mir täglich entgegen strahlt :-D!
Von Puno aus habe ich Freitag dann einen Bus nach Copacabana in Bolivien genommen. Nachdem wir nach einer 20 minütigen Fahrt dann gleich eine Panne von 2 Stunden hatten, bin ich auch gut mit den mitfahrenden Personen in Kontakt getreten und vor allem mit Martín meinem Nebenmann aus Argentinien bin ich super ins Gespräch gekommen. Dieser Typ scheint noch um einiges kaputter zu sein als ich und mit zerschlissener Kleidung und dem Duft von Mottenkugeln hätte er eher den Eindruck eines Penners hinterlassen können. Aber bei den Gesprächen über das Reisen und über die Liebe zum Leben und der Welt konnte ich den gewissen Funken von überschwänglicher Begeisterung in seinen Augen erkennen und so sind wir schnell ganz dicke geworden. Ein Tourist der nicht nur konsumiert sonder Zeit findet auch etwas zu lernen.
Zuerst hab ich jedoch den Kauderwelsch überhaupt nicht verstehen können den er da von sich gegeben hat, aber nachdem ich ihn einige Male blöd wie ein Eichhörnchen angeglotzt habe, hat er seinen starken argentinischen Akzent etwas gedrosselt und wir konnten uns super unterhalten. Ich muss schon sagen, es ist wirklich super toll eine neue Sprache sprechen zu können. Man hat die Möglichkeit so viele neue Menschen kennen zu lernen, so viele neue Informationen und Eindrücke zu sammeln und die Welt um ein großes Stück mehr zu erfahren und zu entdecken. Nachdem er mir dann auch noch versicherte dass mein Spanisch ganz toll sei, war ich natürlich auch etwas stolz auf mich. Hey, ich spreche Spanisch „Qué chevré!“
Der Großteil der Busteilnehmer bestand aus Argentiniern und einigen Spaniern. Da wir in Südamerika sind und hier niemand Eile und Stress zu kennen scheint, haben wir uns alle nach draußen gesetzt, gescherzt und gelacht. Nur ein dicker, wütend schnaubender Mann mit Sandalen und Socken ist immer wieder auf und ab gelaufen und hat finster in die Gegend geschaut. Es hat sich dann heraus gestellt, das dieser Mensch aus Deutschland kam, schon erstaunlich wie sich Klischees manchmal zu 100% bewahrheiten :-D!
Martín ist heute weiter nach La Paz gefahren, jedoch nicht ohne mir noch einige Insidertipps bezüglich Boliviens zu geben und mir Plätze und Orte besonders ans Herz zu legen. Bien viaje Martín!
Zuvor in Puno hab ich noch ein deutsches Mädchen „Helga“ kennen gelernt die jetzt für 5 Monate in Peru war und jetzt auch für einen Monat nach Bolivien geht. Leider ist sie mit einem anderen Busunternehmen nach Copacabana gereist und durch unsere Panne haben wir uns super blöd an der Grenze verpasst weil wir gemeinsam weitereisen wollten. Nun ja, ich warte einfach mal ab was mir mein Karma bringt, ich werde sie treffen oder eben nicht ;-)!
Irgendwann ging es dann weiter. Entlang am Ostufer des Titicacasees und mitten durch die weite Ebene des Altiplano mit seinen kleinen indigenen Dörfern in denen meist Aymara-Indianer leben. Die Landschaft ist atemberaubend und durch den Regen der vergangen Zeit grün, gesprenkelt mit dem orange und dem gelb der Heideblumen die hier überall wachsen nur unterbrochen von einem tiefen endlos sattem Blau des Sees. Ich habe die Fahrt sehr genossen und irgendwann hat sich dann auch wieder dieses Gefühl von grenzenloser Freiheit, das Gefühl wieder auf Reisen zu sein eingestellt und so habe ich glücklich in eine Landschaft gesehen, deren Schönheit aus ihrer Melancholie und Schlichtheit zu bestehen scheint.
An der Grenze zu Bolivien ging alles sehr problemlos. Der erste Eindruck den ich hatte als ich auf einem mehr oder weniger schlechten Feldweg auf 3800 Metern Höhe von Peru nach Bolivien gewackelt bin, war ein Esel der mir müde und entspannt direkt am Grenzposten entgegengeblickt hat und der dezente Geruch von Kuhdung in der Luft. Entspannt ging es beim Grenzbeamten weiter und nachdem der mit völliger Ruhe und Gelassenheit einen Stempel in jeden Reisepass der zahlreich wartenden Personen gedrückt hatte, ging es dann weitere 8 Kilometer in einem vollbepackten Kleinbus weiter nach Copacabana.
Copacabana genießt hier in Bolivien den Ruf einer Kleinstadt. Für mich machte das verschlafene Nest eher den Eindruck eines Kuhkaffs, aber nun gut, wir sollten Bolivien wirklich nicht mit deutschen Maßstäben vergleichen. Der berühmte Strand in Rio di Janeiro wurde im Übrigen nach dem ebenfalls sichelförmigen Strand und der berühmten Wallfahrtskirche des Ortes in Bolivien benannt.
Bolivien das etwa dreimal so groß ist wie Deutschland, gilt als ärmstes aber auch als ursprünglichstes Land Südamerikas. Der Großteil der in Bolivien heimischen Bevölkerung besteht aus „indigenas“ jenen indianischen Nachfahren der Inka- und Aymarakultur die sich vor Ankunft der Spanier einmal über fast den ganzen Kontinent ausgebreitet hatte. So sieht man hier viele Frauen mit den charakteristischen, dicken Bonbonröcken und Bowler-Hüten sowie Männer mit kantig geschnittenen Gesichtern und Hackennasen. Obwohl Spanisch als Amtssprache anerkannt ist, sprechen hier doch noch sehr viele Menschen die ursprünglichen Sprachen Quechua und Aymara.
Copacabana ist mit gelassen, ruhig und ausgeglichen treffend zu beschreiben. Nachdem ich zuerst etwas planlos mit meinem Rucksack herum getingelt bin, habe ich hier ein Hotel gefunden, mein Zimmer kostet die Nacht 2 Euro, ist schlicht und etwas schäbig, aber ich bin ganz glücklich damit. Copacabana ist ein wahrer Traum für Alternative, Lebenskünstler und Reisende. Die Preise sind erschreckend niedrig, die Stimmung super entspannt und aus zahlreichen Restaurants und Geschäften hört man Lieder von Cat Stevens, the Beatles und Bob Marley, gemixt mit einer entsprechenden Auswahl aus Latinopop und Salsa.
Der Ort besteht aus Läden mit bunten Tüchern, Taschen und Armbändern. Aus Menschen mit verfilzten Haaren die Gitarre spielend auf Treppen oder am Ufer des Sees sitzen, die meisten übrigens Argentinier von denen ich jetzt mittlerweile einige wirklich interessante und nette Leute kennen gelernt habe.
So sahs ich also bei einem herrlichen Sonnenuntergang am Strand, vor mir eine gegrillte Forelle mit Knoblauch und habe die frische Luft des Sees in meine Lungen gesogen. Ach wenn ihr doch nur fühlen könntet was ich fühle, wenn ihr sehen könntet was ich sehe. Es ist so schön wieder auf Reisen zu sein. Sein ganzes Leben minimal in einem Rucksack zu verstauen, in den Moment zu leben. Aufzubrechen oder zu verweilen wenn man Lust dazu hat. Interessanten und durch geknallten Menschen zu begegnen, einen weiteren Stempel in seinen Reisepass zu sammeln und neue Orte und Länder zu entdecken. Beim Reisen fühle ich immer wieder Momente vollkommener Zufriedenheit. Glück das im Moment entsteht und das einem einen kleinen Einblick auf die Großartigkeit der Unendlichkeit gewährt. Von der Größe und Schönheit der Welt, von den guten Seelen der Leute und vom grenzenlosen Reichtum der Natur und den Landschaften die sie formt.
Traurigkeit überkommt mich für die Menschen, die ihr Leben vor Computern und Fernsehgeräten verschwenden, die sich nie auf machen etwas zu entdecken, zu lernen und etwas Größeres zu erfahren. Die Welt ist da draußen und das Leben besteht in diesem Augenblick. Die Freude und Inspiration der Freiheit ist grenzenlos und macht Lust auf mehr ;-)!
Meinen Geburtstag habe ich heute mit einer Wanderung in die Umgebung und die Natur begonnen. Dabei waren die bunten Blumen und die grünen Gräser der Landschaft des Titicacasees ein wahrer Balsam für die Seele. Neben den unterschiedlichsten Arten von Gewächsen habe ich auch eine seltene Zauberpflanze gefunden die nur hier in dieser Gegend wächst und den ansässigen Schamanen dazu behilflich ist, mit den Geistern und Göttern der anderen Welten in Kontakt zu treten. Neben zahlreichen Kräutern und Blütenpflanzen konnte ich auch immer wieder Kolibris beobachten, die sich am Nektar der Blumen gütig getan haben.
Außerdem wurde ich Zeuge eines Rituals, das so alt wie dieser ganze Kontinent zu scheinen ist. Gebräuche und Handlungen, welche die spanische Eroberung überlebt und bis in die Jetztzeit überdauert haben. Auf einem Berg befand sich ein Kultplatz für die hier lebenden Schamanen. Ein Platz der so mysteriös scheint, wie die Kulte und die Gebete selbst, die hier für Götter und Geister gesprochen werden, die nichts mit Jesus oder dem lieben Gott zu tun haben. Etwas ursprüngliches, etwas Echtes, Authentisches. Fast habe ich mich gefühlt wie damals in Pashupatinath, dem goldenen Shivatempel im Herzen Kathmandus, wo am Ufer des heiligen Flusses die Leichen verbrannt werden und die Bhramanen ihre Gebete sprechen, die in ihrer Vorstellung, seit Anbeginn der Zeit existieren. Mysteriöse und spirituelle Plätze die es so schon lange nicht mehr in Deutschland gibt.
Bolivien gefällt, Sonntag geht’s weiter nach La Paz der höchst gelegensten Metropole der Welt!
Abrazo y besitos
Jens
p.s. vielen Dank für alle Geburtstagswünsche!!! Wer findet den Kolibri???