Mindo lindo

August 11th, 2011

Kristallklare gurgelnde Bergflüsschen, mit dichtem Moos bewachsene Bäume, rauschende Wasserfälle, exotische Blumen und das Brummen von Kolibris in der Luft. Mindo ist wahrlich ein unglaublicher und wunderschöner Ort, vielleicht sogar der schönste Ort, den ich je gesehen und betreten habe und glaubt mir, ich bin schon an sehr vielen Orten dieser Welt gewesen. Mindo liegt ziemlich genau unter dem Äquator etwa 2 Stunden von Quito entfernt auf 1500 Metern mitten in den Bergen. Hier gibt es einen der letzten Bergnebelwälder, der eine ganz eigene Biodiversität an den Tag legt. So lebt im so genannten Nambillo-Reservart und den angrenzenden Bergwäldern, die weltweit höchste Population an verschiedenen Vogelarten. Für Ornithologen ein absoluter Traum. Von 400 verschiedenen Kolibriarten, lassen sich hier unglaubliche 300 Arten beobachten und entdecken. Auch leben in den grünen Schluchten und weiten Tälern versteckt die seltenen Felsenhähne (ich hab ihn gesehen), Tukane (auch hier hatte ich Glück und hatte eine wunderschöne Begegnung mit einem der bunten Vögel) und auch für die letzten südamerikanischen Brillenbären und für einige Pumas, ist dieser grüne Flecken Erde, eine letzte Zuflucht geworden.

Mindo, das kleine, verschlafene Dorf direkt am Rande des wunderschönen Nebelwaldes lockt mit Temperaturen um die 25 Grad, Sonnenschein, entspannter Atmosphäre und freundlichen Bewohnern, von denen sich viele dem Umweltschutz verschrieben haben. So hat es mir sofort gefallen und nachdem ich in ein halboffenes Baumhaus in einen üppig, grünen Garten gezogen bin, hätte es nicht schöner sein können.

Besonders reizend sind die überall aufgestellten, Blütenatrapen, gefüllt mit Zuckerwasser und Honig um Kolibris anzulocken. Dort schwirrt und brummt es dann den ganzen Tag und man kommt den kleinen, bunten Feen der Lüfte super nahe und kann sie toll beobachten. Ich hätte stundenlang einfach nur den Kolibris zusehen können, so sehr hab ich diese kleinen Zwerge ins Herz geschlossen, aber es gab noch viel mehr in und um Mindo zu entdecken und zu sehen.

Am ersten Abend hab ich mich dann gleich für eine Frogwatching-Tour angemeldet. Ja richtig gehört, denn hier gibt es doch tatsächlich Froschbeobachtungen. Ich als absoluter Frosch- und Amphibienfan, musste mir das nicht zwei Mal sagen lassen und war sofort begeistert. Die Tour war fantastisch und ich war überwältigt von so viel Artenreichtum, alleine in einem kleinen, privaten Naturreservart um einen angelegten Teich. Der Führer war ein absolutes Beispiel für Eigeninitiative, Liebe zur Natur und zum Detail. Ein älterer Herr der vor Jahren eine ehemalige Bananenplantage gekauft hatte und sich als Ziel den Erhalt und Schutz von Fröschen in den Kopf gesetzt hatte und so ein beispielsloses Projekt und ein optimales Biotop für Amphibien, aber auch Insekten, Vögel und Schlangen ins Leben gerufen hatte. Es hat mir unglaublichen Spaß gemacht, mit Taschenlampe bewaffnet, abends durchs nasse Gras zu streifen und alle möglichen Frösche zu fangen und zu beobachten. Die Worte des Froschliebhabers konnte ich dabei förmlich in mich einsaugen, soviel Hochinteressantes und Spannendes hatte er zu berichten. Absolut fantastisch.
Die folgenden Tage bin ich dann teils in Begleitung, teils alleine immer wieder in den Nebelwald aufgebrochen, habe Vögel beobachtet, mich an Bromelien und Orchideen erfreut oder einfach nur den Geruch von feuchter Erde und Blumen inhaliert. Der normale Sauerstoffanteil in der Atmosphäre beträgt 8%, hier in Mindo steigt der Wert auf sage und schreibe 38%, ein absoluter Luftkurort!
Die Tiere, die Pflanzen, das Grün und die Schönheit der Natur haben mich dabei immer wieder so glücklich werden lassen. Ich habe dabei unheimlich viele und intensive Begegnungen mit der Natur erlebt die ihr wahrscheinlich eh nicht nachvollziehen könnt. Im Wald fühle ich mich frei, der Erde so nahe und verbunden. Die Natur und die Bäume geben mir Kraft und absolute Lebensfreude. Ich könnte schreiben und schreiben und den Versuch starten, Gefühle und Eindrücke in Worte zu fassen, aber das wäre eh nur Zeitverschwendung den Worte können nie die Intensität von Gefühlen ausdrücken die man erlebt wenn man im Moment völlig zufrieden und wahrlich glücklich ist. Darum lass ich es glaube ich auch einfach.
Die Welt und das Leben sind wahrlich einzigartig und kostbar. Es ist wunderschön da draußen, vergammelt euer Leben nicht auf dem Sessel vor der ewig dummen Glotze! Setz euch für das ein was euch wichtig ist und bewahrt das Schöne, das Gute und schützt das Schwache und Zerbrechliche.

So jetzt sind es nur noch 1 Nacht in Quito und eine Nacht im Flugzeug und dann bin ich auch schon wieder DAHEIM!!!!! Ich freu mich sehr, eine unglaubliche und prägende Reise neigt sich einem Ende zu, aber noch ist es nicht geschafft, denn es liegen noch 800 Kilometer Spanien und fast 2 Monate Jakobsweg vor mir, bevor ich dann wirklich und endgültig wieder für euch zu Hause bin.

Ich freu mich auf euch
Liebste Grüße
Jens

p.s. der rote, verschwommene Vogel auf einem der Bilder ist übrigens ein seltener Felsenhahn. Für diesen Vogel, bin ich schon um 5 Uhr morgens in den Wald aufgebrochen und hatte großes Glück ihn zu beobachten. Leider war es früh morgens noch recht dunkel, daher, ist das Bild unglücklicherweise nun recht verwischt. Aber die Begegnung war absolut fantastisch und an den Geräuschen, Gerüchen und Eindrücken des erwachenden Waldes, werde ich noch lange zeren!

Tage im Regenwald

Juli 30th, 2011

Hallo ihr Lieben

Ich komme gerade von einer 4 tägigen Regenwaldtour zurück und bin, wie sollte man es auch anders erwarten, mal wieder komplett begeistert! Auch wenn der Regenwald durch viel Regen und Matsch seinem Namen alle Ehre gemacht hat und es nicht immer schön wahr, durchnässt, klebrig und schmutzig durchs Unterholz zu klettern, es war trotzdem eine einmalige Sache und ein absolutes Abenteuer.

Vor weg, am Montag habe ich Elena, eine super nette Spanierin hier im Hostel kennen gelernt. Da diese auch alleine unterwegs ist und wir uns auf Anhieb gut verstanden haben, haben wir beschlossen den Tag gemeinsam zu verbringen. Erst hatte ich etwas Schiss, denn das gesprochene Spanisch aus Spanien unterscheidet sich sehr von der Mundart hier in Lateinamerika aber die Kommunikation lief blendend und mir wurden auch immer wieder meine guten Spanischkentnisse bestätigt! Das spanische Spanisch ist aber trotzdem, eine Nummer flotter, etwas vulgärer und jugendlicher und Erforderte zuerst etwas mehr Konzentration. Aber schon bald konnte ich munter über Politik, Schul- und Gesundheitssystem und ähnliche Dinge diskutieren, ich glaub ich kann mich mittlerweile in dieser Sprache doch wunderbar behaupten.

Nun ja, lange Rede kurzer Sinn, wir haben zusammen beschlossen einen Bus nach Puyo an die Anfänge des Amazonastieflandes zu nehmen. Was in Südamerika immer wieder erstaunlich ist, ist die Vielfalt und der schnelle Wechsel von einer Klimazone zur Nächsten. So ging es wieder wunderbar gefährlich und atemberaubend schön auf einer Passstraße die Anden hinunter in den Regenwald. Super toll und beeindruckend ist das. Vorbei an rauschenden Wasserfällen, immer tiefer hinein in einen Wald der unfassbar grün erscheint. In eineinhalb Stunden ist man dann von einem kühlen andinen Wetter hinunter in den heißen, tropischen Regenwald gebraust. Der absolute Wahnsinn.
In Puyo selbst haben wir uns ein kleines Naturreservard für Orchideen angesehen. Ein beispielloses Projekt von einer engagierten Ecuadorianischen Familie! Auf fast 2 Hektar Regenwaldgrundfläche hat die Familie ein absolut fantastisches Freilandmuseum errichtet. Auf diesem Flecken Tropenwald blüht und sprießt es in allen möglichen Farben und Formen. Die Betreiber stehen dem Rückgang der tropischen Wälder sehr kritisch gegenüber und so fahren sie, wenn immer es ihnen möglich ist, an die Orte an denen Wald zerstört wird. Tragen mit einer unfassbaren Leidenschaft und Liebe für die Natur alle möglichen Arten von Pflanzen zusammen und fotografieren und katalogisieren Tiere und Pflanzen die in den Gipfeln der gefällten Baumriesen wohnen. Durch den Transfer der Orchideen und anderer Pflanzen, in ihren Naturschutzgarten, wollen sie möglichst viel Biodiversität erhalten und den Menschen nahe bringen. Ein ganz tolles und zudem unheimlich interessantes Projekt. Auch die liebevolle Führung und einzigartige Erklärung waren die 4 Dollar mehr als wert!

Nachdem wir dann noch zusammen in einem tollen Lokal Abendessen gemacht haben, haben wir uns auch verabschiedet, denn für mich gings dann am Dienstagmorgen schon bald los mit meiner Regenwaldtour. Zusammen mit zwei älteren Schwestern aus Deutschland, die ich sofort in mein Herz geschlossen habe und einem netten, französischen Pärchen in meinem Alter, gings dann erst einmal fast 3 Stunden wieder die gleiche Strecke wie den Tag zuvor die Anden hinunter und immer weiter in den Regenwald hinein. Der erste Tag war recht touristisch und fast etwas öde, es wurden einige Indianerdörfer besichtigt und es sollten Schmuck und Keramik gekauft werden was ich immer irgendwie ätzend finde. Auch die „authentische“ Indianerlebensweise hat mich nicht so umgehauen und so war ich fast etwas gelangweilt! Wir kamen aber auch in eine Auffangstation für Affen und das war richtig toll! In einem geschützten Teil des Waldes werden beschlagene Affen aus schlechter Haltung aus ganz Ecuador in einem Auswilderungsprojekt wieder fit für den Urwald gemacht. Die Tiere leben dabei halb frei, das bedeutet, dass sie eigentlich gehen können, wenn ihnen danach ist, auf ausgewiesenen Plattformen jedoch noch Futter und Betreuung erhalten. Da die meisten Tiere durch die oft lange Gefangenschaft zuvor sehr auf Menschen geprägt sind, entscheiden sich nur die wenigsten für ein Leben in vollkommener Freiheit. Um so besser für uns Touristen. Denn diese Affen haben absolut keine Scheu und klettern gerne auf den Mensche herum. Besonders mein Haar war wohl ultra interessant und so hatte ich einen Affen der wohl auf meinem Kopf fündig wurde, bei seiner Suche auf Läuse, den ich fast gar nicht mehr losbekommen konnte. Etwas nervig war das dann nach einiger Zeit schon, aber auch irgendwie ein super tolle Erlebnis, mal so ein Äffchen zu schmsen :-D!
Allerdings gings dann nachmittags doch gleich mit Gummistiefeln in den Dschungel und nachdem dieser ganze touristische Trubel endlich vorbei war, hat mir die Tour richtig gut gefallen. Unser Guide war hervorragend und hat viel erklärt und uns über unmögliche Schlammpisten geführt, aber eigentlich ist das dreckig sein, ja auch mal schön und so habe ich den Wald in vollen Zügen genossen. Es hat nur leider immer wieder geregnet und den Regenponcho den ich am Tag zuvor noch gekauft hatte, habe ich am ersten Tag gleich vergessen ;-)! Schön dumm von mir, denn ziemlich nass sind wir dann nach fast 3 Stunden im Dschungelcamp angekommen. Untergebracht waren wir in Holzhäusern auf Stützpfeiler und ohne Elektrizität und störende Medien konnte ich beim Rauschen eines nahe gelegenen Flüsschens, dem Trommeln des Regens und der wunderbaren Symphonie des Regenwaldes hervorragend schlafen.

Am nächsten Tag ging das Programm gleich weiter und wir sind erneut in den Wald gestartet! Es wurden immer wieder Pflanzen gezeigt und erklärt aber bis auf viele Pflanzen, unendlich viel Matsch und einige Insekten, hatte der Dschungel bis dahin noch nicht viel zu bieten. Am Rande einer Wasserüberfluteten kleinen Schlucht haben wir dann umgeben vom grünen Dickicht Rast gemacht und unser Führer fragte ob wir einen Wasserfall sehen wollten? Klar wollten wir den sehen und so blieb uns nichts anderes übrig als bis zu den Hüften tief durchs Wasser in die Schlucht hinein zu waden! Nach einer Zeit konnte man den Wasserfall schon rauschen hören, aber er blieb den Blicken dennoch hinter einer Kurve und tiefem Wasser verborgen. So blieb uns also nichts anderes übrig als durch das Wasser hindurch zu schwimmen (wenn man nicht grad nackend sein wollte, dann also mit Bekleidung) um an den Wasserfall zu gelangen. Das Wasser war kalt und irgendwie hatte ich keinen Bock, aber der Anblick des in die tiefe stürzenden Wassers, umgeben von vermoosten und mit Farn bewachsenen Steilwänden war dann doch wunderbar und das kalte Bad um jeden Preis wert.
Wieder zurück im Camp kam dann am Abend nach einem Regenreichen Tag sogar ein bisschen die Sonne raus und um Kanu sitzend, paddelten wir dann auf einem tropischen Flüsschen weiter hinein in den Regenwald zu unserem nächsten Camp! Dieses lag direkt am Fluss, umgeben von verschiedensten Gewässern und Tümpelchen in Mitten des Waldes und als die Sonne dann untergegangen war, ging es mit Taschenlampe bewaffnet hinein in die tropische Nacht um Kaimane und Schlangen zu finden. Wir haben sogar einen Kaiman recht nahe am Ufer ausfindig machen können, aber weil ich Dummerle meine Taschenlampe vergessen hatte und mich im Matsch festgefahren hatte und dann nach Hilfe gerufen habe, ist das Tier leider durch diesen Lärm zurück in tieferes Gewässer geflüchtet. Tja, da hätt ich mir in den Arsch beißen können, aber ich hab ihn trotzdem mal kurz gesehen ;-)! Ansonsten war die Nacht leider auch nur wieder unglaublich feucht und nass, aber bis auf einen Frosch blieb auch dieser Tag an Tieren arm.

Am nächsten Tag hat es dann gleich am Morgen zur Begrüßung geregnet und in eher schlechter Laune ging es wieder hinein in den Matschwald! Wir sind dann einen Dreckberg hinaufgeklettert von wo aus man eine fantastische Aussicht auf den Regenwald, den Fluss und die gigantische Bergkette der Anden haben sollte. Wald und Fluss konnte man sehen, aber die Berge versteckten sich unter dicken, schwarzen Regenwolken. Es gab dann die Möglichkeit mit einem Blasrohr zu schießen und sich an Lianen hin und her zu schwingen oder die Aussicht in einer Hängematte zu genießen. Ich entschied mich für Letzteres!

Zurück nach dem Mittagessen ist dann meine Gruppe wieder abgezogen, zurück nach Baños den alle außer mir hatten nur eine 3 Tages Tour gebucht. So blieb ich Mutterseelen allein zurück in einem verregneten Dorf der Shuar-Indianer und hätte irgendwie heulen können. Hab mich nach all den lustigen Tagen mit den beiden Mamas richtig wohl gefühlt und war dann irgendwie etwas alleine!
Unser Guide, mit dem ich super zurecht gekommen bin, blieb aber mit mir zusammen im Regenwald und nachdem ich in ein privates kleines Holzhäuschen gezogen war, gings mir dann eigentlich auch schon wieder gut. Ich bin dann nachmittags noch etwas alleine durch die Gegend gezogen und gegen Abend klarte dann sogar der Himmel auf, so dass ich von meinem Häuschen aus einen spektakulären Blick auf die Berge hatte vor denen sich langsam der Schleier lichtete! Es ging dann schon früh für mich auch schon ins Bett. Naja was soll man anderes auch machen ohne Strom und im Kerzenschein?

Am nächsten Tag wurde ich von schreienden Papageien und Sonne geweckt und das Bergpanorama konnte nun fast komplett bewundert werden. Auf einmal wurde es auch richtig heiß und genau so wie man sich den tropischen Wald eigentlich vorstellt. Plötzlich schwirrten überall bunte Insekten und Schmetterlinge herum und das Vogelleben turnte in den Bäumen! Mein Guide, dem langweilig war, hat dann für mich nochmal eine private Führung gestartet und an diesem Tag konnte ich ALLES sehen was wir so mühevoll die Tage zuvor gesucht haben. Wir wurden mit Affen und roten Aras in den Bäumen belohnt. Konnten Kaimane und Schildkröten beim Sonnenbaden beobachten und in einem kleinem Indianerdorf durfte ich dann noch eine 5 Meter lange Boa bestaunen die ihr Leben leider in einem kleinen Käfig fristen muss!

Mit all den Tieren gefiel mir der Dschungel dann richtig gut und bekleidet von Schmetterlingen, mussten wir dann leider gegen Mittag unsere Heimreise antreten! Nun bin ich wieder zurück in Baños und hier scheint zum Glück die Sonne! Die netten Franzosen sind zufälligerweise im gleichen Hostel wie ich gelandet und zusammen haben wir heute noch gemütlich zu Abend gegessen. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht genau was meine Pläne für die kommenden Tage sind, aber ich halte euch auf dem Laufenden!

Ich hoffe es geht euch gut
Herzliche Grüße
Jens

Es regnet in Baños!

Juli 24th, 2011

Nachdem ich eigentlich vor dem Regen an der Küste rund um Puerto Lopez fliehen wollte und mir das Wetterdiagram über Baños 30 Grad Sonnenschein anzeigte, habe ich mich dazu entschlossen von Freitag auf Samstag zuerst den Nachtbus nach Quito zu nehmen um dort dann gleich umzusteigen in einen Bus in das 4 Stunden entfernte Baños am Fuße der ecuadorianischen Anden! Als ich in Baños dann nach einer langen, harten und kalten Reise eintraf, war ich mehr als enttäuscht! Es ist zwar wunderbar grün und idyllisch gelegen, doch es ist kalt, bewölkt und verregnet! Die Wetterdaten die ich zu Rate gezogen hatte, beziehen sich leider auf das spanische Baños in Andalusien. Häm, naja nun bin ich schon einmal hier ;-)! Zu guter Letzt haben sich dann bei mir auch noch Hals- und Gliederschmerzen eingestellt und die Stimmung ist im Moment leider doch eher unten!

Aber nun gut, nachdem mir eine Schweizerin gleich eine Packung „Ricola“ geschenkt und mich für den ersten Tag nett unterhalten hatte, bin ich zwar enttäuscht und genervt erkältet zu sein, aber es könnte schlimmer sein. Immerhin habe ich noch kein Fieber :-D!

Baños (spanisch für Bäder) selbst ist eines der wichtigsten Pilgerorte in Ecuador. Aus dem ganzen Land strömen die Menschen in diese Kleinstadt um in der Kathedrale der „Heiligen Jungfrau des heilenden Wassers“ ihre Ehrerbietung entgegen zu bringen. Baños liegt am Fuße eines sehr aktiven Vulkanes und durch zahlreiche, heiße Quellen, ist es ein beliebter Kurort! Auch soll das gesegnete Wasser der Jungfrau heilende Wirkungen haben und so pilgern ähnlich wie im französischem „Lourdes“ Menschen aus ganz Lateinamerika hier her um den Segen der Jungfrau zu erhalten und im Wasser Heilung zu finden! Ich glaube dadurch ist Baños auch die einzige behindertengerechte Stadt in ganz Ecuador, denn überall gibt es Rollstuhlrampen und ähnliches!

Von der ganzen Pilgerstimmung dann mitgerissen und tiefgläubig, hoffend auf Heilung für meinen schmerzenden Hals, bin ich dann auch in einem Strom aus Menschen heute in die Kathedrale getrieben worden :-D! Die Kathedrale ist groß, aber naja gut, es ist halt ne Kirche. Davon haben wir in Deutschland genügend und in Lateinamerika sowieso. Dennoch, der tiefe Glauben der Menschen ist immer wieder beeindruckend und so befand ich mich bald umringt von weinenden und in tiefem Gebet versunkenen Katholiken vor dem Abbild der heiligen Jungfrau die eher einer etwas zu kitschig geratenen Puppe gleicht! Ich konnte es mir dann auch nicht nehmen in das günstige, skurrile Jungfrauenmuseum zu gehen, in dem man eingelegte Köpfe von Giftschlangen bestaunen kann, die kleine unschuldige Kinder gebissen haben sollen und welche die Jungfrau töten und die Kinder heilen konnte. Man sieht noch weitere Merkwürdigkeiten wie einen Kälberkopf mit 3 Gesichtern. Eine Missgeburt und Laune der Natur, in der aber der Satan innewohnt und der von der Heiligen Porzellanpuppe dann auch erfolgreich ausgetrieben wurde und natürlich immer wieder Bilder von dankbar Geheilten und Krücken die nicht mehr gebraucht werden! Auch wenn ich etwas gemein und spöttisch schreibe, den Menschen hier ist der Glauben an eine bessere Welt und an eine Heilige oft das Einzige was ihnen im Leben bleibt und eine wichtige Stütze in einem oft beschwerlichen und armen Leben. Aber nun gut, ich kann damit einfach nichts anfangen ;-)!

Wäre es dann nicht so wolkenverhangen, windig und immer wieder sehr feucht, wäre Baños für mich ein wunderbarer Ort um längere Ausflüge in die grüne Natur zu unternehmen! Ich habe aber nur einen kleinen Spaziergang an den nahe gelegenen Fluss geschafft und während sich hier im Hostel andere Traveler schon nach einem Tag langweilen und von einer hohen Brücke mit Bungeeseil in den Abgrund stürzen müssen um der Tristes zu entgehen, bin ich glücklich und unschuldig, umringt von vielen Pflanzen und finde Vollkommene Zufriedenheit darin, nicht viel zu tun und Fotos von Blumen zu schießen :-D!

Heute ist Sonntag und eine schier nicht enden wollende Flut an ecuadorianischen Touristen sprengt das kleine Kaff fast auseinander. Deswegen werde ich mich wohl erst morgen, wenn es dann etwas ruhiger ist, in das heiße Wasser der Thermalquellen begeben! Hoffen wir doch, dass ich mir keinen neuen Pilz einfangen werde :-D!

Da Baños ähnlich wie damals Coroico in Bolivien, hier in Ecuador das Tor und idealer Ausgangspunkt in den Amazonasregenwald darstellt, habe ich für Dienstag eine 4 tägige Urwaldtour gebucht. Die Unterkunft ist dabei in einem indianischen Dorf der Shuar (ehemalige Schrumpfkopfhersteller) geregelt und auf den Bildern des Touristenbüros konnte ich schon vielversprechende Baumriesen, Aras und PFEILGIFTFRÖSCHE bewundern! Ich freue mich schon sehr und geh es bis Dienstag noch etwas langsam an um meine Erkältung auszukurieren und dem scheußlichen Wetter zu entgehen!

Ich hoffe es geht euch gut
Allerliebste Grüße
Jens

Isla de la Plata y Observación de las ballenas!!!!

Juli 20th, 2011

Es bläst laut als sich der graue Gigant aus dem weiten Ozean erhebt! Gemächlich und ruhig, hebt er den Kopf ein kleines Stück aus dem Wasser um kurze Zeit später wieder ganz darin zu verschwinden. Wie gerne wäre ich ihm in die blaue Weite gefolgt und hätte mich seinem hypnotischem Liebesgesang ergeben. Berauschende Gefühle des Glücks, der Euphorie und der Gewissheit über die grandiose Schöpfung durchfahren meinen Körper. Ich fühl mich wie im Himmel! Nur wenige Meter entfernt von mir schwimmt ein Riese, der geheimnisvoll in einer endlosen Welt lebt, die ich mir niemals zu erschließen vermag!

Jährlich kommen um die 700 Buckelwale in die ruhigen und warmen Gewässer um Puerto Lopez in den Nationalpark Machalilla um ihre Jungen auf die Welt zu bringen und um sich fortzupflanzen. Aus diesem Grund hat Ecuador als erstes Land, einen eigenen Meeresschutzpark für die Giganten der Meere eingerichtet. Es sind aber nicht nur Wale die sich hier beobachten lassen, auch zahlreiche Haie, Seelöwen und Delfine, tummeln sich in den seichten Gewässern rund um die Isla de la Plata

Nachdem wir den kleinen Hafen von Puerto Lopez mit einer wackligen Nussschale verlassen haben, begegneten uns schon bald die ersten Wale. Buckelwale zählen zu den aktivsten Walen und hier in den warmen Gewässern ist es keine Seltenheit die grauen Riesen während der Paarung und zur Umwerbung der Weibchen springen und ausgelassen im Wasser herumtoben zu sehen. Der bis zu 16 Meter lange Körper wird dabei wie ein Torpedo aus dem Wasser katapultiert. Den Aufprall des mächtigen Tieres auf der Wasseroberfläche, kann man schon von weitem hören und sehen. Es war gigantisch. Schon nach den ersten 10 Minuten sahen wir den ersten Wal springen und immer wieder ging ein Aufschrei des Erstaunens und der Bewunderung durch die Reihen der Betrachter. Ich war fassungslos! Ein Lebenstraum wurde mir erfüllt und ich wäre arm gestorben, hätte ich diese wunderbaren Tiere nicht in freier Natur erleben dürfen.

Wir mussten die Wale gar nicht richtig suchen und immer wieder kreuzten Gruppen der Tiere unseren etwa 45 Minütigen Weg von Puerto Lopez zur „Isla de la Plata“. Übersetzt heißt „Isla de la Plata“ soviel wie „Silberinsel“. Den Namen hat sie von britischen Piraten erhalten, die in den Südamerikanischen Gewässern, die mit dem Inkagold beladenen Schiffe der Spanier überfallen haben und einen Teil der dabei erlangten Beute, auf dieser Insel versteckt hatten! Überhaupt hat Ecuador eine recht Piratenreiche Geschichte und immer wieder trifft man hier an der Küste aber beispielsweise auch in Guayaquil auf ihre Spuren.

Die „Isla de la Plata“ zählt heutzutage als ein wichtiges Refugio für Meeresvögel und Meeresschildkröten. Auf ihr gibt es große Kolonien von Fregattvögeln, Masken- Blaufuß- und Rotfußtölpel sowie Tropikvögel (wunderschöne weiße Vögel mit beeindruckend langen Schwanzfedern) und auch einige Albertrosse und weitere Seevögel haben in ihr einen wichtigen Nistplatz gefunden! Die Insel weist zahlreiche, steile Klippen auf und die vorgelagerten Gewässer sind seicht und Fischreich. Ideale Bedingungen für die Vögel und da es auf der Insel keine natürlichen Feinde gibt, zeigen sie ähnlich wie die Tiere auf den Galapagosinseln keinerlei Scheu und können von Nahem betrachtet werden! Als wir den kleinen natürlichen Hafen der Insel ansteuerten, konnten wir auch schon die ersten Meeresschildkröten beobachten die ruhig und gleichmäßig unter dem Boot um herschwammen! Ich war absolut begeistert, solche Szenen kennt man eigentlich nur aus dem Fernsehen. Hier bot sich mir Natur und Tierleben, welche ich schon von klein auf kennen lernen wollte!
Auf der Insel selbst haben wir dann eine etwa drei stündige Wanderung unternommen. Im Moment ist hier zwar alles bewölkt und diesig, aber die Periode zählt trotzdem zur Trockenzeit und deshalb kommen Pflanzenfreunde in dieser Zeit angesichts von vertrockneten, garstigen Gestrüpp nicht auf ihre Kosten. Aber das macht auch nichts, denn so Bald man etwas ins Innere der Insel vorgedrungen ist, wird man schon alsbald von vielen verschiedenen, nistenden Vögeln entschädigt, die sich gerne und nahe anschauen und fotografieren lassen. Dabei lassen sich seltsame, fast komische Balztänze beobachten und auch Schlangen und kleine Leguanen, flitzen des Öfteren durchs Gestrüpp. In der Ferne sieht man es dann immer wieder Blasen und Platschen und so kann man auch die Wale von der Insel aus hervorragend verfolgen. Ich war rundum zufrieden!

Anschließend ging es mit dem Boot dann noch nach dem Mittagessen in eine kleine Bucht mit Korallenriff und die Zeit konnte zum Schnorcheln genutzt werden! Ich war mit einer britischen Schulklasse unterwegs und diesen war es leider aus Sicherheitsgründen verboten, während des Urlaubs zu schwimmen. Mit sehr neidischen Blicken wurde ich dann also begutachtet, als ich dann als Einziger in das ca. 25 Grad warme Wasser in einen Schwarm bunter Fische hinein tauchen konnte! Es war herrlich! Ich hätte nicht gedacht das ich es so genießen würde mich ins Meer zu begeben. Ich war umringt von den farbenfrohsten Fischen die mir ganz nahe kamen und die ich sogar berühren konnte. Es war, als schwebte ich in einer Wolke aus glühenden Edelsteinen. Es war unvergesslich und unvergleichlich mit irgend einem anderen Erlebniss das ich je hatte. Ich bin ernsthaft am Überlegen hier in Ecuador einen Tauchschein zu machen.

Als ich dann fertiggetaucht hatte und mit strahlendem Gesicht zurück in das beleidigte Boot geklettert bin (pfff mir doch egal, für mich wars DER HAMMER :-D!) neigte sich der Trip dann auch langsam dem Ende zu. Nicht aber ohne noch einige Male die wunderbaren Wale zu sehen und ganz nahe zu Beobachten. Da ich als Einziger in der Gruppe Spanisch sprechen konnte, wurde ich auch schon bald zur Crew hinauf aufs Boot gebeten. Von hier aus hatte man einen optimalen Ausblick auf die See und die Wale und das Gefühl auf einem Schiff ganz vorne, umringt von den Giganten des Meeres, kann ich nicht beschreiben und ist einfach unglaublich! Es war ein so toller Tag und eigentlich, hab ich mir jetzt mit 24 Jahren schon fast alle Lebensträume erfüllt!
- Ich war im Himalaya
- Ich hab Indien gesehen
- Ich habe eine Zeit in einem buddhistischen Kloster verbracht
- Ich hab eine zweite Fremdsprache gelernt und kann diese fließend sprechen
- Ich war im Amazonasregenwald
- Und ich habe Wale live sehen und genießen dürfen

Was wünscht man sich mehr? Ich bin rundum zufrieden, überglücklich und immer noch geflashed von einem der schönsten Tage meines Lebens! Vielleicht mach ich die gleiche Tour in den nächsten Tagen einfach noch ein Mal ;-)! Was meint ihr?

Ich wünsch euch was
Liebste Grüße
Jens

Guayaquil!

Juli 17th, 2011

Hallöchen
Guayaquil überrascht und zeigt sich durchgehend positiv! Nach anfänglichen Horrormeldungen über die Gefährlichkeit und die Hässlichkeit einer Betonstadt in den Tropen, erfrischt Guayaquil mit bunten Straßen, grünen Parks und freundlichen Menschen!
Nachdem es heute Morgen wirklich stark nach Regen aussah, habe ich mich aber trotzdem dazu entschlossen, mit einer Australierin die ich hier kennen gelernt habe, eine Sightseeing-Tour zu machen. Vor allem das farbenfrohe Viertel "Las Peñas" und die modische Flusspromenade am Ufer des mächtigen Flusses Guayaquil wollten gesehen werden!
Ecuador wirkt vor allem hier, super modern, sauber und gepflegt! "Las Peñas" war vor einigen Jahren noch ein heruntergekommener, gefährlicher Slum der sich nach einem Politikwechsel in Guayaquil nun zum Modeviertel entpuppen konnte! Grelle Farben, verwinkelte Gassen und entspannte Latinomusik, machen Spaß, doch leider hat sich die Sonne nicht so richtig zeigen wollen und auf Grund des fehlenden Lichts, sind meine Fotos doch eher dürftig !
Anschließend haben wir noch einige Parks und einen kleinen Zoo besucht in dem Tiere in extrem kleinen Käfigen ihr Dasein fristen durften. Es war naja, aber sehr schön und grün gelegen!
Vor allem besticht Guayaquil für mich durch viele, tropische Bäume und durch Papageie die mitten in der Stadt leben! Auch sind die Grünflächen bevölkert von riesigen Leguanen die es hier gibt wie anderswo Tauben! Ich war glücklich und es hat mir gut gefallen!
Morgen gehts dann für mich weiter nach Puerto Lopez, ein Küstenort mit dem ersten Naturschutzgebiet für Meeressäuger ! Ich freu mich!

Wünsch euch was
Liebste Grüße
Jens