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Sex Drugs and Goa-Trance! Von wegen!
Namaste
Am Anfang einer Reise, vor allem wenn man sie alleine antritt, bekommt einen hin und wieder das schwere Gefuehl des Heimwehs und die Melancholie an den Gedanken der eigenen Kultur. Die ersten Eindruecke eines neuen Landes die in den ersten Tagen scheinbar wie Bomben auf den unwissenden Geist einregnen lassen die Gefuehlswelt des Einzelnen von euphorisch bis hin zu entsetzt und angewidert hin und her schaukeln.
Ist man dann aber erst einmal einige Tage da, hat ein wenig Struktur bekommen und lebt sich so langsam in die so andere Welt ein, dann verblassen die Gedanken an zu Hause und man ist angekommen, tausende von Kilometern entfernt von daheim und der einzige Mensch der nun Verantwortung fuer einen traegt, ist man selbst.
So gefaellt es mir von Tag zu Tag besser, der Koerper passt sich an das tropische Klima an, Gerueche, Geraeusche und die blicke der Leute jagen einen keine Angst mehr ein oder wecken das Grauen und man faengt an, gelassen in den Tag hineinzuleben. Hat man sich vorher noch im Kopf mit der Zukunft herumgeschlagen, mit Problemen wie man von A nach B kommen mag, wie man seinen Flug erwischt oder wo man schlafen wird, so rueckt hier alles in weite ferne und man laesst sich treiben von den Wellen des Ozeans und dem Wind der durch die Palmen streicht.
Habe ich es am Anfang noch als Problem empfunden, dass es hier wenig Menschen und wenig touristisches Leben mit dem Anschluss an andere Reisende gibt, so kommt es mir nach und nach immer mehr als Bereicherung vor. Die Straende sind leer, es gibt keine sinnlosen banalen Gespraeche und man hat Zeit fuer sich selbst und den eigenen Gedanken nachzuhaengen. Zeit spielt keine Rolle mehr, man lebt von Gefuehl zu Gefuehl, man isst wenn man hungrig ist und schlaeft wenn man muede wird. Es ist traumhaft. Vielleicht mit der Zeit etwas oede, aber im Moment genau das was ich moechte.
So spaziere ich morgens am Strand entlang bevor ich mein erstes Bad im arabischen Meer geniesse und bummle zum Nachmittag durch die Kokospalmenhaine des Hinterlandes. Den heissen Mittag verbringe ich meist vor meiner eigenen Huette im Schatten beim Doesen oder dem Lesen eines Buches.
Hier hat man Zeit und Platz ueber das eigene Leben nachzusinnen und um den Moment zu geniessen. Keinen Stress, keine Arbeit und das Wunderbare an allem ist, dass es die naechste Zeit noch so weitergehen wird. Es ueberkommt einen hin und wieder das Gefuehl der Schadenfreude wenn man bedenkt, dass es in Deutschland langsam kalt und grau wird, dass jeder sein alltaegliches Leben leben muss und sich zur immer gleichen Arbeit schleppt und man selbst unter einer Palme am Strand sitzt und den Sonnenuntergang geniesst. Aber nunja, nach 3 Jahren Ausbildung und einem schlechten Examen, hab ich das doch verdient !
Waerend ich das doerfliche Leben hier in all seinen Fasetten miterleben darf und sehe wie hier Menschen ohne Stress und Hektik auf natuerliche Weise im Gruenen mit Tieren zusammen leben, ueberdenke ich oft mein eigenes Leben und den Weg den ich einschlagen werde. Fuer mich wird es allmaehlich immer klarer, dass ich eigentlich keine Lust auf ein normales Mitteleuropaeisches Leben in einer Wohnung habe, sondern das mir etwas anderes vorschwebt. Nicht das ihr mich falsch versteht, ich glaube nicht das ich es mir vorstellen kann einmal weit entfernt von Familie und Freunden zu leben, in einem drueckend heissem Land oder an einem Ort dessen Kultur mir nicht vertraut und gewohnt ist. Aber mein kleines Paradies von einem eigenen Grundstueck im Wald mit Hund und Esel draengt sich mir im Geiste immer mehr auf. Ueberhaupt wird mir hier bewusst, wie schoen und natuerlich es doch ist mit Tieren zusammen zu leben. Auch wenn ich immer Tiere hatte, ich glaube ich moechte auch einmal das Gegager von Huehnern und das friedliche Muhen von Kuehen um mich haben. Mit einem grossen Garten und viel Arbeit und einem riessigen Hund der viel frisst und sabbert. Das ist mein Traum !
Die meisten Europaer bzw Westler die man hier sieht (und das sind nicht viele, es ist wirklich unglaublich ruhig hier) sind im mittleren bis hoehren Alter. Ich schaetze so zwischen 40-60 Jahren (an alle die das hier lesen und sich in diesem Alter befindet, ihr seit natuerlich top und keineswegs alt !) und durchwegs alternativ gekennzeichnet. Lange Haare, halb nackt, Amulette und bunte Stoffe, Hippies eben ! Gestern hab ich ein Paerchen am Strand beobachtet, er baertig und duerr, sie leicht dick, lange Haare und nen bunten Wickelrock und dabei ein nacktes, blond gelocktes Krabbelkind. Alle strahlend, frei am Strand, frei in den Wellen. Ach wie schoen und unkompliziert. So eine Familie moechte ich auch einmal haben.
Alles in allem passiert hier nicht viel neues und ich muesste euch mit oeden Geschichten langweilen. Man muss selbst hier sein um nachzufuehlen was ich fuehle.
Ich werde jetzt denke ich erstmal wieder an den Strand gehen und bunte Muscheln sammeln oder mich an den bunten Fischen in den wassergefuellten Steinnieschen erfreuen. Ach ich sag euch, dass ist doch ein gechilltes Leben.
Hasta luego
Jens
1 Kommentar
Toll, und sowas muss ich lesen während ich auf Arbeit sitze. :)
Ja so nen Monat Strandurlaub wär jetzt auch was…
Gruß
Daniel